Dieser Film wurde nach der Ausstrahlung von Episode 194 von »
Dragon Ball Z« veröffentlicht. Kurz zu dieser Episode: Der
Cell-Arc ist vorbei.
Dieser Film selbst spielt jedoch kurz
vor den
Cell-Spielen, genauer gesagt während der zehn Tage Vorbereitungszeit auf das Turnier. Diese OVA ist nicht
canon, was daran zu erkennen ist, dass viele non-canon-Charaktere aus anderen Filmen auftauchen, z. B.
Tales,
Lord Slug oder auch
Cooler.
Broly hat zwar keinen Auftritt, wird aber namentlich erwähnt. Im Prinzip zeigt dieses OVA somit, dass die Geschehnisse jener Filme, aus denen besagte Charaktere stammen, allesamt im selben Paralleluniversum spielen.
Aus Japan kommen viele schräge Dinge. Eines dieser schrägen Dinge ist diese OVA. Sie wurde damals auf VHS als eine Art visuelles Guide Book zum Famicon-Videospiel »
Dragon Ball Z Side Story: Plan to Eradicate the Saiyans« veröffentlicht. Später gab es ein
Remake dazu. Leider erkennt man auch ganz deutlich, dass diese OVA auf einem Videospiel basiert …
Die Handlung wurde aufgeteilt in eine
Earth Saga und in eine
Space Saga. Für den Zuseher ist das eigentlich irrelevant. Es wechseln einfach nur die Schauplätze. Die Earth Saga beginnt damit, dass die Erde angegriffen wird. Nicht jedoch durch Ki-Strahlen schießende Muskelprotze, sondern durch tödliches
Destron-Gas. Dieses tritt aus vier
Generatoren heraus, die in allen Himmelsrichtungen verteilt aufgestellt wurden. Alle vier Orte sind ganz verschieden designt für ein Höchstmaß an Abwechslungsreichtum. Und natürlich sind es nicht irgendwelche Orte, sondern ganz besondere Orte: der
Grand Apron, die
Pyramiden, der
Poco-Poco-Vulkan und das
Land des Eises. Jeder Bösewicht, der etwas auf sich hält, kann solche Dinger doch nicht einfach an irgendeiner Straßenecke aufstellen! Erwartungsgemäß teilen sich die »Z-Kämpfer« auf und zerstören die Generatoren einen nach dem anderen. Diese werden zwar von beliebigen
Monstern beschützt, doch für
Son Goku und Co. stellen diese keine besonders große Herausforderung dar. Wer diese Monster sind, woher sie kommen und andere Fragen werden nicht beantwortet. Für ein altes Videospiel ist das vielleicht nicht unbedingt nötig, doch bei einem Film erwartet man sich vermutlich schon eher die eine oder andere Hintergrundinformation. Wie die Zerstörung der Generatoren auf den Bildschirmen der Zuseher abläuft, könnte man als »interaktiv« bezeichnen. Vielleicht aber auch als »antikes Mixed-Media-Projekt«. Man kombiniert diesen Film mit Elementen aus dem Spiel, indem man eine
Landkarte aus dem Spiel (eine Vermutung meinerseits) einblendet. Das Ergebnis ist interessant. Nicht wirklich
gut, aber interessant … Die MIDI-Sounds, die man währenddessen zu hören bekommt, sind auch nicht gerade das Gelbe vom Ei.
Die vier Generatoren wurden zerstört und es herrscht wieder Frieden, hurra. Plot Twist, nein tut es nicht, denn es gibt noch einen fünften Generator. Hier fängt dann der Kern der Handlung an bzw. das, was den Film einigermaßen interessant macht und wofür es sich lohnt, überhaupt darüber zu reden. Bewacht wird dieser letzte Generator nämlich nicht von Monstern (deren Rasse man danach übrigens nie wieder zu Gesicht bekommt), sondern von alten Bekannten: von den eingangs erwähnten Tales, Lord Slug und Cooler. Und weil
Freezer schon immer ein beliebter Charakter war, hat man diesen auch gleich in die Riege der Movie-Villains geworfen. Die OVA möchte die Gunst des Zusehers gewinnen, indem es vielen alten Charakteren ein Comeback verschafft. Dieselbe Strategie wendet auch »
Super Dragon Ball Heroes« an, nur dass diese OVA mit den ganzen Charakteren nicht ganz so inflationär herumwirft wie »
Heroes«, das neben »
Evolution« zu den miesesten Veröffentlichungen dieses Franchise gehört. Es handelt sich bei diesen Charakteren aber nicht um die Originale, sondern um
Geisterkrieger. Sie sind der manifestierte Hass auf die Saiyajins. Dass ausgerechnet Tales, ein Saiyajin (!), einen Hass auf seine eigene Rasse besitzt, ist fragwürdig. Das scheint auch den Produzenten aufgefallen zu sein, weshalb man nach einer Lösung für dieses Problem gesucht, es aber nicht gefunden hat. Die Begründung (»I, a Saiyan, was killed by a Saiyan.«) ist nur wenig überzeugend. Die Kampfkraft der Geisterkrieger ist unabhängig von jener der Originale. Das »muss« sie auch sein, denn sonst wären die Krieger nicht stark genug, um für spannende Kämpfe zu sorgen. Spannend sind die Kämpfe aber ohnehin nicht. Was die Geisterkrieger mit Geistern gemein haben, ist ihre Quasi-Unzerstörbarkeit. Sterben sie, tauchen sie wieder auf. Getötet werden können sie aber dennoch, und zwar indem man sie auf dieselbe Weise tötete, wie sie ursprünglich gestorben sind. Beim Remake können sie erst getötet werden, wenn man vorher die Destron-Gas-Generatoren zerstört hat. Das ist zwar weniger
weird, erinnert dafür aber noch stärker an eine Videospiel-Quest.
