Shiroi Heya no Futari (1973)

白い部屋のふたり

Shiroi Heya no Futari

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Themenstarter#1
Yuri-Manga: Shiroi Heya no Futari
Couple of the White Room


Shiroi Heya no Futari

Shiroi Heya no Futari (白い部屋のふたり) ist ein Yuri-Manga von Ryouko Yamagishi, einem Mitglieder der Gruppe 24-nen Gumi. Die Serie wurde erstmals in Shuueishas Shoujo-Magazin Ribon im Jahr 1971 veröffentlicht und ist damit einer der frühesten Shoujo-Yuri-Manga. Er wird oft als der erste „wirkliche“ Yuri-Manga bezeichnet.
Prof. Yukari Fujimoto von der Meiji Universität schreibt Shiori Heya no Futari einen großen Einfluss auf die Werke von Machiko Satonaka, Riyoko Ikeda und Yukari Ichijo zu. Das Melodram wurde in den 1970er und 1980er Jahren zur üblichen, „prototypischen“ Yuri-Geschichte.

BeschreibungDas verwaiste Mädchen Resine entscheidet sich dazu, das selbe Internat, auf dem einst ihre Mutter war, zu besuchen. Dort muss sie sich ein Zimmer mit der streitsüchtigen Simone teilen, die keine Gelegenheit auslässt, Resine das Leben schwer zu machen. Bei einer Aufführung für das Stück „Romeo & Julia“ wird Resine als Julia und Simone als Romeo ausgewählt. Dabei kommen sich die beiden nach anfänglichen Schwierigkeiten endgültig näher, was viele Probleme mit sich bringt.


24-nen Gumi

24-nen Gumi

Der Name 24-nen Gumi (24年組, Nijuuyo-nen Gumi) auch „Hana no 24-nen Gumi“ (花の24年組, Hana no Nijuuyo-nen Gumi) genannt, bezieht sich auf eine, von zwei, nebulösen Gruppen weiblicher Mangaka, die das Shoujo-Genre revolutionierten. Ihre Werke handelten oft von „radikalen und philosophischen Themen“, insbesondere Sexualität und Geschlechterfragen, viele ihrer Werke werden heute als „Klassiker“ des Shoujo betrachtet.
Die Bezeichnung der Gruppe, 24-nen Gumi, leitet sich von den Geburtsjahr der Mitglieder ab, viele von ihnen wurden Shouwa 24 (1949) geboren, weshalb sie auch unter dem Namen „Forty-Niners“ oder „Magnificent 49ers“ bekannt sind. Die Gruppe wurde 1969 gegründet, eine exakte Mitgliedschaft wurde allerdings nicht definiert, da sich die Mitglieder in einem offenen Salon, den Moto Hagio und Keiko Takemiya in ihrer gemeinsamen Wohnung in Ouizumi in Nerima, Tokyo, organisierten, trafen. Jedoch werden als Mitglieder immer genannt: Moto Hagio, Keiko Takemiya und Yumiko Ooshima, und weiterhin als Mitglieder gezählt: Ryouko Yamagishi, Riyoko Ikeda, Yasuko Aoike, Minori Kimura, Toshie Kihara, Nanae Sasaya, Machiko Satonaka und Mineko Yamada.
Die zweite Gruppe, bekannt unter dem Namen, Post 24-nen Gumi (ポスト24年組, Post Nijuuyo-nen Gumi), besteht aus: Wakako Mizuki, Michi Tarasawa, Aiko Itou, Yasuko Sakata, Shio Satou, und Yukiko Kai.
Bis Ende der 1960er Jahre gehörten weibliche Mangaka zu einer Seltenheit, Shoujo-Manga wurde fast ausschließlich von Männern gezeichnet. Die Darstellung von Frauen in Manga, die von männlichen Autoren und Illustratoren verfasst wurden, war: die tugendhafte, bescheidene Frau, die eine passive Rolle einnimmt. Die Figuren wirkten schlicht und glanzlos. Das Charakterdesign der Protagonistinnen unterstrich dies ebenfalls, weibliche Schönheit wurde durch „Unschuld“ vermittelt. Körperlich attraktive und selbstbewusste weibliche Charaktere wurden als bedrohlich empfunden. Selbst Romanze-Manga enthielten keine „Kussszenen“.
Die jungen Mitglieder von 24-nen Gumi begannen mit der Verbreitung ihrer Werke in den frühen 1970er Jahren, als Außenseiter der Branche schenkte man ihnen zunächst wenig Beachtung, was ihnen große kreative Eigenständigkeit und die Freiheit zur experimentellen Gestaltung gab. Ihre Manga spiegelten den turbulenten Wandel der japanischen Gesellschaft wider.
Sie examinierten die neuen Geschlechterrollen und transzendierten vermeintlich männlichen und weiblichen Verhaltensweisen. Dabei galt ihre besondere Aufmerksamkeit der Tiefe von Beziehungen in allen ihren Facetten, einschließlich der Sexualität und Intimität. Ihre weiblichen Charaktere wurden aktive Protagonisten, die ihre Ziele und ihr eigenes Schicksal selbst bestimmen. Was sie auch mit ihrem Charakterdesign ausdrückten, ihre Protagonistinnen hatten weibliche Attribute, detailreiche lange wallende Haare und traten, der Zeit entsprechend, modisch gekleidet auf.
Die Shoujo-Manga der Magnificent 24s erweiterten das literarische und visuelle Vokabular von Manga, indem sie klassische japanische Poesie zitierten und sie ihre Werke auf unverwechselbare Art visualisierten; sie brachen das Schema der gleichmäßig verteilten Einzelbilder auf und verwendeten stattdessen ganze Seiten, mit überlappenden Momente in den einzelnen Panels ohne Begrenzungen oder überblendeten verschiedene Szenen zu einem Bild über die ganzen Seite bis hin zum Rand des Blattes. Mit ihren Werken prägten sie ein ganzes Jahrzehnt und beeinflussten damit nicht nur den Shoujo-Manga, sondern veränderten nachhaltig, die Art der Darstellung aller Genres.

