Tokyo Ghoul:re (2014)

Tokyo Ghoul :re / 東京喰種トーキョーグール:re

Rezensionen – Tokyo Ghoul:re

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Manga „Tokyo Ghoul:re“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Mnwhllswhr#1
Blutrünstiger Tagtraum

Der erste Teil, Tokyo Ghoul, hatte die Normalität noch zum festen Maßstab: ganz normaler Literaturstudent Kaneki hatte einen ganz normalen besten Freund, verliebte sich ganz normal in eine junge Frau. Wider seinen Willen zum Ghul (Menschenfresser) mutiert, hatte Kaneki zuerst noch ganz normale Bedenken: ist es unvermeidbar, dass Ghouls und CCG (Ghul-Jäger) sich gegenseitig filetieren, wie wilde Tiere? Ist es vertretbar, als Ghul andere Menschen zu fressen, um zu überleben? Wie kann ein Menschenfresser zu einem normalen Leben unter Menschen zurückfinden? Kann er das überhaupt? 

Tokyo Ghoul: re entblößt sich von all diesen Feigenblättern. Sämtliche normalen Charaktere des ersten Teils ließ die abschließende Schlacht tot, bewusstlos, traumatisiert oder zum Ghul degradiert zurück. Kaneki stellt sich längst keine normalen Fragen mehr, ist er doch längst kein normaler junger Mann mehr - und war es, wie sich herausstellt, nie gewesen. Der "Protagonist" ist nunmehr eine Collage aus Persönlichkeiten - und normal ist keine einzige davon. Im ersten Teil noch ein zaghaftes Stimmchen der Normalität, wird Kaneki zur immer wichtigeren Figur im Karussell des gegenseitigen Mordens zwischen Ghuls und CCG.

Tokyo Ghoul implizierte bereits, dass die CCG eine uneinheitliche Organisation ist und von reinen Beschützern der zivilen Bevölkerung vor Ghuls weit entfernt, dass es da noch diese merkwürdigen Clowns gibt. Tokyo Ghoul: re greift diesen Strang auf: als Folge werden die Fronten unschärfer. Der eigentliche Antagonist lässt seine Maske fallen. Fraktionen zerbrechen und werden neu geformt. Hierzu passt Kanekis wechselhafte Psyche. Debütierte Kaneki noch als normaler Protagonist, so wird der Menschenfresser nun eins mit dem Strom der Handlung: dieser verschlingt alle, die ihn aufhalten wollen.

Tokyo Ghoul: re ist ein guter Manga. Er entfesselt die Psychosen, die den Charakteren im ersten Teil in die Wiege gelegt wurden. Und führt viele, fast unnötig viele weitere Psychotiker ein, bei denen man sich allerhöchstens noch merkt, wie sie morden - das Warum bekommt der Leser nur zwischendurch erklärt, wenn es hochkommt. Auch eine Heilsbotschaft gibt es nicht. Der aus einer Palette unheimlicher Triebe zusammengewürfelte Antagonist verkündet zwar, einen obskuren Megafrieden ("Super Peace") anzustreben, zwar strebt auch Kaneki poetische Ziele an, doch ihre Taten entfernen das Tokyo Ghoul-Universum so weit wie nur denkbar vom stabilen Frieden.

Einen kleinen Lichtblick, Anker der Stabilität, Zufluchtsort des Friedens gibt es aber doch. :re ist der Nachfolger des Café Antik aus dem ersten Teil, nun geführt von Touka. Die junge Frau scheint sich mit ihrem Ghul-Dasein arrangiert zu haben, ist wunderschön geworden und serviert normalen Leuten normalen, ja, sogar guten Kaffee. Tokyo Ghoul: re spielt mit der Erwartung des Lesers, Kaneki würde in jene Normalität zurückkehren. Aber :re könnte nicht nur für Rückkehr (return) stehen, sondern ist auch ein maltesisches Wort für "König". Auch der Einäugige König könnte also mit :re gemeint sein - der sagenhafte Revolutionär in der Welt der Ghul, auf den immer wieder Bezug genommen wird.

Tokyo Ghoul: re pendelt zwischen Psychothriller, Splatterfilm und Fighting-Shōnen, zwischen weiß, grau und schwarz, wie das Haar des Protagonisten. Als Faustregel werden, nach einigen eher trägen Bändern (die ersten fünfzig Kapitel halten sich etwas zu sehr an Nebenschauplätzen auf, statt die spannendsten Figuren des ersten Teils zu beleuchten), in jedem Kapitel etwa zwei Charaktere mit etwa fünf monströsen Anti-Ghul-Waffen oder etwa zehn Ghul-Tentakeln aufgespießt. Absichtlich überzeichnete, völlig kafkaeske Mimik vermittelt von jedweder Normalität losgelöste Emotionen. Im späteren Verlauf werden auch Stilmittel, wie in Internet-Slang denkende (LOL) oder lachende (kekekekekekekek) Charaktere nahtlos in den aus jeder Seite quellenden Wahnsinn eingewoben. 

