Evangelion: 3.0+1.01 Thrice upon a Time (2021)

Shin Evangelion Gekijouban:|| / シン・エヴァンゲリオン劇場版:||

Informationen

Beschreibung

Der Versuch, die Auswirkungen des Third Impact rückgängig zu machen, verlief alles andere als geplant, denn um ein Haar wäre wegen Einheit 13 der Fourth Impact eingeleitet und womöglich die Menschheit als solche tatsächlich ausgelöscht worden; nur dank Kaworus heldenhaften Einsatzes konnte Shinji gerettet und das Schlimmste verhindert werden. Niedergeschlagen durch ihr Versagen streifen Asuka, Shinji und Rei nun durch die weiterhin verwüstete Landschaft.

Bald finden sie Zuflucht in einer Siedlung mit Überlebenden, in der Asuka und ein paar Bewohner den noch immer traumatisierten Shinji aufpäppeln. Nach einer Weile holt sie die Realität jedoch wieder ein: Die Organisation WILLE arbeitet weiterhin daran, Teile der Erdoberfläche wiederherzustellen, und muss sich mit wiederholten Angriffen durch NERV herumschlagen. Schon bald kehrt Asuka auf das Schiff Wunder zurück und wird dabei von Shinji begleitet.

Es ist klar, dass die entscheidende Schlacht bevorsteht: NERV beabsichtigt, nahe der Antarktis Einheit 13 wieder zu aktivieren, den letzten Impact einzuleiten und damit Gendou Ikaris Vision, sämtliche Seelen zu vereinen, umzusetzen. Wird WILLE dieses Vorhaben verhindern können oder tragen am Ende doch NERVs geballte Streitmacht und überlegene Technologie den Sieg davon?
While trying to undo the effects of the Third Impact, Unit 13 almost initiated the Fourth Impact, which would have ended in the extinction of humanity. Owing to Kaworu‘s heroic doing, Shinji was saved and the worst averted. Devastated by their failure, Asuka, Shinji and Rei roam through the still desolated landscape.

Soon, they find shelter in a village of survivors, where Asuka and a few of the inhabitants take care of the still traumatised Shinji. However, after a while, reality gets back to them: the organisation WILLE is still trying to restore parts of the earth‘s surface and has to deal with recurring attacks of NERV. Before long, Asuka and Shinji return to the ship Wunder.

The crucial battle is imminent: NERV plans to reactivate Unit 13 close to Antarctica, initiate the final impact, and with it, realise Gendou Ikari‘s vision to unite any and all souls. Will WILLE be able to prevent their plan, or will NERV‘s army and overwhelming technology win?
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Avatar: Asane
Redakteur
#1
Inhalt und Verpackung. Darum geht es im wesentlichen. Der Inhalt ist aus der Serie bekannt, jetzt hat man ihm eine neue Verpackung spendiert, und die haut einen erstmal von den Socken! Es werden auch einige der Fragen geklärt, die seit drei Filmen unbeantwortet herumliegen, allerdings viel zu wenige und deutlich weniger als in der Serie. Als kleines, vorweggenommenes Fazit könnte man spoilerfrei formulieren:

1. Shinji Ikari wird erwachsen.
2. Gendou Ikari wird erwachsen.

Was die beteiligten Studios hier künstlerlisch abliefern, ist brillant. Zumindest was die Optik betrifft. Denn von Seiten der Akustik ist das nicht immer so überzeugend, vor allem, was die Abmischung angeht. Ein paarmal knallen die Stimmen bei Flashbacks zu sehr rein, ein andermal wabert die BGM ein wenig zu sehr im BG, was aber auch an dem größeren Dynamikumfang der gewählten klassischen Musik gegenüber Pop-orientierter Musik liegen mag. Diesmal allerdings bekommt man nicht Pachelbel (»Kanon«) und Beethoven (»Ode an die Freude«) zu Gehör, sondern "Jesus bleibet meine Freude", dem Schluss von Bachs Kantate »Herz und Mund und Tat und Leben«, zudem gegen Ende noch aus Händels »Messias« der Chor "Glory to God in the highest" und etwas später das unsterbliche »Ave Verum« von Mozart. Allesamt Stücke, die man heutzutage wohl als "ikonisch" bezeichnet und die sicherlich nicht nur ihrer Pracht und Opulenz wegen gewählt wurden, sondern auch aus dem Kalkül heraus, daß das beim Publikum gut ankommt. Derlei Chorstücke sind in solchem Zusammenhang ja immer auch eeepisch, vor allem, wenn sie in einen ebenso epischen Film verfrachtet werden, wobei man Fragen zum Sinnzusammenhang von Wort und Bild höflicherweise unterlassen sollte. Überhaupt verfestigt sich bei mir der Verdacht, daß man gar nicht so auf eine sinnstiftende Beziehung zum Film geschaut hat, denn all diese Stücke sind garantiert Bestandteil jener ominösen CD »Klassik für besinnliche Stunden«, von der in jedem Animationsstudio ein Exemplar vorrätig liegt.

