“Boku no Chikyuu wo mamotte“
„Please save my earth“ aus der Feder von Saki Hiwatari gehört zu den außergewöhnlichsten Shoujo-Manga. Dies bestätigt nicht nur die Tatsache, dass er einer der Meistverkauftesten ist, sondern auch der Realitätsverlust, den viele Leser damals bei der Lektüre des, von 1987 bis 1994 veröffentlichtem, Manga erlitten haben. Junge Leserinnen waren derart fasziniert von diesem Manga, dass der Verlag Hakusensha auf Grund der, teilweise sehr ominösen, Briefe an die Autorin, in denen Leser behaupteten sie seien selbst Wiedergeburten der Charaktere, es für notwendig erachtete mehrfach darauf hinzuweisen, es handle sich bei diesem Werk lediglich um Fiktion.
Massenhysterie oder doch die überragenden Fähigkeiten der Mangaka: was war nun für den „Erfolg“ dieses Werkes ausschlaggebend.
Zuerst einmal ein kurzer Einblick in die Story:
Alice Sakaguchi lebt mit ihrer Familie in Tokyo und leidet an den Abgasen und der Verschmutzung der Großstadt, da sie bisher nur an das ländliche Leben gewohnt war und eine tiefe Beziehung zur Natur pflegt. Auch in der Schule findet das Mädchen, welches eine unergründliche Sehnsucht nach dem Mond hat, keinerlei Anschluss, bis sie zufällig einem Gespräch der beiden Schüler Jinpaichi und Issei lauscht und von dubiosen Mondträumen erfährt, die ihr Interesse wecken. Diese Träume handeln von sieben außerirdischen Wissenschaftlern, die weit entfernt von ihrer Heimat auf einer Mondbasis die Erde beobachten. Bald beginnt auch Alice diese Träume zu durchleben und es stellt sich heraus, dass sie die Wiedergeburt der von den Wissenschaftlern begehrte und übernatürlich begabte Mokuren ist. Ihr 8-Jähriger Nachbar Rin entpuppt sich als Wiedergeburt des mysteriösen Shion, der bereits Pläne schmiedet die Mondbasis zu sprengen, um die Überbleibsel der Vergangenheit zu begraben, wobei seine wahren Absichten für eine lange Zeit in Dunkelheit gehüllt sind. Für alle sieben Wiedergeborenen beginnt eine Zeit voller Konflikte, geleitet von der Zerrissenheit zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Bereits die ersten Seiten offenbaren dem Leser, dass es sich bei „Please save my earth“(kurz PSME) nicht um einen durchschnittlichen Shoujo-Manga handelt, schließlich gehören Dinosaurier nicht gerade zu den häufig verwendeten Motiven in dem von Kitsch und Glitzer geprägten Genre des romantischen Mangas. Das ständige Wachstum der Dinosaurier, dass zu deren Aussterben geführt haben soll, wie es Hajime Sakaguchi, Alices Bruder, beim Betrachten des Tokyo Towers vermutet, dient hierbei als Allegorie, um das stetige Wachstum der menschlichen und Macht und Technologie als Ursache des Untergangs der Menschheit darzustellen. Und dieses Schicksal war nicht nur den Dinosauriern vorbehalten. Auch die sieben Wissenschaftler, die aus Forschungszwecken auf dem Mond leben, mussten in Kenntnis bringen, dass ihr Heimatplanet nach einem interagalaktischen Krieg ausgelöscht wurde. Dem japanophilen Mangaleser dürften ebenso die Parallelen zum Sakuya-Hime Mythos aufgefallen sein.
Derart metaphorisch und deutungsreich gibt sich selten ein Anfangskapitel, jedoch liegt die wahre Stärke des Mangas in der Art und Weise wie die Geschichte erzählt wird. Saki Hiwatari beweist nämlich bravourös, wie eine solchermaßen komplexe Geschichte nahtlos und flüssig ineinander greift, ohne den Leser je zu langweilen. Eine meisterhafte Umsetzung dergestalt, dass sich weder Fehler noch schwerwiegende Mängel bezüglich der Handlung feststellen lassen, ist man ansonsten nur von Großmeistern, wie Naoki Urasawa gewohnt. Obwohl zu sagen ist, dass dieser Vergleich ein wenig hinkt, da Urasawa seine Geschichten in Teilausschnitten aus dem Leben vieler verschiedener Menschen erzählt und es dabei dem Leser überlässt den roten Faden zu finden und das Puzzle zusammenzusetzen. Im Gegensatz dazu beschränkt sich im wesentlichen Hiwatari auf das Grundkonzept ihrer Handlung
Und das ist es, was PSME von so vielen anderen Manga unterscheidet, um nicht zu sagen von ihnen abhebt.
