Xin Zhai Lieren (2020)

心宅猎人

Rezensionen – Xin Zhai Lieren

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Film „Xin Zhai Lieren“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: SabriSonne
Redakteur
#1
Ich liebe einfach Serien, bei denen man vollkommen ohne Erwartungen hineingeht. Ich habe im ersten Moment mit einem Abklatsch von "Tientsin Mystic" gerechnet, doch ich dachte mir schon vom Titel her, dass mir die Serie sehr gut gefallen könnte, weil ich einfach ein Mystery-Häschen bin. Dass ich „Psych-Hunter“ jedoch so reinsuchten würde, hätte ich dann doch nicht erwartet…!


zur Handlung
Wie der Titel schon andeutet, verfolgen wir eine Gruppe von 3 jungen Menschen, die sich in die Abgründe des menschlichen Unterbewusstseins stützen, um in diesem Fall Kriminalfälle zu lösen.
Der Ansatz ist kreativ und hebt die Serie damit bereits in den ersten Folgen von sämtlichen Crime-Serien ab, die es in ihrer Hülle und Fülle gibt. Dabei dienen die psychischen Reisen in erster Linie dazu, fehlende Informationen und Beweggründe zu ergründen, die dann ein meist hervorragendes Puzzle-Teil zum Gesamteindruck beitragen. Die Serie auch 1920 spielen zu lassen, war eine clevere Entscheidung, da hier zwar die technischen Möglichkeiten etwas ausgereifter sind (z.B. mit Fotographie), gleichzeitig aber noch Aberglaube und Okkult im Vordergrund stehen, sodass die psychischen Reisen in der Regel auch das Okkulte aufgreifen. Außerdem sind die Kostüme und das Set einfach wunderschön.

Überhaupt sind die Reisen unserer „Psych-Hunter“ atemberaubend. Nicht nur die okkulten Themen wie Feng-Shui, Zeit, das gruselige Kinderhaus oder die schwarze Katze tragen einen großen Punkt zum Grusel bei, auch die Sets sind hervorragend gebaut! Der Einsatz von Licht und CGI ist grandios und erweckt damit jede Welt eigens zu Leben, sodass man als Zuschauer nicht anders kann, als in diese phantastischen Welten einzutauchen und sich wie unsere „Psych-Hunter“ mitreißen zu lassen. So mischt sich ganz selbstverständlich ein klassisches Adventure-Genre neben den Crime hinein, in dem Fallen entschärft und Rätsel gelöst werden müssen, um an die richtige Informationen zu gelangen. Und da man in einer phantastischen Welt im Unterbewusstsein im Grunde mit allem rechnen muss, macht es jede psychische Reise spannend und besonders. Dabei sind die Reisen tatsächlich überraschend regelkonform, obwohl man manchmal dennoch das Gefühl hat, die psychischen Reisen sind in der Regel zielführend für den einzelnen Fall gestaltet.
Das ethische Dilemma solcher Reisen wird zwar im Grunde nicht erörtert, dennoch kommen gerade Jiang Shuo oft Gedanken darüber auf, ob man manche Leute nicht einfach in ihrer psychischen Welt lassen sollte, weil sie dort wenigstens zufrieden sind. Im ersten Moment fällt diese Tatsache kaum ins Gewicht, sondern wirkt eher wie eine Vervollständigung der Handlung, im Hinblick aber auf das Finale kommt gerade diese Komponente noch einmal auf eine ganz andere Ebene, die die ganze Situation plötzlich zu einem absoluten Dilemma machen.

