AsaneRedakteur
#1Diese zweite Staffel demonstriert auf beeindruckende Weise, wie man es schafft, ein tragfähiges, überzeugendes Konzept völlig in den Sand zu setzen. Der Humor will der gleiche sein wie in Staffel 1, das Setting ebenso, welches auf mysteriösen und nur halberklärten magischen Verbindungen zur Unterwelt beruht, wie auch die frische politische Unkorrektheit mitsamt den imbezilen Nebencharakteren und der puren Lust an der Provokation.
Anfangs ist noch alles schön, weitere Einzelheiten zum Wesen des Dämonenreichs werden offenbart, immer etwas dramatisch überhöht und ironisch gebrochen, samt dem schauerlichen Gänsehaut-Opening. Spielerisch werden Referenzen gesetzt und leicht erkennbare Topoi zitiert wie dieser Bilderbuchmond als hintersinnige Beschwörung einer heilen Kinderwelt.
Dann tritt aber bald schon Akutabe, des Teufels Detektiv, auf den Plan und verkündet einige Ergänzungen der Regeln, was das Wesen der Grimoires betrifft, denen solche Dämonen, die an die Menschenwelt gebunden sein wollen, unterworfen sind. Diese Regeln werden nun ein wenig zurechtgebogen – offensichtlich nur zu dem Zweck, mehr Komik-Material aus dem Setting herauspressen zu können.
Allein das stößt schon sauer auf. Damit einher geht aber paradoxerweise eine allgemeine Verflachung, die aus dem Umstand resultiert, daß man auf Teufel(!) komm raus die Schlagzahl bei den Pointen und Gags hoch halten will. Daher gibt es noch mehr Prügelszenen mit noch mehr Blutfontänen und abgetrennten Körperteilen, noch mehr hektisches Geschrei und noch schrillere und absonderliche Charaktere mit noch bizarreren Fratzen. Man übertreibt's mit den Slapstick-Momenten noch ein wenig mehr, um den Komik-Level bloß nicht absacken zu lassen und die erste Staffel darin möglichst noch zu übertreffen.
Man kann der Meinung sein, daß das nach hinten los geht. Und zwar deswegen:
Bei der 1. Staffel hatte der fast schon anarchistische Humor ein festes Fundament. Er entsprang einerseits der Diskrepanz von Menschen- und Dämonenwelt und andererseits der der knuffigen äußeren Erscheinungsform und einer demonstrativ ausgelebten Maßlosigkeit und Unverschämtheit. Außerdem noch aus dem Kontrast zu all denen, die sich als die Guten verstehen, also ganz besonders zu denen im Himmel. Der Humor konnte immer auf diesen Wurzeln aufbauen.
Jetzt nicht mehr. Mit der Aufweichung der Regeln wird der Beliebigkeit Tür und Tor geöffnet. Diese wahnwitzigen Szenen und saftigen Seitenhiebe stehen nur noch für sich selbst und funktionieren auch nur noch für sich selbst. Die Späßchen und das indolente Verhalten der Dämonenknirpse mag anfangs noch das gleiche sein wie in der Staffel zuvor; der logische Zusammenhang (und übrigens auch der rote Faden) aber ist verloren bzw. war nie wirklich existent. Daß man alle Logik fahren lässt, ist sehr schön und beispielhaft an dem Umstand erkennbar, daß die Grundannahme, Dämonen sollten für gewöhnliche Menschen weder sicht- noch hörbar sein, schon lange nicht mehr aufgeht. Das wird durchgängig inkonsequent gehandhabt, denn ansonsten bekäme man keine Handvoll komischer Situationen mehr hin.
Also behilft man sich damit, daß man auf den Putz haut wie nix Gutes, Loops einbaut wie in den OVAs und ansonsten bei Massenszenen auf die bewährten Stills setzt. Da man eh schon hart an der Grenze zur Slapstick-Comedy segelt, fällt das auch gar nicht so ins Gewicht – wird sich das Studio wohl gedacht haben.
Natürlich zieht man auch hier Randgruppen durch den Kakao, leistet sich üble Scherze auf deren Kosten, wie etwa bei der Hämorrhoiden-Doppelfolge, wenn latente Pädophilie und Transvestitismus (oder doch Transgender? – man weiß es nicht genau) in einen Topf geschmissen und ungeachtet jedweder LGBT*identität verhöhnt resp. verlacht werden – je nachdem auf welcher Seite der p.c. man selber steht.