Aber zurück zum Film. Anfangs wird man von einem schlaglichtartigen Rückblick der letzten drei Filme förmlich erschlagen, der lustigerweise genau der Länge des zugrundegelegten Bach-Chorals entspricht. Alsdann folgt ein kurzer Prolog in Paris, der mich daran erinnert hat, wem ich schon immer mal gerne den Eiffelturm in den Allerwertesten schieben wollte. (Des weiteren erinnert es mich daran, daß ich nichts zum Thema Anime-Physik schreiben werde – nur das: es ist episch!)

Dann folgt die Title Card und somit gleich das erste Rätsel: wie zum Teufel spricht man das aus, da am rechten Rand? "Gekijouban con repetitione"?

Anschließend schleppen Asuka und Mari den völlig traumatisierten Shinji in eine Dorfhütte an dem Ort, wo einmal das Hauptquartier von NERV war. Hier beginnt dann der Film; und in dieser Phase, wo es mehr um Slice of Life geht, entwickelt er sein ganzes Potential.
Hier erlebt man Szenen, die den Charme von Ghibli mit den perfekten und doch warmen Bildern eines Shinkai vereinen, in einer Welt, die aus Altem etwas Neues aufbauen muss und daher technische Errungenschaften mehrerer Generationen vereint. Für Retro-Fans wie mich eine wahre Freude!
Auch gönnt man sich hier die Zeit, die Charaktere sich entwickeln bzw. in ihrem eigenen Saft schmoren zu lassen, auch wenn das Resultat nur begrenzt überzeugt. Das aber liegt nicht an dem Film selbst, sondern an seinen Vorgängern, die diese Richtung zur Reduktion schon früh eingeschlagen haben. Am Ende kommt es dann zu einer Art Entscheidungsschlacht, die jenem Teil des Publikums, der mehr auf Logik als auf Epik setzt, vielleicht nicht so gefallen mag.

Und damit von der Verpackung zum Inhalt:
Im Vergleich zur Reload-Tetralogie wirken die Bilder der Serie natürlich ziemlich schei oldschool. Das wiegt die Serie aber locker auf durch die differenzierten Charaktere, aber auch durch den eigenwilligen Humor (Asuka will Shinji totküssen). Vereinfachend gesagt, geht der Film den gegenteiligen Weg. Absolut fantastischen Bildern und herausragenden Animationen stehen verödete, nahezu einspurige Charaktere gegenüber. Am greifbarsten vielleicht bei meinem Liebling Asuka, die zu einem aggressiven, dauergenervten cholerischen Arschloch mutiert ist. Shinji. Die Tragik des Helden wider Willen besteht zum Teil auch darin, daß Skript und Regie zur Steigerung seiner psychischen Probleme ihn völlig fallengelassen haben. Denn einige Male in den Filmen zuvor werden Momente der Entspannung eingeflochten. Zwischen ihm und seinem Vater, aber auch in Bezug auf Asuka. Das hat man fallengelassen und inszeniert diese Personen als Sadisten, die anscheinend(!) nichts anderes vorhaben als Shinji fertigzumachen. Dazu gesellt sich hier nun auch Misato.
Und solche Tricks nehme ich übel. Schließlich wäre es unter verständigen und halbwegs zurechnungsfähigen Menschen ein Leichtes gewesen, einmal nur das Maul aufzumachen und etwas zu den jetzigen Umständen zu erklären, anstatt ihn permanent gegen eine Wand des Schweigens laufen zu lassen. Diese Tendenz zeigt zwar schon die Serie, aber eben nicht so krass und außerdem immer etwas relativiert.
So braucht es Kaworu und dessen Freundschaft als einen Ausblick auf Hoffnung und Vertrauen. Natürlich wird Shinji auch das unter den Füßen weggezogen, aber immerhin erhält man daraus die Information, um wen es sich bei Kaworu wirklich handelt.

