AsaneRedakteur
#1In einem fernen Land in alter Zeit, wo der O-jiisan immerzu in den Wald rennt, um Holz zu holen für die einsam gelegene bescheidene Hütte, und zur gleichen Zeit die O-baasan am nahegelegenen Fluss Wäsche waschen geht, anstatt sich zu freuen, daß der Alte mal für eine Weile außer Haus ist, – in jener Zeit also, wo ständig allerhand Riesenpfirsiche aus aller Herren Länder auf den Flüssen treiben, handelt die Geschichte von Momotarou, wie sie drei Jahre früher schon fürs Zeichentrickkino umgesetzt worden ist.
In diesem 10-Minuten-Filmchen hier wird schon die Brücke geschlagen zwischen historischer Figur und ihrer Adaption in einem zeitgenössischen Setting. Aus Momotarou ist mittlerweile ein anerkannter Universalheld und militärischer Stratege geworden, entsprechend haben sich die Aufgabenstellungen verändert. Seine dem Publikum bekannten tierischen Freunde (Hund, Affe, Fasan – letzterer ist kaum wiederzuerkennen) unterstützen ihn auch hier bei dem Unternehmen, eine ferne Insel, auf der friedlich die Pinguine vor sich hin leben, vor der Bedrohung eines durchgedrehten Adlers zu schützen. Besagte Insel befindet sich 10000 Kilometer entfernt (Jules Verne lässt grüßen) in (ant)arktischen Gewässern, was eine zweimalige Betankung on the fly notwendig macht. Am Ende wird dem widerspenstigen Federvieh natürlich gezeigt, wo der Hammer hängt, sonst wär's ja auch nicht Momotarou.
Was zu allererst auffällt, sind die für jene Zeit unglaublich detaillierten und flüssigen Animationen. Man befleißigt sich eines realistischen Charakterdesigns, achtet auf sorgfältige Mimik, und widmet sich überhaupt allerhand Kleinigkeiten, die andere für vernachlässigenswert halten, nicht jedoch Regisseur Murata, der in diesen blitzsauberen Zeichnungen auch weniger wichtige Details berücksichtigt und zudem ein gutes Händchen hat für erzählerische Zusammenhänge und dramaturgische Gestaltung.
Der Rückbezug zum originalen Märchen ist immer gegeben, und es gelingt auch, humoristische Momente einzubauen, ohne dem Handlungsstrang damit in die Quere zu kommen. So dienen als Versorgungsbasen nicht etwa die üblichen und aus dem 2. Weltkrieg bekannten Pazifikinseln, sondern stellvertretend eine Schildkröte sowie ein Blauwal mit den Funktionen eines U-Boots. Gern zeigt man auch die außergewöhnlichen Fähigkeiten des fasanischen Piloten, mit all den Tricks, die die fliegenden Männer in ihren tollkühnen Kisten damals so drauf hatten.
Da es sich auch hier um einen Stummfilm handelt, erschlägt man den Zuschauer mit endlos langen Textafeln, die die unermüdliche Erzählerin tapfer vorliest, welche zudem auch haufenweise hilfreiche Kommentare zum aktuellen Geschehen einflicht und die Worte der Akteure schauspielernd paraphrasiert. Begleitet wird das Spektakel von nachträglich hinzugefügter Filmmusik, die über weite Strecken muntere Militärmusik präsentiert. Das wirkt dann derart unfreiwillig komisch, daß man gleich den Soundtrack von »Girls & Panzer« hätte nehmen können.
Und damit zu dem eher unangenehmen Aspekt, der als zweites aufällt: Szenenkomposition, Schnitt und Erzählung allgemein lassen den Eindruck aufkommen, hier sei es nicht mehr weit bis zu der propagandistischen Vereinnahmung von Momotarou, wie sie in den beiden Filmchen der 40er Jahre vorliegt. Die unreflektiert positive Inszenierung als Held der Lüfte, der selbstverständlich nur die hilflosen Pinguine vor den imperialistischen Fängen des Bösen beschützen will, weist durchaus in diese Richtung.
