AsaneRedakteur
#1Dezente Komik, entspannende Atmosphäre, passende Musik. Und eine dem Genre Kunst angemessene Optik. Diese Handvoll Specials macht dem Namen "Sketchbook" alle Ehre. Wie in solchen Specials üblich, setzt man den Fokus auf leichtverdauliche, skizzenhafte Momente, in denen Themen abgehandelt werden, die in der Serie vielleicht zu kurz gekommen sind. Oder man versucht sich in Fanservice, meist im Rahmen von Strand, Pool, Onsen.
Genau das findet auch hier statt. Allerdings vollkommen anders als vermutet. Fanservice nur insofern, als dieser an den Vorlieben des Stammpublikums ausgerichtet ist. In erster Linie also für Freunde der gemächlichen Gangart, des stillen Humors und von Iyashikei überhaupt. Wie angedeutet, dominiert das Skizzenartige auch hier, doch immerhin gibt es etwas wie einen roten Faden. Und zwar diesen:
Von der ersten Folge mal abgesehen, macht sich das Kunstquintett auf an den Strand, und unter Aufbietung gemeinschaftlicher Schusseligkeit schafft man es, zuerst den Bus auf dem Hinweg zu verpassen, später auch auf dem Rückweg. Beide Male entscheiden die Mädchen sich dafür, sich zu Fuß auf den Weg zu machen, was erstmal sinnvoll erscheint angesichts einer Wartezeit von 2 Stunden. Auf dem Rückweg hat dies zur Folge, daß man das Abendessen verpasst, aber immerhin besteht die Möglichkeit, sich selber was zu kochen. Flankiert wird dieses Erlebnis von Onsen und gemeinsamem Übernachten.
Künstlerisch macht man nicht mehr, als unbedingt sein muss. Dennoch funktioniert das hier ganz hervorragend, denn so merkt man, wie sehr »Sketchbook« auf die einzigartige Chemie zwischen den Charakteren baut. Dieses "Picture Drama" ist ein Fest für Freunde von Standbildern. Es gibt kaum Animation, dafür über diese Bilder gelegte kameradschaftliche Konversationen über alles Mögliche, aber auch gern introspektivische Monologe über die eigene Gedankenwelt. Klingt komisch, ist aber so. Daher sollte man die Stimmen der Charaktere wirklich gut kennen, ansonsten wird man wenig Freude mit diesen kurzen, etwa 7 Minuten dauernden Clips haben. Eingerahmt werden die Folgen von einer Art Kamishibai, das wie im Kasperltheater abläuft. Daher hat man sich, noch stärker als in der Serie schon, an den Stilmitteln des Mangas orientiert. Das ist das "Picture" in "Picture Drama".
Wie die Serie, lebt also auch hier alles von den Eigenarten der Charaktere und ihren Gesprächen, die sich harmonisch ergänzen und die dennoch sehr individuell sind. Jeder ist, so wie er ist, und das ist in Ordnung so. Jedes ist ein einzigartiges, liebevolles Wesen, das die Welt auf seine eigene Art sieht, und dieses "auf seine eigene Art" ist der Wesenskern von »Sketchbook«. Obgleich Sora im Mittelpunkt steht, aus deren Blickwinkel man die Serie erlebt, wird ihre Person hier sehr zurückgenommen und sie steht auf einer Stufe mit den anderen. Bekanntermaßen ist sie sehr ruhig und fast krankhaft schüchtern, öffnet sich ein wenig im Freundeskreis, doch in ihrem Kopf tost ein Sturm der Fantasie; Wogen von wirren, zärtlichen und unausgesprochenen Gedanken, die manchmal über das Zeichnen ein Ventil finden.
In diesen Specials aber erleben wir Sora eigentlich nur im hoffnungslosen Unterfangen, die flüchtigen Momente des Lebens einzufangen. Die Vergeblichkeit des Versuchs, Leben und Reminiszenz in Einem zu vergegenwärtigen. Beispielsweise will sie die Krabben malen, die sich auf ihrem Skizzenblock niedergelassen haben; aber dafür müsste sie das Heft öffnen, und dafür erstmal die Krabben loswerden. Welch ein Dilemma! Und dies ist praktisch das "Drama" in "Picture Drama".