Damit ein kleiner Ausflug zur Dramaturgie. Immerhin ist die für eine Absatzsteigerung blutdrucksenkender Mittel bestens geeignet! Grundlegende Sachen werden – im Gegensatz zur Serie – nicht erklärt, bestenfalls angedeutet. Daher beschränkt man sich auf gehobenes Namedropping, damit es irgendwie bedeutend klingt und – na klar! – episch. Nebukadnezar? Kommt im 3. Film vor, aber ohne Erklärung. Die Lanze des Longinus (und andere)? Deren Herkunft und Bedeutung wird in dieser Tetralogie nicht weiters ausgeführt. Sinn und Zweck dieser mysteriösen Geheimorganisationen? Wird bestenfalls angedeutet (pro Film kommt eine hinzu). Was genau es mit Adam und Lilith auf sich hat und vor allem mit den "Engeln"? Ist nicht so wichtig. Ebenfalls nicht, was diese verschiedenen impacts sind, was sie genau ausgelöst hat, welche Auswirkungen sie hatten und warum Gendou noch einen (oder zwei?) anstrebt. Gegen Ende des Films gibt's den Hauch einer Andeutung einer Erklärung, mehr aber nicht.

Überhaupt das Ende des Films: Die letzten etwa 40 Minuten ziehen dann ein Schlachtengemälde barocken Zuschnitts auf, das allem Bisherigen als Schlussstein der Tetralogie die Krone aufsetzen muss. Natürlich mündet das dann in ein CGI-Fest, einfach weil man es kann, und ganz offenkundig wird ein Ende angestrebt, das sich dieses Films als würdig erweisen soll, womit man dann meilenweit übers Ziel hinausschießt. Daß das ganze dann insgesamt eher lächerlich als monumental gerät, zeigt dieser als epischer Battle ausgetragene Vater-Sohn-Konflikt, bei dem Papi nach etwa fünf Minuten erklärt, daß eine Entscheidung unmöglich sei; keiner von beiden könne gewinnen, da beide die gleichen Fähigkeiten haben, weil sich ihre Kräfte spiegeln (oder so ähnlich). Warum fangen die beiden dann überhaupt erst an, sich zu kloppen und warum setzt der Anime das dann auch noch um? Reine Ressourcenverschwendung! Aber ernsthaft: hier wirken zum erstenmal die CGI-Animationen unfreiwillig komisch. Man hat das Gefühl, es seien nicht etwa renommierte Studios am Werk gewesen, sondern Playmobil höchstpersönlich.
Auch die Kreuzsymbolik ist allgegenwärtig und wird einem hinten und vorne reingedrückt. Das ist ja so unglaublich bedeutsam und deeep. (Nebenbei: was hat das Kreuzsymbol eigentlich in einem Setting verloren, das sich hauptsächlich auf die Kabbala und auf apokryphe Schriften des Alten Testaments stützt?)

Fazit-Ersatz:
Ist die Geschichte in der Serie noch deutlich character driven mit action als Randerscheinung, so kehrt sich das während der Reload-Filme um und dieser letzte macht eigentlich noch das beste daraus. Allerdings mit soviel Wumms gegen Ende und soviel Katharsis, daß es schwer Richtung Edelkitsch geht. Vor allem, weil man mit allen Mitteln danach trachtet, die Bedeutungsschwere der Symbolik mit den Highlights westlicher sakraler Chormusik zu überhöhen und dabei die Grenzen des guten Geschmacks verkennt.
Im Mittelteil begegnet man dafür den Freunden aus Shinjis alter Schule wieder, was richtig Spaß macht, weil man vor allem auch Rei dabei zugucken darf, wie sie ihre eigene Welt und ihr Leben zurückgewinnt. Asuka ist seit ihrem Einstieg im zweiten Film deutlich zu eindimensional, nervt aber auch nicht mehr mit ihrem kaputten Deutsch. Dafür gibt es ersatzweise kaputtes Englisch zu hören, und das nicht zu knapp.

