AsaneRedakteur
#1Dieser blöde Beschreibungstext nimmt schon in etwa die Hälfte dessen vorweg, was man vernünftigerweise zu diesem kleinen Clip schreiben kann. Inhaltlich. Technisch sieht's da ein wenig anders aus.
Nach einem heftigen Gewittersturm auf hoher See treibt ein Schiffbrüchiger auf seinem schwer demolierten Floß umher und müht sich, die paar Wassertropfen, die an den Resten des Segels hängen, zu ergattern, denn mit dem reichlich vorhandenen Meerwasser den Durst zu stillen ist keine so gute Idee. Wie er selbst feststellt. Das führt dann zu den vertracktesten Situationen, denn – wie in dieser Sorte Cartoon allgemein üblich – alsbald entwickeln die Dinge ein recht bizarres Eigenleben, rein der Komik zuliebe.
Die Nummern, die der arme Kerl hier abzieht, sind alle dem Arsenal an genretypischen Motiven entnommen, ähnlich wie beim Inselwitz, rein auf den Gag zugeschnitten und entsprechend schnell verbrannt. Der Unterhaltungswert liegt da irgendwo zwischen Zirkusclown und Kasperltheater.
»Shizuku«, zu deutsch Tropfen, gehört zu einer Reihe experimenteller Animes von Osamu Tezuka. In puncto Animation gestaltet sich das zwar nicht so wirklich anspruchsvoll, aber dafür geht er etwas weiter, als man vielleicht gedacht hat. Dem Wahn verfallen, sieht der Verdurstende schon Weiber statt Wasser und statt er sich auf ein amouröses Abenteuer einließe, schlägt er sie entschlossen in die Flucht. Prioritäten eben. Am Ende begegnet er zwei freundlichen Fremden, die er händeringend um Trinkwasser anbettelt, doch die wissen gar nicht, wo da ein Problem sein soll. Schließlich kann er doch jederzeit … – Doch das wird jetzt nicht verraten!
Der weitaus interessantere Aspekt ist, wie man an die Sache rangeht. Der Anime ist zwar nicht schwarzweiß, tut aber ziemlich viel dafür, um diesen Eindruck zu erwecken. Floß und "Himmel" bilden eine Einheit, unter der ein bräunliches Gekräusel, das wohl "Meer" darstellen soll, hindurchgezogen wird. So wirkt das ganze wie eine animierte Collage. Nicht nur mit diesen Mitteln zitiert dieser Cartoon die Anfänge des Films, sondern auch mit der Wahl der Textvermittlung. »Shizuku« ist ein Stummfilm, und Text wird demzufolge mit den beliebten Tafeln eingeblendet. Hintergrundmusik gibt es auch, und ich hoffe, daß diese nachträglich eingefügt worden ist. Denn die stellt sich als ziemlicher Missgriff heraus (Ravel: La Valse). Es gibt Tonnen an klassischer Musik, die weit eher geeignet wäre.
Im Grunde zitiert Osamu nicht nur das ganze Inventar an Schiffbrüchigen-Witzen, er bietet auch ein ziemlich komplettes Kompendium an cartoonischen Narrativen auf. Mit einfachen und doch interessanten künstlerischen Entscheidungen – wie z.B. die in Sepiabraun gehaltene Welt des Schiffbrüchigen, konstrastiert mit den gezielten Farbtupfern der Hose, der Blondinen, des gestreiften Segels. Kleinigkeiten dieser Art hebt »Shizuku« ab von anderen Zeichentrickproduktionen jener Zeit; und wollte ich eine Parallele zu jüngeren Cartoons suchen, würde ich wohl bei »Paulchen Panther« und »Herr Rossi« hängenbleiben.
Fazit:
Nur für Leute, die wissen, was sie sich da antun.
Nach einem heftigen Gewittersturm auf hoher See treibt ein Schiffbrüchiger auf seinem schwer demolierten Floß umher und müht sich, die paar Wassertropfen, die an den Resten des Segels hängen, zu ergattern, denn mit dem reichlich vorhandenen Meerwasser den Durst zu stillen ist keine so gute Idee. Wie er selbst feststellt. Das führt dann zu den vertracktesten Situationen, denn – wie in dieser Sorte Cartoon allgemein üblich – alsbald entwickeln die Dinge ein recht bizarres Eigenleben, rein der Komik zuliebe.
Die Nummern, die der arme Kerl hier abzieht, sind alle dem Arsenal an genretypischen Motiven entnommen, ähnlich wie beim Inselwitz, rein auf den Gag zugeschnitten und entsprechend schnell verbrannt. Der Unterhaltungswert liegt da irgendwo zwischen Zirkusclown und Kasperltheater.
»Shizuku«, zu deutsch Tropfen, gehört zu einer Reihe experimenteller Animes von Osamu Tezuka. In puncto Animation gestaltet sich das zwar nicht so wirklich anspruchsvoll, aber dafür geht er etwas weiter, als man vielleicht gedacht hat. Dem Wahn verfallen, sieht der Verdurstende schon Weiber statt Wasser und statt er sich auf ein amouröses Abenteuer einließe, schlägt er sie entschlossen in die Flucht. Prioritäten eben. Am Ende begegnet er zwei freundlichen Fremden, die er händeringend um Trinkwasser anbettelt, doch die wissen gar nicht, wo da ein Problem sein soll. Schließlich kann er doch jederzeit … – Doch das wird jetzt nicht verraten!
Der weitaus interessantere Aspekt ist, wie man an die Sache rangeht. Der Anime ist zwar nicht schwarzweiß, tut aber ziemlich viel dafür, um diesen Eindruck zu erwecken. Floß und "Himmel" bilden eine Einheit, unter der ein bräunliches Gekräusel, das wohl "Meer" darstellen soll, hindurchgezogen wird. So wirkt das ganze wie eine animierte Collage. Nicht nur mit diesen Mitteln zitiert dieser Cartoon die Anfänge des Films, sondern auch mit der Wahl der Textvermittlung. »Shizuku« ist ein Stummfilm, und Text wird demzufolge mit den beliebten Tafeln eingeblendet. Hintergrundmusik gibt es auch, und ich hoffe, daß diese nachträglich eingefügt worden ist. Denn die stellt sich als ziemlicher Missgriff heraus (Ravel: La Valse). Es gibt Tonnen an klassischer Musik, die weit eher geeignet wäre.
Im Grunde zitiert Osamu nicht nur das ganze Inventar an Schiffbrüchigen-Witzen, er bietet auch ein ziemlich komplettes Kompendium an cartoonischen Narrativen auf. Mit einfachen und doch interessanten künstlerischen Entscheidungen – wie z.B. die in Sepiabraun gehaltene Welt des Schiffbrüchigen, konstrastiert mit den gezielten Farbtupfern der Hose, der Blondinen, des gestreiften Segels. Kleinigkeiten dieser Art hebt »Shizuku« ab von anderen Zeichentrickproduktionen jener Zeit; und wollte ich eine Parallele zu jüngeren Cartoons suchen, würde ich wohl bei »Paulchen Panther« und »Herr Rossi« hängenbleiben.
Fazit:
Nur für Leute, die wissen, was sie sich da antun.
Beitrag wurde zuletzt am 13.05.2022 02:28 geändert.
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