„The Kingdom of Dreams and Madness“-Review: DVD von Universum Anime

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„The Kingdom of Dreams and Madness“-Review: DVD von Universum Anime

Veröffentlich am von Noa; Beitrag wurde zuletzt am 06. Juni 2016 21:42 geändert.
Passend zur kürzlichen Veröffentlichung freue ich mich, mit freundlicher Unterstützung von Universum Anime ein Testexemplar von The Kingdom of Dreams and Madness genauer unter die Lupe zu nehmen und Euch im folgenden Text näherzubringen.

Es handelt sich dabei um einen dokumentarischen Film, der uns einen Einblick in die Animationsschmiede Ghibli ermöglicht und es uns erlaubt, hinter die Kulissen der Produktion von Wie der Wind sich hebt (jap.: Kaze Tachinu) und Die Legende der Prinzessin Kaguya (jap.: Kaguya Hime no Monogatari) zu blicken.


Am 27. Mai veröffentlichte Universum Anime die Dokumentation auf DVD und Blu-ray in einem Digipack.


Beschreibung von Universumfilm.de:Der Film The Kingdom of Dreams and Madness von Regisseurin Mami Sunada gewährt einen exklusiven Blick hinter die Kulissen des preisgekrönten japanischen Animationsstudios Ghibli. Wir begleiten Oscar®-Preisträger Hayao Miyazaki, Produzent Toshio Suzuki und den Filmemacher Isao Takahata bei der Arbeit und erhalten Einblicke in die aufwändige Produktion der Filme Wie der Wind sich hebt und Die Legende der Prinzessin Kaguya. Ein fein nuanciertes Porträt über die kreativen Köpfe hinter dem Studio Ghibli.

Startbild der DVD

Seit über 30 Jahren begeistert das Animationsstudio Ghibli Groß und Klein auf aller Welt. Unter der Cinematographie und Regie von Mami Sunada begleiten wir in der zweistündigen Dokumentation den Alltag innerhalb der Schmiede über einen Zeitraum von einem Jahr und sehen die Tagesabläufe innerhalb der Produktion. Die im Hintergrund hörbare Musik wurde von Masakatsu Takagi geschrieben, welcher auch an Hosodas Ame & Yuki - Die Wolfskinder und Der Junge und das Biest beteiligt war.

Collage aus einzelnen Zeichnungen

Doch nicht nur der Alltag steht hier im Vordergrund, sondern wird auch die lange Entstehungszeit des Studios beleuchtet. Auf dem Cover des Films sieht man die drei Gründer des Studios: Hayao Miyazaki, Isao Takahata und Toshio Suzuki. Die Dokumentation selbst kristallisiert unter einer sehr persönlichen Kameraführung den Weg der drei Beteiligten und zeigt auch, wie die ehemaligen Partner Miyazaki und Takahata nach über 20 Jahren ihre eigenen Wege gingen.

Als ein großer Teil des Films wird die Produktion von Hayaos Wie der Wind sich hebt beleuchtet. Man sieht ihm beim Zeichnen zu, wie er sich dabei mit seinen Mitarbeitern unterhält, witzelt und sieht den Mensch in ihm: jemand, der sich mit großer Leidenschaft seiner Arbeit hingibt und seine Passion auf Papier bringt. In einem nuancierten Bild folgt man ihm bei seinem täglichen Rhythmus: Wie er stets 11:00 Uhr mit dem Zeichnen anfängt und um 20:00 Uhr den Stift aus der Hand legt. Zwischendurch stehen alltägliche Rituale an, wie Gymnastik oder die Beobachtung des Sonnenunterganges. Nach getaner Arbeit sucht Miyazaki sein privates Atelier auf und nimmt sich Zeit für sich selbst.

Ohne sich zu sehr auf Miyazaki zu fokussieren, werden auch die anderen Mitglieder des Hauses näher ins Bild gerückt. Mit Suzuki an der Seite begleiten wir das Team durch das Land, um die kommenden Filme zu vermarkten. Innerhalb des Teams gibt es Zweifel, ob Takahata rechtzeitig mit seiner Kaguya fertig werde. Er habe bereits in der Vergangenheit bewiesen, dass er sich nicht an Terminvorgaben halten kann.