Relativ schnell merkt man, dass die ganzen Kriminalfälle wenig mit Zufall zu tun haben und diese sowohl mit Jiang Shuos verschwundenen Erinnungerungen als auch Qin’Ers verschwundenem Vater zu tun haben. Beide Motivationen sind zwar nichts besonderes, haben aber schon mehrfach bewiesen, dass sie grandios sein können, wenn gut mit ihnen gearbeitet wird – und „Psych-Hunter“ macht es gut. Nicht nur, dass es unseren beiden Hauptfiguren den aktiven Grund gibt, eine Zweckgemeinschaft einzugehen, sie treiben beide immer wieder die Handlung voran und vernetzen somit wirklich alle Kriminalfälle. Das auch die 3. im Bunde, Mu Qing, deutlich persönlicher in die Sache hingezogen wird, empfand ich dann nur noch umso perfekter.
Kein Fall ist Zufall – obwohl das manchmal so wirkt! Vom ersten bis zum letzten Fall, alle haben etwas mit der Hauptstory zu tun und bringen den Plot voran. Entweder ergibt sich der Fall über die Hauptstory an sich, oder der Fall hat im Nachhinein etwas mit ihr zu tun. Somit ist jede Folge spannend und mitreißend und motiviert trotz wiederholender psychischen Reisen immer wieder aufs Neue.

Die Hauptstory selbst ist im Grunde auch wieder typisch Crime, nämlich der typische Super-Bösewicht, der mit unseren Hauptfiguren ein sehr makaberes Spiel spielt, aber auch dieses Element ist grandios eingesetzt. Das liegt meiner Meinung nach am sehr starken Skript, das viel Raum zur Interpretation lässt und den Zuschauer mehr als nur einmal auf die falsche Fährte lockt, wer sich nun tatsächlich hinter Bösewicht Liu Zhi verbirgt. Man hat zwar am Anfang schnell eine Idee (und diese Idee war es im Endeffekt bei mir dann auch), aber selbst mich hat die Handlung mehrfach auf’s Glatteis geführt und mich immer wieder an meiner Idee zweifeln lassen. Stellenweise hat man sogar das Gefühl, es könnte wirklich jeder sein, und das macht für mich ein solches Story-Element einfach aus.

Zur Hälfte hin macht die Handlung nach einem für beide Hauptfiguren zentralem Fall eine kleine Wendung im Erzählstil durch, was im ersten Moment wie ein Bruch wirkt.
Zu Beginn nehmen die psychischen Reisen eine zentrale Rolle ein, da man sich als Zuschauer erst einmal an diese Thematik gewöhnen und auch erst die Regeln kennenlernen muss. Danach schwenkt die Handlung immer mehr in Richtung klassischer Polizeiarbeit um, nachdem auch die Polizei nun aktiver in der Verfolgung von Liu Zhi hilft. Damit rücken sowohl die psychischen Reisen als auch Jiang Shuo als Hauptfigur etwas mehr in den Hintergrund, was im ersten Moment etwas komisch wirkt, da sich gefühlt das Tempo ändert. Da die Fälle jedoch weiterhin spannend und interessant bleiben, fällt es im Endeffekt nicht schwer ins Gewicht, dennoch ist der Wechsel im Erzählstil auffallend.

Ebenso ungünstig empfand ich auch die Auswahl des ersten Falls, der sich schnell als Feng-Shui-Serienkiller-Fall entpuppt. An sich habe ich nichts gegen die Idee und die Geschichte war auch toll gemacht, keine Frage, nur habe ich leider von Feng-Shui zu wenig Ahnung, als dass es die Handlung von mir erwartet. Da geilen sich unsere Figuren daran auf, dass die eine Statue nicht nach Osten sondern nach Westen zeigt und betiteln das gleich als den wichtigsten Hinweis überhaupt – meine Reaktion: „…okay…?“

Ansonsten bekommen wir in „Psych-Hunter“ wirklich alles an Ideen geboten, die das Crime- und Adventure-Genre so mitbringen: vom klassischen „Einer von uns ist der Mörder“ über okkult-gruselige Themen bis hin zum Schmuggeln oder der Familientragödie. Die Geschichten sind dabei unterschiedlich stark emotional, da aber die meisten tatsächlichen Bezug zu unseren 3 Hauptfiguren haben, empfindet man immer schnell die nötige Empathie und Sympathie. Und da die Serie von Anfang an klar kommuniziert, dass alle Fälle im Grunde nur Teil eines riesig großen Spiels sind, klebt man förmlich am Bildschirm, weil man den Durst nach neuen Informationen stillen will.

