Wer schon an Isekai/Fantasy-Genres gewohnt ist, wird hier keine Neuheit erfahren. In einer fremden Welt kommt ein Junge (Bell Cranel) zum Vorschein, in dem er sich RPG-artig hochlevelt, neue Skills jeden Tag erarbeitet und in einem Dungeon-Turm mitten in der Stadt hochkämpfen (oder runterkämpfen?) muss. Ich gebe Isekai mit an, weil auch ohne Fremde-Welt-Eintauchen-Storyline der Hauptcharakter hier einfach als Niemand reinkommt. Ein kleiner schwächlicher Junge, der Oh-Wunder ganz-ganz schnell ganz-ganz stark wird. Die grundlegende Idee: Auch wenn man schwach, arm und klein ist, solange man für seine Freunde kämpft, ist alles cool.
Ich bin aber in mehreren Hinsicht von dem Anime nicht überzeugt:
1. Der Hauptcharakter ist einer dieser gutmütigen Luschencharaktere. Die Zeichnungen und Ausdrücke der Angst, Furcht und Naivität sind unvermittelbar für mich, in der der Protagonist auf deutliche stärkere Monster trifft. Das dreht sich jedoch in den nächsten Sekunden, in der er plötzlich doch die Kurve kriegt. Die Naivität spielt nicht nur im, sondern auch im Außenkampf mit ein. Ecchi-Szenen gibt es genug, doch drückt der Charakter sich jedes Mal vor weiblicher Nähe. Statt seiner Göttin hinterherzurennen, rennt er mehr oder weniger der blonden Aiz Wallenstein hinterher. Gutmütig. Nun soll ja in vielen Fällen der Protagonist die Anime-Hauptzielgruppe ansprechen, in diesem Fall mit folgenden Eigenschaften: Gutmütig, schwächlich, nicht-pervers, altruistisch (und unter 16?).
2. Der große Turm in der Mitte der Stadt und das Setting, durch Monsterkämpfe Level aufzusteigen, ist sehr ähnlich zu Sword Art Online. Warum die Monster dort erscheinen (und immer wieder spawnen), ist (noch) nicht erklärt. Die Monster (Minotauren, Fledermäuse, Hasen, Riesen, Wölfe, etc. ...) sind die Herausforderungen für alle, die sich in den Dungeon hineinbewegen, aber haben weder Background-Story noch irgendwas Interessantes an sich (drückt sich auch in dem sehr schlichten schwarzen Zeichenstil aus). Hoffe ich mir im weiteren Verlauf zu erklären, da der Anime drei weitere Staffeln hat, aber bisher ist das so ein bisschen nutzloses Battle + 5 Min. Ecchi pro Episode ...
3. Der Protagonist ist drei Sachen: Immer seinen Freunden verpflichtet, nie böse zu sein und immer dem Wunsch verpflichtet, stärker zu werden, um seiner Liebe näher zu kommen. Das Konzept, seinen Freunden zu helfen, ist in Animes Gang und Gebe. Und auch hier riskiert der Charakter alles Erdenkliche, um seine Tomodachis/Nakamas zu helfen bzw. retten. Dass er nie böse wird, wird oft in Szenen vermittelt, in denen er andere "gemeinen" Charakteren verzeiht (z.b. EP 13) und in Rettungssituationen den Helden für die spielt. Ich finde es nicht schlecht, dass er weiterhin an seinen Idealen festhält, aber die Szenen, in der der Anime den moralischen Kompass der Zuschauer:innen herausfordert, sind meines Erachtens nach unbedacht, story-ungebunden und nur da, weil ne.
Die Story bewegt sich mit folgenden Komponenten nach Relevanz/Screentime sortiert:
1. Der Hauptprotagonist Bell Cranel betritt täglich den Dungeon und kämpft gegen Monster
2. Bell verdient besseres Equipment, lernt Skills und neue Freunde kennen, die ihn auf seiner Quest unterstützen
3. Die Göttin Hestia, Bells Familiengöttin, macht sich an Bell ran
Für mich war das fehlende Alignment mit dem Hauptprotagonisten das größte Problem. Sich den Anime anschauen und sich jedes Mal zu fragen: "Junge, was machst Du da??" ist kein Zeichen für ein gutes Match. Wer auf schwache Main-Charaktere mit der Freunde-sind-alles-Mentalität steht, die von allen Mädels im Anime umschwärmt werden mit einer guten Portion Intrige und Kampfszenen, der ist hier herzlich willkommen.