Maison Ikkoku ist die wohl wunderbarste Liebesgeschichte, die ich in den letzten Jahren lesen durfte. Charmant, leichtherzig und witzig präsentiert sich eines der Frühwerke der wohl bekanntesten Mangaka der Welt: Rumiko Takahashi.
Im Gegensatz zu ihren späteren Mammutprojekten, wie Ranma ½ und vor allem InuYasha, leidet die Geschichte noch nicht an der für Takahashi üblichen Länge und Orientierungslosigkeit. Es besteht einfach ein himmelweiter Unterschied, ob der Leser immer das Gefühl hat, vor einer wohldurchdachten Entwicklung zu sitzen, die auch zu etwas Wesentlichem führt, oder ob man sich einmal mehr im „Warten auf Godot“ üben muss.
„Maison Ikkoku ist eine fröhliche Liebeskomödie mit einem Tick Realität“, lautet der letzte Satz des Covertextes. Und vielleicht ist es ja gerade dieser Tick, der den Manga vom Durchschnitt unterscheidet, ihm das Besondere, teils (für eine Romanze) Absurde verleiht. Dass dann Hindernisse eben nicht nur durch peinlich zusammengeschusterte Zu- und Unfälle entstehen, sondern auch (Werte vermittelnd) durch Fragen nach dem gesellschaftlichen Stand, der finanziellen Absicherung des potenziellen Partners etc. Natürlich ist es keine Gesellschaftskritik, um Himmels willen, aber eine erfrischende Note bringt der Tick an Realität doch mit sich, was sich jetzt nicht nur am oberen Beispiel äußert.
Die größte Stärke sind aber (wie üblich bei ihr) die Charaktere, die Takahashi wieder sehr gelungen sind. Es gibt in der gesamten Zusammenstellung wohl keinen einzigen Charakter, der mir entweder nicht sympathisch wäre oder den ich missen wollte. Ob nun die Bewohner des Ikkokus (das Mietshaus, in dem sich der Großteil der Geschichte abspielt), die die Handlung und der Beziehungswirrwarr immer auf Trab halten oder die eigentlichen Hauptdarsteller. Für viele Leser dürften die Charaktere zwar (vermutlich) heutzutage nichts Besonderes sein, man sollte dabei aber nicht vergessen, dass die Geschichte schon 1980 entstand, zu einer Zeit also, als das Genre, zumindest in dieser Form, praktisch nicht existierte; die Charaktere stehen sogar noch heute Pate für viele andere aus der Gattung. Selbst Akamatsu hat in seinem Bestseller Love Hina (scheinbar) die eine oder andere Passage der Handlung und Eigenschaft der Charaktere eins zu eins übernommen. Die Figuren hier sind aber schon deutlich erwachsener. Für eine typische Shounen-Romcom eigentlich zu erwachsen, nicht abgedreht genug, eben den entscheidenden Tick realistischer, was aber nicht immer für gute Laune sorgt. Wenn bspw. die Herzensdame der männlichen Identifikationsfigur (zu) passiv ist und sich in die typische Frauenrolle drängen lässt, dabei aber nicht zwingend devot wirkt, sondern vielmehr als eine paradoxe Mischung aus naiv und berechnend. Auch der Mann kommt nicht immer gut weg, entwickelt sich aber im Verlauf der Geschichte immer mehr vom unentschlossenen, unsicheren und unzuverlässigen Studenten zu einem – sagen wir einmal – Mann. Fairerweise sei angemerkt, dass Gleiches auch für seine Auserwählte gilt.
Maison Ikkoku ist wahrlich nicht nur eine Bereicherung für das Genre, sondern auch für so gut wie jeden Mangafan. Insbesondere das Finale (die letzten zweieinhalb deutschen Bände) ist überragend und lohnt auch so manche Länge oder Patzer im Mittelteil.
Anmerkungen:
Die technischen Aspekte spare ich mir jetzt. Das Design hat sich bei Takahashi in den letzten 30 Jahren eh nicht geändert, genauso wie ihre manchmal sehr detaillierten, manchmal aber auch schludrigen Zeichnungen. Die deutsche Veröffentlichung umfasst zehn Bände, wovon jedes ca. 350 Seiten stark ist. Die Übersetzung ist soweit ich beurteilen kann korrekt. Grammatikalische oder orthografische Patzer sind mir auch keine aufgefallen, zumindest keine die den Lesefluss beeinflussen. Dieser ist ohnehin sehr hoch, vermutlich auch, weil das Episodische sehr schwach ausgeprägt ist, falls man davon, in dem Ausmaß, bei einer Romcom überhaupt sprechen kann.
