Pom Poko (1994)

Heisei Tanukigassen Ponpoko / 平成狸合戦ぽんぽこ

Rezensionen – Pom Poko

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Pom Poko“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Firo#1
Mit Pom Poko hat es das Studio Ghibli erneut geschafft mich und wohl das Gros der Zuschauer zu verzaubern. Die fantastische Handlung dreht sich um Marderhunde, welche sich in ihrer Existenz bedroht fühlen, aufgrund immer knapper werdenden Lebensraums, verursacht durch die Besiedelung der Menschen. Daraufhin beschließen sie sich gegen diese zu wehren; das mag zwar auf den ersten Blick wenig subtil, zugleich aber umso interessanter klingen, wenn man bedenkt: Die Marderhunde können denken, sprechen und fühlen wie die Menschen, zudem beherrschen sie die Kunst Illusionen erzeugen und sich selbst in so gut wie alles verwandeln zu können.


Was anfangs noch sehr amüsant, mit schelmischen Streichen der Marderhunde und deren Festen, beginnt, nimmt im weiteren Verlauf immer ernstere und dramatischere Züge an, wo es um Leid, Trauer und das bloße Überleben geht. Man könnte beinahe schon von einer Tragikomödie sprechen, in der, der Appell zum Leben im Einklang mit der Natur immer stärker betonnt wird. Nicht gänzlich unüblich für Ghibli, doch mit einer Oberflächlichkeit und Naivität Kind gerecht abgehandelt, dass man das als Erwachsener kaum ernst nehmen kann. Viel entscheidender zum Genuss des Films ist aber eh die überaus sympathische Atmosphäre und gut durchdachten Charaktere, deren Handeln allzeit plausibel wirkt. Auch die Gesellschaftskritik kommt gut durch und teilweise auch an beim Zuschauer.

Fazit:
Abendfüllende und prächtige Unterhaltung aus der Zauberschmiede Ghiblis. Mit viel Witz und Folklore behandelt man ein, zur damaligen Zeit, nicht unerhebliches Problem auf spielerische Art und Weise in bester Manier, mit einer entsprechend ansehnlichen Visualisierung und einem Sound(track), welcher über alle Zweifel erhaben ist.
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Avatar: FireDevil#2
Pom Poko

Wiedermal ein sehr schöner Ghibli Film mit einer sehr deutlichen Botschaft.


Handlung
Das damalige noch nicht ganz so große Tokio droht im Zuge eines Bauprojektes immer größer zu werden. Da man dafür aber Platz schaffen muss, wird einfach ein Berg und die Wälder vernichtet. In diesen Wäldern leben aber die Maderhunde die natürlich gerecht fertigt um ihre Heimat bangen.
Schnell wird den überaus klugen Maderhunden klar das sie etwas gegen die Menschen unternehmen müssen und ihre Fähigkeit sich in andere Dinge zu verwandeln ist sicherlich sehr nützlich. Doch der Dickköpfige Mensch ist in seinem Vorhaben nur schwer abzubringen.

Im ersten Moment musste ich bei Pom Poko etwas an Prinzessin Mononoke denken, die ja ein sehr ähnliches Grundgerüst hat. sprich; Mensch zertört Wald, Wald rächt sich. Und doch haben die beiden Filme abgesehen von dieser Thematik und der daraus resultierenden aussage. Das der Mensch mehr auf seine Umwelt achten soll nichts gemeinsam. Im vergleich zu den anderen Ghibli Filmen, spielen hier ausschließlich Tiere eine Hauptrolle. Menschen bleiben die ganze zeit nur namenlose Nebendarsteller. Jetzt könnte man sich zwar vielleicht darüber Gedanken machen ob der Film es versteht Gefühl zu vermitteln. Diese Gedanken sind aber unbegründet, den die Tierchen können von Witz bis Dramatik auch alles rüberbringen. Im großen und ganzen wirkt der Film auch eher wie eine erzählte Geschichte oder gar eine Dokumentation.
Die zwar witzig beginnt, aber mit der zeit immer dramatischere Züge annimmt. Der Dokumentation eindruck wird durch die Tatsache verstärkt das es im ganzen Film über einen Erzähler gibt. Ich muss sagen Pom Poko hat mir sehr gut in seiner art gefallen.

