AsaneRedakteur
#1»Ihr, die ihr hier eintretet, lasset alle Hoffnung fahren«
So steht es über den Pforten zur Hölle in Dantes "Göttlicher Komödie". Und das gilt auch für diejenigen, die hier sowas wie Anime suchen oder erwarten. Denn weder in Hinsicht auf die Technik noch thematisch kann hier von "Anime" die Rede sein. Inwiefern das, was in der Kurzbeschreibung steht, zutreffend und zielführend ist, sei mal dahingestellt – und der Vorstellungskraft des kunstaffinen Publikums überlassen.
Ziemlich zu Anfang der stummen 12 Minuten steht ein Gedicht des chinesischen Lyrikers Su Dongpo [WP], das in der japanischen Übersetzung folgendermaßen beginnt:
廬山は煙雨浙江は潮
到ざれば千般恨 消せず
Der rauchige Regen von Lushan und die Wellen von Zhejiang.
Wer nie dort ankommt, dem wird der tausendfache Groll nie verschwinden.
Also macht sich die junge Frau, angeregt durch eine Tourismus-Werbung für Prag, auf, um in der Ferne ihr Glück zu suchen. In der surrealistischen Kunstwelt des Westens, in endlos scheinenden Gängen und Galerien, in der alles vollgestopft ist mit den Ikonen der Moderne, mit Ahnungen von de Chirico und den Treppengängen Eschers. Fühlt sich von dieser Kunst befremdet und zugleich hingezogen – sogar in erotischer Hinsicht, fast wie eine Romanze, aber, so scheint es, Erleuchtung bleibt ihr am Ende versagt. Und hier schließt das Gedicht den Bogen, das nun den Schluss vervollständigt:
廬山は煙雨浙江は潮
到ざれば千般恨 消せず
到り得て帰り来れば別事無し
廬山は煙雨浙江は潮
Der rauchige Regen von Lushan und die Wellen von Zhejiang.
Wer nie dort ankommt, dem wird der tausendfache Groll nie verschwinden.
Aber wieder zurückgekehrt, war es nichts Besonderes.
Nur der rauchige Regen von Lushan und die Wellen von Zhejiang.
Bebildert wird diese ernüchternde Erfahrung in einer Mischung aus Papieranimation und Collage, ziemlich grob und damit zum künstlerischen Anspruch passend, wobei in den abrupten Wechseln und chiffrehaften Motiven der Stil und Duktus der künstlerischen Moderne aufgegriffen und widergespiegelt wird. Dem Wechsel in die phantastisch-traumhafte Welt der Kunst und wieder zurück in die graue Realität entspricht dabei der Wechsel von schwarz-weißen Live-Action-Bildern und farbiger Animation.
Verbrochen hat das ganze ein gewisser Kihachirou Kawamoto, der noch mehr Werke in diesem Stil rausgehauen hat. Und dessen cartoonhafter, lapidarer Humor etwas an Osamu Tezuka erinnert. Passend zu dieser Erfahrung pendelt die Musik zwischen Bachs allzu berühmter "Toccata und Fuge d-Moll BWV 565" (die sehr wahrscheinlich nicht von Bach ist [WP]) und dem Streichquartett op. 3 von Alban Berg [WP], das an der Grenze von Spätromantik und Expressionismus angesiedelt ist. Von dem Orgelwerk wird jedoch (und bezeichnenderweise) nur die Fuge gespielt. Bezeichnenderweise, da das lateinsche "fuga" schlicht "Flucht" bedeutet.
Aber man kann es natürlich auch anders sehen und das ganze, wie auf MAL zu lesen, dergestalt auf den Punkt bringen: "Jesus, a T-Rex, tanks, and an alien eating babies all in one video. What more could you possibly ask for?"
So steht es über den Pforten zur Hölle in Dantes "Göttlicher Komödie". Und das gilt auch für diejenigen, die hier sowas wie Anime suchen oder erwarten. Denn weder in Hinsicht auf die Technik noch thematisch kann hier von "Anime" die Rede sein. Inwiefern das, was in der Kurzbeschreibung steht, zutreffend und zielführend ist, sei mal dahingestellt – und der Vorstellungskraft des kunstaffinen Publikums überlassen.
Ziemlich zu Anfang der stummen 12 Minuten steht ein Gedicht des chinesischen Lyrikers Su Dongpo [WP], das in der japanischen Übersetzung folgendermaßen beginnt:
廬山は煙雨浙江は潮
到ざれば千般恨 消せず
Der rauchige Regen von Lushan und die Wellen von Zhejiang.
Wer nie dort ankommt, dem wird der tausendfache Groll nie verschwinden.
Also macht sich die junge Frau, angeregt durch eine Tourismus-Werbung für Prag, auf, um in der Ferne ihr Glück zu suchen. In der surrealistischen Kunstwelt des Westens, in endlos scheinenden Gängen und Galerien, in der alles vollgestopft ist mit den Ikonen der Moderne, mit Ahnungen von de Chirico und den Treppengängen Eschers. Fühlt sich von dieser Kunst befremdet und zugleich hingezogen – sogar in erotischer Hinsicht, fast wie eine Romanze, aber, so scheint es, Erleuchtung bleibt ihr am Ende versagt. Und hier schließt das Gedicht den Bogen, das nun den Schluss vervollständigt:
廬山は煙雨浙江は潮
到ざれば千般恨 消せず
到り得て帰り来れば別事無し
廬山は煙雨浙江は潮
Der rauchige Regen von Lushan und die Wellen von Zhejiang.
Wer nie dort ankommt, dem wird der tausendfache Groll nie verschwinden.
Aber wieder zurückgekehrt, war es nichts Besonderes.
Nur der rauchige Regen von Lushan und die Wellen von Zhejiang.
Bebildert wird diese ernüchternde Erfahrung in einer Mischung aus Papieranimation und Collage, ziemlich grob und damit zum künstlerischen Anspruch passend, wobei in den abrupten Wechseln und chiffrehaften Motiven der Stil und Duktus der künstlerischen Moderne aufgegriffen und widergespiegelt wird. Dem Wechsel in die phantastisch-traumhafte Welt der Kunst und wieder zurück in die graue Realität entspricht dabei der Wechsel von schwarz-weißen Live-Action-Bildern und farbiger Animation.
Verbrochen hat das ganze ein gewisser Kihachirou Kawamoto, der noch mehr Werke in diesem Stil rausgehauen hat. Und dessen cartoonhafter, lapidarer Humor etwas an Osamu Tezuka erinnert. Passend zu dieser Erfahrung pendelt die Musik zwischen Bachs allzu berühmter "Toccata und Fuge d-Moll BWV 565" (die sehr wahrscheinlich nicht von Bach ist [WP]) und dem Streichquartett op. 3 von Alban Berg [WP], das an der Grenze von Spätromantik und Expressionismus angesiedelt ist. Von dem Orgelwerk wird jedoch (und bezeichnenderweise) nur die Fuge gespielt. Bezeichnenderweise, da das lateinsche "fuga" schlicht "Flucht" bedeutet.
Aber man kann es natürlich auch anders sehen und das ganze, wie auf MAL zu lesen, dergestalt auf den Punkt bringen: "Jesus, a T-Rex, tanks, and an alien eating babies all in one video. What more could you possibly ask for?"
Beitrag wurde zuletzt am 07.03.2024 00:10 geändert.
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