Die Epochen und Perioden der japanischen Geschichte

Ein Streifzug durch diverse Kulturräume der Welt.

Die Epochen und Perioden der japanischen Geschichte

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Avatar: GuuneThemenstarter#1
Im Zuge meines Studiums hatte ich mir es nicht nehmen lassen auch einen Blick in die Geschichte/Politik/Wirtschaft Japans zu werfen. Ich glaube viele Anisearchler besitzen eine gewisse Affinität zu Japan und sind gewiss an dessen historischen Werdegang interessiert. Zu meinem Glück war Prof. Dr. Katja Schmidtpott die Dozentin eines wirklich spannenden Kurses und hat alles Wissen in anregender Weise übermittelt. Das vorhandene Material ist aus Prof. Dr. Katja Schmidtpott Kursus und von mir vereinfacht zusammengefasst.

Die Epochen und Perioden der japanischen Geschichte

 
  • Urzeit/Frühzeit (原 始時代 genshi jidai)
- Japanisches Paläolithikum ( 日本旧石器時代 Nihon no kyūsekki jidai) ca. 35.000 v.Chr. – ca. 10.000 v.Chr.
- Jōmon-Zeit ( 縄文時代 Jōmon jidai) ca. 10.000 v.Chr. – ca. 300 v.Chr.
- Yayoi-Zeit (弥生時代 Yayoi jidai) ca. 300 v.Chr. – 300 n.Chr. (auch: ab ca. 500 oder ca. 900 v.Chr.)
 
  • Altertum (古代 kodai)
- Kofun-Zeit (古墳時代  kofun jidai) ca. 300 n.Chr. – ca. 700 n.Chr.
- Asuka-Zeit (飛鳥時代 Asuka jidai) 552 – 710 (auch: 538 – 710)
- Nara-Zeit (奈良時代 Nara jidai) 710 – 784 (auch: 710 – 794)
- Heian-Zeit (平安時代 Heian jidai) 794 – 1185 (auch: 794 – 1192)
 
  • Mittelalter ( chūsei)
- Kamakura-Zeit ( 鎌倉時代 Kamakura jidai) 1185 – 1333 (auch: 1192 – 1333)
- Muromachi-Zeit (室町時代 Muromachi jidai) 1333 – 1568 (auch: 1336 – 1573)
- Azuchi-Momoyama-Zeit (安土桃山時代  Azuchi-Momoyama jidai) 1568 – 1600
 
  • Frühe Neuzeit (近世 kinsei)
- Edo-Zeit (江戸時代 Edo jidai) / Tokugawa-Zeit (徳川時代  Tokugawa jidai) 1600 – 1868 (auch: 1603 – 1868)
 
  • Neuzeit/Moderne (  kindai)
- Meiji-Zeit ( 明治時代 Meiji jidai) 1868 – 1912
- Taishō-Zeit (大正時代 Taishō jidai) 1912 – 1926
 
  • Gegenwart ( gendai)
- Shōwa-Zeit (昭和時代  Shōwa jidai) 1926 – 1989
- Heisei-Zeit (平成時代 Heisei jidai) 1989 – heute
Beitrag wurde zuletzt am 07.01.2018 15:52 geändert.
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Avatar: GuuneThemenstarter#2

Urzeit/Frühzeit (原 始時代 genshi jidai)


Japanisches Paläolithikum ca. 35.000 v. Chr. – ca. 10.000 v. Chr.

(日本旧石器時代, Nihon no kyūsekki jidai)


