Ponyo: Das große Abenteuer am Meer (2008)

Gake no Ue no Ponyo / 崖の上のポニョ

Rezensionen – Ponyo: Das große Abenteuer am Meer

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Ponyo: Das große Abenteuer am Meer“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Firo#1
Gake no Ue no Ponyo ist das neueste Werk Miyazakis aus dem Hause Ghibli. Einmal mehr eines aus der Abteilung „für Kinder“. Ähnlich dem bekannten Schloss im Himmel, widmet sich auch dieser Film eher dem jüngeren Publikum, was schon durch die sehr jungen Charaktere deutlich wird. Allerdings entfaltet der Film zu keiner Zeit das gewisse Flair was einen Ghibli sonst ausmacht; vielmehr bekommt der Zuschauer rund 100 Minuten, mehr oder weniger, Langeweile geboten - sofern man nicht von der fantastischen und zauberhaften Geschichte eingefangen wird. Was bei mir nicht nur aufgrund meines Alters nicht gelang, sondern auch wegen der erzähltechnischen Schwächen.


Im Grunde geht es in der Geschichte, um den kleinen Sōsuke, welcher eines Tages einen kleinen magischen Fisch findet. Diesen tauft er, aufgrund ihrer magischen Fähigkeiten, Ponyo. Sofort sind die beiden ein Herz und eine Seele, was dem Vater des „Fisches“ nicht sonderlich behagt und deshalb die beiden auch schnell wieder trennt. Ein Abenteuer beginnt um die Freundschaft und das erhoffte Wiedersehen der Beiden. Leider verbleibt die Geschichte auf eben dieser Ebene und weiß nicht mal mit dieser zu begeistern. Was auch an den sehr blass bleibenden Charakteren liegt, welche nicht einen Fingerhut voll „Tiefe“ abbekommen haben.

Auch die Präsentation ist leider nicht so gelungen. Zwar stimmt der „Ghibli-Wiedererkennungsfaktor“ - dem typischen Charakterdesign sei Dank – doch, die gewohnte Qualität vermisst man schon, in der einen oder anderen Animation. Nicht wirklich schlecht, doch eben nicht wirklich gut. Zu wenig bzw. zu schlicht wurden die rasanten Passagen in Szene gesetzt, auch mangels der üblichen Effektspielerei. Der Sound ist wohl das Enttäuschende bei dieser Produktion, die BGM praktisch nicht vorhanden, so dass der Zuschauer zu oft in der Stille verweilen muss (sehr viele Dialoge gibt es nicht in dem Film). Aber auch der Soundtrack samt Abspannmusik hat meinen Geschmack ganz und gar nicht getroffen, zu kindisch und unspektakulär kommt das seicht Geträllerte rüber.

Fazit:
Ganz so schlecht, wie ich das darstelle, ist dieser Film nun nicht. Allerdings, insgesamt gesehen, schon eine ziemliche Enttäuschung, welche im Vergleich zu den anderen Fantasy vom Studio Ghibli à la Mononoke Hime, Die Chroniken von Erdsee und selbst dem erwähnten Schloss im Himmel bzw. dem Wandelnden eine herbe Niederlage einstecken muss. Für Kinder sicherlich geeigneter, als für Leute, welche einen gewissen Anspruch an eine Handlung stellen.
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Avatar: Ataru#2
Anspruch:wenig
Action:mittel
Humor:mittel
Spannung:mittel
Erotik:nichts
Herzerwärmender Familienfilm mit überwältigender Fantasie und Fabulierlust. Ein Must-see.

Die Handlung des neuesten Films von Hayao Miyazaki, Gake no ue no Ponyo, kurz umrissen: Das kleine Fischmädchen Ponyo verlässt gegen den väterlichen Willen dessen magisches Unterwasserreich, um die Welt über der Wasseroberfläche mit eigenen Augen zu entdecken. Sie verfängt sich in einer weggeworfenen Flasche und wird am Strand des Fischerdorfs Ura vom fünfjährigen Jungen Sosuke gerettet. Dabei leckt Ponyo eine kleine Schnittwunde von Sosuke heil, was dazu führt, dass sie allmählich Menschgestalt annimmt und später nach einem erneuten Ausbruch aus dem Elternheim ihre grosse Liebe Sosuke aufsucht. Doch ihr Wunsch, ein Mensch wie Sosuke zu werden, birgt Risiken, bringt Naturgewalten aus den Fugen und lässt längst vergessene Wesen aus der Meerestiefen auftauchen...