Im Gegensatz zu ihren späteren Mammutprojekten, wie Ranma ½ und vor allem InuYasha, leidet die Geschichte noch nicht an der für Takahashi üblichen Länge und Orientierungslosigkeit. Es besteht einfach ein himmelweiter Unterschied, ob der Leser immer das Gefühl hat, vor einer wohldurchdachten Entwicklung zu sitzen, die auch zu etwas Wesentlichem führt, oder ob man sich einmal mehr im „Warten auf Godot“ üben muss.
„Maison Ikkoku ist eine fröhliche Liebeskomödie mit einem Tick Realität“, lautet der letzte Satz des Covertextes. Und vielleicht ist es ja gerade dieser Tick, der den Manga vom Durchschnitt unterscheidet, ihm das Besondere, teils (für eine Romanze) Absurde verleiht. Dass dann Hindernisse eben nicht nur durch peinlich zusammengeschusterte Zu- und Unfälle entstehen, sondern auch (Werte vermittelnd) durch Fragen nach dem gesellschaftlichen Stand, der finanziellen Absicherung des potenziellen Partners etc. Natürlich ist es keine Gesellschaftskritik, um Himmels willen, aber eine erfrischende Note bringt der Tick an Realität doch mit sich, was sich jetzt nicht nur am oberen Beispiel äußert.
Die größte Stärke sind aber (wie üblich bei ihr) die Charaktere, die Takahashi wieder sehr gelungen sind. Es gibt in der gesamten Zusammenstellung wohl keinen einzigen Charakter, der mir entweder nicht sympathisch wäre oder den ich missen wollte. Ob nun die Bewohner des Ikkokus (das Mietshaus, in dem sich der Großteil der Geschichte abspielt), die die Handlung und der Beziehungswirrwarr immer auf Trab halten oder die eigentlichen Hauptdarsteller. Für viele Leser dürften die Charaktere zwar (vermutlich) heutzutage nichts Besonderes sein, man sollte dabei aber nicht vergessen, dass die Geschichte schon 1980 entstand, zu einer Zeit also, als das Genre, zumindest in dieser Form, praktisch nicht existierte; die Charaktere stehen sogar noch heute Pate für viele andere aus der Gattung. Selbst Akamatsu hat in seinem Bestseller Love Hina (scheinbar) die eine oder andere Passage der Handlung und Eigenschaft der Charaktere eins zu eins übernommen. Die Figuren hier sind aber schon deutlich erwachsener. Für eine typische Shounen-Romcom eigentlich zu erwachsen, nicht abgedreht genug, eben den entscheidenden Tick realistischer, was aber nicht immer für gute Laune sorgt. Wenn bspw. die Herzensdame der männlichen Identifikationsfigur (zu) passiv ist und sich in die typische Frauenrolle drängen lässt, dabei aber nicht zwingend devot wirkt, sondern vielmehr als eine paradoxe Mischung aus naiv und berechnend. Auch der Mann kommt nicht immer gut weg, entwickelt sich aber im Verlauf der Geschichte immer mehr vom unentschlossenen, unsicheren und unzuverlässigen Studenten zu einem – sagen wir einmal – Mann. Fairerweise sei angemerkt, dass Gleiches auch für seine Auserwählte gilt.
Maison Ikkoku ist wahrlich nicht nur eine Bereicherung für das Genre, sondern auch für so gut wie jeden Mangafan. Insbesondere das Finale (die letzten zweieinhalb deutschen Bände) ist überragend und lohnt auch so manche Länge oder Patzer im Mittelteil.
Anmerkungen:
Die technischen Aspekte spare ich mir jetzt. Das Design hat sich bei Takahashi in den letzten 30 Jahren eh nicht geändert, genauso wie ihre manchmal sehr detaillierten, manchmal aber auch schludrigen Zeichnungen. Die deutsche Veröffentlichung umfasst zehn Bände, wovon jedes ca. 350 Seiten stark ist. Die Übersetzung ist soweit ich beurteilen kann korrekt. Grammatikalische oder orthografische Patzer sind mir auch keine aufgefallen, zumindest keine die den Lesefluss beeinflussen. Dieser ist ohnehin sehr hoch, vermutlich auch, weil das Episodische sehr schwach ausgeprägt ist, falls man davon, in dem Ausmaß, bei einer Romcom überhaupt sprechen kann.
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