Goth (2003)

ゴス

Rezensionen – Goth

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Manga „Goth“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: DevilsPlaything#1
Manchmal geht das Schicksal schon seltsame Wege. KENDI OIWA stand Anfang 2002 bibbernd und zitternd, ohne Geld, durchnässt und frierend in den Straßen des Tokyoter Stadtteiles Ochanomizu. Der Anblick war für zuviel für einen Redakteur des renommierten Kadokawa-Shouten Verlages; und er spendierte ihm einen Kaffee. Und so kam es, dass KENDI OIWA auch Manga-Zeichner beim Kadokawa-Shouten Verlag wurde. Natürlich musste sich OIWA erst einmal beweisen und machte vorerst nur die relativ kleine Serie Goth für das Magazin „Shōnen Ace“, wobei er sich den Bestseller Goth: Wristcut Jiken von OTSUICHI vornahm. OTSUICHI war selbst sogar so begeistert von KENDI OIWAs Umsetzung, dass er höchstpersönlich ein Postskriptum dazu schrieb. Der Erfolg von Goth war schließlich so groß und die Reaktionen so positiv, dass die Serie bestehend aus Fünf Kapiteln kurze Zeit später als einzelner Manga-Band – ein sogenannter One-Shot – veröffentlicht wurden und KENDI OIWA damit zu einem gigantischen Erfolg verhalfen. Dieser Erfolg des kurzen Bandes war so bombastisch, dass der Manga schon ein Jahr später (2004) auch bei uns erschien. Und da sich Qualität meistens durchsetzt, wurde das Werk auch hierzulande ein richtiger Renner ohne dass überhaupt die Romanvorlage bei uns veröffentlicht wurde.

Bei den Zeichnungen bediente sich KENDI OIWA zum Teil auf die typische klischeehafte Darstellung, was das Charakterdesign betrifft. Obwohl hier auf übergroße Mandelaugen oder schräge Proportionen verzichtet wurde, weswegen sich ein halbwegs realistisches Bild ergibt, dass für sonstige wie auch für reguläre Manga-Leser recht angenehm anzusehen ist. Damit die Optik auch noch weiterhin ziemlich Gothic-mäßig rüberkommt, ist das Werk komplett in Schwarz/Weiß gehalten und verzichtet trotz differenzierten Zeichnungen bewusst auf große Detaildichte. Nur in einzelnen Bildern zeigt KENDI OIWA was er wirklich Alles kann und verziert diese Zeichnungen mit allerhand Kleinigkeiten, die auf diese Weise auch eine Art Schlüsselfunktion in der Geschichte besitzen.

Die Übersetzung stammt von YUJI UEMATSU und betrifft das komplette Werk, so dass im Manga kein einziges Kanji-Zeichen mehr zu sehen ist. Das ist dann vielleicht nicht mehr so authentisch, jedoch durch das hohe Niveau der Übersetzung durchaus zu verschmerzen. Die Zeichnungen wurden natürlich dementsprechend angepasst und fehlerfrei korrigiert.

Der Gothic-Szene wird oft eine gewisse Melancholie, Morbidität und eine depressive Grundstimmung nachgesagt, wobei es sich aber grundlegend um ein Klischee handelt. In den Werken jedoch kommen diese Aspekte immer wieder zur Geltung und auch die Atmosphäre in Goth besticht durch ziemlich morbide Elemente. So Etwas wie Humor ist nur ansatzweise vorhanden und darum auch nur mariginal spürbar. Natürlich dominieren in erster Linie die Kriminalgeschichten; das Suchen von Indizien, dem Entdecken von Beweisen, dem Ziehen von logischen Schlußfolgerungen und den Konfrontationen mit den Verbrechern. Doch im Sinne der sogenannten Schwarzen Szene werden diese dabei natürlich dementsprechend düster erzählt. So gesellen sich zur bereits angesprochenen Morbidität noch eine Eiseskälte und das unweigerliche Gefühl der ständigen Bedrohlichkeit hinzu, die überdies sogar noch von den eigentlichen „Helden“ ausgeht. Zudem sind einige der aufzuklärenden Verbrechen von beispielloser Grausamkeit, die mal psychisch, mal physisch, mal von Beidem geprägt. Dass heisst, dass es also auch einige schockierend drastische Bilder von verstümmelten Leichen zu sehen gibt.
Zum Beispiel als die beiden Protagonisten eine weibliche Leiche finden; der Bauch aufgeschlitzt, die Gedärme um einen Baum gewickelt, der Kopf liegt in der ausgeweideten Bauchhöhle, die Augen ausgestochen, das Herz in den Mund gestopft, die Gebärmutter ist an den Baum genagelt, diverse Gliedmaßen fehlen ebenso wie eine Brust, die Beine gespreizt und ein Stock steckt in ihrer Vagina, die dadurch fast in Zwei Hälften gerissen wurde.