„Japanische Steinzeit“

Im Gegensatz zu Afrika (vor ca. 2,5 Millionen Jahren) und Europa (vor ca. 1 Million Jahren) beginnt die Steinzeit in Japan relativ spät und ist zudem vergleichsweise kurz. Zu diesem Zeitpunkt waren die Menschen weder sesshaft, noch betrieben sie Landwirtschaft (im Nordosten waren die Menschen eher Jäger und im Südwesten anscheinend Pflanzensammler),8dP5qCx.jpg aber zahlreiche Steinwerkzeug-Funde aus Iwajuku (Präf. Gunma) zeugen von handwerklichen Geschick. Vor rund 30 000 – 40 000 Jahren gab es erste kleinere Einwanderungswellen vom asiatischen Kontinent (Sibirien) über eine Landbrücke auf die japanischen Inseln.* Gut 10 000 Jahre später entstand aufgrund einer erneuten Kälteperiode wieder eine Landbrücke vom ostasiatischen Kontinent. Abermals gab es mehrere Wanderungswellen von Sibirien aus über Sachalin, Hokkaidō bis in den Südwesten. Vermutlich war nun ganz jRHdPVJ.gif Japan besiedelt. Darüber hinaus begünstigte eine rasche Erwärmung sowie die Überschwemmung von Sundaland (heutiges Indonesien) weitere Auswanderungswellen per Boot Richtung Norden. So wurde im Okinawa ein Skelett, der Minatogawa-Mensch (港川人, ca. 16-15.000 Jahre alt) ausgegraben. Dieser weist Ähnlichkeit mit Funden aus Indonesien auf.
* andere Wissenschaftler sind der Meinung, dass bereits vor 500 000 Jahren eine Landbrücke zu Korea erste Besiedlungen zuwege brachte.

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Avatar: GuuneThemenstarter#3

Urzeit/Frühzeit (原 始時代 genshi jidai)


Jōmon-Zeit ca. 10.000 v.Chr. – ca. 300 v.Chr.

(縄文時代 Jōmon jidai)

Die Jōmonkultur verdankt ihren Namen handgeformter Keramik mit schnurartigem Dekor (縄文 Jōmon “Schnurmuster”). Fm0DcLI.jpg Die älteste gefundene Keramik datiert in etwa 10 – 12 000 Jahre vor Christus. Gegen Ende treten zum Teil bizarre Formen und dichte geometrische Muster in Erscheinung. Manch einer kennt vielleicht die eigentümlichen stilisierten Tonfigürchen (Dogū) und Masken aus dieser Zeit.iAuUAo8.jpg Mit Erfindung der Keramik ist dieser Zeitabschnitt von der Steinzeit abzugrenzen, dennoch ist die Kultur noch immer größtenteils eine Jäger-/ Sammler-/ Fischerkultur (Sammelwirtschaft) . Das dominierende sibirische Erbgut früherer steinzeitlicher Auswanderer hat sich mit denen neuer Einwanderungswellen aus Südchina und Südost-Asien während der Jōmon-Zeit vermischt. Erstmals entsteht auf den japanischen Inseln eine Bevölkerung mit einheitlichen körperlichen Merkmalen. Die Siedlung Sannai Maruyama 三内丸山 (Präf. Aomori) vor circa 3.100 – 1.900 vor Christus ist eine der größten Jōmon-Siedlungen. Die Menschen wurden teilweise sesshaft (jahreszeitlicher Wechsel des Aufenthaltsorts), sie lebten in sogenannten Grubenhäuser und günstige klimatische Bedingungen förderten ein starkes Wachstum der Bevölkerung (ca. 260.000 Menschen um 2000 v.Chr.) - diese lebten in immer größeren Gruppen in Siedlungen zusammen. Immer mehr komplexe Techniken machten sich die Jōmon-Menschen zu eigen: Salzgewinnung, Textilien, Lackherstellung usw.

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Avatar: GuuneThemenstarter#4

Urzeit/Frühzeit (原 始時代 genshi jidai)


Yayoi-Zeit ca. 300 v.Chr. – 300 n.Chr.


(弥生時代 Yayoi jidai)

Die Fundstätte, Yayoi, Stadtviertel im heutigen Tokyo, ist der früheste Fundort von Yayoi Keramik und zugleich Namensgeber. Angemerkt sei, dass die Drehscheibe von Korea übernommen wurde. Die Yayoi-Zeit gilt als „formative Phase der japanischen Kultur“. Eine Kultur, die vermutlich von chinesischen Einwanderer (ab ca. 300 v. Chr.; eventuelle Unruhen als Ursache?) getragen wurde und eine Vielzahl an innovativen Errungenschaften bereithält. Die meisten Jōmon-Menschen übernahmen die Yayoi Kultur (zB. Landwirtschaft).