Es scheint der typische Verlauf einer Mangapublikation zu sein: Zuerst wird ein mehr oder weniger überzeugendes Grundgerüst für eine Handlung präsentiert, welches dann höchstens für die nächsten 5 Bände ausreicht und prompt tauchen neue Charaktere auf, optimalerweise mit bewegender Vergangenheit, die dann wiederum Handlungsstoff für den nächsten Band bereithält, um darüber hinwegzutäuschen, dass der Mangaka selbst keinerlei Vorstellung von dem weiteren Verlauf der Handlung hat.
Bemerkenswerterweise gelingt es Saki Hiwatari, die behauptete PSME nicht von Anfang an vollständig durchdacht zu haben, innerhalb dieser 21 Bände kein einziges Mal in diese Misere zu verfallen. Die Handlung vertieft sich immer weiter in sich selbst und der Leser wird in einem Verwirrspiel gefesselt, dessen Ausführung meisterhaft gelungen ist. So wird man bis zu deren Erwachen im Zweifel gelassen, ob Alice nun wirklich Mokuren ist.
Die Beziehungen der einzelnen Charaktere zueinander, den Einfluss den das voriges Leben auf deren Gegenwart ausübt und der Wunsch ein normales Leben zu führen, ohne von der Schuld vergangener Entscheidungen gequält zu werden, all dies wird miteinander verwoben und immer wieder neu verknüpft, sodass PSME ein Gesamtkunstwerk darstellt, welches den Leser schlussendlich mehr als zufrieden und ohne ungeklärte Fragen zurücklässt.
Wer sich auch nur einen kurzen Augenblick der Zeichenqualität des Mangas widmet wird feststellen können, dass Hiwatari enorme Fortschritte während den 7 Jahren der Publikation gemacht hat. Anfangs wirkt ihr Stil noch amateurhaft, wobei er gegen Ende wunderschön anzuschauen ist.
Jedoch kann nicht genug betont werden wie fabelhaft Hiwatari es von Anfang an vermag, Szenen wie Rins und Haruhikos zweites Aufeinandertreffe oder die vorhin bereits erwähnte Wiedergeburt Mokurens und auch das makellose Ende gleichermaßen atmosphärisch und atemberaubend schön darzustellen. Die Intensität, die solchen Szenen eingehaucht wurde lässt einen manchmal sogar zweifeln, weshalb sich zeitgenössische Mangaka, die Zeichnungen dieser Ausdrucksstärke nur noch selten zu Stande bringen, überhaupt visueller Stilmittel zu bedienen versuchen.
Da es an adjektiven für weitere Lobeshymnen mangelt, kommen wir nun zu den negativen Aspekten. Natürlich handelt es sich bei PSME um einen Shoujo-Manga, dessen Schwerpunkt die Beziehung zwischen Mokuren und Shion bzw. Alice und Rin ist, jedoch weiß der ebenso bedeutende Science-Fiction-Anteil nicht immer zu überezeugen. Besonders die Tatsache, dass die Außerirdischen alle daumengroß sind wirkt allzu merkwürdig und dient letztendlich einzig zur Begründung der Unauffindbarkeit der Mondbasis. Auch die Heimatplaneten der Mondwissenschaftler zeugen nicht von Kreativität und sind lediglich von der menschlichen Gesellschaft und Zivilisation abgekupfert, mit Ausnahme des Paradieses, welches für lange Zeit Mokurens Heimat war.
Fazit:
PSME überzeugt mit einer zeitlosen Thematik, der Verantwortung der Menschen die Erde zu beschützen und dem Streben nach Selbstfindung. Zudem ist die Erzählweise der Autorin Hiwatari und deren Fähigkeit atemberaubende Atmosphäre zu erzeugen, wie es kaum einem anderen Mangaka gelingt, Grund genug diesen Shoujo-Klassiker zu lesen.
Diese Empfehlung gilt allen die Manga lieben, unabhängig von Geschlecht und Alter.
