resdaynFreischalter
#1Juna Ariyoshi ist ein ganz normales Großstadtmädchen, das in den Tag hineinlebt und sich nicht groß Gedanken um die Welt um sie herum macht. Doch plötzlich erhält sie die Fähigkeit zu sehen und zu fühlen welchen Preis die Natur zahlen muß, um den Zustand den wir Zivilisation nennen zu erhalten...
Inhalt: "In dem Fluß der unendlichen Zeit entspricht die Geschichte des Menschen kaum mehr als einem Wimpernschlag." Wow. Im Prolog zur ersten Episode wird gleich mal klargemacht wo es langgeht. Hier wird die ganz große Moralkeule ausgepackt.
Die Serie transportiert einige unbequeme Wahrheiten und stellt diese bewußt sehr plakativ dar. Die Grundlage der hier vorgebrachten Zivilisationskritik stellt die Aussage dar, daß sich der Mensch auf Umweltveränderungen nicht mehr durch Evolution adaptiert sondern durch technische Innovation gezielt und schnell reagiert. Er ist damit nicht mehr "in tune" mit seiner Umwelt.
Als Großstadtkind, dazu noch ziellos und ein bißchen trantütig, hat Juna von alledem keine Ahnung. Das ändert sich nach einem Verkehrsunfall schlagartig. Obwohl eigentlich schon tot, bekommt sie vom mysteriösen Chris eine zweite Chance, da sie die Inkarnation der Zeit und damit als Einzige in der Lage sei, diesen Planeten zu retten. Aus Juna wird Arjuna, die fortan in der Lage ist, alles aus dem Blickwinkel der Natur wahrzunehmen. Kaum verwunderlich, daß sie das immer wieder in tiefe Sinnkrisen stürzt, als ihr bewußt wird wie rücksichtlos der Mensch die Bequemlichkeit der modernen technisierten Gesellschaft durchsetzt.
Im Laufe der 13 Folgen wird sie mit immer neuen Aspekten der gestörten Mensch-Natur-Beziehung konfrontiert - es ist ein großes Puzzle, daß sich langsam entwickelt und erst ganz zum Schluß gelingt es Juna die Teile zusammenzusetzen und endlich zu verstehen, was sie zu tun hat um ihre Aufgabe und ihr Schicksal zu erfüllen...
Kurze Randbemerkung: ich halte die FSK 16 Bewertung aufgrund der behandelten Thematik für angebracht. Wenn man bedenkt, daß die Folge "Vor der Geburt", die u.a. das heiße Eisen Abtreibung anpackt, in Japan zunächst nicht ausgestrahlt wurde, wird die Einstufung umso nachvollziehbarer.
Technik:
Der Zeichenstil variiert sehr stark. Exzellente CGI-gestützte Sequenzen wie Tokio's Motorradfahrten, daneben extrem detailarme und schlecht animierte Sequenzen, die aber dankenswerterweise eher kurz bleiben (manchmal sieht Juna's Gesicht völlig anders gezeichnet aus - da wäre mehr Sorgfalt angebracht gewesen). Wenn dann zunächst in den Endings und später auch innerhalb der Serie (Appare Genki-Werbespots) Realfilmsequenzen auftauchen und einige der Epiloge in Wasserfarben gemalt sind, wird vollends mit alten Sehgewohnheiten gebrochen. Experimentell und interessant? Vielleicht, aber auf jeden Fall Geschmackssache.
Ich will hier nicht verschweigen, daß Bilder auch öfter mal wiederverwendet werden - bei zwei, drei Sequenzen ist mir das wirklich sauer aufgestossen (die kurze Sequenz mit dem aus der Puppe schlüpfenden Insekt sieht man z.B. glaub ich drei- oder viermal).
Im Schnitt würde ich die Animationsqualität noch als gut bezeichnen, mit Ausreißern nach oben und unten. Die Szenen, in denen Arjuna sich mit der Erde synchronisiert sind echtes Eye Candy und überdies sehr fantasievoll gestaltet.