Auf charakterlicher Ebene sieht es auch nicht besonders rosig aus, sondern ebenfalls tiefschwarz. Die beiden Hauptcharaktere Itsuki Kamiyama und Yoru Morino ähneln sich in ihrer Faszination nach Sadismus, Tod und Mord. Doch während Itsuki für den Leser ein offenes Buch ist, der dem Leser freiwillig von seinen inneren Abgründen erzählt; bleibt Yoru fast den kompletten Manga hindurch das geheimnisvolle Gothic-Girl, dass man auch optisch der Szene bzw. dieser Einstellung zuordnen kann. Itsuki indessen kann man äußerlich kaum von einem normalen Schüler unterscheiden. An dieser Stelle entsteht ein interessantes Katz- und Mausspiel nicht nur zwischen den Beiden, die als einzige voneinander die Wahrheit kennen, sondern auch noch zwischen dem Leser; da man von Yoru nie weiß, was ihr als nächstes wiederfährt bzw. was sie als nächstes anstellt. Gleichermaßen gestaltet Itsuki den Manga als hochspannend, als dass man nie vorhersehen kann, ob er ihr nun hilft, tatenlos zusieht oder aus reinem Interesse endlich selbst zum Äußersten geht. Unfreiwillig wird der Leser so gnadenlos in die Geschehnisse mit reingezogen.
Dank dieser fast genialen Charakterdarstellung verkommen die Nebencharaktere beinahe zu Statisten. Doch auch sie sind relativ gut in Szene gesetzt, besitzen genügend Motivation, sind „krank genug“ und überdies mit einem passenden Charakterdesign versehen.

Aufgrund dessen, dass Goth leider nicht gerade umfangreich ist, schreitet die Story ziemlich schnell voran. Wohingegen der Roman noch Sechs Kapitel zähle, sind es hier nur Fünf. Wobei es in jedem Kapitel ein anderes Verbrechen zu lösen gibt. Auf kleinere Nebenhandlungen wird also vollkommen verzichtet. Nach und nach kristallisiert sich allerdings eine Art Rahmenhandlung heraus, die mit Hilfe von mehreren kurzen Flashbacks erzählt wird und später in den Vordergrund rückt. Für einen durchgehenden Thrillergenuß ist also gesorgt.

Fazit: Goth ist ein dunkler und spannender Thriller, der den großen Erfolg zurecht verdient hat. Mit schockierend drastischen Zeichnungen, tollem Charakterdesign und einer hervorragend düster-morbiden Atmosphäre gelang KENDI OIWA eine exzellente Umsetzung der Romanvorlage von OTSUICHI. Krimifans kommen ebenso auf ihre Kosten wie Anhänger geschickter Charakterdarstellung.
Leider wurde von dem grandiosen Werk noch kein Anime produziert, was sich hier wunderbar als OVA anbieten würde, aber immerhin entstand 2008 der Live-Actionfilm Goth und es wird seitens Hollywood bereits an einer US-Interpretation gearbeitet.
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Avatar: DonnerAlexej#2
Anspruch:mittel
Action:wenig
Humor:nichts
Spannung:sehr viel
Erotik:mittel
Goth!? Lohnenswert?