Das illustriert zugleich die typische Vorgehensweise beim Humor. Dem von »Sketchbook« ganz allgemein. Bevor es Fisch zu essen gibt, muss man den erstmal tot machen. Daraus ergeben sich nicht nur philosophisch-heitere Dialoge, an deren Ende jemand sein Leben lassen muss, es ergeben sich auch Erkenntnisse über das diffizile Verhältnis von Kunst und Leben:
"Das sieht alles sehr schön aus, aber es schmeckt irgendwie nicht ganz so gut."
"Wir sind hier der Kunstclub, also reicht es, wenn es gut aussieht."
Onsen ist ja das weltweit anerkannte Habitat für Fanservice. So auch hier. Die forsche und lebenslustige Natsumi, die hier in dieser Mädchengruppe den Tomboy gibt, legt es mit aller Macht darauf an, stellvertretend für den Zuschauer in Kokages Dekolleté zu linsen, um deren Oberweite zu inspizieren. Aufgrund dramatischer Umstände bekommt sie diese Gelegenheit nicht; und als sie Sora später danach fragt, wie's bei Kokage obenrum denn so aussieht, erwidert die in aller Unschuld: "futatsu" – sie hat zwei.
Anderntags wird Sora mitten in der Nacht vermisst, und eine nach der anderen macht sich auf, nach ihr zu schauen. So kommt es nicht nur zum gemeinsamen Betrachten des Sonnenaufgangs, sondern auch zu einem abschließenden Gruppenbild von wunderbarer Ausdruckskraft: jede einzelne Person ist allein an ihrer Position im Bild und in ihrer Körperhaltung so treffend charakterisiert, wie die berühmten 1000 Worte es kaum könnten.
Fazit: Nur fürs Fans der Serie!
Dieses "Picture Drama" versteht es prima, alles, was die Serie ausmacht, komprimiert in 6 mal 7 Minuten abzulegen. Ein Destillat stiller und heiterer Nicht-Ereignisse, mit weichem, seidigen Abgang.
Genau das findet auch hier statt. Allerdings vollkommen anders als vermutet. Fanservice nur insofern, als dieser an den Vorlieben des Stammpublikums ausgerichtet ist. In erster Linie also für Freunde der gemächlichen Gangart, des stillen Humors und von Iyashikei überhaupt. Wie angedeutet, dominiert das Skizzenartige auch hier, doch immerhin gibt es etwas wie einen roten Faden. Und zwar diesen:
Von der ersten Folge mal abgesehen, macht sich das Kunstquintett auf an den Strand, und unter Aufbietung gemeinschaftlicher Schusseligkeit schafft man es, zuerst den Bus auf dem Hinweg zu verpassen, später auch auf dem Rückweg. Beide Male entscheiden die Mädchen sich dafür, sich zu Fuß auf den Weg zu machen, was erstmal sinnvoll erscheint angesichts einer Wartezeit von 2 Stunden. Auf dem Rückweg hat dies zur Folge, daß man das Abendessen verpasst, aber immerhin besteht die Möglichkeit, sich selber was zu kochen. Flankiert wird dieses Erlebnis von Onsen und gemeinsamem Übernachten.
Künstlerisch macht man nicht mehr, als unbedingt sein muss. Dennoch funktioniert das hier ganz hervorragend, denn so merkt man, wie sehr »Sketchbook« auf die einzigartige Chemie zwischen den Charakteren baut. Dieses "Picture Drama" ist ein Fest für Freunde von Standbildern. Es gibt kaum Animation, dafür über diese Bilder gelegte kameradschaftliche Konversationen über alles Mögliche, aber auch gern introspektivische Monologe über die eigene Gedankenwelt. Klingt komisch, ist aber so. Daher sollte man die Stimmen der Charaktere wirklich gut kennen, ansonsten wird man wenig Freude mit diesen kurzen, etwa 7 Minuten dauernden Clips haben. Eingerahmt werden die Folgen von einer Art Kamishibai, das wie im Kasperltheater abläuft. Daher hat man sich, noch stärker als in der Serie schon, an den Stilmitteln des Mangas orientiert. Das ist das "Picture" in "Picture Drama".
