Verhalten sich Tiere ethisch?

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Verhalten sich Tiere ethisch?

Avatar: Xantippus#31
Ich finde die ganze Diskussion mega interessant und muss mich Leoknight insofern anschließen, dass wir erst einmal feststellen müssen, was Ethik überhaupt ist. Ich entschuldige mich im Vorraus für meine langen Ausführungen

Das, worauf ich im folgenden hinaus will, klang bei herojoker auch schon an:
Wir versuchen unseren Ethikbegriff auf eine andere Spezies anzuwenden. Das ist, in meinen Augen, nicht möglich. Es gestaltet sich schon als fast unmöglich, einen gemeinsamen Ethikbegriff unter den hier Diskutierenden zu entwerfen. Hier ein Beispiel
Ich würde einfach mal mutmaßen, dass ein jeder hier unter uns die Ansicht vertritt, dass es schlecht ist einem anderen Menschen Schaden zuzufügen. Wenn wir jetzt aber die Umstände ändern und uns fragen, ob es schlecht ist, einem Mörder etwas schlechtes anzutun (Beispiel Todesstrafe), so werden ein paar unter uns vielleicht der Meinung sein, dass das in Ordnung ist. Wenn wir nun die Umstände weiter ändern und es um einen Diktator geht, werden wir wieder andere Moralvorstellungen finden und mehr Menschen, die der Meinung sind, dass es in so einem Fall vielleicht sogar ethisch wäre, diesen Diktator etwas schlechtes zu tun. Diese Moralvorstellungen unterscheiden sich von Mensch zu Mensch mal schwach, mal stark. So hat ein jeder Kulturkreis andere Moralvorstellungen und innerhalb dieser Kulturkreise werden wir Subkulturen finden oder einzelne Individuen, die wiederum ganz andere ethische Ansichten haben.
Ich denke wir würden zum Schluss kommen, dass es bestimmte ethische Ansichten gibt, die (fast) jeder Mensch teilt, und wieder andere, wo wir ca. 7 Mrd. verschiedene Ansichten haben.

Wenn wir jetzt eine andere Spezies betrachten, z.B. Pinguine, so versuchen wir unsere Vorstellung von Ethik auf eine fremde Spezies anzuwenden. Nun wissen wir jedoch nichts über die genaue Denkweise von Pinguinen und auch unsere Kommunikation mit Pinguinen ist eingeschränkt. Wir können nicht genau sagen, ob sie Moralvorstellungen haben oder nicht (und fragen können wir sie schon gar nicht ). Doch wir können nicht einfach unser Modell von Ethik auf Pinguine oder andere Tiere anwenden, die vielleicht eine ganz andere Vorstellung von Ethik haben, das gestaltet sich schon in der Menschenwelt schwierig. Vielleicht ist es für Pinguine nicht unethisch, sich an den toten Artgenossen zu vergehen. Dafür aber könnte es zum Beispiel sein, dass es aus Sicht der Pinguine unethisch ist, sich einen anderen Partner zu suchen. Normalerweise verbringen Pinguine ihr ganzes Leben mit demselben Partner/derselben Partnerin. Wir könnten, rein theoretisch, daraus eine Moralvorstellung der Pinguine ableiten, die (fast) die gesamte Spezies Pinguine teilt. Natürlich gibt es in der Natur auch bestimmt Ausnahmen unter den Pinguinen, die wir jedoch auch bei unseren Moralvorstellungen auch haben, sonst würden keine Morde geschehen.

Viele von euch haben es schon geschrieben, dass der Mensch streng genommen auch nur ein Tier ist und ich wage es zu bezweifeln, dass sich unsere Vorstellungen von Ethik nur an der Vernunft festmachen. Emotionen, Erfahrungen/Erinnerungen, biologische Faktoren sowie Erziehung haben einen Einfluss auf unser Ethikbild (es gibt natürlich noch mehr Faktoren). Warum sollte es in der anderen "Tierwelt" nicht ähnlich sein. So wird vermutlich der biologische Faktor bei anderen Spezien wie beispielsweise Pinguine größer sein, als beim Menschen, dafür vermutlich Erfahrungen und Erinnerungen kleiner.
Wenn wir genauso Tier sind, wie Katzen, Hunde oder in diesem Fall Pinguine, warum sollten nur wir so etwas wie Ethik haben? Wie können wir sagen, dass Tiere keine Ethik haben, wenn wir uns Menschen untereinander schon nicht einig sind, was ethisch ist und was nicht?
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Avatar: TheWeirdOne#32
Ethik zu definieren ist auf jeden Fall der richtige Ansatz. Allerdings denke ich, dass wir hier Begrifflichkeiten vermischen und uns deswegen verrennen.

