Ich glaube auch, dass dein (Taz) Problem darin liegt, dass du Horror zu engstirnig siehst. Klar man hat nicht bei jedem Horrorfilm Angst oder emfpindet Ekel und Abscheu. Jeder ist da halt etwas anders gestrickt. Aber die miesten mit Horrortag sind wohl wirklich als Horror einzuordnen (wobei ich das bei Attack on Titan nicht unbedingt sagen würde). Da ich mich im Rahmen meines Studiums dieses kommende Semester ausschließlich mit Horrorfilm befasse und im letzten Semester im Rahmen der Vorproduktion für einen Horrorkurzfilm auch schon eine Hausarbeit schreiben musste zitiere ich einfach mal eine Horrordefinition aus unserer Hausarbeit die dem momentanen groben wissenschaftlichen state of the art entspricht. Vielleicht hilft uns das weiter auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen.
Quelle
Bevor es an die Ideenentwicklung für einen Horrorfilm geht, ist eine Beschäftigung mit dem Horrorbegriff unumgänglich. Was ist Horror? Was macht Horror aus? Wie wirkt Horror? Welche Schreckensmotive gibt es?
Horror setzt auf die Ursprünglichste aller tierischen und menschlichen Empfindungen: Die Angst. Die Angst vor dem Unbekannten, dem Ungewissen, der Dunkelheit, dem Monster, vor dem Tod, vor Schmerzen und Ähnlichem. Diese Angst setzt einen der folgenden Instinkte in Gang: Erstarren, Fliehen oder Kämpfen (Perron 2005).
Der Mensch reagiert automatisch auf erkannte Gefahren, Adrenalin und andere Stoffe werden ausgeschüttet und der Mensch versucht, sich aus seiner misslichen Lage zu befreien und lernt unter Umständen, sie zukünftig zu umgehen (Meerloo 1930, S.1-4).
In unserer modernen Gesellschaft geraten wir selten bis gar nicht mehr in den Zustand akuter Bedrohung durch das Böse, jagende Tiere oder vermeintliche Monster, wie es vor Jahrtausenden noch der Fall war. Doch sitzen diese Angst und die Instinkte immer noch tief in uns. Überfälle, Unfälle, Katastrophen und dergleichen bilden natürlich eine Ausnahme. Noel Carroll unterscheidet hier deshalb in seinem Buch "The Philosophy of Horror" zwischen „natural Horror“, was die zuvor genannten realen Bedrohungen beschreibt, und „art Horror“, was wiederum den Horror in Filmen, Büchern etc. meint (Carroll 1990, S.12). Sprechen wir in dieser Hausarbeit von Horror, dann meinen wir Carrolls „art Horror“. Schon in alten Gruselgeschichten und Schauermärchen hat sich das Spielen mit diesen Ängsten in einer sicheren Umgebung als Unterhaltung etabliert. Eine der heute wohl populärsten Formen dieser Unterhaltung ist der Horrorfilm. Setzt man sich mit Horrorfilmen näher auseinander, muss man allerdings noch weiter differenzieren. Zu diesem Zweck unterscheidet Perron zwischen den Begriffen Horror und Terror.
"[...]horror is compared to an almost physical loathing and its cause is always external, perceptible, comprehensible, measurable, and apparently material. Terror, as for it, is rather identified with the more imaginative and subtle anticipatory dread. It relies more on the unease of the unseen." (Perron 2004, S.2)
Perron befasst sich in seinen Büchern zwar konkret mit Horrorvideospielen, seine Annahmen lassen sich aber genau so auf den Horrorfilm übertragen. Terror ist also die Vorahnung, dass etwas passieren wird oder könnte. Er schafft die Atmosphäre einer Szene und sorgt für Unbehagen, z.B durch das verfallene dunkle Haus, das Knarren der Dielen und das flackernde Kerzenlicht. Terror ist zudem eng verwoben mit Suspense. Suspense – Spannung, Ungewissheit – kommt dann zum Tragen, wenn der Zuschauer mehr weiß als der Charakter im Film. Zum Beispiel hat er gesehen, wie der Mörder sich in einem Haus versteckt hat, welches der Protagonist nun betritt. Es wird Spannung aufgebaut, indem der Zuschauer in die Lage gebracht wird, bestimmte Dinge vorauszuahnen.