Was ist alles neu? Der Nassfeldreisbau kommt von Südchina via Korea oder zunächst durch Kulturkontakt nach Japan. Darüber hinaus entnehmen wir aus einem chinesischen Geschichtswerk, die früheste Erwähnung eines Kleinstaats auf den japanischen Inseln.King_of_Na_gold_seal_face_reprod.png In der Geschichte gibt es nämlich einen Hinweis ² auf ein goldenes Siegel, das im Jahr 57 n. Chr. „dem König von Nu im Lande Wo“ gesandt wurde. Das Land Wo wäre „Japan“. Die ausführlichste frühe Schriftquelle über Japan zur Yayoi-Zeit ist das chinesische Geschichtswerk Sanguozhi („Die Chroniken der drei Reiche“), es wurde im 3. Jahrhundert zusammengestellt und behandelt die Ereignisse in China von 189 bis 280. Darin der Abschnitt: Wojenchuan (chin.), Wajinden (jap.), „Bericht über die Leute von Wo/Wa“ ³. kWzMnDu.gif Des Weiteren haben wir nun die Anfänge einer Staatenbildung und die Herausbildung stratifizierter Gesellschaften. Über tausend Menschen lebten zum Beispiel in der Siedlung Yoshinogari. Es gab Speichergebäude, einen Marktplatz, Schweine wurden gehalten und Textilien aus Leinen hergestellt. Die Anordnung der Gräber in Yoshinogari weisen auf die Herausbildung einer Herrscherschaft. Auch ein Zeremonialgebäude zum Gedenken (Ahnenkult) konnte lokalisiert werden. Neben einer sozialen Differenzierung bildeten sich Kleinstaaten heraus, die in einem geeinten Staat aufgehen. Der Kleinstaat Yamatai erlangte zuallererst die Oberherrschaft über einen Staatenbund. Laut Wajinden war Himiko die Herrscherin.4 Das Wann und Wie ist jedoch noch nicht vollständig geklärt.

101098-004-E1EE99CC.jpg Zusätzlich blühte eine neue Kulturtechnik auf: die Metallverarbeitung (Bronze) und erste Eisenwerkzeuge kamen zutage. Es könnte jedoch angenommen werden, dass Eisen ausschließlich ein Import aus Korea war. Verschiedenste Bronzegegenstände nach chinesischem Vorbild wurden in Japan selbst hergestellt.
Ohnehin pflegte das Land engen Kontakt zum Kontinent (Migration, Handel, diplomatische Beziehungen zu China und Korea).

² chin.: „Han Wo Nu guo wang“; dt.: „Dem König von Nu (Na) im Lande Wo (Wa), Vasall des Kaisers von Han“

³ Die Wo-Menschen (laut Wajinden) [1] Die Wo-Menschen befinden sich inmitten des großen Meeres südöstlich von der Kommandantur Daifang. Je nach Gegebenheit von Bergen und Inseln bilden sie Länder (kuni) und Orte. Früher gab es mehr als hundert Länder; sie suchten zur Han-Zeit den kaiserlichen Hof auf. Jetzt sind es dreißig Länder und Orte, die durch Gesandte und Übersetzer mit China verkehren.

4 [28] [Im Lande der Wo] hat man ursprünglich auch Männer zu Königen gemacht, siebzig, achtzig Jahre lang. Dann gab es im Lande Wo Unruhen. Gegenseitig griff man sich an und bekämpfte sich über Jahre hin. Daraufhin erhob man gemeinsam eine Frau zur Königin. Sie heißt Himiko.

[38] Als Himiko [um 250] starb, … setzte man wiederum einen Mann als König ein. Im Lande jedoch unterwarf man sich ihm nicht. Wiederum tötete man sich gegenseitig. Zu jener Zeit tötete man mehr als tausend Menschen. Dann wiederum setzte man eine Tochter aus der Familie von Himiko ein, das Mädchen Iyo, dreizehn Jahre alt, und machte sie zur Königin. Im Lande war es daraufhin wieder ruhig.

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Avatar: GuuneThemenstarter#5

Altertum (古代 kodai)


Kofun-Zeit ca. 300 n.Chr. – ca. 700 n.Chr.


(古墳時代 kofun jidai) 

(auch: Hügelgräber-Zeit)


Als kofun (古墳) werden kleinere und größere Hügelgräber bezeichnet. Der größte kofun ist das Grab von Nintoku Tennō (?) (Mozu, Stadt Sakai, Präf. Ōsaka). Ihr Ursprung liegt in China, auch finden sich ähnliche Anlagen in Korea (Beispiel Südkorea, Gyeongju). Kofun dienten als Grabanlagen, vornehmlich für die obere Schicht. In den Grabkammern können sich Grabbeigaben wie zum Beispiel haniwa (埴輪), also Grabfiguren befinden und / oder Wandmalereien (bspw. im Takamatsuzuka-kofun).

