Welcome to Irabu's Office (2009)

Kuuchuu Buranko / 空中ブランコ

Rezensionen – Kuuchuu Buranko

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Welcome to Irabu's Office“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: PhryneMandelbrot#1
„Irabu Ichiro, yoroshiku!“

„Irasshai!“ertönt die schrille Stimme des Psychiaters Ichiro Irabu durch die im Untergeschoss gelegene Psychatrie des Krankenhauses. Das Erscheinungsbild des Seelenklempners: ein rosafarbener, mit weißen Punkten versehener Jogginganzug, ebenso geschmacklos wirkende Schuhe und eine grüne, mit Bartstoppeln versehene Teddybärmaske.
Spätestens ab diesem Moment dürfte dem Zuschauer mehr als deutlich geworden sein, dass er es hier mit einem der skurrilsten Anime der letzten Jahre zu tun hat, wenn nicht sogar dem skurrilsten in der Geschichte des Anime.
Nach einem Roman des Naoki-Preisträgers Hideo Okuda wurde der noitaminA-Anime inszeniert von Kenji Nakamura, der schon mit Mononoke sein künstlerisches Potential bewies.
Was erwartet den Zuschauer also, ein abgedrehter Trip durch die menschliche Psyche oder doch eher ein Reinfall?


Die 11 Episoden lange Kurzgeschichtensammlung rund um den kauzigen Arzt beginnt mit der Geschichte des Trapezkünstlers Yamashita Kohei, dessen Fall auch titelgebend für die Serie ist.
Kohei gelingt es zum wiederholten Male nicht die Hände seines Partners, bei der beliebten Trapeznummer des in Tokyo residierenden Zirkusses, zu greifen. Um seinen Job weiterhin ausführen zu können und mit der Angst zu versagen abzuschließen, sucht er professionelle Hilfe in Gestalt des Psychiaters Irabu auf, welcher sich als infantiler Quacksalber entpuppt, der Erregungszustände ungeahnten Ausmaßes bekommt, wenn seine Patienten Vitaminspritzen verabreicht bekommen. Diese, wenn auch unnötige, Aufgabe übernimmt die blutjunge und ständig genervt wirkende Krankenschwester Mayumi-Chan, die mal als Computeranimierte und mal als Live-Action-Figur auftaucht, gespielt von dem Gravur Idol Yumi Sugimoto.
Statt sich den Problemen seiner Patienten zu widmen treibt Irabu lieber Schabernack. Dies zeigt er schon in der ersten Episode, als er sich selbst am Trapez versucht, anstatt seinem leidgeplagtem Patienten zu helfen. Ähnlich Vorgehensweisen wendet er auch bei seinen anderen Patienten an, darunter ein Beamter mit Dauererrektion, ein Yakuza der Angst vor spitzen Gegenständen hat und ein Schriftsteller, der sich ständig übergeben muss, weil er immer dieselben Kitschromane schreibt. Umso verwunderlicher ist es, dass Irabu es am Ende trotzdem vermag seine Patienten auf den Pfad der Besserung zu schicken.

Die Charaktere der einzelnen Episoden sind größtenteils tiefgründig und interessant, wobei natürlich der omnipräsente Irabu hervorsticht, der in 3 verschiedenen Erscheinungsformen abwechselnd auftritt, die eine Anspielung auf Sigmund Freuds Strukturmodell der Psyche darstellen. Wie bereits erwähnt taucht er als übergewichtiger Mann mit Bärenmaske auf und zudem als überdrehter junger Mann, der auch nicht vor Diebstahl und Sachbeschädigung zurückschreckt. Zuletzt präsentiert er sich als kleiner Junge im überdimensionalen Arztkittel und beweist erstaunliche medizinische Fachkenntnisse.
Damit der Zuschauer nicht rätselnd zurückgelassen wird, wenn psychologische und medizinische Fachbegriffe fallen, erklärt Fukuicchi, ein Dr. Kawashima Verschnitt, der durch eine Tür in die aktuelle Handlung hineinstürzt, die jeweiligen Grundkenntnisse zum Verständnis.

Auffälliger jedoch sind die Animationen, die man in solcher Form nur von Animes wie Mindgame gewohnt ist. Derart ideenreich und experimentierfreudig wurde selten ein Anime gestaltet, was besonders am Schauplatz der Handlung deutlich wird. Tokyo macht den Eindruck, als hätte man sämtliche Farbeimer willkürlich darüber entleert und erstrahlt nun in den grellsten Neonfarben. Die Stadt wird von zweidimensionalen Menschen bewohnt, die den Eindruck machen als hätte man sie aus Pappe angefertigt. Im Gegensatz dazu erscheinen die Hauptcharaktere der jeweiligen Geschichten manchmal im Animestil, jedoch öfters als bildllich verfremdete Darstellungen echter Schauspieler.

Ebenso skurril und psychedelisch präsentiert sich der Soundtrack, der durch seine elektronisch, schizophrenen Kompositionen zu gefallen weiß. Die musikalische Vielfalt wird durch klassische Stücke, wie den Donau-Walzer und auch durch Titel wie Amazing Grace gewährleistet. Opening und Ending überzeugen durch Ohrwurmqualität und untermalen die pseudorealistischen Hintergründe der Animationen mehr als zufrieden stellend.

Wesentliche Schwäche des Animes ist, wie bei den meisten streng episodischen Animes, dass die Qualität der einzelnen Episoden teilweise variiert. Doch Kuchu Buranko gleicht dies durch sehr starke und tiefgründige Geschichten aus, wie z.B. der Fall des Besitzers einer Zeitungsagentur und eines erfolgreichen Baseballteams, der nach dem Krieg alles dafür getan hat, dass Japan wirtschaftlich aufsteigt und dessen Liebe zum Baseball ihn daran hindern sich aus dem Berufsleben zurückzuziehen.
Zu bemerken ist noch, dass alle Episoden in der Woche zwischen dem 17. Dezember und Weihnachten spielen und deshalb die verschieden Handlungsstränge sich oftmals überschneiden, was ein erneutes Anschauen der Serie lohnenswert macht.

Fazit:
Kuchu Buranko ist ein erfrischend abwechslungsreicher Anime, der zudem durch tiefgründige Geschichten und burlesken Humor besticht. Dies und der gewöhnungsbedürftige Animationsstil sorgen leider dafür, dass viele Zuschauer den Anime meiden.
Für diejenigen, die das jedoch nicht abschreckt und die dem sonstigen Einheitsbrei entfliehen wollen, ist Kuchu Buranko hervorragende Unterhaltung, die sich vor dem Witz und Charme der ebenfalls gelungenen Originalvorlage keinesfalls zu verstecken braucht.
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