Wie die Serie, lebt also auch hier alles von den Eigenarten der Charaktere und ihren Gesprächen, die sich harmonisch ergänzen und die dennoch sehr individuell sind. Jeder ist, so wie er ist, und das ist in Ordnung so. Jedes ist ein einzigartiges, liebevolles Wesen, das die Welt auf seine eigene Art sieht, und dieses "auf seine eigene Art" ist der Wesenskern von »Sketchbook«. Obgleich Sora im Mittelpunkt steht, aus deren Blickwinkel man die Serie erlebt, wird ihre Person hier sehr zurückgenommen und sie steht auf einer Stufe mit den anderen. Bekanntermaßen ist sie sehr ruhig und fast krankhaft schüchtern, öffnet sich ein wenig im Freundeskreis, doch in ihrem Kopf tost ein Sturm der Fantasie; Wogen von wirren, zärtlichen und unausgesprochenen Gedanken, die manchmal über das Zeichnen ein Ventil finden.
In diesen Specials aber erleben wir Sora eigentlich nur im hoffnungslosen Unterfangen, die flüchtigen Momente des Lebens einzufangen. Die Vergeblichkeit des Versuchs, Leben und Reminiszenz in Einem zu vergegenwärtigen. Beispielsweise will sie die Krabben malen, die sich auf ihrem Skizzenblock niedergelassen haben; aber dafür müsste sie das Heft öffnen, und dafür erstmal die Krabben loswerden. Welch ein Dilemma! Und dies ist praktisch das "Drama" in "Picture Drama".
Das illustriert zugleich die typische Vorgehensweise beim Humor. Dem von »Sketchbook« ganz allgemein. Bevor es Fisch zu essen gibt, muss man den erstmal tot machen. Daraus ergeben sich nicht nur philosophisch-heitere Dialoge, an deren Ende jemand sein Leben lassen muss, es ergeben sich auch Erkenntnisse über das diffizile Verhältnis von Kunst und Leben:
"Das sieht alles sehr schön aus, aber es schmeckt irgendwie nicht ganz so gut."
"Wir sind hier der Kunstclub, also reicht es, wenn es gut aussieht."
Onsen ist ja das weltweit anerkannte Habitat für Fanservice. So auch hier. Die forsche und lebenslustige Natsumi, die hier in dieser Mädchengruppe den Tomboy gibt, legt es mit aller Macht darauf an, stellvertretend für den Zuschauer in Kokages Dekolleté zu linsen, um deren Oberweite zu inspizieren. Aufgrund dramatischer Umstände bekommt sie diese Gelegenheit nicht; und als sie Sora später danach fragt, wie's bei Kokage obenrum denn so aussieht, erwidert die in aller Unschuld: "futatsu" – sie hat zwei.
Anderntags wird Sora mitten in der Nacht vermisst, und eine nach der anderen macht sich auf, nach ihr zu schauen. So kommt es nicht nur zum gemeinsamen Betrachten des Sonnenaufgangs, sondern auch zu einem abschließenden Gruppenbild von wunderbarer Ausdruckskraft: jede einzelne Person ist allein an ihrer Position im Bild und in ihrer Körperhaltung so treffend charakterisiert, wie die berühmten 1000 Worte es kaum könnten.
Fazit: Nur fürs Fans der Serie!
Dieses "Picture Drama" versteht es prima, alles, was die Serie ausmacht, komprimiert in 6 mal 7 Minuten abzulegen. Ein Destillat stiller und heiterer Nicht-Ereignisse, mit weichem, seidigen Abgang.
Beitrag wurde zuletzt am 03.02.2023 00:26 geändert.
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