Stil,Animation,Sound
Die Hintergründe sind wie in jedem anderen Ghibli Film auch wieder erste Sahne, dafür gibt es aber doch Qualität Schwankungen bei den Darstellern also den Maderhunden. Ab und zu werden sie gezeigt wie sie in Wirklichkeit aussehen würden also auf vier Beinen. und ab und zu werden sie im Anime Stil also auf zwei Beinen gezeigt. Dabei schwankt aber die stärke der Details doch etwas. Die Menschen die man sieht haben alle diesen Typischen Ghibli Stil. Der zwar gut aussieht, aber Höhepunkt bleiben auch hier die Hintergründe. Auch beim Sound kann der Film überzeugen. viele eingängige und schöne Melodien bekommt man zu hören.

Charaktere
Auch wen es ich hier nur um Maderhunde handelt wurde sehr viel wert auf Charaktereigenschaften gelegt. Von ruhig,launisch bis hin zu clever, aggressiv ist hier vieles enthalten. Abgesehen davon bekommen sie durch diese Verwandlungsgeschichte nen guten Feinschliff, der sie nochmal liebenswerter macht.

Fazit
Pom Poko ist ein sehr Schöner Film für die ganze Familie.
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Avatar: goodnews#3
Ich liebe Ghibli Filme und Pom Poko, ebenfalls ein Film aus deren Studio, sollte mir eigentlich gefallen, so dachte ich. Doch obwohl bei Pom Poko wahrscheinlich am meisten von allen Ghibli Produktionen gezaubert wird verströmt der Film im Widerspruch dazu doch eins am allerwenigsten von sämtlichen großen Werken dieses Studios, nämlich Magie.

Vielleicht liegt es am eher störenden deutschen Erzähler, der es mit seiner monotonen Sprechweise nicht wirklich schaffte mein Interesse für die Nöte der Marderhunde stärker zu wecken. Vielleicht aber auch daran, dass Ghibli versucht hier einfach zu viele verschiedene Protagonisten auf einmal in die Geschichte zu integrieren. Wobei es jedoch kaum einer schafft dem Zuschauer wirklich ans Herz zu wachsen und es einem einfach schwer fällt mit den Figuren richtig mitzufühlen.
Dazu kommt noch, dass Ghibli hier einfach zu viele Genres in einem Film vermengt. Angefangen beim (Tier-)Dokumentations-Charakter durch den schon erwähnten Erzähler, dem Fantasygenre, angesichts der sich verwandelnden und sprechenden Marderhunde, über Comedy und Romantikelemente, bis hin zum Drama, Action- und Katastrophenfilm, was hier einfach nicht wirklich gut funktioniert.
Das tragische Ende animiert mich auch nicht unbedingt diesen Film noch einmal sehen zu wollen. Anders wiederum bei meiner 12jährigen Tochter, die den Film gleich mehrfach hintereinander angesehen hat. Vielleicht funktioniert der Film bei jüngeren Zuschauern auch einfach besser, als bei Erwachsenen.

Das Thema Umweltzerstörung und Vernichtung des tierischen Lebensraumes durch den Menschen wird dabei eigentlich ganz gut und eindringlich veranschaulicht, aber irgendwie konnte mich der Film nicht so packen, wie die meisten anderen Ghibli Produktionen, die durch liebenswerte Charaktere, zauberhafte Musikuntermalung und einer Menge magischer Momente den Zuschauer zum Staunen bringen.
Selbst der Soundtrack, gefiel mir bei Pom Poko nicht wirklich gut, obwohl er hier mehrfach lobend erwähnt wird. Möglicherweise funktioniert er im Film selbst, um die Stimmungen und die einzelnen Szenen gekonnt zu unterstreichen und zu betonen. Für sich alleine bittet er jedoch ohne die aufwühlenden Bilder des Films dem geneigten Hörer keinerlei Höhepunkte und ist für mich in keinster Weise mit den übrigen Ghibli Meisterwerken zu vergleichen.