Vor der Vielzahl der Dämonen versagt irgendwann auch das Konzept, jedem eine Todsünde, bzw. die Fähigkeit, Menschen dazu zu verführen, zuzuweisen. Sünden werden degradiert zu Schwächen. All das, um den Zuschauer, der vom despektierlichen Umgang mit allem, was den Guten hehr und heilig ist, verwöhnt wurde, hier in der zweiten Staffel bei der Stange zu halten. Natürlich kann man da dann keineswegs auf Onsen verzichten. Bojengleiche Monstertitten inklusive. Weil es in solchen Onsen vor Spannern nur so wimmelt, muss auch hier aus Gründen der Dramaturgie die Logik verbogen werden. Oder seit wann geben Händies beim Fotografieren Shutter-Geräusche von sich?
Die noch in mäßigen Regionen dümpelnde Wertung meinerseits verdankt sich einem einzigen Umstand: den Frauen. Zu allererst natürlich Rinko, obwohl sie mit ihren ausfälligen Reaktionen oft ziemlich clownesk wirkt und ziemlich am Rande der Glaubwürdigkeit agiert; und dann aber auch der holden Weiblichkeit aus Azazels Umfeld: Seiner resoluten Mutti und seiner geliebten Kiyoko, die hier endlich mal gegen Ende der Serie anständig Screentime erhält und die man auch mal "in echt" bewundern darf.
Und gerade in Bezug auf Rinko wird offensichtlich, daß es um irgendeinen Realitätsbezug nicht mehr so gut bestellt ist, denn sie scheint keine Teilzeitkraft mehr zu sein und keinem Studium mehr nachzugehen, sondern nahtlos in eine Vollzeitstelle gewechselt zu sein. Mit der Lizenz zum Beschwören.
Auch wenn die Serie noch ein paar unverschämt gute Momente hat, geht all das, was die erste Staffel ausgezeichnet hat, in mittelmäßiger Komik unter, die auch nicht dadurch besser wird, daß man sie bis zum Platzen aufbläst. Insgesamt scheint »Azazel-san Z« nur noch ein müder Abklatsch der 1. Staffel zu sein.
Anfangs ist noch alles schön, weitere Einzelheiten zum Wesen des Dämonenreichs werden offenbart, immer etwas dramatisch überhöht und ironisch gebrochen, samt dem schauerlichen Gänsehaut-Opening. Spielerisch werden Referenzen gesetzt und leicht erkennbare Topoi zitiert wie dieser Bilderbuchmond als hintersinnige Beschwörung einer heilen Kinderwelt.
Dann tritt aber bald schon Akutabe, des Teufels Detektiv, auf den Plan und verkündet einige Ergänzungen der Regeln, was das Wesen der Grimoires betrifft, denen solche Dämonen, die an die Menschenwelt gebunden sein wollen, unterworfen sind. Diese Regeln werden nun ein wenig zurechtgebogen – offensichtlich nur zu dem Zweck, mehr Komik-Material aus dem Setting herauspressen zu können.
Allein das stößt schon sauer auf. Damit einher geht aber paradoxerweise eine allgemeine Verflachung, die aus dem Umstand resultiert, daß man auf Teufel(!) komm raus die Schlagzahl bei den Pointen und Gags hoch halten will. Daher gibt es noch mehr Prügelszenen mit noch mehr Blutfontänen und abgetrennten Körperteilen, noch mehr hektisches Geschrei und noch schrillere und absonderliche Charaktere mit noch bizarreren Fratzen. Man übertreibt's mit den Slapstick-Momenten noch ein wenig mehr, um den Komik-Level bloß nicht absacken zu lassen und die erste Staffel darin möglichst noch zu übertreffen.
Man kann der Meinung sein, daß das nach hinten los geht. Und zwar deswegen:
Bei der 1. Staffel hatte der fast schon anarchistische Humor ein festes Fundament. Er entsprang einerseits der Diskrepanz von Menschen- und Dämonenwelt und andererseits der der knuffigen äußeren Erscheinungsform und einer demonstrativ ausgelebten Maßlosigkeit und Unverschämtheit. Außerdem noch aus dem Kontrast zu all denen, die sich als die Guten verstehen, also ganz besonders zu denen im Himmel. Der Humor konnte immer auf diesen Wurzeln aufbauen.
