Tenshi no Tamago (1985)

天使のたまご

Vorstellung: Tenshi no Tamago [Anime der Woche]

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Avatar: TheWeirdOneThemenstarter#1
Hallo und herzlich Willkommen zum Anime der Woche!
Diese Woche: Tenshi no Tamago
Ein Anime der Woche von Noa & Thor87




Tenshi no Tamago ist eines der ersten Werke von Regie-Legende Mamoru Oshii, an dessen Drehbuch er selbst arbeitete und den Film gemeinsam mit einem der Ghibli Gründer, Toshio Suzuki, produzierte. TnT ist das erste, eigenständige Projekt des verantwortlichen Studio DEEN und entstand im Jahre 1985. Die OVA zeichnet sich durch wenige Dialoge, symbolische Metaphern und einer bedrückenden und zugleich stimmungsvollen Atmosphäre aus.

BeschreibungIn einer düsteren Welt behütet ein Mädchen mit langen weißen Haaren ein Ei. Sie streift durch ein Land, wo es keine Menschen zu geben scheint. Sie läuft durch ein Dorf, was ebenso menschenleer ist. Auf ihrer Reise trifft sie auf einen Wanderer. Nur widerspenstig schließen sich Beide zusammen, um zu einer Art "Arche Noah" zu wandern.

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Die Charaktere in Tenshi no Tamago sind ein faszinierendes Phänomen für sich. Sie sind streng genommen sehr flach, weil keine wirklichen Hintergrundgeschichten zu ihnen erzählt werden und auch ihr Handlungsspektrum im Film recht spärlich bleibt. Das Besondere daran ist aber, dass das überhaupt nicht stört. Denn da wir neben einem Erzähler nur zwei Charaktere an die Hand bekommen, die uns den ganzen Film lang begleiten und miteinander interagieren, schafft dieser Film es, diese so interessant zu porträtieren, dass dem Zuschauer nicht langweilig wird.

  • Der Hauptcharakter ist ein kleines, schüchternes Mädchen. Gleich hier zeigt sich der fast schon wahnsinnige Genius des Autor, indem er es nicht einmal für nötig hält, diesem Mädchen einen Namen zu geben. Ich denke aber, dass dies nicht auf Faulheit zurückzuführen ist, sondern auf eine bewusst getroffene Entscheidung, die jeder für sich selbst interpretieren soll.
    Gleiches gilt für ein großes Ei, welches das Mädchen ständig mit sich herum trägt und wie ihren Augapfel hütet. Umso mehr spitzt sich die Situation zu, als sie auf einen jungen Mann trifft.

  • Bei diesem Jungen handelt es sich um einen Wanderer, der mit einem Schwert bewaffnet durch die Lande zieht. Auch dieser trägt keinen Namen. An dieser Stelle möchte ich kurz anmerken, wie schwierig es ist, Charaktere und deren Dialoge zu schreiben, wenn sie sich nicht einmal mit einem Namen anreden können. Das ist ein massives Problem, welches hier auf eine geniale Weise gelöst wurde.
    Vom Gemüt her recht neutral wird doch schnell seine Neugier an dem Mädchen und dem mysteriösen Ei geweckt und er beschließt, die Kleine zu begleiten.

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Animation

Mit Tenshi no Tamago ist Mamoru Oshii ein gradioses Meisterwerk gelungen, das in seiner Machart bis heute einzigartig ist. Eine Kombination aus zum Teil sekundenlangen Bildeinstellungen und sehr langsamen Pacing (Tempo des Films und der einzelnen Szenen) inszeniert hier ein beeindruckendes Schauspiel, welches nahezu gänzlich aus Bildsprache besteht. Der sehr finstere, dystopische Ton des Films zieht den Zuschauer vom ersten Moment in seinen Bann, der selbst nach einer verhältnismäßig kurzen Laufzeit von gerade einmal 70 Minuten noch anhält.
Trotz seiner trägen Szenenabfolge und der langen Bildsequenzen ist der Film auch heute noch gut animiert. Zwar wurde aus Kostengründen eine auffallend niedrige Framerate verwendet, dafür sind alle Animationen aber noch von Hand gezeichnet.
Das Charakterdesign stammt im Übrigen von Yoshitaka Amano, der sein Können später auch bei diversen Videospielen der Final Fantasy-Reihe unter Beweis gestellt hat.