Die Auflösung kurz vor Ende der vorletzten Folge war atemberaubend!
Wie gesagt, meine Idee, wer sich hinter dem Oberbösewicht versteckt, hat sich zwar bestätigt, aber nicht der Zusammenhang! Das Ende überrascht so kalt von Hinten, dass die kompletten 35 Folgen vorher in deinem vollkommen anderen Licht und Zusammenhang dastehen, dass es unglaublich ist! Viele Rollen bekommen damit eine überraschende zweite Facette, die man im Ansatz nicht erwartet hätte. Ebenso bekommen scheinbar harmlose Beweggründe einen anderen Zusammenhang und auch manche Fälle eine vollkommen neue Motivation. Die Handlung hinterlässt dabei überraschend wenig Plotholes zurück, sondern bringt trotz des semi-open Endes ein gutes Finale für die Serie, mit dem man sehr zufrieden ist.


zu den Charakteren
Was für mich das Skript und damit die ganze Handlung in das sprichwörtliche „Next Level“ heben, sind für mich die Figuren – genauer gesagt: es gibt wirklich keine einzige Figur, die nicht eine zentrale Rolle in der Handlung spielt! Jedes Familienmitglied, jeder noch so kleine Polizist, alle haben irgendetwas mit dem Spiel von Liu Zhi zu tun! Somit ist keine Rolle einfach nur da, um optisch das Bild abzurunden – wirklich jeder trägt irgendwann einmal etwas mehr oder weniger großes zur Gesamthandlung bei. Somit verstecken sich hinter fast allen Figuren meist mehr Geheimnisse als man jemals geahnt hatte, was noch zusätzlich zum allgemeinen Suchtfaktor beiträgt. Man will nun nämlich nicht nur die Fälle lösen und die Mörder finden, man will nun auch noch die Geheimnisse aller Figuren ergründen. Und zum Großteil funktioniert das auch sehr zufrieden stellend.

Unser Team aus „Psych-Hunters“ war für mich jedoch der Grund, weshalb ich die Serie überraschend lang vor mir hergeschoben habe. Mich hatte die Serie damals schon während ihres Releases sehr interessiert, aber da für mich alle Hauptdarsteller im ersten Moment nicht die größten Sympathiebolzen waren, habe ich mich mit dem Start schwer getan. Aber manchmal muss man dem Cast einfach seine kleine Chance geben, um zu erkennen, wie sympathisch er einem eigentlich ist, um die tatsächlichen Schätze unter den Serien zu entdecken (so ging’s mir z.B. auch bei „Ancient Detective“).

Hou Ming Hao in seiner Rolle als Jiang Shuo fand ich herausragend! Für mich ist Ming Hao einfach optisch der Typ, der perfekt in die Rolle des kleinen Privatermittlers / Abenteurers passt und ich habe tatsächlich das Gefühl, dass sich Ming Hao in solchen Rollen auch sehr wohl fühlt. In seinem Alter (22) eine Serie als Main-Lead zu führen, verdient großen Respekt und er macht seine Rolle wirklich gut. Jiang Shuo ist von Anfang an aufgrund seiner fehlenden Erinnungungen ein interessanter Charakter und obwohl die Geschichte für ihn schnell dramatisch und psychisch aufwühlend wird, verliert Ming Hao nicht die spielerische Komponente der Figur aus den Augen. Somit ist der Charakter dreidimensional und damit v.a. nachvollziehbar, sodass es einem als Zuschauer viel Spaß macht, ihn während seiner Reisen zu beobachten.
Ich fand es zwar etwas Schade, dass seine Figur in der 2. Hälfte der Serie nicht mehr ganz so sehr zum Tragen kommt, aber da die Handlung mehr auf die klassische Polizeiarbeit fokussiert, macht es Sinn. Von allen Figuren ist Jiang Shuo nun mal nicht der Charakter, der Beziehungen in sämtliche Richtungen hat, um an Informationen zu bekommen – das übernehmen nun andere Figuren. Dennoch bleibt er weiterhin zentraler Teil der Handlung, obwohl seine Rolle deutlich anders wirkt als in Hälfte 1.

