Wow… Einfach unglaublich. Als jemand, der so gar nicht auf Manga der älteren Sorte steht, bin ich einfach hin und weg. Was für eine herausragende Leistung doch Adachi in seinem ersten erfolgreichen Manga zeigt. Wir schreiben das Jahr 1981, Polen ruft den Kriegszustand aus, die Katastrophe um das Space Shuttle Columbia nimmt sieben Menschen das Leben und Ratzinger ist noch Erzbischof von München. Lang ist’s her.
Im selben Jahr erscheint der Baseball-Manga „Touch“ von Adachi Mitsuru. Niemand erahnte, dass dies einer der erfolgreichsten Sport-Manga, und dann später Anime, seiner Zeit werden wird.
Wer Adachis Werke kennt, kann sich in etwa vorstellen wie die Story aufgebaut ist. Zwei Geschwister: Katsuya, der sportliche Pitcher und die Hoffnung einer gesamten Schule, und Tatsuya, der Nichtsnutz, der aber eine enormes Potential besitzt. Dazu gesellt sich Minami, die wunderschöne, athletische, freundliche und fürsorgliche Sandkastenfreundin der beiden Brüder. Füge man einen Sport (zumeist Baseball) und das Ziel Kōshien hinzu und schon hat man einen typischen Adachi Manga.
Doch! Das hier ist der allererste typische Adachi Manga!
Und daher kann man nicht einfach sagen: Kenn‘ ich, weiß ich, habe ich schon mal gesehen. Im Gegenteil, nun muss ich rückwirkend alle späteren Werke Adachis ansehen und merke, da verlässt sich jemand zu sehr auf den Erfolg von „Touch“.
Das Problem für viele Leser, die diesen Manga anfangen nachdem sie „Cross Game“ gelesen haben, wird die große Ähnlichkeit beider Manga sein. Setting, Story, Charaktere, so ziemlich alles folgt der einen Schablone. Und doch; „Touch“ ist irgendwie anders.
Ja, die nebensächliche Funktion des Baseballs bleibt erhalten. Dies ist kein purer Baseball-Manga. Es ist ein Alltagsdrama, welches, wie viele andere Werke Adachis, durch den Wettkampf im Sport angeheizt werden soll und die Entwicklung der darin enthaltenen Charaktere beschleunigen kann.
Warum ist „Touch“, insbesondere für seine Zeit, so unglaublich verblüffend?
Zum einen hat man das Pacing. Viele Werke von damals hatten damit ein gigantisches Problem. Manchmal dauerte es zu lange, bis etwas passierte, manchmal wurden essentielle Dinge übersprungen. Geschieht sehr selten hier.
Zum zweiten gibt es äußert wenig stereotypisches. Und aus meiner Erfahrung ist das für einen Manga, der eigentlich die Stereotype für die späteren Jahre bereitstellen soll, sehr selten. Eigentlich würde man erwarten, dass man hier schon Ansätze oder Ausarbeitungen der Schablonen sieht, die dann Jahre darauf jeder Mangaka im Genre „Sport-Alltagsdrama“ verwenden würde; Pustekuchen. Weder zeigt der Manga überschwängliche Leidenschaften der Sportler, noch eine zu romantisiert-naive Vorstellung von Liebe.
Zum anderen schafft es der Manga immer im richtigen Moment zu zünden. Das bedeutet, kaum, dass ich auch nur anfing zu denken "Aha, jetzt wird’s zur Routine", setzt sofort etwas Neues ein. Neue geschichtliche Entwicklungen, neue Charaktere tauchen auf, plötzlich wandelt sich der Fan in einen Rivalen oder Tatsuya hat auf einmal die Chance zu zeigen, was er eigentlich kann. Es ist wirklich verrückt, wie fabelhaft Adachi sein eigenes Werk spüren muss, da es ihm im richtigen Moment gelingt den Alltag doch irgendwie spannend darzustellen; und zwar genau in dem Moment, als ich mich gerade an alles gewöhnt hatte.
Außerdem ist es geradezu gespenstisch wie zeitlos Adachis Erzählweise erscheint. Würde ich nicht wissen, wann dieser Manga geschrieben wurde, hätte ich kein Problem damit ihn in die heutige Zeit zu platzieren.
Was ebenso erstaunt sind die Zeichnungen. Zwar sind die komödienhaften Stile der 1970er und 80er immer noch im Manga enthalten, was auch oft zu einer simplifizierten Darstellung der Figuren und Hintergründe führt, aber der Kontrast des ernsten Zeichenstils dazu ist dafür umso prägnanter. Ich wage zu behaupten, dass es nicht viele Mangaka heutzutage gibt, die so stark zwischen Komödie und Drama in Erzählstil, wie auch in Illustration springen können.
Meisterwerk. Betrachte ich den historischen Faktor, also die Tatsache, dass "Touch" 1981 angefangen wurde, die Charaktere und ihre Entwicklung, die selbst "Cross Game" alt aussehen lassen (pun intended), die Zeichnung, die für die damalige Zeit einfach fantastisch sind und die Weise wie Adachi seine Geschichte erzählt, ohne sich wirklich auf Klischees zu verlassen, dann gibt es kein Wenn und Aber: dieser Manga ist für mich ein Meisterwerk. Und ich muss sagen, „Touch“ hat es geschafft mich für ältere Manga zu interessieren und das ist beinahe eine noch größere Leistung, als das in diesem Werk gezeigte Niveau zu erreichen und zu halten!
