“ACH DU SCHEISSE!!!“ >> Das ist nur ein kleines Beispiel, welche im positiven Sinne gemeinten und verwunderten Worte man für diese nur 2-teilige OVA wählen kann und die dem Betrachter (vorrausgesetzt es ist ein Mann) ein ums andere Mal rausrutschen, angesichts der Brachialität mit der jene Zuschauer konfrontiert werden. Eine harte Mischung aus Sex und Gewalt per excelance. Allerdings auch nicht ohne Anspruch.
Bei
den Animationen wurde ungewöhnlicherweise auf einen hohen Realismusgrad geachtet. Grandios in Szene gesetzt schlagen, schießen, treten, springen, stechen, rauchen, poppen, gehen und arbeiten sich die Protagonisten in sehr lebensnahen Movements von einer Szene zur Nächsten, was stockende Bilder und Standbilder quasi von selbst eliminiert. Auch das Charakterdesign sticht durch die einzigartige Vielfalt aus der Masse heraus. Hier gibt es keine Einheitsgesichter oder Universalkleidung, sogar Mimik und Gestik unterscheiden sich von Person zu Person und erzeugen somit ein sehr individuelles Charakterbild. Wen das schon nicht beeindruckt, den hauen dann spätestens die brillianten und kongenial choreographierten Actionsequenzen mit all dem Rauch, Feuer und Explosionen aus den Socken. Um den Rest zu perfektionieren sind Hintergründe selbstredend auch eine fein gezeichnete Augenweide. Dabei beschränkt sich der Anime nicht auf irgendein bestimmtes Farbspektrum oder übertriebene Buntheit und bleibt auch hier realistisch.
Einzige Ausnahmen sind die übertrieben großen Pimmel in den Hentai-Szenen und die immense Blutrünstigkeit in den Splatter-Szenen.
Beim
Sound war man leider nicht so gründlich, denn darin schwankt der Anime teilweise arg zwischen Meisterwerk und Mummpitz. So hört man beispielsweise in einer Szene unglaublich viel und sehr realistische Hintergrundgeräusche, doch schon im nächsten Moment reduziert sich das auf wenig Identifizierbares, obwohl man sich noch in derselben Szene befindet
Die
Musik ist hier Geschmackssache. Mir persönlich geht dieses hektische Saxophongedudele, das klingt als ob sich 10 Schnupfenkranke gleichzeitig einen abschneuzen, ziemlich stark auf die Nerven. Doch glücklicherweise gibt es zwischendrin recht angenehme solistische Klavier-Klänge, die jedem
Resident Evil Fan seltsam bekannt vorkommen müssten . Opening gibt es grundsätzlich nicht (es sei denn Sawa`s Tötungsaktionen zählen dazu) und das seeeehr langatmige Ending wird leider auch wieder größtenteils vom Saxophon getragen . . . echt zum Kotzen.
Leider reitet
die Synchronisation den Anime noch weiter ins Negative. Miese Sprecher und die dann auch noch total fehlbesetzt. Anders kann ich`s mir nicht erklären, dass sich zum Beispiel eine Oma anhört wie eine 20-Jährige mit Raucherlunge. Daher rate ich allen, die des Englischen mächtig sind: guckt euch die OVA in der englischen Synchronisation an; die ist um Lichtjahre besser! Und alle die des Englischen nicht so mächtig sind . . . vielleicht findet ihr ja irgendwo eine japanische oder englische Fassung mit deutschem Untertitel, bevor ihr euch den deutschen Dub antun müsst?
Trotz verbockter Audio macht
die Atmosphäre echt was her. Angesiedelt im Hier und Jetzt besteht der Rahmen aus einer düsteren und depressiven Grundstimmung, die ebenfalls auch noch durch ausgeprägten Pessimismus gestützt wird. Es scheint, als wolle der Anime dem Zuschauer eine andere, hässliche und brutale Welt zeigen, die sich in Unserer versteckt. Hinter der Fassade jedes Hauses und jedes Menschen lauern pechschwarze und bösartige Abgründe. Insgesamt ein Sumpf aus Gewalt, Korruption, Doppelmoralismus und Sex. Der Anime will schockieren und die gezeigten Bilder sprechen für sich. Fast jeder Charakter wirkt mal mehr, mal weniger unsympathisch. Schimpfwörter, Kraftausdrücke, Zynismus und Sarkasmus sind mit dabei. Das Blut fließt reichlich und in Strombächen, Körper werden zerfetzt und Gliedmaßen fliegen durch die Luft. Der Sex, der in A KITE oftmals von psychischer und/oder physischer Gewalt begleitet wird, ist wie in den meisten Fällen nicht nur angedeutet, sondern wirklich zu sehen! So bekommt der Zuschauer auch einige recht derbe Hentai-Szenen zu Gesicht. Und natürlich gibt es einige relativ lange Actionsequenzen.