Daß die Produzenten ihren Humor doch nicht ganz verloren haben, zeigt eine Szene ziemlich gegen Schluss, wo man Bleistiftskizzen wie bei einem Storyboard hernimmt, diese notanimiert und dabei ziemlich viel Text verbrät. Eine schöne Referenz an die beiden legendären Schlussfolgen der originalen Serie.
Beitrag wurde zuletzt am 19.03.2024 04:19 geändert.
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Kommentare

Avatar: Oberst Dummbatz#1
In diesem Film gibt ein Flugschiff einem anderen Schiff eine Klatsche.
10/10, Prädikat besonders wertvoll
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Avatar: Animemangafan888#2
"na ja" würde ich sagen. Der Film sieht gut aus und ist mit 2,5 Stunden sehr lang, bietet aber nichts, was nicht schon in der Originalserie besser gemacht wurde. Dazu gibt es einige sehr fragwürdige Änderungen, die ebenfalls am Ende nichts Interessantes bewirken.
was zum Beispiel mit Asuka gemacht wurde ist schon fast beleidigend. Wenn ich es richtig verstanden habe soll sie auf einmal wie Rei ein künstlicher Mensch sein? Das passt meiner Meinung nach überhaupt nicht mit dem Original zusammen. Was hat sich Anno hierbei gedacht?

Da mit diesem Film die Rebuilds abgeschlossen sind, kann man sich nun auch endlich ein abschließendes Urteil über diese bilden. Meines nach Betrachtung dieses Films ist: eher enttäuschend. Wem allerdings zum Beispiel End of Evangelion zu viel des Guten war, der kann sich diese Version gerne anschauen. Denn das war durchgehend seit dem zweiten Film mein Gefühl, so hart es auch klingt, es ist einfach eine abgeschwächte Version des Originals.
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Avatar: Gelonidres
V.I.P.
#3
Evangelion (die Serie) hat mich geprägt wie keine andere und ist noch immer mein klarer Favorit. End of Evangelion hat mir danach auch sehr gut gefallen. Da ist es schon erstaunlich, wie wenig Vorfreude ich auf diesen Film hatte. Ich habe ihn jetzt, knapp einen Monat nach Amazon-Release, auch nur geguckt, weil es ein Bekannter getan und mich drauf angesprochen hat. Die lange Wartezeit war einfach zu lang, um die Vorfreude zu behalten, besonders nach dem in meinen Augen ernüchternden 3.33.

Das sehr gute Video The Curse of Evangelion, das 3.33 in einem anderen Licht beleuchtet, hatte mein Interesse auch geweckt. Hat Anno, dieser Schlingel, mit den ganzen unpassenden Änderungen doch einen Masterplan verfolgt, den er jetzt auflöst? War das Vorbereitung, um dem Zuschauer eine Message so gut zu verpacken, wie er es in der Serie getan hat? Zugetraut habe ich es ihm allemal.
Über weite Strecken des Films habe ich diese Message vermisst, doch gegen Ende ging mir dann ein Licht auf: Evangelion ist vorbei, da kommt nichts mehr. Anno und der Zuschauer sollen die Serie gehen lassen. Und das hat er schon ganz nett verpackt, das muss man ihm lassen. Da kann ich glatt über die Überlänge hinwegsehen (halbe Stunde weniger hätte es sicher auch getan).

Noch eine Liste von Dingen, die mich trotzdem gestört haben:
  • Die Kampfszenen waren zu viele und zu lang und sahen nicht überzeugend aus. Ja, schönes CGI, aber das sieht mehr nach Cutscene in einem Videospiel aus wie hier generische EVA- und Engel-Klone zermetzelt werden. Konträr dazu der Kampf von EVA 02 aus EoE, wo jede Bewegung wirklich die Wucht dessen, was passiert, zum Ausdruck bringt. Wundert mich ehrlich gesagt, dass bei der Animation dieser Weg eingeschlagen wurde.
  • Der religiöse Symbolismus war etwas zu viel fand ich. Gut, in EoE gab es davon auch ne Menge, aber es hat mich nicht so gestört.
  • Maris Sinn in dem Film ist mir immer noch nicht klar.
  • Die neuen Crewmitglieder der WUNDER sind noch schlimmer als Mari, besonders dieser Sakura-Verschnitt.
Bei einigen Punkte denke ich mir, Anno hat sich vielleicht etwas dabei gedacht und ich verstehe es einfach noch nicht. Aber das gehört ja auch zu Evangelion dazu.