Moto Hagio about the "Year 24 Group"



Teilt hier eure Erwartungen vor Start der Serie oder eure ersten Eindrücke und Meinungen zu den jeweils fortlaufenden Episoden mit der Community. Wenn ihr über eine bestimmte Episode schreibt, so nennt bitte zur besseren Übersicht vorneweg die jeweilige Episodenzahl. Und um anderen nicht die Spannung an der Serie zu nehmen, achtet auch bitte darauf, Spoiler entsprechend zu kennzeichnen. Und nun viel Spaß beim Diskutieren!
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Themenstarter#2
Da das ein sehr spezielles Thema ist, hier noch eine kurze Einführung von Erica Friedman (ALC Publishing):

A Very Brief History of Yuri 
First Presented at Tokyo Comics Showcase, Volume 1 May 3, 2016, for Tokyo Rainbow Pride.
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Avatar: Guune#3
Liebe mich, wenn du dich traust ...
Frankreich - das Land, das in der Tradition der freien Liebe steht. Shiroi Heya no Futari verharrt in der Beständigkeit früherer Werke, das sich einem tragischen Ende verschreibt.

Zwei Mädchen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, lediglich ihr westlicher Kleidungsstil verbindet.
Resine ist wohlerzogen und bekleidet trefflichst die althergebrachte Rollenzuteilung. Simone ein Rebell wider
Willen und äußerlich das Ebenbild von Cher. Eine Sunny und Cher Reunion auf einer prestigeträchtigen Mädchenschule?

Zu Beginn erweckt es den Anschein, denn der Manga präsentiert sich als Urmutter vieler wiederholenden Klischees, die uns in der hiesigen Zeit nur allzu vertraut sind:
Alle Neulinge sind süß ('cute') und Trunkenheit schafft Körpernähe.
Unsere kleine little Miss Sunshine ist empört  über die fehlende Contenance und dem Mangel an Sittlichkeit. Aber wie kann sie auf Simone schimpfen, die  doch beautiful legs like a deer hat - zeichnen sich hier womöglich die ersten animalischen Triebe ab?
Ein jedem mag auch Übles schwanen, als die beiden Frauen Romeo und Julia vortragen.  Ein Kuss blieb dem Leser nicht verehrt, womöglich auch ein glückliches Ende?
Die Angst über abfällige Nachrede und Scham sind zu viel für Resine. Simone tut daraufhin etwas, was unsagbar edelmütig ist und von tiefer Liebe zeugen muss ... sie arrangiert ein Treffen für Resine um sich mit Männern zu verabreden. Niemals kann sie Resine vergessen, aber sie weiß, dass die gesellschaftliche Sitte ihren Tribut verlangt. Dem sich Resine wiederum auch nicht verwehren will. Es kommt nun, wie es kommen muss. Resine umgarnt einen Mann und lässt Simone in unsagbarer Trauer zurück. Das Romeo und Julia Motiv soll auch zum Schluss greifen ... nur dass ein Herz aufhört zu schlagen und ein anderes auf immer bricht.
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Themenstarter#4
Shiroi Heya no Futari ist vermutlich der älteste Shoujo-Yuri-Manga. 1971 veröffentlicht, also beinahe vor 50 Jahren – was man auch während des Lesens immer im Gedächtnis behalten sollte. – Es ist Mutter aller Yuri-Manga und ein gewaltiges Melodram – ein Hyper-Melodram! – vollkommen „Over-the-Top“.

