Die aktuelle Debatte um Buzzwords wie "Lügenpresse", "Fake News" und "alternative Facts" scheint eine Vertrauenskrise der sogenannten "etablierten" Medien und eine Erosion normierender Autoritäten in der Medienlandschaft zu offenbaren. Teilt ihr diese Einschätzung? Wie erklärt ihr euch diesen Prozeß? Bei Diskussionen über Glaubwürdigkeiten würde ich darum bitten, falls möglich, Beispiele zur Illustrierung des Geschriebenen anzuführen, damit am Ende nicht einfach Aussage gegen Aussage steht.
In der Umfrage beziehe ich mich auf die sogenannten "etablierten" Medien. Darunter verstehe ich Printmedien sowie deren Online-Derivate, Funk und Fernsehen. Nicht dazu zählen beispielsweise Youtube, soziale Netzwerke oder Blogs (Online-Auftritte etablierter Medien mal ausgenommen). (Ich werde "etablierte Medien" als e.M. abkürzen.) Die Fragen sind sehr verallgemeinernd gestellt, also werden eure Antworten zwangsläufig vieles über einen Kamm scheren. Das könnt ihr ja mit einem Post ausdifferenzieren.
Es ist ja meist bekannt, welchem politischen Lager Verlage angehören. Welt bspw. ist eher konservativ, Zeit eher liberal eingestellt und die Süddeutsche würde ich eher links sehen. Das ist soweit ja auch okay.
Aber ich habe ein Problem, welches alle soweit betrifft. Es gibt total undifferenzierte Artikel. Man muss dazu einfach nur mal Putin und Trump erwähnen. Es ist klar, dass Putin da drüben Quark macht, aber wie die Medien sich mit Hass damals darauf gestürzt haben, hatte mit Objektivität nichts am Hut. Und da wundert dann der Eindruck nicht, dass die Dinge politisch motiviert sind. Wobei ich hier eher bias sehe, statt politische Einflussnahme. Denn viele der Leute sind dann eher Pro-West und finden alles kacke, was im Osten passiert und Putin ist damit das Feindbild hoch zehn. Und dazu, wie in den Medien Leute behandelt werden, die versuchen ein wenig Verständnis zu zeigen und die Dinge etwas differenzierter zeigen wollen. Werden direkt als Putinversteher diskreditiert. Das gleiche Muster sehen wir jetzt auch bei Trump, super Ding, stärkt die Glaubwürdigkeit.
Mir missfällt allgemein, dass Artikel fast nur noch Meinungen statt Fakten sind. Ein weiteres Problem ist auch, dass viele Nachrichten nicht mehr überprüft werden. Man haut raus ohne Ende, schreibt hier und da ab, ohne selbst die Fakten zu checken. Und wenn dann später herauskommt, dass das Falschmeldungen war, muss man sich entschuldigen, aber das bekommen die Leute dann auch nicht mehr mit. Das liegt sicher an dem SM-Kram, man will vor allen anderen noch dabei sein, weil man sonst Clicks verliert. Hilft aber der Glaubwürdigkeit nicht.
Auch eine Sache, die in den Medien gern gemacht wird: Hexenjagd. Schauen wir uns zwei jüngere Beispiele an: PewDiePie (oder wie der heißen mag) und Böhmermann. Erstens haben hier in DE und auch im englischen Raum alles kopiert, was das WSJ geschrieben hat. Sie selbst haben sich kaum die Mühe gemacht, das zu kontrollieren. Man hat sich die Sachen nicht im Kontext angeschaut und schlägt einfach zu.
Übrigens, war bei Trumps Pressekonferenz auch so. Er sagte zu einem der Juden, er solle sich hinsetzen, weil dieser Acoster vom Clowns News Network mit Reden dran war. Was schreiben die erstmal? Trump der totale Antisemit... Is' klar.
Der Fall Böhmermann: Auch hier wurde irgendwas ausm Kontext gezogen, es wurden reinweg Meinungen verbreitet, statt sich mit dem Thema richtig zu beschäftigen und den Leuten das so erklären, wie es wirklich war. Aber hey, Klicks sind doch geiler als über die Wahrheit zu schreiben.
Ein anderer Fall ist auch in der Politik zu sehen, dort gibt es öfter Bauernopfer. Der Wulff bspw.: Der hat jetzt echt nix schlimmes gemacht, aber wurde zum übelsten Verbrecher abgestempelt. Gleiches auch mit diesem Wettertypen, Kachelmann. Die Presse stempelt ihn direkt als Vergewaltiger ab, diese alte Hexe von Alice Schwarzgeld verbreitet auch heute noch Lügen darüber, aber hey, wer interessiert sich schon für die Wahrheit, solange es meinem Zweck dient.