Horror hingegen ist, wenn der Antagonist, der Mörder, das Monster plötzlich aus dem Wandschrank oder aus einer dunklen Ecke springt und wir uns erschrecken, also der Spannungshöhepunkt.
Carroll benutzt auch den Begriff des Monsters, meint damit aber nicht zwingend ein wirkliches Monster. Es kann auch ein Mensch mit monströsen Eigenschaften und Absichten sein.
"Within the context of the horror narrative, the monsters are identified as impure and unclean. They are putrid or moldering things, or they hail from oozing places, or they are made of dead or rotting flesh, or chemical waste, or are associated with vermin, disease, or crawling things. They are not only quite dangerous but they also make one´s skin creep. Characters regard them not only with fear but with loathing, with a combination of terror and disgust." (Carroll 1990, S.23 )
Carroll spricht hier von Ekel und Abstoßung. Neben der Angst sind dies die weiteren Haupteigenschaften, mit denen Horrorfilm Unwohlsein und Anspannung auslöst.
Die meisten Horrorfilme versuchen für eine besonders intensive Wirkung eine starke Identifikation mit den positiven menschlichen Figuren der Filme zu schaffen und die Emotionen der Charaktere auf den Zuschauer zu übertragen.
"This mirroring-effect, moreover, is a key feature of the Horror-Genre. For it is not the case for every genre that the audience response is supposed to repeat certain of the elements of the emotional state of characters." (Carroll 1990, S.1)
Dadurch spielt es keine Rolle, dass der Zuschauer sich bewusst ist, einen Film zu sehen und sich in einer sicheren Umgebung wie dem Kinosaal oder dem eigenen Wohnzimmer befindet. Trotzdem empfindet er Horror, Terror und Ekel.
"It maintains that we can be moved by the content of thoughts entertained; that emotional response does not require the belief that the things that move us be actual. We can be moved by prospects that we imagine." (Carroll 1990, S.88)
So haben auch viele bsw. auch bei The Evil within aufgeschrien das sei ja gar kein Horror sondern reine Action (Um mal ein anderes Medium zu bemühen). Was einfach mal totaler Bullshit ist - es ist zu 100% Horror.
Horrorfilm ist nunmal so ziemlich das breitgefächererste Genre das es gibt. Von Suspense Horror a la hitchcock bis zur Folterorgie über Mondo Filme mit Kannibalismus, Dario Argentos Suspiria, klassischen Vampir und Geister Gothic Grusel bis hin zu harten Serienkillerthrillern wie I saw the Devil. Das ist ja grade das tolle an dem Genre ;)
Und was guter oder schlechter Horror ist und was für einen wirklich als Horror funktioniert oder nicht ist erstmal völlig zweitrangig.
Beitrag wurde zuletzt am 23.09.2015 22:58 geändert.
Kommentare (2)
Am besten ist es sich diesen kurzen Anime einfach ohne irgendwelche Erwartungen selbst anzusehen. So ein richtiger Horrortitel ist es auch gar nicht,...
...aber er funktioniert ähnlich gut wie Higurashi und auch aus dem selben Grund. Man sieht es einfach nicht kommen und bevor man Zeit hatte zu realisieren was hier wo schiefgelaufen ist, ist diese kurze Geschichte auch schon vorbei und lässt einen, wenn man unvorbereitet darauf war, ziemlich verstört zurück.
Mousou Dairinin 2004, TV 13 (~25 min) [Rating: 3.27 (625)]
"Am besten ist es sich diesen kurzen Anime einfach ohne irgendwelche Erwartungen selbst anzusehen. So ein richtiger Horrortitel ist es auch gar nicht,..." gilt ebenso für dieses Werk.
Der ziemlich unter die Haut geht.
Just look at this Opening. Or the Ending.
Vampire Hunter D
Kann man als Horror durchgehen lassen. Ist zwar schon etwas in die Jahre gekommen, aber immer noch ganz gut.