AsaneRedakteur
#1"Flüche aussprechen, Flüche entfernen, wir machen alles!"
[Yoyo]
Allein schon die Optik verrät es: Dies ist ein Gute-Laune-Film, und es gibt fast nichts, was ihm die gute Laune verderben könnte. Erst recht nicht die Magie, denn bei dieser behaupteten Koexistenz von realer Welt und einem magischen Königsreich klaffen gewaltige Logiklücken. Aber der Film schafft es auf irgendeine geheimnisvolle Art, diese Lücken souverän mit einem Schwung vom Tisch zu wischen. Und er scheint Freude daran zu haben. Es gibt keine vor Peinlichkeit berstenden Erklärungsversuche, kein Ringen um logische Konsistenz, ja – nicht einmal Antagonisten gibt es. Und das ist vielleicht das Beste an dem Werk.
Trotz alledem wirkt der Anime wie aus einem Guss. Er verlässt sich voll und ganz auf seinen Charme und auf die Sympathie mit den Charakteren. Völlig zurecht! Die optische Erscheinung sagt es ja schon: Alles hier ist extrabreit (im Format 2,35:1), extrabunt und graphisch an Kinderbuchillustrationen angelehnt. Wie ein Märchenfilm für große Kinder und kindliche Erwachsene. Und dem Märchenfilm entlehnt ist auch so manches typische Inventar, und die Tropen sowieso. Magie kommt natürlich auch haufenweise zum Einsatz, sehr farbig und laut, aber hauptsächlich dreht sich's um profane Probleme, die zwar durch Magie verursacht, aber nicht unbedingt dadurch zu lösen sind.
Der Einstieg ist dazu da, die beiden magischen und titelgebenden Schwestern Yoyo und Nene vorzustellen, Einblick in ihr typisches Tagesgeschäft zu geben (im Umgang mit Flüchen) und den Zuschauer in eine heile Welt zu führen, die scheinbar nichts so schnell aus der Bahn werfen kann. Der Märchencharakter dieser Veranstaltung verfestigt sich, als die eröffnenden Credits eingespielt werden. Ein wenig erinnert das an »Arusu«, ein wenig aber auch an »Totoro«. Was aber den Humor und die Charakteristik der Protagonisten angeht wie auch die waghalsigen magischen Aktionen der beiden, bewegt sich der Film mehr auf der Höhe von »Little Witch Academia«.
Gerahmt wird das muntere, heitere Treiben von großer orchestraler Symphonik, und der Stil der Musik, von ebenso großem Format wie das Bild, dürfte manchem bekannt vorkommen: Gou Shiina war auch für den Soundtrack von »Kimetsu no Yaiba« zuständig. Das Studio ist übrigens auch das gleiche.
Die Idylle dieser Welt wird jäh gestört, als plötzlich eine andere Welt in die ihre einbricht. Die Welt der Moderne. Yoyo macht sich auf, diese Welt zu erkunden, in der es keine Magie gibt und in der alles für sie magisch erscheint. TV und Mikrowelle zum Beispiel. Bei ihrem Erkundungsgang durch verlassene Wohnungen trifft sie bald auf einen strubbeligen Jungen, Takahiro, mit der kleinen Aki, die wie eine Schwester an ihm hängt. Der hat das Problem an der Backe, daß seit jenem mysteriösen Vorfall seine Eltern in bizarre Wabbelmonster verwandelt worden sind, und bittet daher Yoyo um ihre Hilfe, als er bemerkt, daß sie Magie einsetzen kann. Beim Versuch, hinter die Ursache dieser Störungen zwischen den beiden Welten zu kommen, gerät zunächst ein sehr eigenartiges Handygame, das magische Glücksversprechen verteilt, in Verdacht; aber als dann noch magische Steine eine Rolle zu spielen scheinen und als sich herausstellt, daß Takahiros Familie tiefer als erwartet in die Angelegenheit verstrickt ist, geraten die Dinge etwas außer Kontrolle.