Im 4./5. Jahrhundert entsteht das Reich Yamato1 (倭 oder 大和), die Vorstufe des japanischen Kaiserreiches und wird von einem Großkönig (大王 ōkimi) regiert. Unter der Oberherrschaft der Yamato-Dynastie kam es zur Einigung der verschiedenen Kleinstaaten von Wa. Eine intensive Landwirtschaft in Yamato-Ebene, die militärische Überlegenheit („Reiterkrieger“), aber auch friedliche Mittel (Heiratspolitik o.ä.) sowie Kultur- und Technologietransfer vom Kontinent (Gesandtschaften nach China) begünstigten die Expansion des Yamato Reiches.

1 Yamato:
•Name der Herrscherfamilie (Ahnen der heutigen Kaiserfamilie)
• Bezeichnung eines Landstrichs in der heutigen Präfektur Nara = „Herzland der japanischen Kultur“

Hierarchische Gesellschaftsordnung des Yamato-Reiches



Ahnenkult (Element des Shintō 神道) [siehe zB. Ise-Schrein (Präf. Mie)]

1. lokale Traditionen, lokale Ahngottheiten der uji
2. überregionale Tradition des Yamato-Reiches:Ahngottheit des Yamato-uji
=
Sonnengottheit Amaterasu 天照
=
Schutzgottheit des gesamten Staates

Die koreanische Halbinsel während der „Zeit der drei Reiche (3./4. Jh. bis 663)

高句麗 Koguryō (jap.: Kōguri)

百濟 Paekche (jap.: Kudara)

--> Beteiligung von Wa/Yamato als Verbündeter von Paekche 新羅 Silla (jap.: Shiragi)

任那 Imna (jap: Mimana) Kolonie von Wa/Yamato in 加羅 Kaya, bis 562   

Aufgrund unzähliger Kämpfe zwischen den Reichen, kam es zu immer mehr Auswanderungen in das Yamato-Reich. Besonders um 400 n. immigrierten zahlreiche chinesischstämmige Kolonisten von der koreanischen Halbinsel, auch viele viele Adelige, Träger höherer Kulturtechniken (Schriftkundige, Verwalter, Künstler, Ingenieure usw.) sowie auch Bauernfamilien und Handwerker/innen taten es ihnen gleich. Es erfolgte eine Integration in die Gesellschaft des Yamato-Reiches entsprechend ihres Standes. Demgemäß ist auch laut dem Adelsregister der Nara-Zeit (8. Jhdt.) ein Drittel des japanischen Adels kontinentaler Abstammung. Die Ansiedlung der „Vertriebenen“ im gesamten Yamato-Reich brachten überdies gewisse Vorteile mit sich. Es führte zur Stärkung von Macht und Ansehen des Yamato-Hofes (Geräte, Techniken, Wissen). Zudem erschlossen die Kolonisten neue Agrarflächen. Fernerhin sei an dieser Stelle bemerkt, dass es darüber hinaus organisierte Einwanderungen gab, das heißt eine planmäßige Anwerbung von chinesischen und koreanischen Fachleuten auf dem Kontinent².

² „Achi no omi und die anderen kamen aus Wu [in Süd-China] in Tsukushi [Nord-Kyūshū] an. Damals taten die großen Gottheiten von Munakata [in Nord-Kyūshū] eine Bitte um Arbeiterinnen. Deshalb brachte er Ehime [eine Näherin] der großen Gottheit von Munakata dar. Sie ist die Ahnfrau der heute im Lande Tsukushi lebenden Mitsukai no kimi. Dann erreichte er mit den drei anderen Frauen im Gefolge die Provinz Settsu [bei Ōsaka]. Als er in Muko anlangte, war der Kaiser [Ōjin] verstorben, und er traf ihn nicht mehr an. Also überbrachte er sie dem Ōsasagi no mikoto [Kaiser Nintoku]. Die Nachkommen dieser Frauen sind die heutigen Kure no kinunui und Kaya no kinunui. (Nihongi, Ōjin-ki 37/II)
Quelle: Lewin, Bruno (1962): Aya und Hata: Bevölkerungsgruppen Altjapans kontinentaler Herkunft. Studien zur Japanologie, Bd. 3. Wiesbaden: Harrassowitz, S. 21.

Bildquellen

Beitrag wurde zuletzt am 07.01.2018 15:54 geändert.
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