Literatur Club

Kurzrezensionen - Welches Buch habt ihr zuletzt gelesen?

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Themenstarter#16
Die Quellen des Bösen: Ulldart - Die Dunkle Zeit 6 von Markus Heitz

Die Kapitel folgen nun nacheinander, es gibt kein Sahnehäubchen mehr zwischendurch, dabei war das bisher etwas, was ich als Teil der Reihe empfunden hatte. Der Prolog ist etwas weich, aber für Fans wohl der bessere Weg. Das Zusammenkommen einiger Charaktere ist recht rührend, ansonsten ist das Band nur so okay wie auch seine Vorgänger. Es gibt eine große Schlacht, die mich nicht bewegt. Ein leichtes Desaster ist der Umgang mit einigen Antagonisten. So endet einer Offscreen, ein anderer bekommt einen Miniabsatz bestehend aus einen einzigen Satz. Der Umgang mit einer Figur, die die letzten Bände nur die Ersatzbank drücken durfte ist auch keine literarische Meisterleistung.

Die Reihe ist kein Reinfall, aber auch nichts, was ich empfehlen würde.
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Themenstarter#17
Drachensturm von Torsten Fink

Europa hat sich im Mittelalter etwas anders entwickelt, denn die Menschen sind auf Drachen gestoßen. Diese verfügen über ähnliche Intelligenz und sind harte Gegner. Die Menschheit vereint ein großes Heer und zieht gegen die Drachen in den Krieg. Die große Schlacht endet überraschender Weise in einem Bündnis. Einige Jahrhunderte später haben die Drachen durch Erfindung des Schießpulvers an Bedeutung verloren und im Westen wurde die Neue Welt entdeckt. So bricht der Drachenorden nach Südamerika auf, um neues Land zu erobern. Dieses wurde jedoch vor Jahrzehnten bereits von den Inkas zu einem großen Reich geeint.

Hier setzt nun die Handlung ein, die kann leider nicht mit dem sehr interessanten Setting mithalten. Der Roman wird aus Sicht von zwei Charakteren erzählt. Mila ist die Nichte des Hauptmanns des Drachenordens und wird nach einigen Seiten eine neue Drachenritterin, das ist keine Überraschung, wird ja bereits von Buchcover und Klappentext gespoilert, sie ist übrigens blind.
Kemaq hingegen gehört zum Volk der Steinmenschen. Er ist ein Läufer, das heißt er merkt sich Nachrichten, läuft durch das Land und übermittelt diese. Durch seinen Bruder wird er plötzlich zum regionalen Herrscher gerufen und schnell kreuzen sich seine Wege mit den Fremden, die über das Meer ins Land ziehen.

Die Figuren geben nicht viel her, es wird auch nicht sonderlich spannend, einzig die ungewöhnliche Kultur der Indios ist eine gelungene Abwechslung. Das allein kann den Roman aber nicht tragen. Zum Ende wird es auch langweilig, da man aus Sicht zweiter Parteien erzählt, muss man plötzlich eine dritte definieren und die richtig schön schwarz anmalen, damit sie einen gemeinsamen Feind besiegen können, der es nicht besser verdient. Das ist besonders schade, weil beide Kulturen vorher eher grau waren. Die Inkas erteilen schon mal die Todesstrafe, wenn ein Läufer sich verspätet, die Spanier sind gierig nach Gold und morden die hilflose Bevölkerung. Die Protagonisten selbst sind aber wirklich durchgehend weiß.

Am Ende kann ich nur mit der Schulter zucken.
Beitrag wurde zuletzt am 15.12.2019 08:55 geändert.
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Avatar: Kumahiro#18
Die Zeitmaschine von H. G. Wells

Irgendwo wird dieser Klassiker beworben als "erste und beste Zeitreisegeschichte". Vielleicht ist es ja wirklich der erste Roman zu diesem Thema, zumindest ist das sein Ruhm, aber die andere Aussage ist eine maßlose Übertreibung.

Interessant finde ich die Beschreibung des Effekts der Zeitreise. So verharrt der Zeitreisende an Ort und Stelle, ist für die anderen jedoch nicht wahrnehmbar, während dieser selbst die Welt um sich herum im Zeitraffer sieht.