Trotzdem hat man es hier (gerade deswegen?) mit einer Produktion von erstaunlich hohem Niveau zu tun, hinter das so manche der später entstandenen Animes zurückfallen. In meinen Augen ein technischer Meilenstein bei etwas fragwürdigen Inhalten.
In diesem 10-Minuten-Filmchen hier wird schon die Brücke geschlagen zwischen historischer Figur und ihrer Adaption in einem zeitgenössischen Setting. Aus Momotarou ist mittlerweile ein anerkannter Universalheld und militärischer Stratege geworden, entsprechend haben sich die Aufgabenstellungen verändert. Seine dem Publikum bekannten tierischen Freunde (Hund, Affe, Fasan – letzterer ist kaum wiederzuerkennen) unterstützen ihn auch hier bei dem Unternehmen, eine ferne Insel, auf der friedlich die Pinguine vor sich hin leben, vor der Bedrohung eines durchgedrehten Adlers zu schützen. Besagte Insel befindet sich 10000 Kilometer entfernt (Jules Verne lässt grüßen) in (ant)arktischen Gewässern, was eine zweimalige Betankung on the fly notwendig macht. Am Ende wird dem widerspenstigen Federvieh natürlich gezeigt, wo der Hammer hängt, sonst wär's ja auch nicht Momotarou.
Was zu allererst auffällt, sind die für jene Zeit unglaublich detaillierten und flüssigen Animationen. Man befleißigt sich eines realistischen Charakterdesigns, achtet auf sorgfältige Mimik, und widmet sich überhaupt allerhand Kleinigkeiten, die andere für vernachlässigenswert halten, nicht jedoch Regisseur Murata, der in diesen blitzsauberen Zeichnungen auch weniger wichtige Details berücksichtigt und zudem ein gutes Händchen hat für erzählerische Zusammenhänge und dramaturgische Gestaltung.
Der Rückbezug zum originalen Märchen ist immer gegeben, und es gelingt auch, humoristische Momente einzubauen, ohne dem Handlungsstrang damit in die Quere zu kommen. So dienen als Versorgungsbasen nicht etwa die üblichen und aus dem 2. Weltkrieg bekannten Pazifikinseln, sondern stellvertretend eine Schildkröte sowie ein Blauwal mit den Funktionen eines U-Boots. Gern zeigt man auch die außergewöhnlichen Fähigkeiten des fasanischen Piloten, mit all den Tricks, die die fliegenden Männer in ihren tollkühnen Kisten damals so drauf hatten.
Da es sich auch hier um einen Stummfilm handelt, erschlägt man den Zuschauer mit endlos langen Textafeln, die die unermüdliche Erzählerin tapfer vorliest, welche zudem auch haufenweise hilfreiche Kommentare zum aktuellen Geschehen einflicht und die Worte der Akteure schauspielernd paraphrasiert. Begleitet wird das Spektakel von nachträglich hinzugefügter Filmmusik, die über weite Strecken muntere Militärmusik präsentiert. Das wirkt dann derart unfreiwillig komisch, daß man gleich den Soundtrack von »Girls & Panzer« hätte nehmen können.
Und damit zu dem eher unangenehmen Aspekt, der als zweites aufällt: Szenenkomposition, Schnitt und Erzählung allgemein lassen den Eindruck aufkommen, hier sei es nicht mehr weit bis zu der propagandistischen Vereinnahmung von Momotarou, wie sie in den beiden Filmchen der 40er Jahre vorliegt. Die unreflektiert positive Inszenierung als Held der Lüfte, der selbstverständlich nur die hilflosen Pinguine vor den imperialistischen Fängen des Bösen beschützen will, weist durchaus in diese Richtung.
Trotzdem hat man es hier (gerade deswegen?) mit einer Produktion von erstaunlich hohem Niveau zu tun, hinter das so manche der später entstandenen Animes zurückfallen. In meinen Augen ein technischer Meilenstein bei etwas fragwürdigen Inhalten.
Beitrag wurde zuletzt am 29.08.2023 00:54 geändert.
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