Are You Lost? (2017)

Drei Mädchen im Alter von ungefähr 16 Jahren treiben mitten im Meer auf einem Wrackteil. Offenbar ist ihr Flugzeug, mit dem sie gerade unterwegs auf einem Schulausflug in den warmen Süden waren, abgestürzt. Da entdecken sie eine weitere Überlebende, die sich irgendwie retten konnte, und nehmen sie mit auf ihr improvisiertes Floß. So, und was nun? Vermutlich kommt daher der Titel des Manga, denn ab jetzt müssen die vier Mädchen ums Überleben kämpfen.
Glücklicherweise ist das vierte, soeben gerettete Mädchen namens Onishima Homare (鬼島 - ein passender Name) eine ganz besondere Person: bereits in früher Kindheit ist ihre Mutter gestorben, und ihr Vater hat es sich zum Lebensziel gemacht, seine Tochter so fit und stark wie möglich zu machen, damit sie in jeder Situation überlebt. Daher hat sie über viele Jahre eine unglaublich intensive Survival-Ausbildung bekommen und an zahlreichen Plätzen von Sibirien bis Patagonien das Überleben in unterschiedlichsten Umgebungen trainiert.
Als die Mädchen am nächsten Tag an eine einsame Insel getrieben werden, weiß sie also genau, was die Prioritäten sind: Wasser, Schutz, Nahrung. Leider sind die anderen drei Mädchen nicht so recht auf das Überleben in der Wildnis eingestellt: Suzumori Asuka ist zwar sportlich und ehrgeizig und kann es gar nicht leiden, dass Homare sie ständig belehrt, aber in der echten Wildnis stößt sie an ihre Grenzen; Kujou Shion dagegen ist offenbar eine „höhere Tochter“, deren Priorität eher darin liegt, eine Dusche zu bauen, damit sie bei der hoffentlich bald kommenden Rettung nicht nach Schweiß riecht; und Amatani Mutsu ist eine schüchterne Einserschülerin, die zwar in der Theorie alles kennt, aber in der Realität nichts davon umsetzen kann.
Dieses Szenario gibt Stoff für eine Vielzahl von interessanten, lustigen, lehrreichen und unterhaltsamen Episoden. Sicher ist es Absicht, dass die Leser:innen nebenher eine ganze Menge an Infos über das Überleben in der Wildnis bekommen. Aber der Manga ist vor allem eine gute Unterhaltung in einer (zumindest für mich) nicht schon zigmal erzählten Storyline. Die Charaktere sind gut definiert (wenn ich auch zumindest bei einigen ein bisschen mehr Verzweiflung angesichts der Situation vermisse). Der Zeichenstil gefällt mir auch sehr gut. Daher bin ich nach der Lektüre von Band 1 schon sehr gespannt, wie sich die vier in den kommenden Bänden weiter entwickeln, und wann (oder ob?) sie gerettet werden.
Und wie immer noch ein Hinweis an nicht-professionelle Japanisch-Lernende: es gibt natürlich einige Fachbegriffe, die man im Alltag eher selten braucht („Absturz“, „Survival“, „Bohren mit einer Ahle“ - ja, dafür gibt es tatsächlich ein Wort :-) ), und Furigana sind sehr spärlich, aber die Handlung kann man mit N4-Niveau gut verstehen.