Der Soundtrack ist herausragend, man hört vom ersten Ton an, daß hier Yoko Kanno wieder gezaubert hat. Ein musikalisches Opening gibt es nicht, dafür gleich mehrere verschiedene Endings. Besonders hervorheben möchte ich das der ersten und der letzten Folge, Mameshiba und Saigo no Mameshiba, schwungvoller JPop, der sich in den Gehörgängen festbeißt. Ansonsten ist der Soundtrack mit viel Pianoeinsatz eher ruhig gehalten und wird atmospärisch ansprechend eingesetzt. Er verleiht einigen Szenen erst die rechte Würze. Exemplarisch seien hier Didn't it Rain in der Szene im Tempel (Folge: "Die unsichtbaren Worte") und One (Folge 13, vor der Schlußsequenz) genannt.
Zu den deutschen Synchronstimmen: Juna, Chris und Tokio sind gut besetzt, Cindys penetrant quäkige Kleinkinderstimme hat mir dagegen überhaupt nicht gefallen. Die Übersetzung ist größtenteils sauber gelungen.
Charaktere:
Juna kann nerven. Man kann das gar nicht oft genug wiederholen. Die Hauptprotagonistin stellt sich manchmal himmelschreiend dumm an und trifft viele falsche Entscheidungen. Dann kommt sie wieder wie eine Öko-Fanatikerin daher (z.B. wenn sie mal wieder versucht, Tokio zu "bekehren"). Gerade das macht aber den Reiz der Figur aus, macht sie menschlich nachvollziehbar. Die ungewollte Gabe zu "sehen" hat ein Chaos aus Gefühlen und Gedanken in ihr hervorgerufen, das sich in ihren unentschlossenen Handlungen manifestiert und es ihr oft sogar unmöglich macht, ihren normalen Alltag mit Schule und Freunden zu meistern. Um das Richtige zu tun braucht sie immer wieder mal einen Schubs von außen.
Ihr Counterpart Tokio bleibt in der Charakterentwicklung lange Zeit sehr statisch, er ist aber enorm wichtig, weil er Juna immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt wenn diese sich wieder mal in die Vorstellung versteigt es wäre doch so einfach die Welt zu ändern wenn alle nur an einem Strang ziehen würde. (Tokio: "Wenn alle so denken würden wie du würde bald niemand mehr leben!").
Cindy ist wiederum zwar ein interessanter Charakter, entwickelt sich aber gar nicht, genausowenig wie Chris. Teresa kommt leider zu selten vor und wird nur in einer Folge intensiver behandelt. Für mich neben Juna die reizvollste Figur. Schade daß man ihr keinen größeren Part zugeteilt hat.
So bleibt der wesentliche Entwicklungsprozeß Juna überlassen, der dafür aber umso vielseitiger und eindringlicher dargestellt wird, der restliche Cast repräsentiert dabei quasi Facetten aus Junas Gedanken- und Entscheidungswelt dar zwischen denen sie hin- und hergerissen ist.
Gesamteindruck:
Der am häufigsten vorgebrachte Kritikpunkt an dieser Serie ist, daß sie ihre Öko-Botschaft dem Zuschauer zu aufdringlich unter die Nase reibt. Man kann es aber auch so sehen: Selbst eine Person wie Juna, die plötzlich mit der Gabe ausgestattet ist, all dies zu sehen, ist zunächst nicht in der Lage etwas zu tun oder auch nur zu verstehen was da um sie herum tatsächlich vorgeht. Die Serie erhebt meiner Meinung nach gar nicht den Anspruch den Zuschauer bzw. dessen Denkmuster grundlegend verändern zu wollen. Der Appell der von ihr ausgeht ist vielleicht ein bißchen bewußter durchs Leben zu gehen oder "Im Hier und Jetzt zu leben" wie es Juna sagen würde.
Wer auf der Suche nach einem Anime ist, der sich durchaus ernsthaft mit schwierigen Themen auseinandersetzt und dabei atmosphärisch zu überzeugen weiß, sollte zu Chikyuu Shoujo Arjuna greifen.
Inhalt: "In dem Fluß der unendlichen Zeit entspricht die Geschichte des Menschen kaum mehr als einem Wimpernschlag." Wow. Im Prolog zur ersten Episode wird gleich mal klargemacht wo es langgeht. Hier wird die ganz große Moralkeule ausgepackt.