Das Ende der Serie war trotzdem und Längen besser (Fakt).
Beitrag wurde zuletzt am 09.09.2021 11:00 geändert.
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Avatar: Asane
Redakteur
#4
Eigentlich ist dies kein Beitrag zum 4. Film, sondern mehr der Versuch, über das Projekt »Rebuild« allgemein etwas zu sagen. Man hat die Prämisse mit dem 1. Film gesetzt, so wie auch die Serie die ersten sechs Folgen angeht. Wollte man ausschließlich die Story der Serie umsetzen, nur eben konziser, straffer erzählt und in ein ansprechenderes Äußeres gekleidet, dann hätten vier Filme, rein rechnerisch, locker gereicht. Wollte man aber nicht. Daher folgt nun ein kleines Bashing.

Das Ende aber überzeugt.
Technisch ausgedrückt hat man den Kaltstart vermieden und es bei einem Warmstart belassen, was bei der Erde augenscheinlich besser funktioniert als bei Windows.
Nur das ganze Zeug dazwischen, all diese neuen Wendungen, die wirken, als habe man eine nicht realisierte zweite Staffel der Serie unterbringen wollen, die überzeugen nicht so wirklich. Und das liegt vor allem daran, daß man, vereinfacht gesagt, auf Action gesetzt hat, was enorm zu Lasten der Charaktere gegangen ist. Und in der Serie sind die Charaktere das Herzstück des Ganzen. Man hat im 1. Film sehr viele (für die Serie charakteristische!) "Slice of Life"-Passagen gestrichen – und ab Mitte des 2. Films praktisch alle.

Das hat nicht nur Auswirkungen auf die Charaktere, weil deren Persönlichkeit, ihre Ticks, ihre Vergangenheit und mit ihnen die ganze Geschichte um "Evangelion" nicht ausreichend entfaltet werden konnten, es hat auch Auswirkungen auf das Flair, das "Evangelion" ausmacht, beispielsweise den Humor. Diese viel zu einseitige Fokussierung auf das nackte Gerüst der Story bringt ironischerweise schon im 1. Film einige leichtere Plotholes mit sich, weil essentielle Erklärungen weggeschnitten wurden. So z.B. beim ersten Einsatz des Prog-Messers. Dessen Verwendungszweck und -weise wird in der Serie klar erläutert, fällt aber hier völlig unter den Tisch. Ein Zuschauer, der von sowas nichts weiß, die Serie also nicht kennt, dem bleibt fast nichts anderes übrig als ständig im Wiki solchen Infos hinterherzustochern. Da hat der Filmtitel "You are (not) alone" gleich noch eine ganz andere Bedeutung! Obwohl ein Großteil des Slice of Life rausfliegt, was den Charakteren die Tiefe nimmt bzw. die Vielschichtigkeit beschneidet, ist dieser 1. Film an sich dennoch gut geeignet als Einstieg in das Franchise. Vor allem, weil das Atmosphärische hier noch intakt ist.

Damit sieht's im 2. Film schon anders aus. Zum einen, weil tragende Figuren mangels oben erwähnter SoL in ihrer Charakteristik beschränkt sind. Asuka z.B. erweist sich in der Serie als ein durchaus facettenreicher Charakter, hier aber wird sie zur nervtötenden arroganten Schnepfe degradiert.
Anfangs hat man noch den Evangelion-typischen Humor, der besonders im Dreieck von Misato, Shinji und Asuka zum Tragen kommt. Man vergleiche nur mal die berühmte Szene (als Misatos Pinguin unvermutet das Bad besetzt hält) aus dem 1. Film in diesen drei Screenshots mit dem Pendant aus den zweiten Film, als

(möglicherweise not ganz save for work)

wie seinerzeit Shinji das Bad betritt. Daß sowas von nun an ersatzlos entfällt, ist ewig schade. Wie auch Asukas Tötungsversuch per Kuss und diese erotische Szene von Misato mit Ryouji, die wirkt, als hätte man die Kamera irgendwo abgestellt und einfach weiterlaufen lassen. In dieser Szene ist sie sexy as hell, sowas findet man nicht so schnell wieder. Obschon das Franchise auch sonst mit so einigen sexuellen Implikationen gespickt ist. Allein bei der Erwähnung eines "Entry Plug" könnte man an einen Hentai denken.