Ungewöhnlich ist die Zeitreise an sich auch, so geht es 800.000 Jahre in die Zukunft. Hier gibt es weniger Technologie als man erwarten würde, dafür beschäftigt man sich mit der evolutionären Folge einer Zwei-Klassen-Gesellschaft. Etwas befremdlich ist hier die Art der Erzählung. So ist der Großteil des Romans eine Nacherzählung, was erstmal nicht ungewöhnlich ist. Doch diese Geschichte wird gefühlt über Stunden mehreren Personen erzählt, wo unter anderem auch ein Journalist darunter ist. Der namenlose Zeitreisende bittet zwar mit Beginn der Schilderung seines Abenteuers, dass er wünscht von den anderen nicht unterbrochen zu werden, doch das dies auch so bleibt verwundert mich. Etwas mehr Dialog hätte ich an dieser Stelle schon erwartet, aber letztendlich verbleiben alle anderen Charaktere inklusive dem eigentlichen Erzähler im Hintergrund.

Das Geschehen bleibt recht banal, finde ich. Die geschilderte Entwicklung des Menschen hat mich nicht so abgeholt. Interessanter finde ich da schon, dass die Reise kurz noch weiterging. Doch gerade an dieser Stelle wird anhand wissenschaftlicher Erkenntnisse deutlich, dass der Roman schon über ein Jahrhundert auf dem Buckel hat. Vielleicht ist gerade das der Punkt, warum der Roman mich nicht bewegt. Er liefert keine unterhaltende Geschichte und lebt vollkommen von einem überholten Setting.

So bin ich nun hier und sage die erste Zeitreisegeschichte kann unmöglich die beste sein. Denn die Zeit ist 1895 eben nicht zum Stillstand gekommen und beflügelt Wissenschaft und Fantasie auch weiterhin.
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Avatar: Kumahiro#19
Welt aus den Fugen: Pax Britannia - Die Abenteuer des Ulysses Quicksilver von Jonathan Green

Steampunk mit Dinos! Naja, nicht in dem Verhältnis wie man es bei dem Cover erwarten könnte. Das britische Imperium beherrscht fast die gesamte Welt sowie den Mond und den Mars. Die außerplanetare Ausbreitung des Menschen spielt in dem Band keine Rolle, doch wundere ich mich gerade wie dies mit Steampunktechnologie möglich sein soll. Es gibt zwar Roboter, aber im Himmel sieht man noch Zeppeline.

Auf die Dinosaurier hatte ich eine gewisse Vorfreude, doch diese kommen nur im berühmten Londoner Zoo vor. Natürlich gibt es mit denen noch etwas Action, doch das "Covergirl", ein T-Rex, tanzt im Grunde nur in einem Kapitel.

Ulysses Quicksilver hat nicht nur einen komischen Namen, er ist auch Agent seiner Majestät. So ganz warm wurde ich mit ihn aber nicht. Er wird oft unter anderem als Dandy beschrieben, was mich wundert. Kenne es nur durch den Anime Space Dandy und bin mir nicht sicher, ob mir das die richtige Bedeutung vermittelte. Letztendlich kann ich mit Agenten nicht so viel anfangen. Sein Butler Nimrod spielt noch eine wichtige Rolle. Sonst gibt es einige Schurken ohne viel Tiefgang.

Ein scheinbarer Raubmord entwickelt sich zu einer großen Bedrohung für das Imperium. So beginnt der Roman als Krimi, wird dann aber zum Agenthriller, der leider auch diverse Klischees durchläuft. Da gibt es viel Bekanntes, selbst wenn man sich nie mit dem Genre geschäftigte. Der Held wird gefangen genommen, doch anstatt sich seiner zu entledigen wird er natürlich allein einer Todesfalle überlassen. Der Bösewicht hält eine große Rede über seinen Plan. Hinzu kommt, dass bei Ulysses regelmäßig der sechste Sinn einsetzt und er dadurch vielen Gefahren mal einfach so ausweichen kann. Wirklich spannend ist das nicht.

Der erste Akt war noch gut und ich hatte noch ein wenig zwischen den Zeilen gelesen, aber dann doch schnell das Interesse verloren. Das Vorwort ist erstmal ganz nett, weil es auf die Entstehung der Geschichte eingeht, aber dann gibt es plötzlich Gedanken zum fünften oder sechsten Band der Reihe, wo ich den Sinn dahinter hinterfrage. Wer will denn schon einen kleinen Spoiler bevor er überhaupt den Prolog gelesen hat?