Trotz alledem ist das Ansehen von Pom Poko keine reine Zeitverschwendung, wie man angesichts meiner Kritik jetzt vielleicht meinen möchte. Denn natürlich sind die Animationen wie immer auf hohem Niveau und die dargebrachte Umweltthematik bringt einen doch dazu sein eigenes Verhalten in diesem Bezug (wieder)einmal zu überdenken.
Die Parade der Marderhunde ist, wie schon an anderer Stelle hier erwähnt, wirklich fantastisch dargestellt und so ziemlich der Höhepunkt in diesem, für mich, leider nur durchschnittlichen Werk.
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Avatar: Tornadotuan#4
Anspruch:mittel
Story:7
Bildqualität:9
Spannung:7
Unterhaltung:8
Mein erster Ghibli-Kommentar dreht sich also um Pom Poko. Eigentlich wollte ich ja mit Arrietty anfangen, aber Pom Poko hebt sich von allen Ghibli Filmen am meisten ab.
Es handelt sich hierbei wieder mal um einen auf Familien ausgerichteten Film. Durch den interessanten Mix aus Aberglaube, Fantasy und Ninjakünsten wird der Streifen aber auch für Ältere interessant.

Thema des Films ist die Gefährdung des Lebensraumes der sogenannten Marderhunde durch den Expansionsdrang des Menschen. Man hat sich hier vor allem auf die nahezu parasitäre Ausweitung des Wohngebietes in den 60er und 70er Jahren bezogen, bei dem weitflächig Wälder gerodet und Flüsse ausgehoben wurden.
Zugegeben, es ist nicht die Sensation, aber als Filmthema denke ich stets aktuell und daher interessant. Konzentriert sich der Film anfangs fast nur auf Komik, wird es im im Laufe des Geschehens zunehmend ernster. Dabei weiß das Studio aber stets seine Grenzen zu halten ohne speziell den kleinen Zuschauern zu viel abzuverlangen.

Ihr Übriges tun die Akteure: Diese sind nämlich allesamt Marderhunde (auf Japanisch Tanuki genannt).
Es handelt sich dabei um eine Mischung aus Waschbär und Hund, ähnelt aber auch stark einem Fuchs. Für weitere Infos siehe Wikipedia ;)
Tanukis geniesen in Japan großen Respekt und werden götterähnlich verehrt. Nicht umsonst wurden sie also im Film eingesetzt und haben bei Japanischen Publikum noch eine viel größere Wirkung als bei uns. Wen wundert es also, dass die Filmtierchen sich verwandeln und Magie anwenden können?
Zugegeben mag das für den westlichen Fan anfangs arg gewöhnungsbedürftig sein, aber mit der Zeit gewinnt man die Akteure dennoch lieb. Es sind zwar keine herausragenden Charakterentwicklungen zu verzeichnen und der Hauptcharakter ist mMn.arg langweilig geraten, jedoch wird die durch die nette märchenhafte Handlungsführung mit Erzähler und Zeitsprüngen locker wett gemacht.
Mir sind dabei immer wieder die Parallelen zu einem gewissen Ninja-Dauerbrenner aufgefallen. Egal ob Henge no Jutsu (Verwandlung), Genjutsu (Illusion), Kuchiyose no Jutsu(Geisterbeschwörung) oder die Fingerzeichen - das dürfte also erklären wovon die Idee kam :3
Vielleicht ging es aber nur mir so und das hat rein gar nichts miteinander zu tun.
Lustig ist auch der Fakt, dass Tanukis in Japan für Fruchtbarkeit stehen. Dieser Aspekt findet in dem Film immerwieder Verwendung und sorgt beim westlichen Zuschauer für köstliche Unterhaltung.
Denn die Tanukis benutzen ihre Geschlechtsteile um
schauts euch selbst an ;)


Auch der Zeichenstil hat so einige Tücken für die Zuschauer bereit. So wechselt der Film stetig zwischen realistischer Darstellung der Tiere, Ghilbi-Style und Cartoon-Mode hin und her, je nachdem wie die momentaner Stimmung die Films liegt. Wobei Letzterer glücklicherweise nur in Comedymomenten zum Einsatz kommt.



Fazit:

Mir hat der Film nach anfänglichen Startproblemen doch noch ziemlich gut gefallen. Generell muss man sagen, dass dem Zuschauer sehr,sehr viele Aspekte japanischen Aberglaubens an den Kopf geworfen werden, mit denen der "Weiße" nichts anfangen kann. Für die Meisten dürfte also vor allem der Einstieg die größte Hürde sein, danach entwickelt der Film aber seine übliche "Ghibli-Wärme" und weiß wie immer zu bezaubern, sodass man am Ende wie gewohnt mit den Charakteren fühlt.
Allerdings merkt man wie schon bei Katzenkönigreich den Beigeschmack der Familienausrichtung:
Da man stets Wert auf die heitere Grundstimmung legt,bleibt der Spannungsbogen eher flach. Es fehlen emotionsgeladene Schockmomente, Wendungen o.Ä. Dies wird vor allem bei versierten Animefans den Unterschied ausmachen.
Daher meine Bewertung: Wirklich gut, ein idealer Freitagabend-Filler mit der Familie und den Kleinen. Wunderschön und in jedem Alter geniesbar. Wer aber einen Blockbuster mit Spannungsfeuerwerk erwartet ist hier falsch.
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Avatar: Lpark
V.I.P.
#5
Irgendwie scheine ich, den Film etwas anders erlebt zu haben, als die meisten Anderen. So einen Film habe ich noch nie gesehen... ich bin irgendwie leicht geplättet. Habt ihr schon mal von Marderhunden gehört, die sich in verschiedenste Dinge (unter anderem auch Menschen) verwandeln können? Nein? Ich auch nicht. Also den Preis, für die größte Originalität, die ich bisher erlebt habe, verleihe ich Pom Poko.

Klar, Ghibli Filme bedienen sich oft Fantasy Elementen, bzw. verschmelzen unreale Dinge mit der uns bekannten Welt. Aber wie dieser Film es schafft, den Marderhunden Persönlichkeiten zu geben und sie mit den Menschen interagieren zu lassen, war für mich total anders, als das, was ich gewohnt war. Um mal kurz den Inhalt anzuschneiden: Es geht um Marderhunde, deren beheimateter Wald durch Menschen zerstört wird. Die Marderhunde diskutieren dann, wie sie sich verteidigen können.
Was die Animationen und die Musik angeht, erleben wir bekannten Ghibli-Zauber, wobei ich sagen muss, dass ich die Musik ganz besonders herausragend fand.

Der Film beginnt mit kindlicher Comedy, die ich als wunderbar erfrischend und einfach super angenehm wahrgenommen habe. Diese Comedy zog sich dann auch durch den ganzen Film, was dazu führte, dass ich das Geschehen über lange Strecken gar nicht so ernst genommen habe, sondern mich einfach am Witz und an dem putzigen Verhalten der Tiere erfreut habe. Es fühlte sich zunächst an, wie ein schöner, kinderfreundlicher Ghibli Film, wie man es eben kennt.

Aber was mich dann (scheinbar mehr als Andere) total erschlagen hat, war, wie der Film irgendwann begann, ganz subtil, auf seltsame Art und Weise, extrem traurige Botschaften und Denkanstöße mit reinzumischen. Klar, die offensichtlichste Botschaft ist natürlich die Zerstörung der Natur und des Lebensraums der Tiere durch den Menschen, das hört sich nun erstmal recht offensichtlich an. Doch bei mir persönlich erzeugte dieser Film eine unbeschreibliche Melancholie, die in sterbenden Tieren oder gar als Menschen lebenden Tieren (!!!) ihren Höhepunkt fand. Hinzu kamen dann noch, dass irgendwie manche gesagte Zeilen im Film an mir nagten, sodass ich beim Ending-Lied, welches eigentlich fröhlich war und dem Betrachten, der zuletzt gezeigten Bilder (ich will nichts spoilern) innerlich absolut zerrissen war.

Letztendlich ist Pom Poko wohl augenscheinlich ein fröhlicher, frischer Kinderfilm. Aber vielleicht gibt es da doch auch noch andere Leute, außer mir, die auf irgendeine Art und Weise mehr darin sehen. Ich persönlich fand diesen Film so interessant, dass ich ihn wahrscheinlich nach einiger Zeit noch mal schauen werde, noch mal genau auf gesagte Zeilen und Kleinigkeiten achten werde und mir dabei meine Gedanken machen werde. Womöglich interpretiere ich zum Teil einfach mehr hinein, als da eigentlich ist, aber nun ja, Pom Poko war für mich im Endeffekt absolut faszinierend. Wer also denkt: "Ich will mal was sehen, was ich noch nie gesehen habe", der sollte hier unbedingt mal reinschauen.
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Avatar: Asane
Redakteur
#6
Mit Ponpoko hat dieses Mal Studio Ghibli einen schönen Tierfilm abgeliefert, von dem hauptsächlich die Kinder begeistert sein werden, wenn sie die knuffigen Gesellen über den Bildschirm springen sehen und wie sie ihre zauberhaften Kunststückchen vollführen.