Und das alles wiederholt sich ständig. Und das schlimme ist wahrscheinlich, dass die Journalisten nicht selbst begreifen, was sie falsch machen. Man wundert sich jetzt bspw. auch über Trump, man wird selbst aber nicht einsehen, dass man Teil des Problems ist, wie Augstein auch sagte, ist die Presse zu nah an der Macht dran, ist BFF mit Politikern und Wirtschaftsbossen.
Also, abschließend möchte ich sage, dass 100%tige Objektivität nicht möglich ist bei Berichten. Aber Journalisten sollten wieder anfangen, sich so nah wie nur möglich daran zu orientieren und wirklich daran arbeiten, wieder Vertrauen zurückzugewinnen. Dies ist ihnen in diesem Zustand aber nicht möglich, da sie sich keiner Schuld bewusst sind. Man schiebt die Probleme gern auf andere und versucht irgendwas mit 'nem Pflaster zu heilen, was aber nichts bringt.
Noch eine Sache, wo wir auch viel bias sehen: Trump. Es wird total undifferenziert über ihn berichtet, es wird kaum versucht, ruhig zu berichten. Es ist eine Hysterie entstanden, die kaum zum aushalten ist. Natürlich macht Trump vielen Bullshit, aber wie einige Beschuldigungen verbreitet werden, die sich dann später als nicht wahr herausgestellt haben...
Es ist echt eine Schande~
Beitrag wurde zuletzt am 22.02.2017 00:07 geändert.
klosiSchauen wir uns zwei jüngere Beispiele an: PewDiePie (oder wie der heißen mag) und Böhmermann. Erstens haben hier in DE und auch im englischen Raum alles kopiert, was das WSJ geschrieben hat. Sie selbst haben sich kaum die Mühe gemacht, das zu kontrollieren. Man hat sich die Sachen nicht im Kontext angeschaut und schlägt einfach zu.
Mag zum einen daran liegen, daß das "Arbeitstempo" des Journalisten beständig zunimmt und er daher immer seltener investigative Recherche betreiben kann, aber zum anderen auch daran, daß im Zeitalter des Internets und einbrechender Abonnentenzahlen der offline-Zeitungen Klickbait-Artikel im Vergleich lukrativer werden. Der klassische Abonnent mußte vor allem dadurch gewonnen werden, daß seine Ansprüche befriedigt wurden. Sei es durch reißerische BILD-Artikel oder eine schöngeistiges faz-Feuilleton. Sofern der Standard des Konsumenten erfüllt wurde, kaufte oder abonnierte dieser auch. Die Verhältnisse ändern sich dann, wenn eine Bezahlhürde wegfällt und die Einnahmen durch Werbung generiert werden. Konsumenten werden dadurch eher geneigt sein, reißerische und journalistisch minderwertige Artikel aufzurufen, die nicht ihren Standards entsprechen - sei es auch nur, um sich über den Artikel aufzuregen. Das ist auch egal, es wurde ja geklickt. Da außerdem intensiver Internetkonsum die effektive Aufmerksamkeitsspanne des Lesers nachweislich senkt, verlieren ausführlichere analytische Artikel an Wertschätzung. Halte ich als Erklärung jedenfalls für deutlich plausibler als irgendwelche Mastermind-Verschwörungstheorien, die auf Youtube kursieren.
Beitrag wurde zuletzt am 22.02.2017 00:42 geändert.
Na ja, wie ich schrieb, unrecht hatte er nicht, dieser PewDiePie (hab das Video vor einigen Tagen schon gesehen und mir halt selbst 'n Bild davon gemacht).
Und mir ist schon bewusst, wo die Probleme liegen. Aber das hilft der Gesamtsituation nicht. Leute wollen Sachen wie "So beutet der Staat uns aus!" haben, die Zeitungen schreiben es aus finanziellen Gründen und die Leute sagen am Ende dann wieder "Lügenpresse", ein Teufelskreis, wie TV Kaiser sagen würde (Referenz für uns alte Leute).
Die Journalisten beschweren sich aber darüber, dass die Leute sagen, dass sie Schwachsinn schreiben... Ich finde, der Weg daraus ist, dass die Zeitungen eben die Zeit investieren und den Leuten wieder zeigen, wie richtige Nachrichten aussehen. Irgendwer muss den Kreis durchbrechen, und die Masse ist dazu selten im Stande.
Ist gerade ein bisschen spät, deswegen erstmal nur kurz
Medien machen keinen neutralen Journalismus, sondern rücken alles so hin, wie es nach ihren Vorstellungen sein sollte. Dabei werden Fakten verdreht.
Einfaches Beispiel: Bundeskriminalamt sagt: "Flüchtlinge begehen nicht mehr Sexualstraftaten als Deutsche." - und deswegen sagt Moderatorin:"Zuwanderer sind also nicht krimineller als Deutsche." (Quelle ab ca 22:00)
Das zeigt, wie die Medien mit kleinen aber feinen Änderungen der Angaben der Fakten versuchen die öffentliche Meinung zu beeinflussen.