Auf der Suche nach der passenden Synchronstimme für die Hauptfigur Jirou, entschied man sich für Hideaki Anno, einen langjährigen Freund von Hayao Miyazi seit ihrer Zusammenarbeit an Nausicaä. Anno gilt als Mitbegründer des Studios Gainax und seine Erfolgsserie Neon Genesis Evangelion gilt als einer der einflussreichsten und meistdiskutierten Anime. Die ersten Schritte sind noch mühsam: Anno hatte schon lange keine Vertonung getätigt und sieht sich mit einer neuen Aufgabe vertraut, da seine vorherigen Sprecherrollen nur kurze Dialoge beinhalteten.

Einzig von Takahata wird wenig gezeigt, da er andernorts tätig und zu der Entstehungszeit der Dokumentation in der finalen Phase seiner über acht Jahre andauernden Produktion von Kaguya war.

Auch die Hürden der Produktionen werden thematisiert. Miyazakis Sohn, Gorou, der bei Ghibli zu Die Chroniken von Erdsee und Der Mohnblumenberg Regie führte, hat mit großen Selbstzweifeln zu kämpfen und fühlt sich seiner eigenen Arbeit nicht gerecht. Der Schaffungsprozess sei allgemein ein schwieriges Thema bei Ghibli und man habe die Regisseure (Miyazaki & Takahata) zu ihren letzten Werken forciert. Im Laufe der Filmzeit merkt man den Verantwortlichen ihr Alter an und dass ein Ende ihrer Karriere in Sicht ist. Miyazaki, Takahata und Suzuki seien nicht mehr die Jüngsten und ihre Tage seien gezählt. Die Ära von Ghibli, eine Zusammenarbeit von über drei Dekaden, neigt sich dem Ende. Ohne sie in der Führungsposition kann das Studio mit seinen über 400 Mitarbeitern in seiner bisherigen Form nicht weiterexistieren …

The Kingdom of Dreams and Madness kommt in originaler Sprache und deutschen Untertiteln daher. Universum Anime entschied sich bewusst gegen eine deutsche Tonspur, da sie es als respektlos empfunden hätten, Persönlichkeiten wie Miyazaki und Takahata nachzusynchronisieren. Die Untertitel hingegen sind sehr gut leserlich und vom Timing sehr gut gesetzt.

Ein emotionales Portrait eines gealterten Studios, welches die Pforten zwecks der wirtschaftlichen Umstrukturierung geschlossen hat. Hier wurden persönliche und emotionale Filme aufgefangen und zeigen nicht Regisseure, Genies, Produzenten oder Animatoren, hier werden Menschen bei ihrer Arbeit gezeigt, die sie mit voller Hingabe Tag für Tag erledigen. Ghibli mag bei weitem nicht mein Lieblingsstudio sein, doch ich erkenne den Wert des Studios innerhalb der Anime-Industrie und verneige mich von ihrem Schaffen: Werke aus Freude daran zu kreieren, nicht aus Profit. Es ist ein Film von Menschen über Menschen und wie das Studio selbst, überbringt er eine bestimmte Nachricht zum Zuschauer. Eine Dokumentation wie sie kaum persönlicher, emotionaler und rührender sein könnte.

Offizieller Trailer zur Dokumentation The Kingdom of Dreams and Madness


  • Erste Skizzen

  • Betrachtung des Hintergrunddesigns

  • Animationsarbeit


Auf der Disc befinden sich neben der Dokumentation ein kurzer Trailer sowie etwa 30 Minuten Bonusmaterial, worin der Alltag des Studios und dessen Mitglieder aus verschiedenen Blickwinkeln erläutert wird. So wird dem Zuschauer auch die herrenlose Katze Ushiko vor Augen geführt, die seit über 10 Jahren bei Ghibli ein und aus geht; dort zwar nicht „wohnt“, aber als ein essentielles Teammitglied des Studios angesehen wird. Mit ironischen Bemerkungen wird in den ersten Minuten die Arbeit aus der Sicht einer Katze dokumentiert.