Musik

Die Musik in Tenshi no Tamago macht die Schwächen in der Animation wieder wett. Der Soundtrack aus der Feder von Yoshihiro Kanno, welcher nie wieder für ein Anime ein weiteren Score komponiert hat, untermalt die Atmosphäre nahezu perfekt. Ebenso wie der Stil des Anime selbst sehr ruhig und düster gehalten ist, so geheimnisvoll und kräftig klingen die einzelnen Soundtracks. Die Perlude und Different God entfalten im Film eine ungeheure Wirkung.



  • Noa


  • Ich persönlich habe den Film erst beim zweiten Mal lieben gelernt. Die wunderbar in Szene gesetzten Details, die Allegorie, der Soundtrack, die philosophischen Hintergedanken und die cineastische Umsetzung unter der Regie von Oshii ist in der Tat einzigartig und auch wenn er keinen so großen Impact auf das Anime-Medium wie Ghost in the Shell nachweisen kann, ist es der Stil von Oshii, der sich schon hier erkennen lässt, welchen er über die Jahre mit raffinierten Kamerafahrten, einfangen der Atmosphäre und cleveres Handlungstreiben durch Dialoge weiter verbessert hat.
    Ein Film, den man an einem ruhigen Abend in der passenden Stimmung genießen kann.

  • Thor87


  • Tenshi no Tamago ist in meinen Augen ein besonderes Machwerk von Mamoru Oshii, denn er stellt den Beginn seiner großartigen Karriere dar. Ich bin ein riesen Fan seiner Arbeit, denn der Mann hat ein meisterhaftes Talent, was Animationsfilme angeht. Mit diesem hier gelingt es ihm, mit rein visuellen und akustischen Eindrücken eine Geschichte zu erzählen und so die Zuschauer in ihre Sitze zu fesseln und kommt dabei fast gänzlich ohne Dialoge aus. In Verbindung mit der philosophischen Handlung bzw. der Thematik, die der Film aufgreift, setzt Mamoru Oshii hier einen Meilenstein, der zusammen mit Werken wie AKIRA (Regie: Katsuhiro Ootomo) dem Medium Anime ganz neue Wege eröffnete. Mit Tenshi no Tamago legte Oshii seinen grundlegenden Stil fest, ohne den es spätere Erfolgsklassiker wie die Ghost in the Shell-Filme aber auch westliche Adaptionen wie die Matrix-Trilogie nie gegeben hätte.
    Zwar muss sich der Film ebenso wie auch AKIRA vorwerfen lassen, dass dem Zuschauer so gut wie nichts erklärt wird, was zu vielen, unterschiedlichen Interpretationen geführt hat, die sogar heute noch diskutiert werden. Doch andererseits sind vielleicht auch gerade die erst für seinen damaligen Erfolg verantwortlich.
    Ich denke aus jetziger Sicht ist der Film aufgrund seiner doch recht oberflächlichen Charaktere nicht mehr ganz zeitgemäß. Dennoch hat der Film nichts von seiner Klasse verloren. Wer am Endes des Films keine Ahnung haben will, was zum Geier er da gerade gesehen hat, es aber trotzdem irgendwie awesome war, dem würde ich diesen Film dringend nahelegen. :D




Wer auf düstere, symbolische Werke mit viel kryptischen Details und einer tieferen Botschaft sucht, wird sicherlich mit der Serie Serial Experiment Lain gut bedient sein. Auch Ginga Tetsudou no Yoru ist in dieser Hinsicht sehr empfehlenswert, da dieser Streifen ebenso eine sehr langsame Erzählgeschwindigkeit hat, surreale Elemente mit biblischer Symbolik vermischt.
Ergo Proxy handelt vergleichsweise von der eigenen Sinnsuche und dem Treiben der Charaktere in einer verlassenen Welt.


Empfehlen möchte ich vor allem die beiden Ghost in the Shell-Filme (Koukaku Kidoutai & GitS 2: Innoscence) von Mamoru Oshii, die weiter in das Sci-Fi-Genre eintauchen und eine Welt präsentieren, in der Menschen in der Lage sind, ihr Bewusstsein auf sog. Cyberbrains zu transferieren und so ihre Körper vollständig durch kybernetische Komponente zu ersetzen. Während der erste Film sich noch auf die physischen Aspekte des Menschen beschränkt, dringt der zweite Teil in die Psyche vor und porträtiert so eine Zukunftsversion unserer Welt, in welcher der Mensch sich Stück für Stück immer mehr in seiner eigenen Technologie verliert.

