AsaneRedakteur
#1Dieser immerhin schon 10-minütige Film variiert das Märchen vom Spatzen mit der herausgeschnittenen Zunge, bei dem der Anfang weggelassen wurde. Wohl weil es eh jedem im Publikum bekannt ist.
Hier hat man einige interessante Entscheidungen getroffen. Die auffälligste ist, daß man darauf verzichtet hat, naturgetreue Spatzen zu malen, oder auch sie in menschlicher Gestalt zu präsentieren. Sondern man hat Kinder in Spatzenkostüme gesteckt. Als sei dies eine Theateraufführung. Diese Maßnahme unterstreicht natürlich auch den pädagogischen Charakter dieses Märchens, das im Stil einer Äsop'scher Fabel menschliche Schwächen hervorhebt und diese in eine leicht fassliche moralische Pointe ummünzt. Ein entsprechendes Pendant im deutschsprachigen Raum wäre vielleicht "Frau Holle".
Die beiden Alten sind, der Typisierung in japanischen Märchen folgend, ebenfalls sehr idealtypisch; so sehr, daß ihre hervorstechendsten Charaktereigenschaften sich in Mimik und Physiognomie unmittelbar widerspiegeln.
Die hier anzutreffende künstlerische Umsetzung hinterlässt "mixed feelings". Einerseits ist der Ablauf gut gezeichnet und auch gut strukturiert; sogar das Tempo stimmt, meist jedenfalls. Andererseits macht es der angestrebte Detailgrad der Zeichnung, vor allem die Abstufungen betreffend, schwer, das Wesentliche auf Anhieb zu erkennen. Aber gerade bei den Tanzeinlagen sieht man, daß man außerordentlich Wert auf natürliche Bewegungen gelegt hat, nur die Übergänge zwischen den "Takes" hakeln an manchen Stellen etwas.
Die Endlosigkeit des Weges und alles, was in Gruppen organisiert werden kann, erfordert selbstverständlich den Einsatz von c&p, also von Loops. Und da einige Szenen sowohl vom Großvater wie auch von der Großmutter absolviert werden, spart man natürlich entsprechend Aufwand.
Dennoch gelingt es, die unterschiedliche Reaktionen im Spatzenheim sinnfällig hervorzuheben, ohne didaktisch zu übertreiben. So bleibt diese kleine, lehrreiche Geschichte auch für heutige Zuschauer anschaubar.
Die Musik, wie so oft, so auch hier von Jouichi Yuasa, bietet impressionistische Naturbetrachtung mit dominierender Flöte, wie auch traditionelle Tanzmusik mit Shamisen und Trommel.
Die geizige Alte zeigt zwar nicht die ehrliche Anteilnahme des Großvaters und krallt sich auch die schwerere Kiste mit den vermeintlich größeren Schätzen – aber ganz so dicke wie bei der Pechmarie kommt es nicht, denn sie wird sichtlich vom schlechten Gewissen geplagt und leistet Abbitte für ihr sündhaftes Verhalten. Auch ein schöner Zug.
Zur Handlung weiß die japanische Wikipedia zu berichten:
Es war einmal ein älteres Ehepaar, ein gutherziger Großvater und eine gierige alte Dame. Eines Tages brachte der Großvater einen verletzten Spatz nach Hause und behandelte ihn. Er wollte ihn zurück in die Berge bringen, aber der Spatz hing so sehr an ihm, dass er ihm einen Namen gab und beschloss, ihn zu lieben. Großmutter war jedoch nicht begeistert von Großvaters Liebe zu dem Spatz.
Als Großvater eines Tages hinausging, fraß der Spatz den Leim, den Großmutter am Brunnen hergestellt hatte, um die Shoji-Schirme zu ersetzen. Die wütende alte Frau schnitt dem Spatz mit einer Schere die Zunge ab und sagte: "Ist es diese Zunge, die dir Unrecht getan hat?" und ließ den Spatz nach draußen gehen, wohin er wollte, ohne Rücksicht auf den Schmerz des Spatzen. Als Großvater dies hörte, machte er sich Sorgen um den Spatz und ging in die Berge, um ihn zu suchen. Dort fand er tief im Gebüsch eine Spatzenhütte, und der Spatz kam heraus und lud ihn ein, hineinzukommen.
Der Spatz entschuldigte sich dafür, dass er unerlaubt den Leim der alten Frau gegessen hatte, und dankte dem Großvater für seine Freundlichkeit, ihn zu suchen, da er sich Sorgen um seine Verletzung gemacht hatte. Dann bereitete er ihr und den anderen Spatzen ein großes Festmahl und unterhielt sie mit Liedern und Tänzen, die sie die Zeit vergessen ließen. Auf dem Rückweg nach Hause hatte er zwei kleine und zwei große Taschentücher als Andenken dabei. Der Großvater erzählte uns, dass er ein alter Mann sei und das kleinere für ihn ausreiche, also ließ er uns das kleinere auf dem Rücken tragen und versprach uns, es nicht zu öffnen, bevor wir zu Hause angekommen seien. Als sie nach Hause kommt und hineinschaut, findet sie ihn gefüllt mit Gold, Silber, Korallen, Schmuckperlen und Koban. Die gierige alte Frau, die glaubt, dass das größere Schmuckstück noch mehr Schätze enthalten muss, eilt zum Haus der Spatzen und nimmt das größere mit Gewalt an. Die Spatzen sagten ihr, sie solle es erst öffnen, wenn sie zu Hause angekommen sei, aber auf dem Heimweg konnte sie nicht länger warten und brach ihr Versprechen, und als sie es öffnete, stellte sie fest, dass es voller böser Geister von Bergen und Flüssen, Insekten und Schlangen war, und sie fiel in Ohnmacht.
Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
Als Großvater eines Tages hinausging, fraß der Spatz den Leim, den Großmutter am Brunnen hergestellt hatte, um die Shoji-Schirme zu ersetzen. Die wütende alte Frau schnitt dem Spatz mit einer Schere die Zunge ab und sagte: "Ist es diese Zunge, die dir Unrecht getan hat?" und ließ den Spatz nach draußen gehen, wohin er wollte, ohne Rücksicht auf den Schmerz des Spatzen. Als Großvater dies hörte, machte er sich Sorgen um den Spatz und ging in die Berge, um ihn zu suchen. Dort fand er tief im Gebüsch eine Spatzenhütte, und der Spatz kam heraus und lud ihn ein, hineinzukommen.
Der Spatz entschuldigte sich dafür, dass er unerlaubt den Leim der alten Frau gegessen hatte, und dankte dem Großvater für seine Freundlichkeit, ihn zu suchen, da er sich Sorgen um seine Verletzung gemacht hatte. Dann bereitete er ihr und den anderen Spatzen ein großes Festmahl und unterhielt sie mit Liedern und Tänzen, die sie die Zeit vergessen ließen. Auf dem Rückweg nach Hause hatte er zwei kleine und zwei große Taschentücher als Andenken dabei. Der Großvater erzählte uns, dass er ein alter Mann sei und das kleinere für ihn ausreiche, also ließ er uns das kleinere auf dem Rücken tragen und versprach uns, es nicht zu öffnen, bevor wir zu Hause angekommen seien. Als sie nach Hause kommt und hineinschaut, findet sie ihn gefüllt mit Gold, Silber, Korallen, Schmuckperlen und Koban. Die gierige alte Frau, die glaubt, dass das größere Schmuckstück noch mehr Schätze enthalten muss, eilt zum Haus der Spatzen und nimmt das größere mit Gewalt an. Die Spatzen sagten ihr, sie solle es erst öffnen, wenn sie zu Hause angekommen sei, aber auf dem Heimweg konnte sie nicht länger warten und brach ihr Versprechen, und als sie es öffnete, stellte sie fest, dass es voller böser Geister von Bergen und Flüssen, Insekten und Schlangen war, und sie fiel in Ohnmacht.
Übersetzt mit www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version)
Hier hat man einige interessante Entscheidungen getroffen. Die auffälligste ist, daß man darauf verzichtet hat, naturgetreue Spatzen zu malen, oder auch sie in menschlicher Gestalt zu präsentieren. Sondern man hat Kinder in Spatzenkostüme gesteckt. Als sei dies eine Theateraufführung. Diese Maßnahme unterstreicht natürlich auch den pädagogischen Charakter dieses Märchens, das im Stil einer Äsop'scher Fabel menschliche Schwächen hervorhebt und diese in eine leicht fassliche moralische Pointe ummünzt. Ein entsprechendes Pendant im deutschsprachigen Raum wäre vielleicht "Frau Holle".
Die beiden Alten sind, der Typisierung in japanischen Märchen folgend, ebenfalls sehr idealtypisch; so sehr, daß ihre hervorstechendsten Charaktereigenschaften sich in Mimik und Physiognomie unmittelbar widerspiegeln.
Die hier anzutreffende künstlerische Umsetzung hinterlässt "mixed feelings". Einerseits ist der Ablauf gut gezeichnet und auch gut strukturiert; sogar das Tempo stimmt, meist jedenfalls. Andererseits macht es der angestrebte Detailgrad der Zeichnung, vor allem die Abstufungen betreffend, schwer, das Wesentliche auf Anhieb zu erkennen. Aber gerade bei den Tanzeinlagen sieht man, daß man außerordentlich Wert auf natürliche Bewegungen gelegt hat, nur die Übergänge zwischen den "Takes" hakeln an manchen Stellen etwas.
Die Endlosigkeit des Weges und alles, was in Gruppen organisiert werden kann, erfordert selbstverständlich den Einsatz von c&p, also von Loops. Und da einige Szenen sowohl vom Großvater wie auch von der Großmutter absolviert werden, spart man natürlich entsprechend Aufwand.
Dennoch gelingt es, die unterschiedliche Reaktionen im Spatzenheim sinnfällig hervorzuheben, ohne didaktisch zu übertreiben. So bleibt diese kleine, lehrreiche Geschichte auch für heutige Zuschauer anschaubar.
Die Musik, wie so oft, so auch hier von Jouichi Yuasa, bietet impressionistische Naturbetrachtung mit dominierender Flöte, wie auch traditionelle Tanzmusik mit Shamisen und Trommel.
Die geizige Alte zeigt zwar nicht die ehrliche Anteilnahme des Großvaters und krallt sich auch die schwerere Kiste mit den vermeintlich größeren Schätzen – aber ganz so dicke wie bei der Pechmarie kommt es nicht, denn sie wird sichtlich vom schlechten Gewissen geplagt und leistet Abbitte für ihr sündhaftes Verhalten. Auch ein schöner Zug.
Beitrag wurde zuletzt am 06.10.2023 23:05 geändert.
Kommentare