Die Geschichte handelt von der „guten“ Resine, die von ihrer ihr gegenüber gleichgültigen Tante in ein Internat angeschoben wird und, da dieser Transfer noch so spät im Schuljahr geschieht, ein Zimmer mit der „bösen“ Simone teilen muss, vor der sie eindringlich gewarnt wird.  Bedauerlicherweise für die Schulleitung kommen Resine und Simone nach anfänglichen Zankerei gut miteinander aus… zu gut…
Simones Liebesgeständnis wird zufällig von einer Mitschülerin gehört und bald weiß die ganze Schule darüber Bescheid. Resine versucht ihrerseits ihre Gefühle zu verleugnen und verabredet sich aus „Rache“ mit einem jungen Mann, bekommt aber trotzdem ihre eigene Eifersucht auf Simone nicht in den Griff, sowie auch Simon ihre Verbitterung nicht.
Als der soziale Druck auf die Beiden immer größer wird, verlässt Resine das Internat, bzw. Simone, um Abstand von ihr zu bekommen in der Hoffnung, dass ihre Gefühle auch verschwinden. Natürlich ist das Simone nicht gleichgültig...
und ihre emotionale Verwirrung findet ihr Ende in einem tragischen und sinnlosen Tod…
Resine kehrt zurück und erfährt von Simons Tod. Alles was sie noch tun kann, ist sich selbst die Wahrheit einzugestehen und sie schwört, dass sie für sich selbst und Simone weiter leben wird, aber die Liebe in ihr für immer Tod ist…

Die Geschichte spielt in Frankreich, was ziemlich gut zu einem schwülstigen Melodram passt und Anfang der 1970er sehr beliebt in Shoujo-Manga war. Der Manga hat natürlich ein tragisches Ende. Was auch typisch für die 1970ern ist. Aber die Liebe und körperliche Anziehungskraft zwischen Resine und Simone werden nicht verschleiert dargestellt. Keine Bewunderung, keine schwesterliche Liebe, keine tiefe Freundschaft, sondern tatsächlich sexuelle Begierde und das macht diesen Manga bahnbrechend. – Man kann sich wohl kaum vorstellen, wie das auf die Menschen vor 50 Jahren gewirkt haben muss…
Der Manga thematisiert den sozialen Druck der auf einer lesbischen Beziehung lastet und er verwendet dabei tatsächlich das Wort „lesbisch“. – „I´m a Lesbian!“ – Und das ist selbst 50 Jahre später, eine Seltenheit. Man wird lange suchen müssen, um einen Charakter in einem heutigen Yuri-Manga zu finden der sich selbst als lesbisch bezeichnet. Stattdessen bekommt man in fast jedem Yuri-Manga zu lesen: „Aber wir sind doch beide Mädchen“ – oder etwas Ähnliches.
Der Manga startet schnell, erzählt die Geschichte zügig und lässt den Leser als emotionales Wrack zurück. Es ist beeindruckend, wie prägnant der Manga ist. Er ist die Blaupause aller Yuri-Manga, wie wir sie heute kennen und so ist es kaum verwunderlich das man sehr viele Tropen und Klischees in ihm findet. Mädchenschule, traumatisierende Familienbeziehung, obligatorische Gayngst und das Standard „Romeo und Julia“ Schauspiel auf dem Schulfest. Das ist klischeehaft, aber man muss den Kontext und die Zeit in Betracht ziehen zu der er entstanden ist.
Das Artwork ist klassisch und offenkundig sehr alte Schule Shoujo-Stil, 70er Jahre pur! Was etliche Leser abschrecken könnte, aber es ist sehr passend zu diesem klassischen Melodram, der Atmosphäre und Ästhetik.
Selbst, wenn man zu dem Schluss kommt, dass man Shiroi Heya no Futari nicht mag, hilft er dabei ein besseres Verständnis für heutige Yuri-Manga zu bekommen.
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