Saint Young Men (2013)

Saint Young Men ist einzigartig. Die Idee dahinter so schräg und gewagt. Eine WG in Tokio bestehend aus zwei Personen die die Welt als spirituelle Führer zweier großer Religionen kennt. Undercover gönnen sie sich hier Urlaub von ihren himmlischen Aufgaben. So begleitet man nun Buddha und Jesus bei ihrem Alltag mit all den Hürden die man dort so finden kann. Eine wahrlich göttliche Komödie.

„They said I looked just like Johnny Depp.“

Dieser Film und seine OVA sind wohl das Grauen für jeden der es mit der Religion sehr ernst und sehr konservativ nimmt. Dabei ist der Humor von Saint Young Men weder beißend, noch kritisch oder in irgendeiner Form herabwürdigend. Gutherzig, menschlich und einfühlsam wird das Duo Jesus und Buddha dargestellt. Genauso brav ist auch deren Humor, wo sich auch zeigt, dass sich die beiden prima ergänzen. Während Buddha mit seiner positiven Energie Tiere gegen sein Willen anlockt oder durch erleuchtete Gedanken schnell mal zur Stehlampe wird, ist Jesus im Vergleich zum ruhigen und sparsamen Buddha mehr kindlicher in seiner Art, dem aus seiner Dornenkrone schon mal Blumen sprießen oder er unabsichtlich Wasser zu Wein verwandelt. Man nutzt die Fakten die man über diese beiden religiösen Figuren kennt und bettet sie in allerlei alltäglichen Situationen ein. Dabei stellt sich für die beiden Himmelsbewohner die moderne materielle Welt gleichzeitig als überraschendes Abenteuer wie auch als große Herausforderung heraus, so dass die beiden vor keinem Fettnäpfchen sicher sind. Um den Humor zu verstehen, sollte man als Zuschauer dann auch etwas für Jesus und Buddha Bescheid wissen, da nur so die Witze auch Wirkung zeigen, da sich wirklich alle auf die Überlieferungen zu den beiden beziehen.

Im Gegensatz zu den Besonderheiten seitens der Figuren, ist der Film an sich typisches Slice-of-Life was natürlich nicht jedem schmecken wird. Ruhig und ohne Höhepunkt fließt der Film wie auch die OVA wie ein Fluss dahin, ohne je reißend zu werden. Diese Serie ist also in erster Linie für Fans des Genre gedacht und bietet auch innerhalb des Genre nichts außergewöhnliches. So taucht der Shopping-Stress genauso auf wie der Ausflug ins Schwimmbad oder der Besuch eines Festivals. Doch auch für die Leute die mal ein humorvolles Bild zweier großer religiöser Figuren sehen wollen ist diese Film bzw. die OVA einen Blick wert, denn selten wurden sie so menschlich und vor allem so sympathisch gezeigt.

[...] Saint☆Oniisan ist leichte Kost, die sich von einer gelungenen Situationskomik zur nächsten schwingt. Die Figureneinbindung ist dabei optimal, die beiden Protagonisten mischen sich fast gänzlich unter das normale Volk, was den Eindruck verstärkt, dass sie ihren Urlaub doch sehr genießen. Es ist alles menschlicher, selbst wenn Buddha mal (er)leuchtet und Jesus irgendwie versuchen muss, das strahlende Gesicht seines Kumpels zu verbergen. Anders als in der OVA kommt es hier jedoch nicht zu ausufernden Gedanken über die (eigene) Existenz, wenn Jesus und Buddha über ihren schlichten Tagesablauf und fehlendes Geld in der Haushaltskasse philosophieren.

Optisch ist der Film ebenfalls sehr witzig. Die Figuren stechen aufgrund des comichaften, groben Designs zwar deutlich aus dem Bild heraus, aber es passt zur laissez-fairen Stimmung, die locker und leicht mit religiösen Motiven umgeht. Natürlich wird hier abseits der Charaktere nichts ins Lächerliche gezogen, aber den ein oder anderen Seitenhieb verkneift sich Saint☆Oniisan auch nicht. Warum auch? Auch auf der lustigen Schiene lässt sich einiges über die Eigenheiten der verkörperten Religionen zeigen, die in manchen Fällen auch für ihre Verehrten keine Ausnahmen zulässt (wie Buddha schmerzlich erfahren muss). [...]

Dieser Text ist im Original auf Infernal Cinematic Affairs erschienen.