Wenn schon der Humor allgemein kastriert ist, fallen feine Fiesheiten und beziehungsreiche Details wie hier bei der etwas zynisch wirkenden Aufschrift auf einem der Tore zur Geo-Front aus dem 1. Film natürlich erst recht unter den Tisch:
»God’s in his heaven, all’s right with the world« [WP] – Aber immerhin:
mit dem Ende des 4. Filmes kommt auch dieses Zitat zu einigem Recht. Wenngleich es von NERV sicher nicht so geplant war.

Die beste Entscheidung für diesen 2. Film war wohl der Auftritt eines zusätzlichen Charakters: Mari als Gegengewicht und gleichzeitig Ergänzung zu Asuka. Sie ist stellenweise zwar ähnlich leichtsinnig und selbstbewusst wie Asuka, aber nicht so kaltherzig und dickköpfig. Immerhin auch mit dem Talent begabt, anderen gehörig auf den Geist zu gehen.
Sie geht an die Sache ran mit einem Gemüt wie beim Bobbycar-Rennen. Da man den Fokus auf den Verlauf der Story und überhaupt auf Action legt, kommen die Hintergrundstorys der Charaktere – wie schon ein paarmal erwähnt – deutlich zu kurz. Ohne diese aber fehlt dem Anime die Tiefe, die eigentlich unverzichtbar sein sollte bei einem Plot, der deutlich character driven ist. Viele Dinge wirken angefangen, unmotiviert, unverständlich, weil die nötigen Informationen dazu fehlen. Und wie gesagt: Informationen, die die Serie selbst gibt.
Das betrifft die Gründe für das Erscheinen der Engel; die Gründe für das Handeln der Protagonisten; die Gründe, warum es Kinder braucht, warum sie gerade 14 sein müssen und welche Disposition sie dazu befähigt, diese EVAs zu steuern. Der Verlust all dieser Nebengeschichten, die zur Klärung hätten beitragen können, sind entfallen: Misato & Ryouji; Ritsuko; das sehr wechselhafte Verhältnis von Shinji und seinem Vater, das so, wie es hier vorliegt, bestenfalls als inkonsistent zu bezeichnen ist.

Der 3. Film fährt auf dieser Schiene fort, konzentriert sich auf den reinen Handlungsfaden und versucht das Ganze emotional zu überhöhen. Allein die Art, wie mit Musik jongliert wird, um einen emotional impact zu erzeugen, läuft mehr unter gut gemeint – sowohl bei der BGM als auch den Insert-Songs, von denen auch "Evangelion" nicht verschont bleibt. Daher wird das gleich mehrmals versucht, und der aus der Serie bekannte Beethoven kommt mit der »Ode an die Freude« auch hier zum Zuge, vor allem, weil deren Verwendung schlicht darauf zurückzuführen ist, daß man beim Text etwas grundlegend falsch verstanden hat (bei der Musik sowieso). Es geht hier absolut nicht um Verbrüderung oder die Vereinigung der Menschheit als das Ideal einer Gesellschaft; es geht – wie das erste Wort des Gedichts sagt – um Freude.

Auch in diesem Film ist alles auf Action optimiert und auf ein bildgewaltiges cineastisches Erlebnis. Das hilft immerhin, vom Wesentlichen einigermaßen abzulenken. Nein, nicht die Story. Die Charaktere.

