AsaneRedakteur
#1Träumen sich manches, was sie nicht haben,
Tun sich im Guten und Argen erlaben:
Und morgen früh ist alles zerflossen. —
[Aus Wilhelm Müller: Im Dorfe]
Seiner Zeit entsprechend ist auch dieses heitere Abenteuer ein Stummfilm in schwarz-weiß. Wie immer also.
Was zuerst auffällt, sind die guten und vergleichsweise detaillierten Hintergründe, gemessen an Zeit und Umständen, wenngleich es bei dunkleren Tönen gern schwammig und verwaschen wird. Das Timing aller Bewegungen aber hat Beulen und Kanten und folgt der tradierten Slapstickkomik im Eigenleben der Dinge. Was als nächstes aufällt, ist dieser seltsam disproportionale Körperbau, der einhergeht mit viel zu großen Füßen.
Anstatt anständig zu animieren, baut man Bewegungsschleifen ein ohne Ende (vulgo: loops) und schiebt bei Bedarf die Personen in der Gegend rum. Das ist eigentlich Gift für eine potentiell fesselnde oder wenigstens interessante Story. Der steht allerdings der Humor entgegen, der von einer Art ist, daß er jeden dramatischen Ansatz killt. Ohne all diese Sperenzchen, wenn unbelebte Dinge Belebtes tun, wäre die ganze Angelegenheit gleich eine ganze Ecke glaubhafter. All das zusammengenommen muss man konstatieren, daß diese Sorte Komik im Zusammenspiel mit der kommentierenden Erzählerin doch sehr ermüdend ist und das Interesse an der Story recht schnell erlahmen lässt. Zum Teil liegt das auch im sichtlichen Bemühen, daß keine Sekunde ohne irgendeine Action oder interessante Bewegung vergehen darf.
Auch hier hilft eine Erzählerin dem Verständnis des Zuschauers auf die Sprünge, inklusive der vergleichsweise wenigen Texttafeln, die sie ebenfalls vorliest und die wie schon andernorts derart kurz eingeblendet werden (die englische Übersetzung schafft nicht einmal die Hälfte des Textes), daß es wohl auch für geübte Japaner schwierig wird.
Von der Qualität der Hintergründe und vom erzählerischen Aufbau her kann man erkennen, daß der Film viel will, aber im permanenten Rückgriff auf Bewährtes scheitert. Die Traumepisode gehört noch zu den besseren, auch besser konzipierten Abschnitten, und wenn die Sprecherin mal ein paar Sekunden den Schnabel halten könnte, wäre schon einiges gewonnen. Action gibt's natürlich auch, um das Publikum bei Laune zu halten, meist Kämpfe in bester Mantel-und-Degen-Manier. Und wenn mal nicht gekämpft wird, schleichen die Charaktere immer noch genau so koboldhaft durch die Gegend, wie die zeitgenössischen Animationen aus Amerika es vorgemacht haben. Erfreulich jedoch ist die Sorgfalt bei der Continuity, etwa, daß der Flicken über dem Knie tatsächlich immer an der gleichen Stelle sitzt. Daß diese Aktion (Gongschlag) so unter Wasser funktionieren soll, nimmt euch wahrscheinlich keiner ab. Aber das ist ja auch bei »Nagi no Asukara« nicht viel anders …
Fazit:
Optisch interessant und ambitioniert. Und teilweise verwegen im Bestreben, räumliche Tiefe zu suggerieren, wie etwa bei den abwechslungsreichen und lebhaften Kameraperspektiven und bei dynamischem Zoom; sowie den intentionell schwergängigen Laufbewegungen "unter Wasser". Leider steht dem eine eher langweilige Umsetzung der dramatischen Ereignisse entgegen. Viel zu viel bleibt unerklärt oder wird links liegengelassen. Eine doppelte Laufzeit mit ruhigeren Phasen, aus denen sich etwas entwickeln kann, hätte der Geschichte geholfen. Da war definitiv mehr drin.
Das Ende der Geschichte? Man kann es sich eigentlich denken:
Je nun, sie haben ihr Teil genossen,
Und hoffen, was sie noch übrig ließen,
Doch wieder zu finden auf ihren Kissen.
[ebd.]