Sowas gibt tausendfach, hier besonders auffällig, weils halt direkt hintereinander gesagt wird. In den meisten Fällen weiß man als Zuschauer oder Leser gar nicht die genauen Aussagen der Quellen.
Eigentlich kann jeder das nachvollziehen, man braucht nur mal z.B. Beiträge von Spiegel und co. lesen zu Themen, in denen man sich selbst sehr gut auskennt (z.B. weil man beruflich damit zu tun hat). Wenn man nämlich die tatsächlichen fachlichen Hintergründe kennt, merkt man schnell, wie die Medien versuchen es anders darzustellen als es in Wirklichkeit ist. Ist aber nicht erst seit ein paar Jahren so, sondern schon immer. Nur jetzt fällt es erst den meisten auf. Kombiniert mit den Möglichkeiten des Internets und kontroversen Themen führt es halt zum kompletten Abwenden von den e. Medien.
Beitrag wurde zuletzt am 22.02.2017 01:01 geändert.
Feidl Wenn man nämlich die tatsächlichen fachlichen Hintergründe kennt, merkt man schnell, wie die Medien versuchen es anders darzustellen als es in Wirklichkeit ist.
Welches Themengebiet denn? Kannst du ein Beispiel geben? (Nicht, daß ich dir nicht glaubte, ich bin bloß neugierig.)
Ein komplettes Abwenden von den e.M. sehe ich überhaupt nicht und je nach Blatt habe ich selten das gefühl das stark nach eigener politischer Aussage Meldungen selektiert werden. Tagesschau verändert oder verheimlicht keine Nationalitäten bei Vorfällen oder ähnliches und wenn es zu Fehlern kommt werden diese im Nachhinein in der Sendung eingeräumt. Online Ausgelegte Medien neigen da mMn eher zu reisserischen, suggestiven Überschriften die vom wirklichen Informationsgehalt des Artikels oft ablenken.
AranciTagesschau verändert oder verheimlicht keine Nationalitäten bei Vorfällen oder ähnliches
Dazu müssten erstmal die Vorfälle überhaupt erwähnt werden (Stichworte: Freiburg, Köln) und natürlich werden dann unter Umständen die Nationalitäten verheimlicht, dass schreibt schließlich sogar der Pressekodex vor:
Pressekodex Richtlinie 12.1 – Berichterstattung über Straftaten In der Berichterstattung über Straftaten wird die Zugehörigkeit der Verdächtigen oder Täter zu religiösen, ethnischen oder anderen Minderheiten nur dann erwähnt, wenn für das Verständnis des berichteten Vorgangs ein begründbarer Sachbezug besteht.
Besonders ist zu beachten, dass die Erwähnung Vorurteile gegenüber Minderheiten schüren könnte.
Beitrag wurde zuletzt am 22.02.2017 17:19 geändert.
Stichwort Freiburg: Es wäre völliger bullshit gewesen, da früher zu Berichten. Als in Freiburg lebender hat man durch die Lokalmedien (und Jodel) gut mitbekommen, was aktueller Stand der Ermittlungen war. Erst als die Polizei auch jenen Hussein K. (nach ca. 3 Wochen) als mutmaßlichen Täter identifiziert hat, wurde darüber berichtet. Davor gabs von Seiten der Polizei auch Späßchen, wie alle Medi-Studenten aus dem Jahgang des Opfers zu einer "freiwilligen" Speichelprobe im Audimaxx zu drängen. Gab da keine richtigen Anhaltspunkte. Zumindest wurde dann die in Endingen (bei Freiburg) ermordete Joggerin im gleichen Zuge erwähnt, dazu gabs dann zwar keine Diskussion, aber hey, berichtet. Erstaunlicherweise kommt der Fall, dass einer seine Mitbewohrin tötet nur noch in die sparte "Gesellschaft" und ist nicht mehr politisch. Wobei hier auch erst bei der Verurteilung in den großen Medien berichtet worden ist (Januar 2017), wohingegen die Badische Zeitung das ganze schon im August 2016 berichtet hat.
Sie haben es bewusst nicht gebracht, weil sie es im Gegensatz zu fast allen anderen nach eigenen Aussagen für nicht relevant hielten (oder wie andere vermuten weil ein "Flüchtling" involviert war?) Und ich weiß gar nicht, ob sie es später überhaupt je gebracht haben.
War die ARD/das ZDF nicht die, welche nicht über einen Mord aus Freiburg medial berichtet hat, weil das zu "regional" sei, im übernächsten Beitrag allerdings einen Waldbrand in Kingegistan gezeigt hat?
Kommentare (5)
Ich hab mit Quellcode anzeigen lassen den Link rausfischen können. Aber Bild wird net angezeigt.