Was mir an dem Manga gefallen hat, war wie mein Vorredner schon sagte, die düstere Atmosphäre. Diese ist nämlich gut umgesetzt worden. Ein weiteres Kriterium sind die Thrillerszenen in denen der Hauptcharakter schwierige Fälle auf detektivische Art löst. Auch die Charakter Zeichnungen sind gut gelungen. Leider hatte der Herr Oiwa (vermutlich) nicht viel Zeit um jedem Bild einen guten Hintergrund zu geben. Stattdessen wurden düstere Schatten die positiv zur Atmosphäre beitragen verwendet. Einige Zeichnungen aber sind wirklich genial geworden. Solche tauchen sehr selten auf, sind meistens sehr groß und detailreich geworden. Die Seitenaufteilung erinnert mich weniger an einen klassischen Manga. Es ist doch schon was ganz spezielles.

Was ich sehr schade finde, ist, dass die Story ziemlich kurz gehalten ist. Es gibt sehr wenig Text zu lesen. Dazu gibt es noch meistens größere Bilder die das Buch größer erscheinen lassen. Die Handlung erscheint im Ganzen auch sehr kurz. Viele Szenen könnte man nachfüllen. Ich finde dem Leser fehlen auch zu viele Indizien um ihn nachdenklich zu machen. Desweiteren wird wenig über die Charaktere berichtet. Um genau zu sein erfährt man nur etwas über den Hauptcharakter (Itsuki). Jedoch fand ich das zu wenig. Zum Schluss habe ich immer noch nicht kapiert wie Itsuki denkt. Die Charaktere sind doch sehr oberflächlich gehalten.

Pro:
-gute Charakterzeichnung
-düstere Atmosphäre
-interessante Fälle die spannend enden

Contra:
-recht kurz; fast nur Bilder kaum Text
-Charaktere bleiben geheimnissvoll
-Handlung ist sehr lückenhaft; Leser wird kaum zum Nachdenken gebracht.

Lesezeit beträgt in etwa 1 1/2 Stunden, wenn man auch mal etwas öfter auf die schönen Bilddetails achtet.

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Avatar: Gray0#4
  • Handlung
  • Illustrationen
  • Charaktere
Ich hatte Goth vor einiger Zeit schon einmal gelesen, wegen der Ähnlichkeit einiger Charaktere war ich zum Ende hin leicht verwirrt. Es löste sich zwar schnell wieder auf, aber genießen war dadurch sehr schwer.
Also habe ich den Manga nach einiger Zeit nochmal gelesen, diesmal mit dem Wissen wer wer ist.
Dadurch konnte ich das Ende genießen und mir hat sich mehr erschlossen als zuvor, dadurch war das Ende noch überwältigender.
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Die Zeichnungen liebe ich einfach. Es sind dunkle und schwere Linien, die die düstere Stimmung super widerspiegeln, und besonders die Titelbilder der einzelnen Kapitel sind beeindruckend.

Die Stimmung ist düster, aber auch sehr spannend, da sich die zwei Hauptcharaktere für Serienmörder und ihre seltsamen Vorlieben interessieren. Auch die Mörder sind super ausgearbeitet und liefern erschreckende und brutale Bilder.
Natürlich sind die beiden Protagonisten auch nicht ganz "normal". Nein ganz im Gegenteil: Sie sind düster und teilweise selbst sehr krank. Sie nennen sich selbst Goths, daher hat der Manga wohl auch seinen Titel.

Obwohl ich die Wendung am Ende nun schon kannte fand ich die Ausführung und die Erzählung sehr heftig und irgendwie beeindruckend, so wie auch schon beim ersten Mal.
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Fazit: Ein düsterer und definitiv lesenswerter Manga, der mit einer überraschenden Wendung nochmal mehr überzeugt und wahrscheinlich auch nichts für schwache Nerven ist.
Ich bin definitiv ein Fan von den Werken von OTSUICHI.
Beitrag wurde zuletzt am 28.09.2021 15:59 geändert.
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Avatar: Slaughtertrip#5
In diesem Krimi werden die Verbrechen weder von rechtschaffenen Spürnasen, den Hütern des Gesetzes oder geschrumpfte Genies mit zu großen Brillen aufgeklärt, sondern von einem Schüler, den man mitnichten auf der Seite von Recht und Ordnung sehen würde.