Die Serie transportiert einige unbequeme Wahrheiten und stellt diese bewußt sehr plakativ dar. Die Grundlage der hier vorgebrachten Zivilisationskritik stellt die Aussage dar, daß sich der Mensch auf Umweltveränderungen nicht mehr durch Evolution adaptiert sondern durch technische Innovation gezielt und schnell reagiert. Er ist damit nicht mehr "in tune" mit seiner Umwelt.
Als Großstadtkind, dazu noch ziellos und ein bißchen trantütig, hat Juna von alledem keine Ahnung. Das ändert sich nach einem Verkehrsunfall schlagartig. Obwohl eigentlich schon tot, bekommt sie vom mysteriösen Chris eine zweite Chance, da sie die Inkarnation der Zeit und damit als Einzige in der Lage sei, diesen Planeten zu retten. Aus Juna wird Arjuna, die fortan in der Lage ist, alles aus dem Blickwinkel der Natur wahrzunehmen. Kaum verwunderlich, daß sie das immer wieder in tiefe Sinnkrisen stürzt, als ihr bewußt wird wie rücksichtlos der Mensch die Bequemlichkeit der modernen technisierten Gesellschaft durchsetzt.
Im Laufe der 13 Folgen wird sie mit immer neuen Aspekten der gestörten Mensch-Natur-Beziehung konfrontiert - es ist ein großes Puzzle, daß sich langsam entwickelt und erst ganz zum Schluß gelingt es Juna die Teile zusammenzusetzen und endlich zu verstehen, was sie zu tun hat um ihre Aufgabe und ihr Schicksal zu erfüllen...
Kurze Randbemerkung: ich halte die FSK 16 Bewertung aufgrund der behandelten Thematik für angebracht. Wenn man bedenkt, daß die Folge "Vor der Geburt", die u.a. das heiße Eisen Abtreibung anpackt, in Japan zunächst nicht ausgestrahlt wurde, wird die Einstufung umso nachvollziehbarer.
Technik:
Der Zeichenstil variiert sehr stark. Exzellente CGI-gestützte Sequenzen wie Tokio's Motorradfahrten, daneben extrem detailarme und schlecht animierte Sequenzen, die aber dankenswerterweise eher kurz bleiben (manchmal sieht Juna's Gesicht völlig anders gezeichnet aus - da wäre mehr Sorgfalt angebracht gewesen). Wenn dann zunächst in den Endings und später auch innerhalb der Serie (Appare Genki-Werbespots) Realfilmsequenzen auftauchen und einige der Epiloge in Wasserfarben gemalt sind, wird vollends mit alten Sehgewohnheiten gebrochen. Experimentell und interessant? Vielleicht, aber auf jeden Fall Geschmackssache.
Ich will hier nicht verschweigen, daß Bilder auch öfter mal wiederverwendet werden - bei zwei, drei Sequenzen ist mir das wirklich sauer aufgestossen (die kurze Sequenz mit dem aus der Puppe schlüpfenden Insekt sieht man z.B. glaub ich drei- oder viermal).
Im Schnitt würde ich die Animationsqualität noch als gut bezeichnen, mit Ausreißern nach oben und unten. Die Szenen, in denen Arjuna sich mit der Erde synchronisiert sind echtes Eye Candy und überdies sehr fantasievoll gestaltet.
Der Soundtrack ist herausragend, man hört vom ersten Ton an, daß hier Yoko Kanno wieder gezaubert hat. Ein musikalisches Opening gibt es nicht, dafür gleich mehrere verschiedene Endings. Besonders hervorheben möchte ich das der ersten und der letzten Folge, Mameshiba und Saigo no Mameshiba, schwungvoller JPop, der sich in den Gehörgängen festbeißt. Ansonsten ist der Soundtrack mit viel Pianoeinsatz eher ruhig gehalten und wird atmospärisch ansprechend eingesetzt. Er verleiht einigen Szenen erst die rechte Würze. Exemplarisch seien hier Didn't it Rain in der Szene im Tempel (Folge: "Die unsichtbaren Worte") und One (Folge 13, vor der Schlußsequenz) genannt.
Zu den deutschen Synchronstimmen: Juna, Chris und Tokio sind gut besetzt, Cindys penetrant quäkige Kleinkinderstimme hat mir dagegen überhaupt nicht gefallen. Die Übersetzung ist größtenteils sauber gelungen.