Hier ein paar Definitionen lt. Wikipedia.
1. Ethik
2. Moral
3. Ethnie

Eine ethnische Gruppe ist demnach eine Gruppe von Menschen, die sich aufgrund ihrer Herkunft, Sprache oder Kultur von anderen Menschen abgrenzen lässt. So kann man Indianer als ethnische Gruppe bezeichnen, genauso wie das Christentum oder das Deutsche Volk.

In so einer ethnischen Gruppe entwickeln sich oft kollektive Denk- und Handlsungsmuster, welcher sich die einzelnen Individuen aber gar nicht mal bewusst sein müssen. Beginnt also eine solche ethnische Gruppe als solche zu denken und zu handeln spricht man von einer Moral.

Hingegen befasst sich die Ethik zwar auch mit moralischem Denken, aber unter Berücksichtigung von Begründbarkeiten sowie prüfendes und vergleichendes Nachdenken. Dies erfordert zwangläufig nicht nur ein Bewusstsein sondern auch ein Verständnis der ethischen Gruppe sowie der einzelnen Individuen und somit auch der eigenen Existenz.
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Avatar: Jaycee#33

Genau das habe ich in meinen letzten Beiträgen doch versucht, veranschaulicht darzustellen. Ethik stellt grundsätzlich eine wissenschaftliche Disziplin dar und ist ein Begriff, der sich nur auf Menschen anwenden lässt... ich verstehe nicht, wieso der Begriff Altruismus bisher ungenannt blieb. Denn viele Verhaltensmuster, die auf ein kollektives Moralempfinden hindeuten sind letztendlich nur eine Methode, um die Übertragung des Genpools in die Folgegeneration abzusichern. Ich habe weiter oben das Beispiel des Pinguins gelesen, der in einer Monogamie lebt - ich bin mir ziemlich sicher, dass hierbei keine romantisierte Liebe die Rolle spielt sondern schlichtweg ein Vorteil in der Evolution der jeweiligen Art. Erwähnte monogame Pinguine wechseln sich nämlich bei der Nahrungssuche ab, solange der Nachwuchs in der Obhut der Eltern lebt. Das könnte ein Grund sein, wieso Pinguine zusammen bleiben und Konstrukte aufweisen, wie sie bei Menschen ähnlich sind. Denn solche familiären Gebilde erhöhen die Chance, dass der Nachwuchs überlebt und der Genpool somit erfolgreich weitergegeben werden kann.

 

Je mehr Verwandte sich um den Schutz der Nachkommen kümmern, desto höher sind die Chancen, dass der Genpool und schließlich die Art überlebt. So können im übrigen auch homosexuelle Tiere eine Bereicherung für die Herde sein und sogar einen Nutzen in der Evolution darstellen. Denn jene homosexuellen Tiere ohne Nachkommen können die Verwandten, die Nachwuchs erzeugen - also beispielsweise die Geschwister - bei der Erziehung unterstützen. So sind diese Tiere durch die fehlenden Nachkommen zwar nicht direkt am Überleben der Spezies beteiligt, aber die Wahrscheinlichkeit, dass der Nachwuchs der Geschwister durch den zusätzlichen Schutz überlebt und schließlich den eigenen Genpool wiederum weitergeben kann, wird drastisch erhöht.
Evolution setzt eben nicht voraus, dass jedes einzelne Individuum den Genpool weitergibt, denn solange der Genpool deiner Geschwister, der mit deinem beinahe Genpool ja beinahe identisch ist, überlebt, ist die Mission erfolgreich abgeschlossen.

Ich hoffe, meine Erläuterung diesbezüglich ist einleuchtend. Das Thema ist sehr komplex und nicht einfach in wenigen Worten wiederzugeben. Die Natur ist jedoch sehr talentiert, wenn es darum geht, die Art aufrecht zu erhalten - und oft geschieht sowas auch auf Umwege - wie eben durch homosexuelle Tiere, die selbst keinen Nachwuchs zeugen, aber diejenigen unterstützen, welche ihren Genpool weitergeben. Ich rechne tierisches Verhalten - welches eine Gemeinschaft bereichert und für uns sozial wirkt - generell einem Zweck der Evolution zu.

 

Nachtrag: ich habe den Beitrag mehrfach editiert, weil es nicht sehr einfach ist, Evolution in einfachen Worten zu erklären.

Beitrag wurde zuletzt am 20.05.2015 18:15 geändert.
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Kommentare (2)

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Avatar: TaZ
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