Qin Yi Heng als zweite wichtige Figur, die v.a. in der 2. Hälfte der Serie eine deutlich tragendere Rolle übernehmen wird, hat es mir am Anfang nicht leicht gemacht, da er ein Charakter ist, der ziemlich lange braucht, um mit Figuren warm zu werden. Somit wirkt er im ersten Moment sehr unnahbar und beinahe schon arrogant, weshalb man mit seinem Charakter deutlich länger braucht als mit Jiang Shuo. Da seine Einführung als Figur in die Handlung jedoch tatsächlich als Zweckgemeinschaft startet, macht es ihn jedoch für die Handlung als solche ebenso schnell attraktiv wie Jiang Shuo. Es wird sofort klar gemacht, dass beide Figuren nur als Team ihre Ziele erreichen können, und das ohne, dass sich die Beiden dieser Tatsache erst bewusst machen müssen. Ganz oft findet man sich in anderen Serien in dieser Schleife aus „zufällig treffen wir immer aufeinander, bis wir merken, dass wir eigentlich ganz gut zusammenarbeiten“ wieder, was hier mit der Ausgangsituation aber erst gar nicht aufkommt, sodass die Beziehung der beiden im ersten Moment schon klar ist. Schön fand ich dann aber dennoch, dass es relativ lange braucht, bis sich die Bromance zwischen den beiden entwickelt. Damit wird v.a. Qin’Er als Figur mit seinen Charaktereigenschaften noch einmal deutlich unterstrichen.

Die aufkommende Romance entsteht mit dem weiblichen Charakter, Yuan Mu Qing, die, soweit ich das verstanden habe, im Original nicht vorkommt. Dennoch fand ich ihre Rolle sehr angenehm, da sie zwar im ersten Moment immer wieder die Rolle der „Damsel in Distress“ verkörpert, sich aber in 85% der Fällen selbst aus brenzligen Situationen retten kann. Ebenso scheint sie nicht auf den Kopf gefallen zu sein, sondern liefert neben den beiden cleveren Jungs immer wieder gute Hinweise und bringt die Handlung damit voran.

Was mich aber wie gesagt mehr überraschte, waren die Nebencharaktere. Nicht nur, dass so ziemlich jeder den sprichwörtlichen Doppelten Boden unter sich hat, es ist tatsächlich die Sympathie, die man irgendwann mit allen empfindet. Alle Figuren sind auf ihre Weise sympathisch und man muss mehr als einmal schmunzeln, wenn einem wieder dieses warme Gefühl von Familie oder Zusammenhalt entgegen kommt. Somit ergibt sich gerade mit dem Nebencast ein unglaublich rundes Gesamtbild.
Auch die Figuren der einzelnen Fälle sind interessant und spannend. Manche Motivationen sind im Endeffekt zwar nicht weltbewegend, aber in jedem Moment nachvollziehbar, was Empathie tatsächlich einfach macht.


Fazit
Ihr merkt es schon wieder an der Länge – ich habe „Psych-Hunter“ wirklich sehr genossen!

Typische Crime-Stories in eine Mischung aus klassischem Crime und Fantasy-Adventure zu verpacken, ist anders und innovativ und hebt die Serie ohne viel Zutun von sämtlichen anderen Serien im Besonderen ab. Die Handlung ist dabei für die 36 Folgen Laufzeit unglaublich kompakt, sowohl von Seiten der Fälle als auch von der der Figuren, in der wirklich jeder kleine Abschnitt wie Zahnrädchen perfekt ineinander klacken. Die finale Auflösung verspricht zwar im ersten Moment langweilig zu werden, überrascht dann aber mit einem dermaßen unerwarteten Ende, das die ganze Handlung bis dato in einem vollkommen anderen Licht wiedergibt und damit auch Aspekte wieder in den Vordergrund rückt, die man nie als wichtig erachtet hatte. Im Endeffekt ist jede noch so kleine Handlung, jeder noch so kleine Gegenstand für die Gesamthandlung wichtig, was für mich einfach einen grandiosen Gesamteindruck hinterlässt.

Alles in allem wirklich eine Serie, wo man gar nicht viel tun muss, um sich mitreißen zu lassen.

Beitrag wurde zuletzt am 16.10.2021 10:34 geändert.
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