Die drei letzten Filmen von Hayao Miyazaki – Mononoke Hime, Chihiro und Howl’s moving castle – machten ihn als Regisseur und das Studio Ghibli im Westen der Allgemeinheit bekannt. Seine Filme sind einfallsreiche, tiefschichtige Fantasiewerke mit beeindruckenden Fabelwesen und teils bedrohlich-düsteren Szenen.

So kennt man eben meist das "Miyazaki-Universum", und so ensteht jedesmal vor einem seiner weiteren Filmen, ob neu oder alt, eine gewisse Erwartungshaltung, die erfüllt werden will. Genau so kann man aber auch von seinen weiteren Werken enttäuscht werden. Sieht man einen Film wie Totoro oder Laputa erst nachdem man Chihiro oder Mononoke Hime für sich entdeckt hat, so ist man teils von der (vermeintlichen) „Simplizität“ dieser älteren Filme enttäuscht, erwartet man doch tiefschichtigere Figuren und komplexere Handlungen. Geht man nun mit derselben Einstellung an den neuesten Spielfilm von Miyazaki heran - Ponyo -, so wird man auch hier zwangsläufig irgendwie enttäuscht. Dabei besitzt Kage no ue no Ponyo den entwaffnenden kindlichen Charme seiner älteren, einfacheren Familienfilme wie Totoro oder Panda Kopanda.

Überwältigende Fantasie und Fabulierlust durchzieht Ponyo. Der Film ist eine Ode an das Meer und eine Liebeserklärung für die einfachen Leute, die am Meer leben. Es ist ein fantastischer, einfach zu folgender Film für die ganze Familie mit sehr sympathischen und niedlichen Hauptfiguren. Neben dem grossen „Jöh, wie knuffig“-Faktor, der hauptsächlich von Ponyos kindlicher Aufgewecktheit und ihrer platonischen Liebe zu Sosuke zehrt, beeindrucken auch die alten Damen aus dem Altenheim und besonders Sosukes junge Mutter Lisa, eine dynamische Powerfrau ganz im klassisch-miyazakischen Sinne; sie fährt Auto wie der letzte Henker und kann ganz schön aufbrausend sein, doch ihre reine Anwesenheit bedeutet für Sosuke – und rückwirkend für alle jungen Zuschauer – Sicherheit und Geborgenheit. Lisa ist die Wunschmutter aller Kinder.
Hier zeigt sich, wie perfekt der Film für junge Zuschauer zugeschnitten ist und wie Miyazaki darum bemüht ist, drei Generationen in Harmonie zueinander zu bringen: Die alten Damen sind gegenüber Sosuke nett und hören ihm aufmerksam zu; Sosuke beschenkt die Alten mit seiner Aufmerksamkeit und selbstgebasteltem Spielzeug; Lisa kümmert sich um die Pflege der Alten und schmeisst Zuhause für Sosuke und Ponyo trotz des grossen Unwetters souverän den Haushalt, usw.


Technisch-künstlerische Seite


Ponyo ist weiter auch ein optischer Leckerbissen; er ist definitiv ein Film für Animationsfilm-Fans. Selten hat ein klassischer 2D-Zeichentrickfilm das Element Wasser in all seinen Erscheinungsformen – sprudelnd, spritzend, aufschäumend, blubbernd... – so überzeugend auf die Leinwand gebracht. Gerade die technisch-künstlerische Seite des Films beeindruckt und ist spannend wenn man bedenkt, dass Ghibli gänzlich auf die Hilfe von 3D-Rendersequenzen verzichtet hat und das Aussehen der klassischen Cel-Animation immitiert. Wüsste ich nicht eines Besseren, so hätte ich schwören können, dass hier Cels und Celfarben zum Einsatz gekommen wären (u.a. wegen den dickeren Umrissen der Figuren und der begrenzteren Farbpalette...), der Film ist aber Digital Ink & Paint.

Die Umrisse der zu animierenden Gegenstände sind verglichen mit den anderen Ghibli-Filmen der letzten 10 Jahren etwas schlichter ausgefallen, und für das Character Design der Figuren wie Sosuke und Lisa wurde ein leicht rundlicher Stil gewählt. Dadurch wirkt der Film optisch weicher und einfacher als die letzten Filme des Studios (böse Zungen würden sagen, der Film wirke "kindlicher" ;->). Verstärkt wird dies durch die speziellen Hintergründe, die weniger fotorealistisch als in den früheren Filmen daherkommen, sondern mehr den Touch von Wachsmalstifte tragen. Hinzu kommt die besondere stillistische Wahl, dass die Umrisse aller Gebäuden und Gegenständen sich durch leicht krumme Linien auszeichnen.