Das zusätzliche Material ist in mehrere Kapitel unterteilt, die sich untereinander in ihren Blickwinkeln unterscheiden, und beginnt mit dem Besuch von Oscar-Preisträger John Lasseter, CCO des Computeranimations-Unternehmens Pixar, Walt Disney und DisneyToon Studios. Unter seiner Regie sind Werke wie Toy Story 1 & 2, Cars 1 & 2 oder auch Das große Krabbeln entstanden. John und Hayao Miyazaki stehen seit Mitte der 80er Jahre im engen Kontakt und als ausführender Produzent ist John bei einigen Ghibli-Werken auch für die US-amerikanische Version involviert gewesen, wie unter anderem Chihirios Reise ins Zauberland, Das wandelnde Schloss, Die Chroniken von Erdsee oder auch Ponyo – Das große Abenteuer am Meer, wofür er auch die Regie für die englische Vertonung führte. Es lässt sich die große Begeisterung Lasseters an Miyazakis Arbeit erkennen.

Im weiteren Verlauf begleitet man das Team durch die diversen Abschnitte bezüglich der Produktion des Films Wie der Wind sich hebt. Einen ausführlicheren Blick wirft man hinter die seit über drei Dekaden bestehende Zusammenarbeit zwischen Miyazaki und Hisaishi, welcher seit Nausciaä aus dem Tal der Winde ‒ dessen Erfolg die Gründung Ghiblis ermöglichte ‒ die Musik zu Hayaos Filmen beisteuert. Gemeinsam bespricht man die Elemente des Films und gewährt dem Komponisten Einblick in die Gefühlswelt der Charaktere um ihren Klang zu finden. „Eine respektvolle Freundschaft, die über Raum und Zeit hinausgeht“, lautet die Devise zu dem finalen Schaffungsprozess Hayaos. So entstehen die ersten stimmungsvollen Soundtracks im Symphonieorchester. Es folgen die einzelnen Schritte wie die Bilder gezeichnet werden und durch Konversationen mit den zuständigen Animatoren die genauen Bewegungsabläufe bis ins kleinste Detail besprochen werden. Nachdem auch der zuständige Hintergrund gezeichnet wurde und man die einzelnen Arbeiten Frame für Frame zu Bewegungen einarbeitet, gibt es die ersten wenigen Sekunden Animation zu betrachten, nachdem Miyazaki als verantwortlicher Regisseur alles erneut überprüft. Parallel dazu erfolgt die Tonüberprüfung und Vertonung. Das fertige Resultat von Wie der Wind sich hebt besteht aus über 160.000 Bildern.

Nach der Premiere von Wie der Wind sich hebt und der Preisgabe von erfolgreichen Zahlen, gibt Hayao Miyazaki einen Monat später seinen Rücktritt bekannt. Schon während der Produktion zum Film verkündete er, dass dies sein letzter Film wird. Verträumt spricht er über eine Filmidee, die er gern noch thematisiert hätte, sagt selbst aber klar aus, dass irgendwann der Schlussstrich gezogen werden muss. Seit Jahren rede er davon, aufhören zu wollen; seine Frau glaube ihm schon gar nicht mehr. Es sei für ihn sehr schwer, diese Arbeit hinter sich zu lassen und er habe Angst sich nach den alten Zeiten zu sehnen. Er möchte froh sein aufgehört zu haben. Trotz seines Rücktritts, besucht er ohne Ausnahme weiterhin täglich das Studio.