Den Gegenspieler mangelt es an Charakter so das sie schon etwas beliebig wirken. Von der Handlung bleibt die Welt unbeeindruckt, was ein bisschen schade ist. Im Epilog gibt es einen schnarchigen Dialog zwischen Unbekannten, was vielleicht Spannung erzeugen soll, aber ich kann hier nur mit den Augen rollen.
Irritiert hat mich mehrfach das Adjektiv ungeschlacht, das ich erstmal nachschauen musste, weil ich gedanklich in eine andere Richtung ging. Hier wäre die Verwendung von mehr Synonymen besser gewesen, aber das ist nun wirklich Detailnörgeln.

Ich habe noch den zweiten Band der Reihe und werde diesen irgendwann lesen. Überzeugt zum Dranbleiben bin ich aber nicht.
Beitrag wurde zuletzt am 02.03.2021 20:54 geändert.
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Avatar: Kumahiro#20
Virtuelles Licht von William Gibson

Der Autor hatte sich ja durch Neuromancer einen Namen gemacht, was neben Blade Runner die Wurzeln von Cyberpunk in der westlichen Welt definierte. Unter Idoru fasst man seine zweite Trilogie zusammen, von der ich zumindest den ersten Band gelesen hatte.

Es ist schon ein bisschen komisch, diesen Roman erstmalig zur aktuellen Zeit zu lesen. So wird Corona als Biermarke genannt und nur so nebenbei erwähnt, dass es mal eine Pandemie gab. Ansonsten gibt es Bruchstücke einer Zukunft zu sehen, die Handlung selbst ist recht überschaubar. Mich verwundert ein bisschen die Beschreibung, das ein gewisser Charakter stets traurig klingt und aussieht, bis dies irgendwann unfreiwillig komisch wirkt. In meinen Augen lebt der Roman eher vom Setting als von den Charakteren und der Story. Die Charaktere sind durchwachsen, stechen nicht heraus. Bei der Handlung sieht es ebenso aus, zumindest wenn man den Roman jetzt liest und nicht bereits 1993. VR-Brillen und Drohnen sind halt Realität geworden und sowas wie Ghost in the Shell unterhält mich mehr.

Bin von dem Werk nicht so angetan.
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Avatar: Kumahiro#21
On Writing and Worldbuilding: Volume I von Timothy Hickson

Ein interessantes Buch für angehende Schriftsteller mit Fokus auf Fantasy. Vieles lässt sich auch auf Science-Fiction übertragen. Es gibt aber auch genügend allgemeine Denkanstöße.

So behandelt der Autor die Bedeutung von Prolog und erstem Kapitel, Exposition, Foreshadowing, Motivation von Held und Schurke sowie deren Beziehung zueinander, Magiesysteme, Religionen, Imperien und allgemeine Planung eines Romans. Es werden viele gute Beispiele genannt, selten auch Negativbeispiele. Man merkt jedoch ein gewisses Schwärmen zu Avatar – Der Herr der Elemente, was doch etwas zu häufig für Zitate und Beispiele herangezogen wird. Das geht sogar soweit, dass ein Zitat, welches 80% einer Seite einnimmt, zweimal verwendet wird. Ironischer Weise wird in den Anmerkungen dann geschrieben, dass der Autor nicht so häufig Batman und Joker als Zitat nehmen wollte.
Apropos Batman, hier ist mir ein kleiner Fauxpas aufgefallen: Der Comic Batman – Die Rückkehr des Dunklen Ritters ist nicht von Alan Moore, sondern von Frank Miller. Außerdem ist es ein bisschen verwirrend, wo die abnehmende Wirksamkeit von Antibiotikum als Denkanstoß für gefährliche neue Viren benutzt wird, wo streng genommen das eine mit den anderen nur bedingt etwas miteinander zu tun hat.