So ziemlich Jeder
der Charaktere auf die man trifft, hat irgendwie Dreck am Stecken. Dadurch ergibt sich keine erkennbare Variante von Gut und Böse, vielmehr entsteht eine Art Grauzone. Seltsamerweise ist dieses Mal nicht der Hauptcharakter Sawa derjenige, dessen Charakterbild am interessantesten ist, sondern die Bösewichte Akai (der Boss) und Kani (der Helfer). Denn hinter ihnen verbirgt sich eine gnadenlose Attacke auf den Doppelmoralismus unserer Gesellschaft. Beide arbeiten für die Polizei, haben jedoch kein Problem damit, Kinder und Teenager (oft Waisenkinder) zu kaltblütigen Killern auszubilden. Dabei gehen sie mit Gewalt, Sex und Psychotricks vor. Natürlich tun sie das nur im Namen der Gerechtigkeit, denn schließlich sollen damit nur Pädophile, Vergewaltiger und ähnliche Verbrecher, die dem Zugriff des Gesetzes entgehen konnten, auf blutigste Art und Weise büßen. Dass Sie sich ganz gerne selbst an ihren Schützlingen „bedienen“ löst allerdings bei ihnen nicht die geringsten Gewissensbisse aus. Warum auch; denn offensichtlich gehört das auch zur Ausbildung und weswegen soll man denn auch nicht Spass an seiner Arbeit haben? Für gewöhnlich kennen sich ihre „Killer-Kinder“ untereinander nicht. Sawa selbst genießt ein Art Sonderstatus. Sie ist die beste Killerin im Stall; sehr attraktiv, gewissenlos, zuverlässig und scheinbar emotionslos nutzt Sie oft ihren Sexappeal aus um ihre Opfer zu erledigen. Emotional verkrüppelt übt Sie skrupellos Akai`s und Kani`s Mordaufträge aus. Zudem betrachtet Akai Sawa als persönlichen Besitz und bringt Sie immer wieder dazu, mit ihm das Kopfkissenlied zu spielen. Der Zuschauer ahnt zwar, dass ihr das unangenehm ist, Sie sich jedoch auch in einer Art Zwangslage befindet. Und schließlich ist da noch Obori, ebenfalls ein Auftragskiller unter Akai und Kani. Über Obori kann nicht viel mehr sagen, als dass er wahrscheinlich ebenso wie Sawa ein Waisenkind ist und zu einem Killer wurde. Allerdings nicht so gut wie Sawa, doch es hat den Anschein als kam er erst später dazu. Er und Sawa lernen sich zufällig bei einem Auftrag kennen und von Anfang an knistert es zwischen den Beiden, worauf sie über ihre Leben, die Morde und Akai und Kani ins Grübeln kommen. Was natürlich für Akai unweigerlich zu einer Bedrohung wird, denn seine Abgründe sind noch um ein ganzes Stück tiefer als bei den Anderen.
Obwohl hier für
die Story vergleichsweise wenig Zeit bleibt, holt der Anime das wirklich Alles aus sich heraus. An für sich läuft die Handlung linear ab, wird aber durch einen längeren und einige ziemlich kurze Flashbacks unterbrochen. Jedoch kann man der Handlung immer gut folgen. Das funktioniert deswegen so gut, weil sich der Anime teilweise stark nur an Andeutungen hält, jedoch sind diese so eindeutig, dass für den Zuschauer die dargestellte Situation ziemlich offensichtlich bleibt und eine weitere Darstellung des Geschehens überflüssig ist. Es bleibt sogar Zeit für ein doppelbödiges Katz- und Mausspiel. Und so besitzt diese OVA trotz ihrer kurzen Spieldauer einigen Inhalt und sogar auch relativ viel Tiefgang. Es sei noch gesagt, der Anime zieht seinen Pessimismus bis zum Ende durch. Wer sich also auf ein glückliches Ende freut, sollte sich lieber nicht darauf einstellen.
Fazit: A KITE ist mit der kurzen Spieldauer sicherlich kein Meisterwerk, kommt aber ziemlich nahe ran. Schließlich legt der Anime allein schon aus animationstechnischer Sicht ein hohes Niveau an den Tag. Was ihn von der Masse der Mini-Animes herausstechen lässt, ist die schockierende Brachialität: Splatter, Blutfontänen und dazu deftige Hentai-Szenen. Dass A KITE sogar noch Tiefgang besitzt, macht ihn umso besser und hinterlässt mit all der Depressivität und dem Pessimismus ein bleibenden Eindruck. Zu guter Letzt sorgen die Actionszenen für einen wahren Hochgenuss und sind für jeden Actionfan ein absolutes Muss. Mittlerweile hat die OVA zurecht einen Kultstatus und gilt allein aus Sicht der großartig inszenierten und choreographierten Kampf- und Actionszenen als Meisterwerk. Nicht umsonst hat die Band NO DOUBT die Actionszene auf dem Klo in ihrem Videoclip zu
Ex-girlfriend fast 1:1 kopiert, ohne Blut versteht sich. Seit März 2008 ist auch endlich die Fortsetzung
Kite Liberator erhältlich, jedoch handelt es sich dabei um eine andere Geschichte, die inhaltlich Nichts mit A KITE zu tun hat.