Den Eindruck könnte man zumindest haben, wenn man sich die ersten 5 Minuten so anschaut. Der Schein trügt natürlich, wie so oft im Leben. Dies ist ein Erwachsenenfilm, und selbst Erwachsene werden dem Geschehen wohl kaum folgen können, wenn sie nicht wesentliche Grundkenntnisse der japanischen Mythologie mitbringen. Es wird zwar schon alles angesprochen und erklärt, was hier geschieht, gerne mal im launigen pseudowissenschaftlichen Stil, dennoch ist es kein Fehler, etwas über japanische Geister und übersinnliche Phänomene zu wissen, speziell aber über Marderhunde (Tanuki) und Füchse (Kitsune) und welche Eigenschaften ihnen nachgesagt werden.

Im Kern geht es hier um Mensch contra Natur. Die menschliche Zivilisation breitet sich aus und die Natur wird im Gegenzug zurückgedrängt. Anfangs findet Regisseur Takahata dafür Bilder, die lustig anmuten, weil sie die Brutalität und Rücksichtslosigkeit des Kahlschlags verdecken. Man mag das für zeittypisch halten (das Gelände um die Tama-Berge bei Tokyo wurde Ende der 60er Jahre bebaut), dürfte heutzutage aber immer noch ähnlich ablaufen, wenn es auch Bemühungen gibt, der Natur mehr Raum zu geben, und die Gesetzeslage sich etwas geändert hat.
Späterhin ist es dann nicht mehr ganz so lustig und der Tod zieht schmerzhafte Schneisen in die Reihen der pelzigen Waldbewohner – und spätestens hier dürfte für viele Kinder das Ende der Fahnenstange erreicht sein. Ganz davon abgesehen, daß sie den Ereignissen dazwischen kaum werden folgen können. Das schaffen ja auch viele Erwachsene nicht, wie man erfahren kann, wenn man sich mal durch die Kommentare verschiedener Websites klickt.

Entgegen dem etwas Comic-haften Stil ist der Film sehr differenziert, wechselt mehrfach die Stil- und Erzählebenen, und das meist recht subtil, ohne direkt ein Werturteil auszusprechen oder moralische Standpunkte zu vertreten. Dies bleibt der Intelligenz des Zuschauers überlassen (der es dem Film aber nicht immer dankt).

Stellvertretend für alle Leidtragenden des menschlichen Expansionsdrangs treten hier die Tanuki auf den Plan und beschließen, sich gemeinsam ihrer Haut zu erwehren. Dabei werden verschiedene Möglichkeiten diskutiert, und mal verhelfen sie zu kurzfristigem Erfolg, mal endet es in einem Fehlschlag auf ganzer Linie. Der Grund liegt vor allem darin, daß sie zum einen die Auswirkungen und Konsequenzen ihres Handelns nicht realistisch einschätzen können, zum anderen in der Unkenntnis der menschlichen Natur.

Das zieht sich praktisch durch den ganzen Film, und auch am Ende ist keine wirkliche Lösung in Sicht, bestenfalls ein Arrangieren mit einer Situation, auf die sie selbst keinen Einfluss haben. Also gibt es nicht nur kein Gut-Böse, es gibt im Grunde genommen auch keine Helden, kein Happy End und keine eindeutig formulierte idealistische Botschaft. Denn das, worauf es ganz am Ende hinausläuft, ähnelt doch zu sehr dem Märchen der "Bremer Stadtmusikanten". Die zwar ihrem Schicksal des Ausgemustert-Werdens entkommen, die Räuber mit fiesen Tricks in die Flucht schlagen (und somit ein Haus besetzen, das ihnen nicht gehört), aber am Ende nicht einmal Bremen erreichen – geschweige denn gegen ihr Schicksal (alt und gebrechlich werden) ankommen können.

Auch hier in Ponpoko werden anfängliche Erfolge enthusiastisch gefeiert, dann aber macht sich eine gewisse Ernüchterung breit, als sie aus den Nachrichten erfahren, daß es auf Seiten der Menschen Tote gegeben hat. Noch mal: was ist gut und böse, was ist richtig und falsch? In dieser Gemengenlage verhält es sich bei den Tanuki nicht viel anders als beiden Menschen. Die Ansichten sind sehr unterschiedlich, langsam formieren sich verschiedene Gruppen, Putschversuche werden unternommen.
Und das ist der zweite Vorteil der vermenschlichten Darstellung (der erste ist schlicht der, nachvollziehbare Personen zu haben, fühlende, denkende, handelnde Wesen statt einfach bloß Tiere): Tanuki sind nicht uneingeschränkt gut und Menschen nicht uneingeschränkt schlecht (sozialdarwinistische Sichtweisen mal ganz außen vorgelassen). Die Viecher sind ja nicht mal imstande, eine gewisse Selbstdisziplin zu üben und das mit dem Nachwuchs fürs Erste sein zu lassen, solange die Ernährungsfrage nicht geklärt ist. – Und da, wo der Siedlungsraum knapp wird und der Populationsdruck hoch, dringen Tiere natürlich auch in den Lebensraum von Menschen ein und marodieren im besten Fall ein wenig im Müll herum, um was Essbares zu ergattern. Nicht anders verhält es sich hier.