Weiter möchte ich euch - ebenfalls ein Werk von Mamoru Oshii - The Sky Crawlers nahelegen. Wie in Tenshi no Tamago, verwendet er auch hier sehr viel Bildsprache und ein langsames Pacing, um die scheinbare Aussichtslosigkeit junger Kampfpiloten zu porträtieren, die jeden Tag ihr Leben verlieren könnten, irgend etwas an ihrem Schicksal ändern zu können. Eine mehr als gelungene Weiterentwicklung von Oshiis Stil und dessen Übertragung in die heutige Zeit machen The Sky Crawlers zu einem wahren Meisterwerk.


Jetzt seid ihr wieder dran. Konnten wir euer Interesse wecken? Falls ihr den Anime schon gesehen habt, welchen Eindruck hat er bei euch hinterlassen? Gibt es vielleicht noch andere Empfehlungen, die diesem Anime ähneln? Schreibt's unten in die Kommentare.

Interesse bekommen, zu erfahren, was der AdW ist? Schaut doch mal bei uns im Klub vorbei, und wenn es euch gefällt, werdet Mitglied und gestaltet den nächsten AdW mit.
Beitrag wurde zuletzt am 10.09.2017 18:24 geändert.
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Avatar: xNeliel
Freischalter
#2
Ein sehr schöner Bericht über den Streifen. :) Lässt sich gut lesen. Ich denke, ich werde mir den Film auch mal anschauen. Auch, wenn mich so alte Animationen eher abschrecken.

PS.: Ihr habt den falschen "Yoshihiro Kanno" verlinkt. Der, der nun verlinkt ist, ist ein Charakterdesigner. Den, den ihr verlinken wollt, gibt es noch gar nicht bei uns. Außerdem hat er die Musik für Guskou Budori no Denki komponiert. Damit ist Tenshi no Tamago nicht sein einziges und auch nicht letztes Werk gewesen.^^
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Avatar: Oh Reo#3
Sehr schöner AdW. Denke, der Film ist allein aufgrund der grandiosen Atmosphäre und Optik sehenswert, zweifellos ein ziemlich einzigartiges Erlebnis.
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Avatar: クロキュー#4
Wer will Spielverderber sein? Ich, ich. ^^

AdW ist gut gemacht, aber muss sagen, zusammen mit der Beschreibung hier, komme ich da definitiv zum Schluss (neben meiner Meinung, die vom Cover her damals schon gemacht habe), das der Anime nix für mich wäre. Alleine, dass hier, laut AdW, viel auf Symbolik und Metaphern gesetzt wird, lässt sehr vermuten, dass es ziemlich öde wird. Diese Art von Animes verliert sich nämlich sehr gern in sich selbst und lässt dann jeden Funken Unterhaltungswert weg, siehe Akira oder Yuri Kuma Arashi usw. ^^ Darüberhinaus scheinen die Chars hier auch ziemlich dazu beizutragen, dass man eingeschläfert wird. ^^
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Avatar: Fragmaster
Freischalter
#5

Ich finde die Anime von Mamoru Oshii winfach Klasse.

 

Nur wird dieser hier leider nie in Deutschland erscheinen, wegen lizenzrechtlichen Streitigkeiten.

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Avatar: TaZ
DB-Helfer
#6
@klose: Der Anime hat keinen Dialog und fast keine Animation und viele Farben, hat er auch nicht. Er ist sterbenslangweilig. Ist aber vllt ganz gut, wenn man irgendwelche bewusstseinsverändernden Mittel zu sich genommmen hat - vielleicht auch nicht.
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Avatar: Cretaceous
V.I.P.
#7
Wie gut das wir wissen das TaZ keine Ahnung hat.
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Avatar: クロキュー#8
Na ja, man braucht ja auch nicht viel Ahnung, um das als Schlafmittel einzustufen. ^^
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Avatar: Cretaceous
V.I.P.
#9

Auch Schlafmittel kann essenziell sein. ;)

 

Ich hatte mich beim Film sehr gut unterhalten gefühlt.

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Avatar: aniSearchler
aniSearchler
#10
stinkytoastWie gut das wir wissen das TaZ keine Ahnung hat.
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Avatar: Oh Reo#11
Clannad wirkt da schon eher als Schlafmittel, insbesondere die erste Staffel.
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Kommentare (1)

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Avatar: TaZ
DB-Helfer
#12
Nur damit das nicht falsch rüberkommt,  der Anime ist kein Schlafmittel. Wer jetzt also Schlafprobleme hat und es damit versucht, soll sich nicht hinterher beschweren. Aber.  Beim Schlafen aufwecken, würde der Titel einen nicht. Auch nicht, bei voller Lautstärke. Weil Musik und so ist auch Fehlanzeige.
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