Jetzt nicht mehr. Mit der Aufweichung der Regeln wird der Beliebigkeit Tür und Tor geöffnet. Diese wahnwitzigen Szenen und saftigen Seitenhiebe stehen nur noch für sich selbst und funktionieren auch nur noch für sich selbst. Die Späßchen und das indolente Verhalten der Dämonenknirpse mag anfangs noch das gleiche sein wie in der Staffel zuvor; der logische Zusammenhang (und übrigens auch der rote Faden) aber ist verloren bzw. war nie wirklich existent. Daß man alle Logik fahren lässt, ist sehr schön und beispielhaft an dem Umstand erkennbar, daß die Grundannahme, Dämonen sollten für gewöhnliche Menschen weder sicht- noch hörbar sein, schon lange nicht mehr aufgeht. Das wird durchgängig inkonsequent gehandhabt, denn ansonsten bekäme man keine Handvoll komischer Situationen mehr hin.
Also behilft man sich damit, daß man auf den Putz haut wie nix Gutes, Loops einbaut wie in den OVAs und ansonsten bei Massenszenen auf die bewährten Stills setzt. Da man eh schon hart an der Grenze zur Slapstick-Comedy segelt, fällt das auch gar nicht so ins Gewicht – wird sich das Studio wohl gedacht haben.
Natürlich zieht man auch hier Randgruppen durch den Kakao, leistet sich üble Scherze auf deren Kosten, wie etwa bei der Hämorrhoiden-Doppelfolge, wenn latente Pädophilie und Transvestitismus (oder doch Transgender? – man weiß es nicht genau) in einen Topf geschmissen und ungeachtet jedweder LGBT*identität verhöhnt resp. verlacht werden – je nachdem auf welcher Seite der p.c. man selber steht.
Vor der Vielzahl der Dämonen versagt irgendwann auch das Konzept, jedem eine Todsünde, bzw. die Fähigkeit, Menschen dazu zu verführen, zuzuweisen. Sünden werden degradiert zu Schwächen. All das, um den Zuschauer, der vom despektierlichen Umgang mit allem, was den Guten hehr und heilig ist, verwöhnt wurde, hier in der zweiten Staffel bei der Stange zu halten. Natürlich kann man da dann keineswegs auf Onsen verzichten. Bojengleiche Monstertitten inklusive. Weil es in solchen Onsen vor Spannern nur so wimmelt, muss auch hier aus Gründen der Dramaturgie die Logik verbogen werden. Oder seit wann geben Händies beim Fotografieren Shutter-Geräusche von sich?
Die noch in mäßigen Regionen dümpelnde Wertung meinerseits verdankt sich einem einzigen Umstand: den Frauen. Zu allererst natürlich Rinko, obwohl sie mit ihren ausfälligen Reaktionen oft ziemlich clownesk wirkt und ziemlich am Rande der Glaubwürdigkeit agiert; und dann aber auch der holden Weiblichkeit aus Azazels Umfeld: Seiner resoluten Mutti und seiner geliebten Kiyoko, die hier endlich mal gegen Ende der Serie anständig Screentime erhält und die man auch mal "in echt" bewundern darf.
Und gerade in Bezug auf Rinko wird offensichtlich, daß es um irgendeinen Realitätsbezug nicht mehr so gut bestellt ist, denn sie scheint keine Teilzeitkraft mehr zu sein und keinem Studium mehr nachzugehen, sondern nahtlos in eine Vollzeitstelle gewechselt zu sein. Mit der Lizenz zum Beschwören.
Auch wenn die Serie noch ein paar unverschämt gute Momente hat, geht all das, was die erste Staffel ausgezeichnet hat, in mittelmäßiger Komik unter, die auch nicht dadurch besser wird, daß man sie bis zum Platzen aufbläst. Insgesamt scheint »Azazel-san Z« nur noch ein müder Abklatsch der 1. Staffel zu sein.
Beitrag wurde zuletzt am 30.01.2024 16:28 geändert.
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