Der 4. Film macht immerhin das beste aus dieser Konstellation, macht aber gerade aus den Actionsequenzen ein wahres CGI-Fest. Das ist nicht prinzipiell schlecht. Aber es wirkt oft, als existierten manche dieser beeindruckenden Kamerafahrten rein zum Zweck des Beeindruckens. Wie man das aus praktisch jedem SciFi kennt. Eigentlich hätte ich erwartet, dass sich "Evangelion" zu schade für so was ist. Und was die Auswalzung der Endzeitdramatik samt Vater-Sohn-Konflikt angeht: das hat man schon in Weltraumschinken wie »Star Wars« gesehen. Insgesamt könnte man den Eindruck haben, daß auch hier der berüchtigte Sequel-Fluch zuschlägt, wie man das von Streifen kennt wie »Der weiße Hai«, »Alien« oder »Jurassic Park«.

Aber da kriegt der letzte Film dann doch noch die Kurve und bringt das ordentlich zu Ende. Wenn auch furchtbar überdramatisiert und mit erzählerischen Defiziten. Oder anders: ich halte es generell für keine gute Idee, ein ums andere Mal einen Plottwist aus dem Hut zu zaubern (warum etwas völlig Unmögliches auf einmal doch geht) und die Erklärung dafür dann nachzuschieben. Dann wird es sehr schnell beliebig, random, und der Zuschauer fühlt sich irgendwann verarscht. Und zwar zurecht.

Diese 4 Filme sind weißgott nicht schlecht. Zumindest wenn man die Serie nicht kennt. Denn die liefert die Informationen, die den Filmen abgehen, weil all die Stellen, wo diese Informationen untergebracht waren, jetzt fehlen. Das waren die SoL-Stellen der Serie, die darüber hinaus auch zugleich tiefe Einblicke in das Innenleben der Charaktere gewährt haben.
Sicher, dieser 4. Film hat bei weitem nicht den body count von »End of Evangelion«, wo Hideaki Anno unter allen Hauptfiguren tüchtig aufgeräumt hat und eine Leichenquote hinlegt, die sämtliche Wagner-Opern locker in die Tasche steckt – was mit ein Grund dafür ist, daß ich der ursprünglichen Serie mit ihren beiden philosophisch angehauchten Laberfolgen als Schluss den Vorzug gebe, wohl wissend, daß auch das nicht das Gelbe vom Ei ist. Aber immerhin bietet dieser Film einen optimistisch gestimmten, versöhnlichen Ausblick auf das, was die Evangelion-Welt in den zurückliegenden gut 30 Jahren aus den Angeln gehoben hat. Dies als Anmerkung für diejenigen unter den Lesern, die sich vielleicht über den Gegensatz von Kritik und schlussendlicher Wertung wundern.

Wenn es dem Projekt »Rebuild« also an etwas Essentiellem fehlt, dann ist das ironischerweise die SEELE. Der nötige WILLE mag ein Verständnis erleichtern; es sei denn, man hat den NERV, sich mit der Serie auseinanderzusetzen. Sonst bleibt es schnell bei "gute Mechas kloppen böse Mechas" plus einiger religiös-philosophischer Verbrämung.

Und das hat ein so epochales Franchise wie Evangelion nun doch nicht verdient.
Beitrag wurde zuletzt am 12.04.2024 18:51 geändert.
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Avatar: Bellgadong-Herr-der-Nodus#5
Als ich den Film abgeschlossen habe, erging es mir wahrscheinlich wie vielen NGE Fans. Ich war erstmal sprachlos, es ist zu Ende, dachte ich mir zum Schluss nur noch.
Evangelion, eins der größten und schönsten Serien überhaupt, gerade was Geheimnisse und Symbole angeht, ist zu Ende und nun haben wir alles. Wir haben alle Karten auf dem Tisch und können endlich versuchen zu verstehen, wie das Universum funktioniert, gehören die Rebuilds zum Anime und Falls ja, wie ? Oder sind es getrennte Universen usw.

Evangelion gefällt mir persönlich sehr und wird für mich auch noch lange begleiten, gerade um herauszufinden was an verschiedenen Stellen und Dialogen der Hintergrund sein könnte.

Der letzte Teil hat mir ein Ende gegeben, dass ich mir persönlich erhofft habe, für die Charaktere und auch für die Serie.
Was ich lustig finde ist, dass einige Fantheorien als Wahrheit herausgestellt haben und das finde ich schon sehr cool

Im großen und ganzen ein echt guter Film.

Liebe Grüße

Bellgadong
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