Das Buch gefällt mir. Es wird vieles gut erklärt und begründet. Vor allem betont der Autor, dass es eben nicht den einen richtigen Weg gibt und man selbst frei entscheiden soll, was einem zusagt und was nicht.
Beitrag wurde zuletzt am 21.03.2021 11:54 geändert.
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Avatar: Kumahiro#22
Die Ladenhüterin von Sayaka Murata​

Keiko Furukura ist 36 und arbeitet in einen Konbini irgendwo in Japan. Sie leidet an Autismus und hat daher Schwierigkeiten im Umgang mit ihren Mitmenschen. Schon früh merkt sie, dass ihr Umfeld schwer zu verstehen ist, also behält sie viele Gedanken einfach für sich und versucht sich durch Nachahmungen anzupassen. Sie liebt ihre Stelle als Aushilfe, blüht darin richtig auf. Plötzlich wird von den anderen immer wieder betont, das diese Tätigkeit nichts ist, was man in ihrem Alter noch machen sollte. Auch kann sie doch nicht ledig bleiben. Der Klappentext verspricht eine Wendung durch einen neuen Angestellten, doch eine Romanze sollte man hier nicht erwarten.

Das Keiko Autistin ist bemerkt niemand im Buch. Im Kontrast dazu ist mir dies eben bewusst geworden und ich sehe vieles wieder, was mir bei Menschen mit dieser Störung selbst aufgefallen ist. Ich empfinde die Darstellung sehr authentisisch, wüsste aber nicht wie ich diese aufnehmen würde, hätte ich nicht Erfahrungen in dieser Richtung gemacht. Vermutlich wird diese als sonderbar und komisch aufgefasst.

Ein gewisser Humor auf subtiler Ebene macht sich auch breit. Doch viel interessanter finde ich die Gesellschaftskritik, die hier verpackt wird in alltäglichen Situationen und Dialogen. Diese richtet sich natürlich auf die japanische Norm, lässt sich teilweise auch auf die westliche übertragen. Letztendlich geht es um die große Frage, wie man sich mit der Zeit selbst definiert, wenn nicht über Karriere oder Ehe, wie das Umfeld alles besser weiß und wie das Herz eigentlich will.

Das Buch umfasst keine 150 Seiten, kostet aber auch nicht viel. Hat mir sehr gefallen!
Beitrag wurde zuletzt am 22.03.2021 22:19 geändert.
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Avatar: Kumahiro#23
Kirschblüten und rote Bohnen von Durian Sukegawa

Eigentlich wollte Sentaro Schriftsteller werden, stattdessen landete er im Gefängnis. Jahre später ergibt er sich dem Alkohol und verkauft leidenschaftslos Dorayaki, so eine Art Pfannkuchen mit süßer Bohnenmusfüllung. Das ändert sich als die ältere Frau Tokue bei ihm im Laden anfängt und zeigt, wie man die Rezeptur bedeutend verbessern kann. Später gesellt sich noch die Schülerin Wakana hinzu, doch ihr Anteil an der Geschichte bleibt recht blass. Hauptsächlich bildet sie einen Kontrast zu Tokue und hat ihr gesamtes Leben noch vor ihr. Der alten Frau erging es in Wakanas Alter nämlich anders, bei ihr wurde damals Lepra diagnostiziert und sie musste ihr bisheriges Leben zurücklassen.

Der Roman dreht sich um Perspektivlosigkeit, Isolation und Ungerechtigkeit. Eine lange Zeit widmet er sich der Zubereitung der roten Bohnen, bis schließlich aus Sicht von Tokue auf die Zustände bei Leprakranken in Japan der letzten Jahrzehnte eingegangen wird. Gleichzeitig wird eine Brücke zu Sentaro geschlagen, was mit einem Kanarienvogel im Käfig noch verstärkt wird.

Wie Sentaro hatte ich eines Abends eine Internetrecherche über diese Krankheit durchgeführt, die die Menschheit nun schon seit Jahrtausenden begleitet. Wobei keine gefundene westliche Quelle sich mit der Lage in Japan befasste, womit der Roman auch weiterhin Neues bieten konnte. Anhand von Erzählungen und den Reaktionen der Kundschaft wird eine Gesellschaftskritik deutlich, die sich diesbezüglich scheinbar kaum seit dem Mittelalter weiterentwickelte, selbst wenn die allgemeinen Zustände sich zumindest in den reichen Ländern gewaltig änderten.

