Princess Arete (2001)

Arete-hime / アリーテ姫

Rezensionen – Arete-hime

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Princess Arete“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Raki#1

Arete Hime, basierend auf dem Roman The Clever Princess von der englischen Autorin Diana Coles aus dem Jahre 1983, ist leider ein sehr unterschätztes Werk. Hier fehlt womöglich ein großer Name wie der von Ghibli, um die Leute darauf aufmerksam zu machen. Erschwerend kommt dann hinzu, dass es keinen deutschsprachigen Release gibt und selbst im englischsprachigen Raum kann man sich erst nächsten Monat auf eine Veröffentlichung freuen. Sogar diejenigen Leute, die es irgendwie geschafft haben, den Titel zu entdecken, werden unter Umständen von einem gemächlichen Tempo abgeschreckt und betrachten den Film eher oberflächlich.


Auf dem ersten Blick wirkt das Werk zwar tatsächlich wie ein ganz normaler Kinderfilm, doch im Kern wird hier das klassische Konzept von Märchen aufgebrochen. Es wird einiges hinterfragt, so das Stadtleben, die Prinzessin selbst und die Anpreisung von Rittern, die niemals etwas stehlen oder eine Unwahrheit erzählen würden. Das führt dazu, dass es sich für Erwachsene sehr wohl lohnt, diesen Anime anzuschauen. Der Film ist hierbei sehr detailverliebt. In einer Szene sieht man im Hintergrund eine Wandmalerei vom bekannten Klischee, dass die Prinzessin auf ihre Ritter wartet und dabei selbst handlungsunfähig bleibt. Das ist ein direkter Kontrast zu Arete im Vordergrund, die vom Charakter her gänzlich anders gezeichnet wird. Dies wird im weiteren Verlauf sogar noch weiter vertieft durch Bemerkungen der anderen Figuren und einer Heilung, die sie angeblich bedarf.

Aretes Charakter ist schließlich alles andere als der einer klischeehaften Prinzessin. Sie ist vom Wesen her eher zurückhaltend, zeigt dabei aber ihre Neugier und Intelligenz. Worte werden von ihr hinterfragt und nicht einfach so hingenommen. Sie spielt die Ritter mit deren Lügen gegen sich selbst aus. Hierbei wird auch deutlich, wie wenig Interesse sie an all dem verspürt. Sie geht folglich weder in die Richtung einer hilflosen Dame noch in die einer harten Kriegerin, worum es sich um die beiden Ausprägungen des Prinzessinnen-Klischees handelt. Zudem ist die äußerliche Erscheinung eher die eines gewöhnlichen Mädchens, was übrigens in einer Szene im Thronsaal bei den Wachen sichtlichen Unglauben hervorruft. Immer wieder wird angedeutet, dass die Rettung durch jemand anderen erfolgen müsste, doch letztendlich ist sie es selbst, die etwas unternimmt. Sie benutzt keine außenstehende Macht wie einen magischen Gegenstand, obwohl ihr die Möglichkeit dazu gegeben wurde, und ihr kommt auch kein edler Prinz zur Hilfe.

Doch auch der Antagonist Boax ist interessant gestaltet. Nach außen hin wirkt er wie ein griesgrämiger alter Zauberer, doch im Grunde ist er im Geiste ein einfältiges und verwöhntes Kind. Er klammert sich an seine idealisierte Vergangenheit und fürchtet sich davor, dass sein bisher ewig andauerndes Leben bald erlöschen könnte. Er haust in Ruinen und wartet auf die Rückkehr seines Volkes. Ample wiederum ist eine wichtige Unterstützung für Arete und in einer ähnlichen Situation wie diese. Auch wenn sie ihr niemals aktiv hilft, sorgt sie schließlich dafür, dass sich die Prinzessin wieder auf ihre Werte und Vorstellungen besinnen kann.

Das zugrundeliegende Hauptthema ist sehr erfrischend. Hier wird das Erlangen von Freiheit und die eigene Findung eines Sinns im Leben durch die seelische Selbsterkenntnis dargestellt. Dabei bedeutet das physische Gefängnis nämlich gar kein Hindernis. Arete prüft in diesem Handlungsabschnitt nicht einmal, ob die Tür tatsächlich verschlossen ist. Die Geschichte wird feinfühlig und durch vielerlei Metaphern erzählt.

Vom Pacing her ist das Werk ziemlich angenehm. Es lässt sich stets Zeit, um sich richtig entfalten zu können. Die einzelnen Szenen wirken nie gehetzt, sodass sie einen Eindruck und eine Wirkung hinterlassen können. Ich hatte nie das Gefühl, dass eine Szene unnötig war oder nicht zum Gesamtergebnis beitragen konnte, sei es nun durch neue Erkenntnisse der Charakterisierung einer Figur, das Infragestellen typischer Elemente aus Märchen oder den Ausbau der Welt. Es ist letztlich bodenständig und eine Gegensätzlichkeit zu all dem Schnelllebigen. Hier braucht es kein Actionfeuerwerk oder irgendwelche Ungeheuer, die es zu bekämpfen gilt.

Im Regiestuhl nahm der Ex-Ghibli-Mitarbeiter Sunao Katabuchi Platz, der bereits an Kiki's kleinem Lieferservice beteiligt gewesen ist. In optischer Hinsicht hat er sich hier selbst übertroffen und es darf angezweifelt werden, ob er noch einmal etwas verwirklichen kann, das hier heranreichen wird. Animiert wurde das Werk von Studio 4°C, was zu ziemlich flüssigen Animationen geführt hat. Da braucht man sich nur einmal die Bewegungen der Charaktere anschauen. Das Charakterdesign selbst ist ziemlich schlicht gehalten, doch das passt wiederum zum Märchen-Thema. Der OST ist größtenteils sehr nett anzuhören. Hervorzuheben ist der Theme Song Krasno Solntse von Origa, der wunderschön die melancholische Stimmung der entsprechenden Szenen unterstützt.

Es gibt also eine ganz klare Empfehlung von mir an dieser Stelle. Kein Film hat mich zuvor so sehr begeistert. Nicht umsonst verweilt er schon lange in meiner Top-5. Ich kann hieran auch kaum etwas kritisieren. Öfters habe ich Beschwerden am Pacing gelesen, doch selbst da finde ich nicht, dass das dem Werk einen Abbruch tut, eher sogar im Gegenteil. Ich vermute, dass einige Leute den Film - wenn überhaupt - auf sein Hauptthema reduzieren, wodurch viel Substanz besonders aus der ersten Hälfte verloren geht und sie es als gestreckt empfinden. Jede Szene bietet Feinheiten, die es zu entdecken gilt. In meinen Augen handelt es sich hier auch um einen der Animes, die eigentlich zum Pflichtprogramm eines jeden Animefans gehören sollten. Bedauerlicherweise ist dies nicht der Fall und wird es vermutlich auch nie sein. Dabei ist das nicht einmal wirklich risikobehaftet. Den Film kann man sich an einem Abend anschauen. Der Anime hat nicht 50 Episoden oder dergleichen.

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