Das allgemein eher ambivalente Verhältnis von Tanuki und Mensch ist die ganze Zeit über natürlich auch ein Thema. Dabei wird das Verhältnis von traditionsgeprägter alter Welt und den Errungenschaften der Moderne moralisch durchaus unkorrekt und mit verschmitzem Humor miteinander verwoben, gerade auf Seiten derer, die unter der Modernisierung am meisten zu leiden haben. Man will einerseits die Menschen vom Hals haben, weil sie eine existentielle Bedrohung darstellen, andererseits mag man auch nicht auf gewisse Errungenschaften verzichten (Tenpura!), und der Zuschauer kommt sich ein wenig vor wie bei »Life of Brian«, als die (eigentlich rhetorisch gemeinte) Frage auf den Tisch kommt: "Was haben die Römer je für uns getan?"

Dieser differenzierten Erzählweise zugute kommt die oft unvermittelt wechselnde Gestalt der niedlichen Racker in verschiedenste Formen, worin sich wiederum alle Facetten ihres Verhaltens spiegeln: in Tiergestalt, als Personen, als Personen mit menschlichen Attributen (z.B. Kleidung) und als Menschen – bzw. als das, in was sie sich verwandeln können. Diese Verwandlungen laufen sehr geschmeidig und teilweise sehr subtil ab, genauso wie der virtuose Wechsel von realen Begebenheiten zu irrealen. Sehr viel findet auf symbolischer Ebene statt, und die ausgesprochen variable Bildsprache lässt den Zuschauer an so mancher Stelle im Unklaren, was nun Wirklichkeit ist und was Phantasie.

Es muss eigentlich nicht extra erwähnt werden: das, was hier während knapp 120 Minuten zu sehen ist, bewegt sich auf allerhöchstem Niveau. Das betrifft nicht nur Charaktere und Hintergründe, sondern auch die Bewegungen. Selten hat man so stimmige, so realistische Bewegungsabläufe gesehen wie hier. Auch spätere Animes kommen da nicht heran, nicht einmal mit CGI. Es ist schwer, sich angemessen dazu zu äußern, wenn man absolut keine Fehler finden kann.
Der Film lebt aber auch von der Verschränkung von Vergangenheit und Gegenwart, von Tradition und Moderne, und dem folgt auch die Musik, wo traditionelle Tonsprache durchsetzt ist mit modernen Elementen.

Insgesamt gesehen ist also Ponpoko ein ziemlicher Wechselbalg aus dem Hause Ghibli. Er behandelt ernste Themen, nimmt sich aber selbst nicht allzu ernst. Er beleuchtet die Situation, in der sich die Tanuki befinden, mit kindisch-hintergründigem Humor, verweigert aber eine wunderbar idealistische Antwort und liefert stattdessen ein Schein-Happyend. Er bietet angesichts der Uneinigkeit brillante an Slapstick grenzende Comedy-Einlagen, und endet letztlich als Tragikomödie. Und überhaupt: Wie solch eine Geschichte im echten Leben ausgehen kann, zeigt recht anschaulich das Vordringen der Bleichgesichter auf dem amerikanischen Kontinent.

Für Menschen, die ihr Weltbild mit klaren, moralisch wertvollen Botschaften tapeziert sehen wollen, die eine saubere Zuweisung von Gut und Böse, schuldig und unschuldig brauchen, ist dieser Film eher nicht zu empfehlen. Ponpoko vereint viel Gegensätzliches und ist alles mögliche, aber sicher nicht das Wort zum Sonntag.


[Edit]
PS: Woher haben die eigentlich den Strom für den Fernseher?
Beitrag wurde zuletzt am 05.07.2021 22:38 geändert.
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