A Silent Voice (2013)

Koe no Katachi / 聲の形

Rezensionen – A Silent Voice

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Manga „A Silent Voice“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Aodhan
V.I.P.
#1
Anfangs hat mir Koe no Katachi sehr gut gefallen. In den ersten Kapiteln hat der Manga seine besten Momente, dort, wo gezeigt wird, dass Langeweile und Intoleranz Grund genug sind, um einem Menschen das Leben zur Hölle zu machen. Doch später, als die Handlung dann in der Gegenwart spielt, verliert der Manga viel von seiner Stärke.

Die zunächst noch deutliche Gesellschaftskritik muss immer mehr der Rührseligkeit weichen. Mir kam es so vor, als ob die Autorin sehr darauf bedacht war, alle Figuren bloß nicht zu negativ darzustellen. Einige haben natürlich ihre Schwächen, aber am Ende sind sie doch alle herzensgut. Das ist mir dann, gerade nach dem tollen Einstieg, doch zu seicht. Im letzten Drittel wird die Handlung nochmal richtig melodramatisch, ohne dass es für die Entwicklung der Figuren wirklich notwendig gewesen wäre. Schlecht finde ich den Plot zwar nicht, doch er hat eine Menge Potenzial ungenutzt gelassen. Wäre das alles, hätte ich den Manga vielleicht trotzdem noch überdurchschnittlich gefunden - leider gibt es noch die Heldin. Die meisten Figuren sind der Autorin gelungen. Die Motive des Helden sind gerade am Anfang glaubwürdig und auch später bleibt er interessant, wenn man mal davon absieht, dass er in der Rolle des reuigen Sünders etwas zu übertrieben aufgeht. Richtig gut sind Shoukos Schwester und Scumbag Ueno (obwohl sie in Wirklichkeit natürlich gar nicht so fies und gemein ist). Aber wie gesagt, dann gibt es noch Shouko. Weiß der Geier, warum die Autorin aus ihr die Güte in Person gemacht hat. Mit Ausnahme von einer Szene zeigt sie niemals auch nur den Hauch von Hass (den Mobbing-Opfer sicher empfinden), stattdessen leidet sie lieber und sucht die Schuld alleine bei sich. Für ein gesellschaftskritisches Drama ist sie viel zu idealisiert und zieht den Manga doch ein gehöriges Stück runter.
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Avatar: Leoknight#2
Ich entschuldige mich schon mal im Voraus für diesen eher auf Moral und Pädagogik, und weniger auf den Manga selbst, bezogenen Kommentar.
Mich macht A Silent Voice, und ich finde diesen Namen äußerst treffend, sehr wütend, und gleichzeitig enttäuscht er mich. Jedoch nicht als Manga, sondern als Reflexion der japanischen Erziehung.
Denn anders als in Japan, haben wir in Deutschland das Glück in einem Land zu leben, welches es sich seit Mitte des letzten Jahrhunderts zur Aufgabe gemacht hat behinderten Personen das Leben zu erleichtern. Technologischer Fortschritt, komfortable Transportmöglichkeiten und auch die gesellschaftliche Akzeptanz und Hilfe wird immer stark gefördert. Meine Wertschätzung für solch eine Einstellung ist unendlich groß.
Japan ist da etwas anders. Zwar wandelt sich diese Perspektive immer mehr, doch ist die Akzeptanz dieser Gruppe von Menschen gegenüber beinahe die gleiche wie sie es bei anderen Minderheiten ist. Und ich glaube, es ist durchaus bekannt, wie die Japaner Minderheiten diskriminieren und eher isolieren, als integrieren.