Einziger Wermutstropfen: die Zeichnungen während der zahllosen Kampfszenen könnten viel, viel sauberer und übersichtlicher sein.
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Avatar: Nee san#2
"Wer ist Haise Sasaki?"

Auch wenn dieser Kommentar vielleicht etwas zu spät kommt, wollte ich dennoch einen verfassen. Als großer Fan von Tokyo Ghoul stand schon seit Ende des letzten Jahres fest, dass ich auf jedenfall seine Fortsetzung lesen musste, als es hieß, dass sich Kazé die Rechte an diesen Titel geholt hat. Mittlerweile haben ich alle bisher erscheinende Bände (hier: 6) gelesen und kann mir jetzt schon einmal eine kleine Meinung darüber bilden:

Unbeschreiblich ghoul.

Wir sehen hier den jungen Mann Haise Sasaki, der beim CCG als Ghoulermittler tätig ist. Stets an seiner Seite sind seine "Lehrlinge" die auch Quinx - Menschen, denen man Ghoul-krallen inplatiert hat-  genannt werden. Mit Akira als "Ziehmutter", Arima als "Ziehvater" und seiner Quinx Squad kämpft er gegen die Ghoule. Trotz dessen führen sie alle ein dennoch friedevolles Leben - klar, manchmal gibt es natürlich hießige Kämpfe gegen Ghoule aber ansonsten geht es hier recht friedlich zu - Weihnachtsfeier, Diskobesuch oder einen guten Kaffee nach Arbeitsschluss... ja, sie haben es gut. Haise hat es zunächst gut. In seiner Traumwelt.

Wer das ist?
- Keine Ahnung. Irgendein junger Mann, der im CCG tätig ist.

Was hat er früher so gemacht?
- Hm.. das weiß er selber nicht.

Wie er weiß es nicht? Wo sind seine Eltern oder Bekannten?
-Sie sind nicht da... oder er hat keine.. er weiß es nicht..

Was soll das? Was ist mit ihm? Er weiß nichts über seine Vergangenheit, Eltern oder Bekannte und ist plötzlich als Ermittler tätig? Einfach so?
- Ja.

Was ist ihm dann überhaupt geblieben?
- Nicht viel... außer... - 

Haise... kennst du mich noch? Lösch mich nicht aus... Lösch mich nicht aus... Ken..

Und ab diesen Zeitpunkt, erlischt langsam das Licht der schönen Traumwelt von Haise Sasaki. Eigentlich ist er nicht "Haise". In Wirklichkeit ist er gar nicht der freundliche Mann von neben an. Denn was alle außer ihm aus dem CCG wissen ist, dass er in der Vergangenheit als mysteriöser Ghoul sein Unwesen getrieben hat - Ken Kaneki. Ein Halbghoul. Doch davon weiß er nichts. Noch nicht. Denn plötzlich holt ihm langsam seine einst genommene Vergangenheit und Erinnerung wieder ein. Und diese eine Stimme... die irgendwo tief in seinen Inneren nach Ken Kaneki ruft...

***

Tokyo Ghoul:re gehört meiner Meinung nach zu den besten Manga der letzten Jahre. Jeden einzelnen Band verschlinge ich genauso, wie es ein Ghoul bei einem Menschen tut. Einfach zum Anbeißen gut. Was man zum Beispiel sehr gut an :re erkennen kann, ist dass sich Sui Ishidas Zeichenstil erheblich verbessert hat. Ihr müsst mal den jeweils ersten Band von TG mit dem von :re vergleichen - der Zeichenstil ist so unterschiedlich, dass man meinen könnte, dass es sich hier um jeweils verschiedene Zeichner handelt ~ Was dem aber so nicht ist. Sehr detaillierte, fast schon zerbrechliche Bilder, die hier :re zu bieten hat. Einfach wunderschön. Es hat was melancholisches.


Wenn ich was zu den Charakteren sagen müsste, dann dass diese alle sehr gut ausgearbeitet wurden und realistisch gestaltet worden sind. Sie alle spielen eine tragende Rolle in dieser Geschichte, weswegen auch keiner fehl am Platze vorkommt. Besonder Haise gehört zu den komplexesten und tiefgründigsten Charakteren, da er innerlich zwischen dem Ideal, welches er sein möchte (Haise) und dem, was er tatsächlich ist bzw vergessen hat (Kaneki) zerissen ist. Ich denke, dass der wahre Kampf hier nicht der gegen die Ghoule ist, sondern der von Haise gegen sich selbst, seinen Erinnerungen und seiner Vergangenheit. Auch tauchen hier bei bestimmten Szenen einige (Gedichts)zitate auf, die eine sehr poetische und tiefgründige Atmosphäre schaffen. Und besonders spannend sind die Momente, wenn altbekannte Figuren wieder die Bühne betreten und Haise´s Welt dadurch nur noch mehr Kopf steht...

Zusammengefasst kann ich also sagen, dass Sui Ishida hier ein sehr intelligentes und tiefgründiges Drama geschaffen hat, das meiner Meinung zurecht hochgelobt wird.
Sehr, sehr lesenswert.
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