Bei der traditionellen 2D-Zeichentrick-Animation gibt’s nichts zu bemängeln. Ganz im Gegenteil: Der Film besticht durch eine ausgeprägte Beobachtungsgabe und ein Gefühl für Bewegungen. Der Film besteht aus über 170'000 Einzelzeichnungen, und das sieht man ihm auch an. Die Animatoren haben sich viel Mühe bei der Gestik und Mimik von Kleinkindern gegeben. Wenn der kleine Sosuke etwa einen Eimer voller Wasser eine steile Treppe hinunterträgt, so spürt man, wie sehr er aufpassen muss, um sein Gleichgewicht halten zu können. Oder wenn Sosukes Mutter Lisa mit zwei Kindern unter ihren Armen die Haustüre mit ihrem Fuss hinter sich zumacht. Das sind so feine Details, die mein Herz erwärmt haben. Selbstredend gibt es auch in Ponyo die eine atemberaubende Ghibli-Szene, die einem auch lange nach dem Film in Erinnerung bleiben wird. Hier ist es Ponyos Lauf auf den Wellen, wo sie versucht, Lisas Auto einzuholen. Das ganze perfekt Untermalt mit einem Arrangement von Wagners Walkürenritt.

Lange Worte kurz zusammengefasst: Schaut euch diesen Film bei Gelegenheit an, am besten auf Grossleinwand, um die tolle Animation auch wirklich geniessen zu können. Geht dabei von einer einfachen Handlung aus, die den Zuschauern nicht alles erklären will und es letztendlich auch nicht machen muss.
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Avatar: Thratron#3
>Ponyo<. Eindeutig der bisher kindlichste Film den ich von Ghibli gesehen habe und hat eindeutig die primäre Altersgruppe bei Kleinkindern – immerhin sind die Protagonisten selbst welche. Aber auch als Erwachsener kann man sicher hier viel Spaß haben und es hat etwas von einem entspannten Tag am Strand, wo man einfach nur die Wellen genießt und dumm vor sich hin lächelt.


1. Animation

Der Stil bewirft den Zuschauer, wie für das Studio üblich, mit unzähligen kleinen, hübschen Details, Bewegungen und dynamischen Massenszenen. Besonders der Anblick des vor Leben übersprühenden Ozeans (etwas was wir in einigen Jahren ziemlich vergessen können) ist sehr überwältigend. Doch man sollte eine Warnung ausgeben: Die gesamte Optik ist extrem kindlich und süß gemacht – was man an den bunten Hintergründen am besten erkennt.

2. Musik

Ein fröhlicher Soundtrack mit einigen Tendenzen zu klassischen Klängen und einem Endingsong der mich ziemlich sprachlos zurückgelassen hat – ob im positiven oder negativen bin ich mir immer noch nicht sicher.

3. Inhalt

>Ach, ist das knuddelig<, würde meine Oma zu >Ponyo< sagen.
Man erlebt eine fantasiereiche Liebesgeschichte zwischen einem 5-jährigen Jungen und der gleichaltrigen Tochter von Meeresgöttern, die als Fisch versehentlich an seinen Strand gespült wird.
Wenn man es mit solchen Hauptfiguren zu tun hat, darf man einen zuckersüßen Handlungsstrang erwarten, voller guter Laune. Es ist wirklich putzig den beiden bei ihrem spaßigem Tun zuzusehen und eine wirklich schöne Atmosphäre gibt es auch.
Man sollte natürlich auch mit keinen überdramatischen Twists, extrem bösartigen Charakteren oder auch nur einen Tropfen Triste rechnen. Dazu kommt auch der Ghibli-typische Charme, wo selbst in einem Katastrophengebiet alle lachen und völlig sorgenfrei sind.
Alles wird fein und mit einem sichtbar gradem Kurs vorangebracht, wo zwar kein nennenswertes Ziel erkennbar ist, aber es dennoch eine Richtung gibt, ohne zu den Seiten abzuflachen.
Wo man leicht verwirrt sein könnte wäre das Ende, das sehr rund über die Bühne geht, aber zur Erinnerung: Der Film ist für ein kleineres Publikum gedacht… auch wenn zugebenermaßen es mehr als genug Dinge im Film gibt, die nur Ältere verstehen.