Ab da läuft es so, wie es immer läuft in solchen Filmen. Dinge verkomplizieren sich, was zum Anlass genommen wird, immer mehr und immer irrsinnigere Aktionen aufzufahren, bis es den Anime dann aus der Kurve trägt. Begleitet wird dieses Schauspiel von inszenierten Lebensweisheiten und moralischen Botschaften, die aber wenigstens nicht allzu penetrant dem Publikum aufs Auge gedrückt werden. Aber das macht alles nichts, denn an diesem Punkt hat der Film bei mir schon mächtig einen Stein in Brett, ähnlich zauberkräftig und ähnlich strahlend wie der, auf dessen Suche sie sind. Das liegt natürlich an den Charakteren, an allen, nicht nur den Schwestern, die alle dermaßen Charme und Flair und Sympathie verbreiten, daß es fast nicht mehr wahr sein kann. Getragen wird dies auch von einer Regie, die genau weiß, wie man gute Szenenschnitte setzt und wie gutes Storytelling funktioniert. Daß daher der gesamte Film von prächtigem, gut getimtem Humor geradezu überschwemmt wird, ist da fast schon unausweichlich.
Was den Film vor allem auszeichnet und was in meinen Augen die größte Überraschung darstellt, ist der Umstand, daß das Problem mit der Magie systemimmanent ist, daß es also keinen bösen Widersacher braucht, um die Vorkommnisse zu erklären. Die Erklärung selbst ist zwar an so manchen Haaren herbeigezogen, aber dafür ist sie schön inszeniert und allemal wert, hier zitiert zu werden:
"Egal, welche Magie es ist – wenn sie egoistisch eingesetzt wird, verwandelt sie sich in einen Fluch."
[Yoyo]
Allein schon die Optik verrät es: Dies ist ein Gute-Laune-Film, und es gibt fast nichts, was ihm die gute Laune verderben könnte. Erst recht nicht die Magie, denn bei dieser behaupteten Koexistenz von realer Welt und einem magischen Königsreich klaffen gewaltige Logiklücken. Aber der Film schafft es auf irgendeine geheimnisvolle Art, diese Lücken souverän mit einem Schwung vom Tisch zu wischen. Und er scheint Freude daran zu haben. Es gibt keine vor Peinlichkeit berstenden Erklärungsversuche, kein Ringen um logische Konsistenz, ja – nicht einmal Antagonisten gibt es. Und das ist vielleicht das Beste an dem Werk.
Trotz alledem wirkt der Anime wie aus einem Guss. Er verlässt sich voll und ganz auf seinen Charme und auf die Sympathie mit den Charakteren. Völlig zurecht! Die optische Erscheinung sagt es ja schon: Alles hier ist extrabreit (im Format 2,35:1), extrabunt und graphisch an Kinderbuchillustrationen angelehnt. Wie ein Märchenfilm für große Kinder und kindliche Erwachsene. Und dem Märchenfilm entlehnt ist auch so manches typische Inventar, und die Tropen sowieso. Magie kommt natürlich auch haufenweise zum Einsatz, sehr farbig und laut, aber hauptsächlich dreht sich's um profane Probleme, die zwar durch Magie verursacht, aber nicht unbedingt dadurch zu lösen sind.
Der Einstieg ist dazu da, die beiden magischen und titelgebenden Schwestern Yoyo und Nene vorzustellen, Einblick in ihr typisches Tagesgeschäft zu geben (im Umgang mit Flüchen) und den Zuschauer in eine heile Welt zu führen, die scheinbar nichts so schnell aus der Bahn werfen kann. Der Märchencharakter dieser Veranstaltung verfestigt sich, als die eröffnenden Credits eingespielt werden. Ein wenig erinnert das an »Arusu«, ein wenig aber auch an »Totoro«. Was aber den Humor und die Charakteristik der Protagonisten angeht wie auch die waghalsigen magischen Aktionen der beiden, bewegt sich der Film mehr auf der Höhe von »Little Witch Academia«.
Gerahmt wird das muntere, heitere Treiben von großer orchestraler Symphonik, und der Stil der Musik, von ebenso großem Format wie das Bild, dürfte manchem bekannt vorkommen: Gou Shiina war auch für den Soundtrack von »Kimetsu no Yaiba« zuständig. Das Studio ist übrigens auch das gleiche.