Das Problem mit diesem Manga ist, dass er zwar das Thema gut aufgreift und in der visuellen und emotionalen Deskription alles erfüllt, was man sich wünschen könnte, doch dort auch schon endet. Denn die Problematik der schulischen Erziehung, die er auch anschneidet, und die der Diskriminierung Behinderter, ist zu viel für ihn. Und wen wundert’s? Das sind zwei immens schwierige Themen, jedes für sich wäre eine ganze Bücherreihe wert. Meisterwerke wie GTO haben eines dieser Themen beinahe perfekt dargestellt, doch selbst Onizuka scheitert eigentlich nur nicht an diesem Problem, weil er als charismatische Ausnahmepersönlichkeit diese überwinden kann. Anderen Lehrern fehlt diese Eigenschaft.
A Silent Voice stellt die Pädagogen als egozentrische Bastarde da, die ihre Verantwortung auf die Kinder abladen. Und so ist das tatsächlich. Mobbing  (ijime) ist in Japan ein gigantisches Problem, welches jedoch nicht als solches gesehen wird. Die Japaner sehen dies als Sozialisation der Delinquenten und Außenseiter durch Peergruppen. Lehrer ignorieren dieses Thema oder machen in einzelnen Fällen sogar mit. Zehntausende Fälle werden jedes Jahr bekannte, einige endeten mit Verletzungen und anderen mit dem Tod. Ich will gar nicht wissen, was alles nicht bekannt wird…
Wütend macht mich A Silent Voice außerdem, weil es nicht mal einen Ansatz für eine Lösung bietet. Schlimmer noch: Der Manga legt (hoffentlich) unbewusst Beweise für den Erfolg dieser "Sozialisationstheorie" dar. Denn Shouya ändert sich im Laufe seiner Leidenszeit und passt sich einer Norm an. Außerdem nimmt er die Worte des Lehrers, der ihm die alleinige Schuld für sein Handeln auf die Schultern legt, ernst, und sieht in allem, was geschehen ist, seine Schuld. Ebenso benimmt sich die taube Shouko als ob alles an ihr liegen würde, weil sie nicht „normal“ ist.
Ich verstehe, wenn man dies nun als sozusagen „umgekehrte Psychologie“ sehen würde, die dazu dient, gerade durch ihr Verhalten, darauf hinzuweisen, was mit solchen Menschen geschieht. Dass ein solcher Druck sie zerdrückt. Doch ist das nicht genug. Seit Jahrzehnten besteht dieses Problem in Japan, und nur GTO, und auch nur sein Manga, der die Dramatik an die Spitze treibt, schaffte es einen Effekt zu erzielen.
Parallel sind die Manga, die Bullying und Mobbing in Splatter-Manier darstellen keine Hilfe. Leider werden sie mehr zum „Vergnügen“ in Japan gelesen, als zur Abschreckung, was mich ja sehr beunruhigt.

Zum Ende hin will ich doch noch etwas zum Manga sagen. Wer eine Beschreibung des Alltags von Kindern und Jugendlichen lesen will, die durch ein Handicap und Mobbing geplagt werden, ist hier richtig. Antworten auf ihre Probleme wird es keine geben. Und dann muss man sich fragen, ob man sich tatsächlich über 60 Chapter antun will, die keine Lösung, aber dafür eine fade Romantik beinhalten.
Eines sei zu sagen: Wer den One-Shot lesen will, sollte dies auf jeden Fall tun. Die Unmenge an Auszeichnungen, die dieser bekommen hat, kommen nicht von ungefähr. Und auf 62 Seiten wird eine kurze aber interessante Geschichte beschrieben, die in ihrer vollen Länge mehr als nur ernüchtert, sie erzürnt, jedenfalls mich. Ich warte immer noch auf den ersten Paukenschlag in diesem Genre nach GTO, der mal endlich sagt, was Sache ist, und nicht dezent und passiv solche Themen aufwärmt, aber sie nie zum Glühen bringt.
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Avatar: nebeLwolF94#3
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Nachdem mich der erste Band mit einer Mischung aus Hass und Traurigkeit zurückgelassen hatte, da vor allem anfangs die Widerwärtigkeit von Mobbing perfekt aufgezeigt wird, wollte ich unbedingt wissen wie es weiter geht.
Und diese Spannung hielt sich bei mir eigentlich über die gesamten 7 Bände.
Auch wenn die anfängliche Problematik Mobbing oder wie man dieser entgegen steuern kann zunehmend in den Hintergrund geriet.

Ich hatte vielmehr das Gefühl, dass es eher um die psychischen Folgen aber auch generell um den psychischen Zustand und Entwicklung der Jugendlichen geht. 
Vor allem in Momenten, in denen Alltagssituationen zu scheinbar unlösbaren Problemen werden, fand ich das sehr gut umgesetzt.
Durch diese Komponente blieb es den Protagonisten verwehrt, sich den eigentlichen Problemen zu widmen.

Meiner Meinung nach ist dies eine gelungene Kritik an der Leistungsgesellschaft und dem langen Rattenschwanz den diese mit sich bringt.

Obwohl mit 7 Bänden recht kurz, hat die Reihe es geschafft mich zum nachdenken anzuregen und in mir eine Vielzahl von Gefühlen auszulösen, von Hass über Freude bis hin zu Traurigkeit. Ich habe diese Reise sehr genossen und viele der Charaktere in mein Herz geschlossen.
Hat sich für mich persönlich sehr gelohnt.
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