4. Fazit

Jaaaaa… Es fällt mir gerade schwer überhaupt eine vernünftige Bewertung zu geben. Mein Lieblings-Ghibli wird >Ponyo< zwar nicht, da ich es doch eine Ecke dramatischer mag, aber dennoch hatte ich ein gutes Gefühl beim Schauen und die beiden Haupthelden habe ich sofort in mein Herz geschlossen.
Für ein Familienabend ganz sicher geeignet und wer mal Lust hat sich etwas aus dem grauen Alltag auszuklinken, sollte ebenfalls bei diesem Film fündig werden.
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Avatar: Lpark
V.I.P.
#4

"Ponyo: Das große Abenteuer am Meer" gehört zu den kindlicheren Ghiblis, für mich aber trotzdem zu den richtig guten. Als Schauplätze dieser Phantasiegeschichte werden dieses mal die Küste und das Meer gewählt, was ich sehr erfrischend fand auf meiner Reise durch die Ghibli-Filme. Entsprechend der kindlichen Handlung sind auch die Animationen warm und weich gehalten, konnten mich aber trotzdem ganz besonders begeistern. Dass die Musik in allen Ghiblis überragend ist, sollte ja bekannt sein und da macht auch dieser Film keine Ausnahme.


Der Knackpunkt, an dem sich hier die Geister scheiden werden, ist die Story. Denn diese ist recht schlicht gehalten und bietet relativ wenig Anspruch oder Ansätze zum weiterdenken, wie es etwa andere Ghiblis tun. Wer also eine geniale Story will, der ist hier eher falsch. Was dafür aber geboten wird, ist ein durchweg warmes, verzauberndes Gefühl und eine traumhafte, wohltuende Atmosphäre, die mir genauso wertvoll erscheinen, wie eine klasse Story. Man kann gar nicht anders, als die Charaktere zu lieben und sich jeder kleinsten Handlung der Kinder zu erfreuen, seien sie zum Teil noch so unspektakulär, denn kein anderes Studio schafft es in meinen Augen, Kinder so schön darzustellen wie Ghibli. Da ist es am Ende auch nur passend, dass der Film nie wirklich dramatisch oder spannend wird, sondern bis auf eine Ausnahme steht's seine "seichte", langsame Gangart beibehält. Ebenfalls ist es vollkommen in Ordnung und notwendig für die Stimmung, dass diese Ausnahme (ein Tsunami, der das Land überflutet) extrem verharmlost wird.

Obwohl ich so viel Freude an "Ponyo: Das große Abenteuer am Meer" hatte, glaube ich, dass es nicht unbedingt Viele haben werden. Nur Leute, die kein Problem mit der Kindlichkeit und der ruhigen Art des Filmes haben, werden auch wirklich Freude daran finden. Ich denke ja, dass "Ponyo" zumindest etwas "Mein Nachbar Totoro" ähnelt. Also würde ich ihn vielleicht denen empfehlen, die eben diesen mochten.
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Avatar: Slaughtertrip#5
Das Studio Ghibli beglückt Animefans schon seit Jahrzehnten mit qualitativ hochwertigen Filmen. Die Bandbreite reicht dabei von kindgerecht bis ernsthaft, von Welten reich an Fantasy-Elementen bis hin zu jenen frei von solchen. Ponyo steht eher auf der Seite der fantasievollen Filme, deren Zielgruppe sich hauptsächlich an Kinder richtet. Man denkt hier also eher an „Mein Nachbar Totoro“ als an „Prinzessin Mononoke“. Ponyo hätte durchaus das Potential gehabt, eine Art Totoro der nächsten, heranwachsenden Generation zu werden - immerhin liegen zwischen beiden Filmen ganze 20 Jahre -, der Film offenbart dafür aber doch zu viele Schwächen.

Zuallererst fällt der außergewöhnliche Zeichenstil auf. Die Farben, die die ganze Palette des Regenbogens gleichermaßen bedienen, sind kräftig und strahlend hell. Die Hintergründe sehen fast aus wie mit Wachsmalkreide oder Wasserfarben gemalt, was perfekt zu diesem Kinderfilm mit einem Setting auf einer Insel passt. Auf CGI wird hingegen komplett verzichtet, was gut zeigt, dass ein moderner Anime auf altmodische Weise animiert werden kann, ohne antiquiert zu wirken.