Tun sich im Guten und Argen erlaben:
Und morgen früh ist alles zerflossen. —
[Aus Wilhelm Müller: Im Dorfe]
Seiner Zeit entsprechend ist auch dieses heitere Abenteuer ein Stummfilm in schwarz-weiß. Wie immer also.
Was zuerst auffällt, sind die guten und vergleichsweise detaillierten Hintergründe, gemessen an Zeit und Umständen, wenngleich es bei dunkleren Tönen gern schwammig und verwaschen wird. Das Timing aller Bewegungen aber hat Beulen und Kanten und folgt der tradierten Slapstickkomik im Eigenleben der Dinge. Was als nächstes aufällt, ist dieser seltsam disproportionale Körperbau, der einhergeht mit viel zu großen Füßen.
Anstatt anständig zu animieren, baut man Bewegungsschleifen ein ohne Ende (vulgo: loops) und schiebt bei Bedarf die Personen in der Gegend rum. Das ist eigentlich Gift für eine potentiell fesselnde oder wenigstens interessante Story. Der steht allerdings der Humor entgegen, der von einer Art ist, daß er jeden dramatischen Ansatz killt. Ohne all diese Sperenzchen, wenn unbelebte Dinge Belebtes tun, wäre die ganze Angelegenheit gleich eine ganze Ecke glaubhafter. All das zusammengenommen muss man konstatieren, daß diese Sorte Komik im Zusammenspiel mit der kommentierenden Erzählerin doch sehr ermüdend ist und das Interesse an der Story recht schnell erlahmen lässt. Zum Teil liegt das auch im sichtlichen Bemühen, daß keine Sekunde ohne irgendeine Action oder interessante Bewegung vergehen darf.
Auch hier hilft eine Erzählerin dem Verständnis des Zuschauers auf die Sprünge, inklusive der vergleichsweise wenigen Texttafeln, die sie ebenfalls vorliest und die wie schon andernorts derart kurz eingeblendet werden (die englische Übersetzung schafft nicht einmal die Hälfte des Textes), daß es wohl auch für geübte Japaner schwierig wird.
Von der Qualität der Hintergründe und vom erzählerischen Aufbau her kann man erkennen, daß der Film viel will, aber im permanenten Rückgriff auf Bewährtes scheitert. Die Traumepisode gehört noch zu den besseren, auch besser konzipierten Abschnitten, und wenn die Sprecherin mal ein paar Sekunden den Schnabel halten könnte, wäre schon einiges gewonnen. Action gibt's natürlich auch, um das Publikum bei Laune zu halten, meist Kämpfe in bester Mantel-und-Degen-Manier. Und wenn mal nicht gekämpft wird, schleichen die Charaktere immer noch genau so koboldhaft durch die Gegend, wie die zeitgenössischen Animationen aus Amerika es vorgemacht haben. Erfreulich jedoch ist die Sorgfalt bei der Continuity, etwa, daß der Flicken über dem Knie tatsächlich immer an der gleichen Stelle sitzt. Daß diese Aktion (Gongschlag) so unter Wasser funktionieren soll, nimmt euch wahrscheinlich keiner ab. Aber das ist ja auch bei »Nagi no Asukara« nicht viel anders …
Fazit:
Optisch interessant und ambitioniert. Und teilweise verwegen im Bestreben, räumliche Tiefe zu suggerieren, wie etwa bei den abwechslungsreichen und lebhaften Kameraperspektiven und bei dynamischem Zoom; sowie den intentionell schwergängigen Laufbewegungen "unter Wasser". Leider steht dem eine eher langweilige Umsetzung der dramatischen Ereignisse entgegen. Viel zu viel bleibt unerklärt oder wird links liegengelassen. Eine doppelte Laufzeit mit ruhigeren Phasen, aus denen sich etwas entwickeln kann, hätte der Geschichte geholfen. Da war definitiv mehr drin.
Das Ende der Geschichte? Man kann es sich eigentlich denken:
Je nun, sie haben ihr Teil genossen,
Und hoffen, was sie noch übrig ließen,
Doch wieder zu finden auf ihren Kissen.
[ebd.]
Beitrag wurde zuletzt am 23.06.2023 04:00 geändert.
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