In der Öffentlichkeit trägt jeder von uns eine Maske. Wir verhalten uns so, wie wir von anderen Menschen gesehen werden möchten. Wir wollen unsere Ängste, Fehler, Macken und Schwächen verschleiern. Auch Itsuki Kamiyama trägt eine solche Maske. Er möchte jedoch keine schlechte Charaktereigenschaft oder eine peinliche Marotte geheim halten, sondern etwas weitaus Schlimmeres – er ist nämlich ein wahrer Soziopath. Nach außen hin gibt er sich wie ein gewöhnlicher Schüler und besitzt ein soziales Umfeld. Niemand weiß von den tiefschwarzen Abgründen seiner Persönlichkeit. Doch das macht ihn gefährlich. Er versteht es, sein Verhalten ganz bewusst zu steuern und sich der jeweiligen Situation anzupassen. Seine Vorliebe für das Groteske lebt er nicht aktiv aus, sondern erfreut sich an den schrecklichen Taten gestörter Verbrecher. An seine Seite zieht er die unscheinbare Yoru Morino, die ihm aufgrund ihrer Narbe an ihrem Handgelenk aufgefallen ist. Er entwickelt eine Faszination für Yoru, die darauf beruht, jemanden gefunden zu haben, an dem er seine abartigen Gelüste ausleben kann.

Die Verbrechen, die hier behandelt werden, werden von nicht weniger gestörten Personen begangen. Einen »normalen Mord« oder einen Totschlag aus einer Affekthandlung heraus findet man hier nicht. Je schrecklicher und absonderlicher die Morde, desto mehr Begeisterung empfindet Itsuki für diese. Nach Sympathieträgern oder gar Helden braucht man hier erst gar nicht zu suchen. Die Prämisse für eine außerordentliche Geschichte, welche die Genres »Krimi« und »psychologischer Horror« auf finsterste Weise miteinander verbindet, wurde geschaffen.

Der Krimi-Aspekt ist in diesem Manga wohl der Schwachpunkt. Typische Detektivarbeit findet man hier nicht. Weder die Spurensicherung, Ermittlung, Deduktion noch die Aufdeckung des Täters selbst stehen im Mittelpunkt, sondern das Aufeinandertreffen Itsukis mit einer weiteren in schwarzer Tinte getauchten Seele. Während die ersten drei Chapter sich genau darauf konzentrieren, wird in den letzten beiden Kapiteln der Charakter von Yoru näher beleuchtet. Hat man anfangs noch das Gefühl, dass sie einem leidtun kann, da sie von Itsuki für die Befriedigung seiner Psychospielchen missbraucht wird, erkennt man in diesen Kapiteln, dass Yoru mehr ist als nur ein stilles Mädchen, das gerne schwarze Klamotten trägt.

Aufgrund der interessanten Prämisse des Manga und der originellen und durchdachten Ausarbeitung der beiden Hauptcharaktere ist es schade, dass »Goth« nur ein Einzelband ist. Denn hier gibt es jede Menge ungenutztes Potenzial. Sobald man mehr über Yoru erfährt, hat man den Manga quasi schon zu Ende gelesen. Die Abgründe in den Seelen von Itsuki und Yoru sind tief. Diese hätten genug Material für weitere Bände liefern können. Hätte man zusätzlich noch die Lösung der Kriminalfälle besser ausgearbeitet, hätte ein noch besseres Werk entstehen können, das Horror- und Krimi-Fans gleichermaßen hätte ansprechen können.
Beitrag wurde zuletzt am 28.02.2022 19:48 geändert.
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