„Please save my earth“ aus der Feder von Saki Hiwatari gehört zu den außergewöhnlichsten Shoujo-Manga. Dies bestätigt nicht nur die Tatsache, dass er einer der Meistverkauftesten ist, sondern auch der Realitätsverlust, den viele Leser damals bei der Lektüre des, von 1987 bis 1994 veröffentlichtem, Manga erlitten haben. Junge Leserinnen waren derart fasziniert von diesem Manga, dass der Verlag Hakusensha auf Grund der, teilweise sehr ominösen, Briefe an die Autorin, in denen Leser behaupteten sie seien selbst Wiedergeburten der Charaktere, es für notwendig erachtete mehrfach darauf hinzuweisen, es handle sich bei diesem Werk lediglich um Fiktion.
Massenhysterie oder doch die überragenden Fähigkeiten der Mangaka: was war nun für den „Erfolg“ dieses Werkes ausschlaggebend.
Zuerst einmal ein kurzer Einblick in die Story:
Alice Sakaguchi lebt mit ihrer Familie in Tokyo und leidet an den Abgasen und der Verschmutzung der Großstadt, da sie bisher nur an das ländliche Leben gewohnt war und eine tiefe Beziehung zur Natur pflegt. Auch in der Schule findet das Mädchen, welches eine unergründliche Sehnsucht nach dem Mond hat, keinerlei Anschluss, bis sie zufällig einem Gespräch der beiden Schüler Jinpaichi und Issei lauscht und von dubiosen Mondträumen erfährt, die ihr Interesse wecken. Diese Träume handeln von sieben außerirdischen Wissenschaftlern, die weit entfernt von ihrer Heimat auf einer Mondbasis die Erde beobachten. Bald beginnt auch Alice diese Träume zu durchleben und es stellt sich heraus, dass sie die Wiedergeburt der von den Wissenschaftlern begehrte und übernatürlich begabte Mokuren ist. Ihr 8-Jähriger Nachbar Rin entpuppt sich als Wiedergeburt des mysteriösen Shion, der bereits Pläne schmiedet die Mondbasis zu sprengen, um die Überbleibsel der Vergangenheit zu begraben, wobei seine wahren Absichten für eine lange Zeit in Dunkelheit gehüllt sind. Für alle sieben Wiedergeborenen beginnt eine Zeit voller Konflikte, geleitet von der Zerrissenheit zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
Bereits die ersten Seiten offenbaren dem Leser, dass es sich bei „Please save my earth“(kurz PSME) nicht um einen durchschnittlichen Shoujo-Manga handelt, schließlich gehören Dinosaurier nicht gerade zu den häufig verwendeten Motiven in dem von Kitsch und Glitzer geprägten Genre des romantischen Mangas. Das ständige Wachstum der Dinosaurier, dass zu deren Aussterben geführt haben soll, wie es Hajime Sakaguchi, Alices Bruder, beim Betrachten des Tokyo Towers vermutet, dient hierbei als Allegorie, um das stetige Wachstum der menschlichen und Macht und Technologie als Ursache des Untergangs der Menschheit darzustellen. Und dieses Schicksal war nicht nur den Dinosauriern vorbehalten. Auch die sieben Wissenschaftler, die aus Forschungszwecken auf dem Mond leben, mussten in Kenntnis bringen, dass ihr Heimatplanet nach einem interagalaktischen Krieg ausgelöscht wurde. Dem japanophilen Mangaleser dürften ebenso die Parallelen zum Sakuya-Hime Mythos aufgefallen sein.
Derart metaphorisch und deutungsreich gibt sich selten ein Anfangskapitel, jedoch liegt die wahre Stärke des Mangas in der Art und Weise wie die Geschichte erzählt wird. Saki Hiwatari beweist nämlich bravourös, wie eine solchermaßen komplexe Geschichte nahtlos und flüssig ineinander greift, ohne den Leser je zu langweilen. Eine meisterhafte Umsetzung dergestalt, dass sich weder Fehler noch schwerwiegende Mängel bezüglich der Handlung feststellen lassen, ist man ansonsten nur von Großmeistern, wie Naoki Urasawa gewohnt. Obwohl zu sagen ist, dass dieser Vergleich ein wenig hinkt, da Urasawa seine Geschichten in Teilausschnitten aus dem Leben vieler verschiedener Menschen erzählt und es dabei dem Leser überlässt den roten Faden zu finden und das Puzzle zusammenzusetzen. Im Gegensatz dazu beschränkt sich im wesentlichen Hiwatari auf das Grundkonzept ihrer Handlung
Und das ist es, was PSME von so vielen anderen Manga unterscheidet, um nicht zu sagen von ihnen abhebt.