Wie ich so gerne sage: Chapeau, Monsieur Adachi et merci beaucoup!
Im selben Jahr erscheint der Baseball-Manga „Touch“ von Adachi Mitsuru. Niemand erahnte, dass dies einer der erfolgreichsten Sport-Manga, und dann später Anime, seiner Zeit werden wird.
Wer Adachis Werke kennt, kann sich in etwa vorstellen wie die Story aufgebaut ist. Zwei Geschwister: Katsuya, der sportliche Pitcher und die Hoffnung einer gesamten Schule, und Tatsuya, der Nichtsnutz, der aber eine enormes Potential besitzt. Dazu gesellt sich Minami, die wunderschöne, athletische, freundliche und fürsorgliche Sandkastenfreundin der beiden Brüder. Füge man einen Sport (zumeist Baseball) und das Ziel Kōshien hinzu und schon hat man einen typischen Adachi Manga.
Doch! Das hier ist der allererste typische Adachi Manga!
Und daher kann man nicht einfach sagen: Kenn‘ ich, weiß ich, habe ich schon mal gesehen. Im Gegenteil, nun muss ich rückwirkend alle späteren Werke Adachis ansehen und merke, da verlässt sich jemand zu sehr auf den Erfolg von „Touch“.
Das Problem für viele Leser, die diesen Manga anfangen nachdem sie „Cross Game“ gelesen haben, wird die große Ähnlichkeit beider Manga sein. Setting, Story, Charaktere, so ziemlich alles folgt der einen Schablone. Und doch; „Touch“ ist irgendwie anders.
Ja, die nebensächliche Funktion des Baseballs bleibt erhalten. Dies ist kein purer Baseball-Manga. Es ist ein Alltagsdrama, welches, wie viele andere Werke Adachis, durch den Wettkampf im Sport angeheizt werden soll und die Entwicklung der darin enthaltenen Charaktere beschleunigen kann.
Warum ist „Touch“, insbesondere für seine Zeit, so unglaublich verblüffend?
Zum einen hat man das Pacing. Viele Werke von damals hatten damit ein gigantisches Problem. Manchmal dauerte es zu lange, bis etwas passierte, manchmal wurden essentielle Dinge übersprungen. Geschieht sehr selten hier.
Zum zweiten gibt es äußert wenig stereotypisches. Und aus meiner Erfahrung ist das für einen Manga, der eigentlich die Stereotype für die späteren Jahre bereitstellen soll, sehr selten. Eigentlich würde man erwarten, dass man hier schon Ansätze oder Ausarbeitungen der Schablonen sieht, die dann Jahre darauf jeder Mangaka im Genre „Sport-Alltagsdrama“ verwenden würde; Pustekuchen. Weder zeigt der Manga überschwängliche Leidenschaften der Sportler, noch eine zu romantisiert-naive Vorstellung von Liebe.
Zum anderen schafft es der Manga immer im richtigen Moment zu zünden. Das bedeutet, kaum, dass ich auch nur anfing zu denken "Aha, jetzt wird’s zur Routine", setzt sofort etwas Neues ein. Neue geschichtliche Entwicklungen, neue Charaktere tauchen auf, plötzlich wandelt sich der Fan in einen Rivalen oder Tatsuya hat auf einmal die Chance zu zeigen, was er eigentlich kann. Es ist wirklich verrückt, wie fabelhaft Adachi sein eigenes Werk spüren muss, da es ihm im richtigen Moment gelingt den Alltag doch irgendwie spannend darzustellen; und zwar genau in dem Moment, als ich mich gerade an alles gewöhnt hatte.
Außerdem ist es geradezu gespenstisch wie zeitlos Adachis Erzählweise erscheint. Würde ich nicht wissen, wann dieser Manga geschrieben wurde, hätte ich kein Problem damit ihn in die heutige Zeit zu platzieren.
Was ebenso erstaunt sind die Zeichnungen. Zwar sind die komödienhaften Stile der 1970er und 80er immer noch im Manga enthalten, was auch oft zu einer simplifizierten Darstellung der Figuren und Hintergründe führt, aber der Kontrast des ernsten Zeichenstils dazu ist dafür umso prägnanter. Ich wage zu behaupten, dass es nicht viele Mangaka heutzutage gibt, die so stark zwischen Komödie und Drama in Erzählstil, wie auch in Illustration springen können.
Meisterwerk. Betrachte ich den historischen Faktor, also die Tatsache, dass "Touch" 1981 angefangen wurde, die Charaktere und ihre Entwicklung, die selbst "Cross Game" alt aussehen lassen (pun intended), die Zeichnung, die für die damalige Zeit einfach fantastisch sind und die Weise wie Adachi seine Geschichte erzählt, ohne sich wirklich auf Klischees zu verlassen, dann gibt es kein Wenn und Aber: dieser Manga ist für mich ein Meisterwerk. Und ich muss sagen, „Touch“ hat es geschafft mich für ältere Manga zu interessieren und das ist beinahe eine noch größere Leistung, als das in diesem Werk gezeigte Niveau zu erreichen und zu halten!
Wie ich so gerne sage: Chapeau, Monsieur Adachi et merci beaucoup!
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