Während man die an der Insel vorbeiziehenden, wunderschön gezeichneten Wellen auf sich wirken lässt, fällt einem gleich eine weitere Sache auf: die Musik. Hier nahm wieder der aus anderen Ghibli-Filmen bekannte Joe Hisaishi das Zepter - oder besser gesagt: die Musikinstrumente - in die Hand. Zudem wurde Inspiration aus Richard Wagners „Die Walküre“ gezogen, was manchen Szenen eine zusätzliche Portion Epik verleiht. Aber nicht nur musikalisch gibt es Referenzen auf diese Oper. Ponyos wahrer Name - Brünnhilde - entstammt nämlich der Hauptfigur dieses Werkes.

Die Charaktere haben beinahe alle eine interessante Persönlichkeit und einen hohen Wiedererkennungswert. Im Mittelpunkt stehen Ponyo und Sōsuke. Ich würde die Beziehung der beiden als „Freundschaft auf den ersten Blick“ bezeichnen. Ponyo sieht man anfangs als Goldfisch mit menschlichem Gesicht, durchläuft während des Films aber mehrere Metamorphosen. Das Einnehmen eines Zauberelixiers trägt seinen Teil dazu bei. Das findet Sōsuke - wie es für ein 5-jähriges Kind nicht verwunderlich ist - natürlich total spannend. Und so erlebt man während des Films die wachsende Freundschaft der beiden.
Sōsukes Mutter heißt Lisa und ist eine richtige Powerfrau, die auch gut aus einem Actionfilm stammen könnte. Dass sie während dem Autofahren fast einen Unfall baut, nur um an Sōsukes Eiscreme zu lecken, geht an ihr ohne jegliche Regung vorbei. Vielleicht spricht Sōsuke sie im japanischen Original deshalb bei ihrem Vornamen an, weil sie so eine coole Mama ist. Mich hat das am Anfang etwas irritiert. Ich dachte, sie ist vielleicht die große Schwester, Tante, Stiefmutter oder dergleichen. Sōsukes Vater hingegen sieht man kaum. Er befindet sich auf hoher See… und das viel zu lange, was Lisa sauer aufstößt. Aus der Beziehung der beiden hätte man durchaus noch mehr machen können. Aber auch die Gefahren auf See, die ab Mitte des Films immer deutlicher werden und mit denen er zusehends konfrontiert wird, werden für mich zu kurz abgehandelt.
Einer der interessantesten Charaktere ist Fujimoto. Er war früher ein Mensch und ist heute ein im Meer lebender Zauberer, der - zusammen mit der Meeresgöttin Granmamare - Ponyo und ihre unzähligen Geschwister gezeugt hat. Ziemlich fantasievoll. Das Problem ist nur, dass man sonst keine weiteren Hintergrundinformationen bekommt. Es wird nur angedeutet, dass er Menschen nicht ausstehen kann und sich wahrscheinlich deshalb für diesen Schritt entschieden hat. Mich würde brennend interessieren, wie er zu einem Zauberer wurde, was für ein Leben er geführt hat, um der Menschheit den Rücken kehren zu wollen, und wie es zur Beziehung mit Granmamare gekommen ist. Das alles würde zwar vermutlich den Rahmen eines Kinderfilms mit durchschnittlicher Laufzeit sprengen, müsste aber nicht bis ins kleinste Detail durchgekaut werden. Und um ehrlich zu sein: Ich würde das sogar spannender finden als manche Szenen dieses Films.

Die Welt, in der Ponyo spielt, scheint der unseren nicht allzu unähnlich zu sein. Die meisten Fantasy-Elemente stammen nämlich von Fujimoto. Die Reaktionen der Charaktere auf seine Magie lassen mich aber ein bisschen zwiespältig zurück. Niemand scheint wirklich überrascht oder erschreckt zu sein. Auch Ponyo selbst lässt alle höchstens mit einem müden Lächeln zurück. Die Einzige, die aufgebracht von Ponyos Erscheinung ist, ist die im Pflegeheim lebende Toki. Dass sich die Bewohner an Fujimotos Zauberei gewöhnt haben, scheint jedenfalls keine Erklärung zu sein, da nicht einmal Lisa ihn kennt. Es ist nicht wirklich ersichtlich, wie präsent Übernatürliches in dieser Welt ist, da der Film fast ausschließlich auf der Insel spielt. Ansonsten wird diese Welt noch von Göttern bewohnt, wobei man nur die Meeresgöttin Granmamare zu Gesicht bekommt. Vielleicht hätte es dem Film sogar besser getan, wenn nur Sōsuke mit Ponyo und allem Übernatürlichen konfrontiert gewesen wäre und man die Erwachsenen außen vor gelassen hätte. Bei Totoro hat das jedenfalls wunderbar funktioniert.