Es scheint der typische Verlauf einer Mangapublikation zu sein: Zuerst wird ein mehr oder weniger überzeugendes Grundgerüst für eine Handlung präsentiert, welches dann höchstens für die nächsten 5 Bände ausreicht und prompt tauchen neue Charaktere auf, optimalerweise mit bewegender Vergangenheit, die dann wiederum Handlungsstoff für den nächsten Band bereithält, um darüber hinwegzutäuschen, dass der Mangaka selbst keinerlei Vorstellung von dem weiteren Verlauf der Handlung hat.
Bemerkenswerterweise gelingt es Saki Hiwatari, die behauptete PSME nicht von Anfang an vollständig durchdacht zu haben, innerhalb dieser 21 Bände kein einziges Mal in diese Misere zu verfallen. Die Handlung vertieft sich immer weiter in sich selbst und der Leser wird in einem Verwirrspiel gefesselt, dessen Ausführung meisterhaft gelungen ist. So wird man bis zu deren Erwachen im Zweifel gelassen, ob Alice nun wirklich Mokuren ist.
Die Beziehungen der einzelnen Charaktere zueinander, den Einfluss den das voriges Leben auf deren Gegenwart ausübt und der Wunsch ein normales Leben zu führen, ohne von der Schuld vergangener Entscheidungen gequält zu werden, all dies wird miteinander verwoben und immer wieder neu verknüpft, sodass PSME ein Gesamtkunstwerk darstellt, welches den Leser schlussendlich mehr als zufrieden und ohne ungeklärte Fragen zurücklässt.
Wer sich auch nur einen kurzen Augenblick der Zeichenqualität des Mangas widmet wird feststellen können, dass Hiwatari enorme Fortschritte während den 7 Jahren der Publikation gemacht hat. Anfangs wirkt ihr Stil noch amateurhaft, wobei er gegen Ende wunderschön anzuschauen ist.
Jedoch kann nicht genug betont werden wie fabelhaft Hiwatari es von Anfang an vermag, Szenen wie Rins und Haruhikos zweites Aufeinandertreffe oder die vorhin bereits erwähnte Wiedergeburt Mokurens und auch das makellose Ende gleichermaßen atmosphärisch und atemberaubend schön darzustellen. Die Intensität, die solchen Szenen eingehaucht wurde lässt einen manchmal sogar zweifeln, weshalb sich zeitgenössische Mangaka, die Zeichnungen dieser Ausdrucksstärke nur noch selten zu Stande bringen, überhaupt visueller Stilmittel zu bedienen versuchen.
Da es an adjektiven für weitere Lobeshymnen mangelt, kommen wir nun zu den negativen Aspekten. Natürlich handelt es sich bei PSME um einen Shoujo-Manga, dessen Schwerpunkt die Beziehung zwischen Mokuren und Shion bzw. Alice und Rin ist, jedoch weiß der ebenso bedeutende Science-Fiction-Anteil nicht immer zu überezeugen. Besonders die Tatsache, dass die Außerirdischen alle daumengroß sind wirkt allzu merkwürdig und dient letztendlich einzig zur Begründung der Unauffindbarkeit der Mondbasis. Auch die Heimatplaneten der Mondwissenschaftler zeugen nicht von Kreativität und sind lediglich von der menschlichen Gesellschaft und Zivilisation abgekupfert, mit Ausnahme des Paradieses, welches für lange Zeit Mokurens Heimat war.
Fazit:
PSME überzeugt mit einer zeitlosen Thematik, der Verantwortung der Menschen die Erde zu beschützen und dem Streben nach Selbstfindung. Zudem ist die Erzählweise der Autorin Hiwatari und deren Fähigkeit atemberaubende Atmosphäre zu erzeugen, wie es kaum einem anderen Mangaka gelingt, Grund genug diesen Shoujo-Klassiker zu lesen.
Diese Empfehlung gilt allen die Manga lieben, unabhängig von Geschlecht und Alter.