Die Idylle dieser Welt wird jäh gestört, als plötzlich eine andere Welt in die ihre einbricht. Die Welt der Moderne. Yoyo macht sich auf, diese Welt zu erkunden, in der es keine Magie gibt und in der alles für sie magisch erscheint. TV und Mikrowelle zum Beispiel. Bei ihrem Erkundungsgang durch verlassene Wohnungen trifft sie bald auf einen strubbeligen Jungen, Takahiro, mit der kleinen Aki, die wie eine Schwester an ihm hängt. Der hat das Problem an der Backe, daß seit jenem mysteriösen Vorfall seine Eltern in bizarre Wabbelmonster verwandelt worden sind, und bittet daher Yoyo um ihre Hilfe, als er bemerkt, daß sie Magie einsetzen kann. Beim Versuch, hinter die Ursache dieser Störungen zwischen den beiden Welten zu kommen, gerät zunächst ein sehr eigenartiges Handygame, das magische Glücksversprechen verteilt, in Verdacht; aber als dann noch magische Steine eine Rolle zu spielen scheinen und als sich herausstellt, daß Takahiros Familie tiefer als erwartet in die Angelegenheit verstrickt ist, geraten die Dinge etwas außer Kontrolle.
Ab da läuft es so, wie es immer läuft in solchen Filmen. Dinge verkomplizieren sich, was zum Anlass genommen wird, immer mehr und immer irrsinnigere Aktionen aufzufahren, bis es den Anime dann aus der Kurve trägt. Begleitet wird dieses Schauspiel von inszenierten Lebensweisheiten und moralischen Botschaften, die aber wenigstens nicht allzu penetrant dem Publikum aufs Auge gedrückt werden. Aber das macht alles nichts, denn an diesem Punkt hat der Film bei mir schon mächtig einen Stein in Brett, ähnlich zauberkräftig und ähnlich strahlend wie der, auf dessen Suche sie sind. Das liegt natürlich an den Charakteren, an allen, nicht nur den Schwestern, die alle dermaßen Charme und Flair und Sympathie verbreiten, daß es fast nicht mehr wahr sein kann. Getragen wird dies auch von einer Regie, die genau weiß, wie man gute Szenenschnitte setzt und wie gutes Storytelling funktioniert. Daß daher der gesamte Film von prächtigem, gut getimtem Humor geradezu überschwemmt wird, ist da fast schon unausweichlich.
Was den Film vor allem auszeichnet und was in meinen Augen die größte Überraschung darstellt, ist der Umstand, daß das Problem mit der Magie systemimmanent ist, daß es also keinen bösen Widersacher braucht, um die Vorkommnisse zu erklären. Die Erklärung selbst ist zwar an so manchen Haaren herbeigezogen, aber dafür ist sie schön inszeniert und allemal wert, hier zitiert zu werden:
"Egal, welche Magie es ist – wenn sie egoistisch eingesetzt wird, verwandelt sie sich in einen Fluch."
Beitrag wurde zuletzt am 07.08.2023 01:03 geändert.
Kommentare
... dass es diesmal umgekehrt ist.
Unsere Yoyo, von Beruf her Hexe und "Fluch-Austreiberin", landet ungewollt mittels eines Fahrstuhl in der Menschenwelt. Doch irgendwas scheint nicht zu stimmen, da sich Menschen verwandeln und Gebäude verschwinden. Die magische Welt, aus der Yoyo stammt, bleibt davon natürlich nicht unberührt. Ich mein, ja die Story wird jetzt vielleicht nicht das allerneuste Konzept mit sich bringen, aber dafür ist sie schön umgesetzt worden.
Es ist ein ziemlich netter Streifen, den bestimmt die kleineren Zuschauer besonders genießen können. Viel Magie mit einer kleinen Portion Drama, dazu ein Hauch von Romantik und ein schönes Farbspektakel und wir haben diesen Film. Hier und da darf natürlich nicht das Comedy Element fehlen. Das kam ganz gut rüber, da es nicht so "auf Zwang" eingeführt wurde. So wurde es mehr subtil in vielen Szenen eingeführt. Klarer Pluspunkt meinerseits!
Um mich kurz fassen: Der Film war echt nett mit anzusehen und hat mich, wie bereits erwähnt, so ein ganz klein bisschen an "Chihiros Reise ins Zauberland" erinnert. Für jeden Magie/Fantasy Fan definitv eine Empfehlung.