Wie es für Ghibli-Filme von Hayao Miyazaki nicht unüblich ist, gibt es auch hier Kritik an der Umweltverschmutzung. Diese ist jedoch nicht zentrales Thema wie z.B. bei „Nausicaä aus dem Tal der Winde“. Man sieht aber schon am Anfang - als Ponyo von einem Fischdampfer eingefangen wird -, dass sich auf dem Meeresgrund allerlei Gerümpel angesammelt hat. Auch Fujimoto, der ohnehin nicht gut auf Menschen zu sprechen ist, lässt in einer Szene die Gelegenheit nicht aus, zu erwähnen, dass sowohl das Wasser als auch die Luft verschmutzt sind.

Bis hierhin ein ziemlich stabiles Gerüst, auf das ein richtig guter Anime aufbauen kann. Die größten Probleme sehe ich aber in der Story selbst.
Die erste Hälfte ist sehr süß und unterhaltsam, während man in der zweite Hälfte anscheinend nicht wusste, in welche Richtung man sich am besten bewegen soll. Das Zauberelixier von Fujimoto führte zu Katastrophen auf der ganzen Welt. Ein Tsunami traf die Insel, Satelliten stürzten ab und sogar der Mond drohte, aus seiner Umlaufbahn zu geraten. Der Weltuntergang stand bevor. Anscheinend hat man sich gedacht, dass man einen Film nur dann spannend gestalten kann, wenn die Reiter der Apokalypse an der Tür anklopfen. Dabei ist es bei einem so süßen Kinderfilm doch überhaupt nicht nötig, so in die Vollen zu gehen. Das richtige Problem an der Sache ist aber, dass das Weltuntergangsszenario nicht konsequent durchgezogen wird. Es kommt kaum Spannung auf und die Bedrohung ist nicht wirklich zu spüren. Dabei hätte es genug Möglichkeiten gegeben, in dieser fantasievollen Welt mit den magischen Kräften von Fujimoto und Ponyo ein richtiges Feuerwerk zu veranstalten. Stattdessen treffen Ponyo und Sōsuke auf ein junges Pärchen mit ihrem Baby und unterhalten sich gemütlich, während die Welt aus den Fugen gerät. Auf mich macht es den Eindruck, als hätte man sich nicht entscheiden können, ob man den Film mit einem spannenden, actionreichen Finale aufpeppen oder sich doch eher auf die Freundschaft von Ponyo und Sōsuke und die dadurch entstehenden Probleme konzentrieren sollte. Und so hat man sich letztendlich für den unbefriedigenden Mittelweg entschieden. Bei Totoro hatte man bei den Drama-Elementen ein besseres Händchen bewiesen. Diese fanden nur in einem kleinen, privaten Rahmen statt, ohne gleich übertrieben zu wirken und trotzdem effizient zu sein.

Am Ende muss Ponyo eine Entscheidung treffen, die ihr ganzes Leben verändern kann. Ob es eine gute Idee ist, einem Kind diese wichtige Entscheidung treffen zu lassen, deren Konsequenzen sie sich auf Grund ihres Alters gar nicht so richtig bewusst sein kann? Für mich eher nicht.

Sowohl Animation, Musik und Charaktere sind toll, aber das hilft nichts, wenn der Film storymäßig in der zweiten Hälfte ziemlich absackt. Ich hätte mir gewünscht, dass entweder der Weltuntergangsquatsch ganz weggelassen und der Fokus auf die Beziehung zwischen Ponyo und Sōsuke gelegt wird oder das Drama um den Tsunami auf der Insel ein bisschen spannender gestaltet wird. So ist das leider alles ein bisschen inkonsequent. Wenn man dem interessanten, aber wenig beleuchteten Fujimoto ein paar Minuten mehr gewidmet hätte, hätten er und seine Hintergrundgeschichte ein wenig an Substanz dazugewinnen können. Dasselbe gilt für Sōsukes Vater und seine Beziehung zu Lisa. Ohne diese paar Schwachstellen hätte Ponyo durchaus in einem Atemzug mit anderen Klassikern des Ghibli-Studios erwähnt werden können. Empfehlenswert ist der Film trotzdem. Vor allem Kinder sollten sich an den von mir kritisierten Sachen nicht stören lassen. Der Film ist nämlich herzallerliebst und eine Wohltat für Augen und Ohren.
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