Charaktere:
Juna kann nerven. Man kann das gar nicht oft genug wiederholen. Die Hauptprotagonistin stellt sich manchmal himmelschreiend dumm an und trifft viele falsche Entscheidungen. Dann kommt sie wieder wie eine Öko-Fanatikerin daher (z.B. wenn sie mal wieder versucht, Tokio zu "bekehren"). Gerade das macht aber den Reiz der Figur aus, macht sie menschlich nachvollziehbar. Die ungewollte Gabe zu "sehen" hat ein Chaos aus Gefühlen und Gedanken in ihr hervorgerufen, das sich in ihren unentschlossenen Handlungen manifestiert und es ihr oft sogar unmöglich macht, ihren normalen Alltag mit Schule und Freunden zu meistern. Um das Richtige zu tun braucht sie immer wieder mal einen Schubs von außen.
Ihr Counterpart Tokio bleibt in der Charakterentwicklung lange Zeit sehr statisch, er ist aber enorm wichtig, weil er Juna immer wieder auf den Boden der Tatsachen zurückholt wenn diese sich wieder mal in die Vorstellung versteigt es wäre doch so einfach die Welt zu ändern wenn alle nur an einem Strang ziehen würde. (Tokio: "Wenn alle so denken würden wie du würde bald niemand mehr leben!").
Cindy ist wiederum zwar ein interessanter Charakter, entwickelt sich aber gar nicht, genausowenig wie Chris. Teresa kommt leider zu selten vor und wird nur in einer Folge intensiver behandelt. Für mich neben Juna die reizvollste Figur. Schade daß man ihr keinen größeren Part zugeteilt hat.
So bleibt der wesentliche Entwicklungsprozeß Juna überlassen, der dafür aber umso vielseitiger und eindringlicher dargestellt wird, der restliche Cast repräsentiert dabei quasi Facetten aus Junas Gedanken- und Entscheidungswelt dar zwischen denen sie hin- und hergerissen ist.
Gesamteindruck:
Der am häufigsten vorgebrachte Kritikpunkt an dieser Serie ist, daß sie ihre Öko-Botschaft dem Zuschauer zu aufdringlich unter die Nase reibt. Man kann es aber auch so sehen: Selbst eine Person wie Juna, die plötzlich mit der Gabe ausgestattet ist, all dies zu sehen, ist zunächst nicht in der Lage etwas zu tun oder auch nur zu verstehen was da um sie herum tatsächlich vorgeht. Die Serie erhebt meiner Meinung nach gar nicht den Anspruch den Zuschauer bzw. dessen Denkmuster grundlegend verändern zu wollen. Der Appell der von ihr ausgeht ist vielleicht ein bißchen bewußter durchs Leben zu gehen oder "Im Hier und Jetzt zu leben" wie es Juna sagen würde.
Wer auf der Suche nach einem Anime ist, der sich durchaus ernsthaft mit schwierigen Themen auseinandersetzt und dabei atmosphärisch zu überzeugen weiß, sollte zu Chikyuu Shoujo Arjuna greifen.
Kommentare
Tja: Trotz wichtigen Umweltschutzthema hat man nicht viel drauß gemacht. Zwar kein schlechter Anime, aber für mich jetzt nicht mehr als mittelklasse.
Jedoch kann ich Arjuna nur weiterempfehlen, wenn man auch bereit ist, sich darauf einzulassen. Das ist bei Arjuna ganz wichtig, sonst brauch man die Serie sich garnicht erst anschauen. Wer eine actiongelade, brutale, romantische oder sonstige Serie sucht, sollte hier von die Finger lassen. Auch wenn diese "Parts" in Arjuna vertreten sind, ist sie trotzdem nur auf ihre Aussagen ausgerichtet. Wer keine Lust hat die Gespräche zu analysieren, der ist hier nicht richtig.
Gut gefiehl mir, dass ich für mich viele Sachen, die auch vorher so empfunden hatte, in Arjuna wiedergefunden hatte und sie so besser zu meiner Moral verfestigen konnte.....
Abschließend: Giniales Anime, worauf man jedoch vorbereitet oder offen dafür sein sollte.
Sonst viel Spass beim gucken und nachgrübeln. (Ging mir jedenfalls so:))