Es bleibt natürlich nicht aus, daß man bei
Kite Liberator Vergleiche und Parallelen zieht zur 10 Jahre früher erschienenen OVA "
A Kite". Das ist ein übler Fehler, denn die Erwartungen sind dann entsprechend hoch und sie werden eigentlich auf ganzer Linie enttäuscht.
Technisch macht die vorgebliche Fortsetzung dabei gar nicht mal so viel falsch. Das mag vielleicht nicht immer dem entsprechen, was 2008 möglich gewesen wäre, solide umgesetzt ist das aber schon. Schaut man dann mal näher hin, fällt irgendwann auf, daß Kite Liberator im Grunde nur die Äußerlichkeiten des Vorgängers aufgreift, also hauptsächlich die knallharte, kompromisslose Action, die übergriffigen Ecchi-Momente (brutalen und auch noch unzensierten Sex wie in "A Kite" hat man sich nicht getraut), blutjunge Frauen, die allerhand übergriffige Sexualverbrecher stilvoll, gnadenlos und effektiv um die Ecke bringen (ohne auch nur einen Gedanken an die Tatortreiniger zu verschwenden) plus das düstere, verkommene Setting der urbanen Gosse, das mindestens seit Akira dieses Genre dominiert.
Angereichert wurde das Ganze durch Zutaten wie Weltraum als Ort von Anime-wissenschaftlich bedenklichen Vorfällen, ein wenig dort angesiedeltes
SoL, um damit tüchtig
foreshadowing zu betreiben, desgleichen bei
Monaka, die ein eigenartiges Doppelleben führt; sowie als Höhepunkt der Veranstaltung Alien-kun, der die ganze trübe Brühe etwas aufmischt. Naja, nicht direkt Alien, aber so ähnlich. Dazu noch der verzweifelte Versuch, dezente Humoreinlagen zu setzen, die nur leider allesamt das Haltbarkeitsdatum schon längst überschritten haben.
Wenn bei dieser durchaus vielversprechenden Mischung aber überhaupt etwas zündet, dann am ehesten als Rohrkrepierer. Woran das liegt, könnte wahrscheinlich
Kazuki Sendou erklären. Denn der macht sich eines Tages daran, den ultimativen Manga zu kreieren. Indem er die Lieblingsmotive jeder Otakugruppe einbaut. Magical Girl, Tsundere, Nekomimi, Mecha, Maido und was weiß ich noch alles …
Das Resultat geht gepflegt nach hinten los. Und genau das passiert bei Kite Liberator auch. Denn am Ende mangelt es an einer durchgehenden Geschichte, an einer tragfähigen
Backstory, an konsistenten Zusammenhängen, an den fein gesponnenen Fäden, die das alles zusammenhalten.
Von all dem, was "A Kite" ausgemacht hat, ist hier nichts zu spüren. Die Geschichte ist in nichts eingebettet, die erzählerische Linie ist frei schwankend und eigentlich beliebig. Wie Monaka dazu kommt, einerseits als tapsige Maid zu kellnern und andererseits auf Verbrecherjagd zu gehen, bleibt im Dunkeln; wer dahintersteckt und welche Motive oder Ziele verfolgt werden, genauso. Daß alles in einem Cliffhanger erster Güte endet, ist da fast schon egal. Nicht mal mit unfreiwilligen Komikeinlagen wird die Geduld des Zuschauers belohnt.
Man gibt sich mysteriös, indem man zwei Drittel der Geschichte in undurchdringliche Finsternis hüllt, indem man Geballer inszeniert, ohne daß dessen Sinn und Ziel einigermaßen klar erkennbar wäre. Dabei hat alles eigentlich ganz vielversprechend angefangen, mit Space-Opera-würdigen Einstellungen samt fetter spätromantischer Filmmusik, realistischer Flugphysik und überhaupt ganz annehmlichem CGI.
Statt auf eine solide Geschichte setzt Kite Liberator eher auf Effekte und Versatzstücke eines Plots, der nirgends eingelöst wird, so daß auch die Effekte im Nirgendwo verpuffen. Der einzige sinnvolle Einsatz dieser OVA könnte darin liegen, nebenher ein oder zwei Flaschen Bier runterzukippen. Vielleicht wird dadurch der Film auch ein wenig besser.
Beitrag wurde zuletzt am 19.05.2021 15:43 geändert.