Die Kirschblüten spielen eine untergeordnete Rolle und tauchen im Titel der japanischen und englischen Versionen gar nicht auf. Mit den roten Bohnen wird da schon mehr verbunden, vor allem Hoffnung und Enttäuschung. Ich fand es sehr interessant wie aus Sicht einer fiktiven Person eine reale Gegenheit glaubhaft geschildert wurde und man trotzdem einen Roman erhält. Dafür wurde das letzte Viertel des Buches mit einer Traumsequenz eingeleitet, die ich schon als Klischee empfand, obwohl der Klappentext versprach, dass es gerade sowas nicht geben soll. Danach wurde es langweilig, weil sehr vorhersehbar, da halfen auch keine passenden Metaphern.

Unterm Strich informativ und gefüllt mit lebensbejahenden Aussagen, doch ohne Spannung. Mir selbst bleibt nur ein Charakter in Erinnerung, aber nicht so sehr wie bei Die Ladenhüterin. Das Buch ist übrigens verfilmt worden und kam 2015 in deutsche Kinos.
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Avatar: Kumahiro#24
Das ABC der Videospiele von Gregor Kartsios

Den Autor kennt man vielleicht schon durch Game One oder Rocket Beans TV.

Den Inhalt des Buches empfinde ich als absoluten Durchschnitt, das Drumherum ist dann schon eine Frechheit. Das Buch umfasst 35 Einträge zu jeweils einen bestimmten Thema. Wie kann man da von einem Lexikon sprechen? Ein "umfassendes Werk" sieht auch anders aus, der Klappentext sollte hier nicht zu hochstapeln. Für die Preisklasse finde ich den Umfang okay, doch angesichts des Untertitels "Alles, was Gamer über Videospielgeschichte wissen müssen" kann man als Autor nur verlieren. Wobei dieser Untertitel ausschließlich auf der Amazonproduktseite auftaucht und im Buch selbst nicht zu sehen ist. In einer Rezension auf Amazon lese ich die berechtigte Frage, warum denn nicht Minecraft erwähnt wird. Schließlich ist es aktuell das meist verkaufteste Spiel überhaupt.

Wenn man mal von der reißerischen Vermarktung des Buches absieht, fand ich nur ein paar Artikel, die ich interessant finde. Die meisten sind leider eher wie eine bloße Aneinandereihung von Fakten geschrieben und wirken wie ein nüchternder Wikipediaeintrag. Echtes Insiderwissen ist mir jetzt nicht so aufgefallen, auch wenn ich beispielsweise den Abschnitt zu Visual Novels recht gut finde. Dann gibt es andere Artikel wie zum Beispiel über EA Sports, wo auf die Anfänge eingegangen wird bis zu den 16-Bit-Konsolen, doch dann folgt als Abschluss nur eine kurze Anmerkung über etwas, was der Autor an aktuellen Spielen doof findet. Da wundert man sich schon über die übersprungende Zeit und dieses merkwürdige Ende.

Es gibt viele Screenshots und andere Abbildungen, die an sich gut sind. Doch hier wäre ein einheitliches Format bei den Bildbeschreibungen besser gewesen. Im Detail würde ich es auch begrüßen, wenn jeder Screenshot auch der deutschen Version entnommen wäre, sofern vorhanden.

Für bewanderte Nerds und Gamer ist das Buch nichts. Man würde höchstens ein paar alte und/oder unbekannte Konsolen und Handhelds sehen und ein bisschen über diese lesen, aber kaum mehr, was man nicht schon kennt. Da empfehle ich lieber bei Interesse mal eine Ausgabe vom Magazin Retro Gamer zu holen. Da hatte ich kürzlich beispielsweise Interessanteres über die Firma Codemasters gelesen und dies auch im Hinterkopf behalten als irgendetwas aus dem Abschnitt über Atari aus diesem Buch hier. Auch hatte das Magazin in einem Handheld-Special doch etwas mehr zu bieten als Gregors Buch.
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Avatar: Neet-X
Club-Junior
#25
Habe ein Neycomerbuch gelesen.
Kann ich sehr gut empfehlen, für diejenigen, die authentische Romane lieben. Es geht um einen jungen Mann mit Migrationshintergrund, der studiert und viel im Leben strugglet. Er lebt zwischen Hamburg und Kiel. Eine depressive, authentische und tragische Geschichte, die sich schnell liest, als würde man einen Film sehen.
"DENIZ AM STRAND" von Murat Kâmil.

Kann ich nur empfehlen. Hat außerdem ein sehr interessantes Cover.
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