Hayao Miyazaki verkündet seinen Rücktritt

Das abschließende Kapitel zeigt die erste detaillierte Vorführung von Wie der Wind sich hebt, nach welcher das Team sich berät und auf die sachlichen Inhalte und die im Film vorhandene Moral eingeht. Anschließend widmet man sich der Produktion von Die Legende von Prinzessin Kaguya. Es ist für den verantwortlichen Yoshiaki Nishimura die zweite Produktion nach Das wandelnde Schloss. Durch seine zahlreich ausgezeichnete Arbeit wurde er ein Jahr darauf zum leitenden Produzenten Ghiblis erklärt und löste damit seinen Vorgänger Suzuki von diesem Posten ab, welcher fortan wieder das Amt des Vorsitzenden des Studios ausübt. Suzuki gilt gemeinsam mit Miyazaki und Takahata als Mitbegründer des Studios und allein sein Engagement Anfang der 80er Jahre wegen, konnte der Manga Nausciaä überhaupt publiziert und später auch als Film umgesetzt werden. Für Nishimura folgt später die Arbeit an Erinnerungen an Marnie, dem vorerst letzten Spielfilm der Schmiede.


  • Wie der Wind sich hebt

  • Die Legende der Prinzessin Kaguya

  • Erinnerungen an Marnie


Ich möchte mich hier noch mal bei nochmals bei Universum Anime für das Testexemplar bedanken und hoffe, dem ein oder anderen wird die Dokumentation mindestens annähernd so gut gefallen wie mir.

Quelle: eigener Bericht
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Kommentare (12)

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Avatar: poetman
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Super Noa! Ganz großes Kino dein Text 
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Avatar: Mahou Shounen
Freischalter
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Vintage Noa, solche Reviews schreibst auch nur du.
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Avatar: ZackPlay
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#3
Wow! Für weitere Reviews auf AS hast du die Messlatte sehr hoch gesetzt. Der wir 100%ig gekauft.
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Avatar: KannaYUE
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Wird gekauft. :)
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Avatar: Cretaceous
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#5
Von wem hast du nochmal das Testexemplar bekommen? Steht nirgends.
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Avatar: Mijira
V.I.P.
#6
Als news-Supporter könnt ihr auch kostenloses Rezensionsmaterial abstauben. So ganz nebenbei. Und natürlich kann jeder Reviews über selbst gekauftes Material verfassen.
Beitrag wurde zuletzt am 06.06.2016 19:36 geändert.
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Avatar: Asaki
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#7
Tolle Review, Noa ^^
Spiele selber schon länger mit den Gedanken mir die Doku zuzulegen, war bislang noch unsicher. Nach dem Lesen der Review werde ich jetzt wohl demnächst doch zugreifen.
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Avatar: Noa
V.I.P.
Themenstarter#8
Danke :)
Freut mich sehr, dass euch der Text gefällt. Hat mich ein bisschen Arbeit gekostet. ^^°
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Avatar: animus
Admin
#9
Ein wirklich schönes Review, das Lust auf den Film macht. Ich hatte The Kingdom of Dreams and Madness um ehrlich zu sein bisher sonst gar nicht auf dem Schirm... muss ich wohl auch mal ändern.
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Avatar: aniSearchler
aniSearchler
#10

Wer in 2D Animationen interessiert ist (Hahaha okay das werden viele sein) bzw. daran interessiert ist das evtl. auch mal zu machen oder generell einfach interessiert ist, mit welcher Software Ghibli den ein oder anderen Film gemacht hat, der kann sich die Software gerne mal näher im Detail anschauen. Die Software ist mittlerweile Open Source: https://opentoonz.github.io/e/

 

Der Film klingt für mich insoweit interessant das es vielleicht doch den ein oder anderen Einblick in ein Animationsstudio gibt, den man so vielleicht noch nicht gesehen hat? Gerade was den Workflow so angeht. Ich bin auf jeden Fall mal gespannt. 

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Avatar: Pazu
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#11
Ich habe diese Dokumentation schon vor mindestens einem Jahr auf YouTube entdeckt und bin der Meinung, dass sie extrem sehenswert ist :) (Als Fan:) ist so gut wie gekauft, obwohl inhaltlich bekannt. Absolute Empfehlung von mir.
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Avatar: Takumi-#12
Ich schließe mich den vorherigen Kommentatoren an: diese Review ist sehr lesenswert :)
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