Der Mohnblumenberg (jap. Kokurikozaka kara) stellt
Goro Miyazakis zweites Regieeigenwerk dar und tritt er auch in sehr große Fußstapfen seines Vaters und Animegroßmeisters
Hayao Miyazaki, so hat er doch trotz Allem im Vorgängerwerk bereits gute Ansätze gezeigt und tut dies auch in diesem (siehe Ash-Bs Kommentar: „Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen“), doch anstatt sich eines englischen Romans zu bedienen, wie in seinem Vorgängerwerk der „
Chroniken von Erdsee“, was zumindest im Ghibli-Film „
Das wandelnde Schloss“ auch gut aufging, entschied man sich hier für einen einfacher adaptierbaren und generell weniger opulenten Manga und versucht einfach nur eine kleine auch nette Geschichte zu erzählen, ohne neue Maßstäbe setzen zu wollen. Eine gute Entscheidung?
Handlung:
Im Fokus der Geschichte steht, trotz einiger Abschweife, die durchaus auch teilweise effektvoll gewählt sind, vor Allem das Alltagsleben der Charaktere, sowie ihre Eigenarten, allen voran Umi und Shun. In Andenken und weil sie es schlichtweg nicht vergessen kann, hisst sie (Umi) jeden morgen die Flaggen für ihren im Koreakrieg verstorbenen Vater. Shun verarbeitet diese Tatsache in einem Gedicht für die Schülerzeitung und als Umi den entsprechenden Artikel liest, ist sie entschlossen, den Autor treffen zu wollen. So nimmt die Geschichte ihren Anlauf und später folgt der eigentliche Hauptteil, die Instandhaltung und „Rettung“ des Klubhauses. Generell präsentiert sich die Handlung, wie bereits genannt, wenig spektakulär, wenig komplex und rätselhaft, doch das muss sie auch gar nicht, wie auch andere
Ghibli-Filme zeigen (z.b.
Tränen der Erinnerung). In diesem Fall ist es schön und angenehm, diese Alltagsgeschichte einfach auf sich wirken zu lassen, wobei man durchaus auch ein wenig Aufmerksamkeit beibringen muss.
Grafik und Animation:
Ghibli-typisch ist der Begriff, der den Zeichenstil des Animes eigentlich schon perfekt beschreibt. Diesen Zeichenstil kennt man doch irgendwo her? Die Charaktere zeigen die bekannten Merkmale auf: für Animes verhältnismäßig kleine runde Augen, ein eher einfaches Design und dabei ausdrucksstarke Mimiken, welche auch hier zu Genüge vorkommen. Die Hintergründe präsentieren sich ebenfalls wie gewohnt, realistisch anzusehen, detailreich und durch und durch schön, generell wirkt alles sehr stimmig und auch durchgehend bewegt, ebenfalls ein Qualitätsmerkmal. Farbeffekte und Umfärbungen sind ebenfalls schön (Sonnenuntergang, Traum usw.) Vielleicht sind die Grafiken weniger weltbewegend und haben weniger Pioniercharakter, wie es die früheren Ghibli-Filme mit ihrem grafischen Niveau hatten, generell wirkt alles jedoch (schon gesagt, aber trifft es eigentlich am besten) stimmig, stimmungsvoll und (naja wie soll ich es ausdrücken) irgendwie nostalgisch, das weckt Erinnerungen.
Sound und Musik:Hier schlägt der Anime eine eher ungewohnte Richtung ein, dennoch passend zum Film, statt opulenter Orchesterwerke, wie sie beispielhaft
Joe Hisaishi zu
Chihiros Reise ins Zauberland,
Das wandelnde Schloss,
Das Schloss im Himmel und vielen weiteren beisteuerte, zeigt sich hier die Musik verhältnismäßig einfach, eingängig und bluesig bis jazzig, wodurch der Slice of Life Charakter des Movies ebenfalls nochmals verstärkt wird. Generell zeigt sich Studio Ghibli in letzter Zeit sehr experimentierfreudig in dem Bereich, so besaß „
Arrietty“ ebenfalls einen für das Studio ungewöhnlichen Soundtrack von Cecile Corbel. Eigentlich zeichnet sich die gewählte Musik durch ein simples Konzept aus: mit diesen fröhlichen Tönen, kann man mit Sicherheit in einem (und das ist er überwiegend) auch leichtgängigen Anime nichts falsch machen und so ist die Musik auch überwiegend gut eingesetzt. Auch der Abschlusstitel „Sayonara No Natsu“ von
Aoi Teshima präsentiert sich äußerst eingängig und lädt (zumindest für mich) zum Mitsummen ein.
Charaktere:Sollte ich den Anime „der Mohnblumenberg“ zuordnen, so stellen die Charaktere für mich eindeutig das Herzstück des Films dar und dementsprechend hoch sind auch die Erwartungen. Konnten sie erfüllt werden? Das Charakterdesign ist wie bereits unter den grafischen Qualitäten beschrieben, (für das Studio) markant und generell nett anzunehmen und auch sonst zeigen sich die Charaktere durch und durch sympathisch. Nun ist die Handlung zwar überwiegend leicht, aber ein bestimmter Aspekt (Kenner des Filmes wissen welchen ich meine) hätte vielleicht doch nach einem Hauch mehr Tiefe verlangt, dieser allerdings auch wieder nach einem Hauch mehr Film, auf die Filmlänge bezogen. Also auch hier stell ich mich überwiegend positiv.
Fazit:Also, was haben wir hier, einen hausechten Ghibli-Film? Meiner Meinung nach definitiv, ja. Goro Miyazaki schafft es trotz einzelner kleiner Schwächen, einem die Charaktere nahe zu bringen und diese Alltagsgeschichte stimmungsvoll zu erzählen und nach dem Film dachte ich wirklich, das war wieder ein richtiger Ghibli und das lässt umso mehr auf die Zukunft hoffen.