Mit Gourmet Girl Graffiti gehört für mich eine "Kochshow" zum Interessantesteren was diese Saison zu bieten hat - und zwar trotzdem. "Trotzdem", weil neben der eher speziellen Thematik zunächst nicht viel für die Alltagskomödie zu sprechen scheint, was sie aus der Masse hervorhebt. Aber der Reihe nach...
Die Kochthematik als hervorstechendes Merkmal ist prinzipiell nichts neues, wird aber tendenziell eher in Mangas als Leitmotiv aufgegriffen. Wo sich Animes meist auf einzelne Episoden beschränken, widmet sich Gourmet Girl Graffiti voll und ganz der Zubereitung und dem Verpeisen der meist japanischen Gerichte. Interessant ist hierbei, wie die Serie den Geschmack über ihr Medium transportiert. Wenn es an den Esstisch geht, vollzieht die Serie einen zunächst irritierenden Stilbruch. Die Art der Zeichnung verändert sich drastisch, wird "erwachsener" und orientiert sich mehr an Hochglanzmagazinen als an dem sonst vorherrschenden Moe. Genuss zeigt sich hier durch eine harmlose erotisierung der Szenen. (Als Anekdote am Rande: So wurde die Show hier bei anisearch anfangs versehentlich ins Nebengenre Yuri eingeordnet) Die Art der Stilisierung wirkt zunächst befremdlich, funktioniert jedoch überraschend gut.
Die klare Ausrichtung der Serie hat natürlich auch ihre Konsequenzen. Kochen und Essen nehmen mindestens die Hälfte einer Folge ein. Da bleibt nicht mehr viel Platz für eine durchdachte Story, die sich fast immer so zusammenfassen lässt: Kirin besucht Ryou, man sucht den "Schauplatz des Tages" auf wo gekocht, gegessen und gemenschelt wird. Ende.
Was nebenbei an Rahmenhandlung noch rein passt, macht sich jedoch gut und wirkt darum im Gegensatz zu anderen Slice-of-Life Vertretern auch nicht unnötig gestreckt.
Das klingt alles eher nach einem Fertiggericht, was SHAFT hier zusammengewürfelt hat - schmeckt dann aber doch überraschend gut. Worauf es in Slice-of-Life Geschichten nämlich am meisten ankommt kann Graffiti bei mir richtig punkten: Sympatische Charaktere. Es macht einfach Spaß den Alltag von Ryou, Kirin und Shina mitzuverfolgen. Die Thematisierung von Freundschaft, Familie und den kleinen Problemen des Alltags ist gut gelungen und wirkt zu keinem Zeitpunkt aufgesetzt. So bleiben alle Protagonisten der Serie als Charaktere im Gedächtniss hängen - auch wieder deutlich mehr als man von anderen Serien behaupten kann.
Koufuku Graffiti gehörte die letzten Monate zu meinen Lieblingsserien - trotzdem. Es ist ein Gericht mit einer Menge Charme und einer ganz eigenen Wärme. Ich würde jedem empfehlen mal reinzuschauen - auch wenn eine "Kochshow" erstmal garnicht so interessant klingt...
PS: Es handelt sich hier um meine erste Rezension. Anmerkungen sind wilkommen :-)
Kommentare
Damit ist eigentlich alles gesagt.
Präsentation:
Stilistisch ist der Anime durchsetzt mit den allzu üblichen, klischeebehafteten Tropen, die auch bei Hentais die Erträglichkeitsgrenze herabsetzen: Wiederholung des Immergleichen ad nauseam, eine Art der optischen Überhöhung, die die Glaubwürdigkeit desavouiert, die ausgelatschten Gags, die durch Wiederholung auch nicht besser werden. Zuletzt die Präsentation des Essens: zu bunt, zu schrill, zu zeitlupig. Hier stellt sich bei mir nicht Hunger ein, eher ein leichter Ekel, weil alles so dermaßen glänzend fett aussieht.
Dagegen die Charaktere und allgemein das Visuelle:
Typisch Shaft, besonders bei Dingen wie Texturen. Die Hintergründe scheinen fotorealistisch, fügen sich aber sehr gut ein, die gelegentliche CG ist absolut unauffällig, nicht irgendwie unharmonisch. Der Cast bleibt überschaubar, denn es wird nicht jede Folge ein neuer Charakter eingeführt, um den Anime irgendwie interessant zu halten. Sehr schöne passende BGM.
Höhepunkt: Ep 10, die Folge mit der Pizzatante.
Bis jetzt für mich einer der merkwürdigsten Anime der Saison (dicht hinter Yuri Kuma), aber was habe ich auch von Shaft erwartet. Trotz seiner Eigenheiten und dem Thema (Essen) ist Koufuku Graffiti recht unterhaltsam. Der Cast scheint symphatisch zu sein und die Comedy ist okay. Story gibt es keine, der Anime ist eher episodisch aufgebaut, wobei die einzelnen Episoden meist am Wochende spielen und Ryous Leben zusammen mit Kirin zeigen. Ich bleibe auf jeden Fall dran, da ich den Anime definitiv nicht schlecht finde.
Nachteil: Beim schauen kriege ich meistens Hunger.