Nach dem Kampf gegen die Geisterkrieger stellt sich heraus, wer der wahre Antagonist ist. Und dann wird ihnen auch noch von Alleswisser
Meister Kaio gesagt, dass sie diesen erst besiegen müssen, um den letzten Generator kaputt zu kriegen. – Verflixt nochmal! Sobald die zweite Hälfte dieses Films – also die Space Saga – beginnt, geht alles sehr schnell. Man sieht nicht einmal, dass unsere Helden gelandet sind, und schon kämpft Son Goku gegen einen
Roboter. Dieser hat sogar einen Namen (
Godgardon), nur erfährt man ihn nicht. In den 60 Minuten, die dieser Film dauert, war wohl kein Platz mehr für die Hintergrundgeschichte einer Blechbüchse. Son Goku und die anderen landen auch viel zu schnell auf dem
Dark Planet. Dieser befindet sich am Rand des Universums. Die OVA gibt einem jedoch das Gefühl, als wäre die Reise von der Erde zu einem Planeten am Rand des Universums ein Katzensprung. Im gesamten Franchise wurde schon oft durch das Universum gereist. Manchmal war man Wochen, manchmal Monate unterwegs. In der Space Saga gibt es übrigens auch wieder jede Menge verpixelte Landkarten. Man erkennt so ungefähr, was
das,
das und
das sein sollen.
Eine der spannendsten Geschichten der »
Dragon Ball«-Lore ist der Ursprung der Saiyajins. Was damals passiert ist, wurde immer wieder aufgegriffen – manchmal erweitert, manchmal verändert. In dieser OVA wird erzählt, dass die Saiyajins auf dem Planeten
Plant (jetzt: Planet Vegeta) gelandet sind und um Asyl gebeten haben. Die
Tsufurujins, die diesen Planeten bewohnt haben, gewährten ihnen ihre Bitte. Doch dann, so heißt es, wurde ein Mann mit außergewöhnlichem Intellekt geboren, der den Tsufurujins ebenbürtig gewesen sein soll. Es war
König Vegeta. Auf mich wirkte er immer wie ein ganz normaler Typ. Im Vergleich zu den restlichen Saiyajins war er aber vielleicht wirklich ein Genie … König Vegeta führte eine Rebellion gegen die Tsufurujins an. Letzten Endes verloren die Tsufurujins den Krieg. Doch ein Mann überlebte:
Dr. Raichi, der Klügste aller Tsufurujins. Und der will jetzt natürlich Rache. Sein Charakterdesign hebt sich stark von jenem ab, das die Tsufurujins in der Serie haben. Dort sehen sie wie gewöhnliche Menschen aus. Den Produzenten war ein Antagonist, der aussieht wie ein ganz normaler Mensch, wohl zu langweilig. Main Villains müssen was hermachen! Sein spezielles Aussehen hat aber vielleicht auch einen anderen, spoilerwürdigen Grund …
Er ist auch nur ein Geisterkrieger. Als er noch lebte, sah er
so aus.
Der echte Main Villain ist der schwer auszusprechende
Hatchiyack. Dieser ist die Inkarnation der von Dr. Raichi erschaffenen
Maschine, die Hass in Energie umwandeln kann. Diese Maschine ist es auch, welche die Geisterkrieger erschaffen hat. Hatchiyack besitzt ein imposantes Erscheinungsbild, und Son Goku meint, Hatchiyack sei sogar stärker als Broly. Da Brolys Kampfkraft jedoch nie konstant ist, hat diese Aussage wenig Bedeutung. Hatchiyack gehört zu der Sorte Villain, die groß und muskelbepackt ist und furchteinflößend aussieht, aber komplett stoisch, fast schon stumm ist. Ihm fehlt es also an Persönlichkeit. Diese liefert jedoch Dr. Raichi. Während der eine nur für die Kampfszenen zu gebrauchen ist, besitzt der andere eine Hintergrundgeschichte und ein Motiv für seine Taten. Hatchiyack und Dr. Raichi geben zusammen ein gutes Villain-Duo ab und ergänzen sich wunderbar, da ihre eigenen Schwächen von den Stärken des jeweils anderen ausgeglichen werden. Hatchiyack hat vielleicht nur eine etwas seltsame ultimative Attacke: einen
Ki-Angriff, der 15 Sekunden zum Aufladen braucht.
Die Strategie, wie man Hatchiyack besiegen kann, ist noch seltsamer. Son Goku erkennt, dass die Zeitspanne, die zwischen dem Aufladen und dem Abfeuern der Attacke liegt, immer gleich ist. Er zählt also bis 15 und alle anwesenden Saiyajins (der Sieg über Hatchiyack symbolisiert gleichzeitig auch den endgültigen Sieg der Saiyajins über die Tsufurujins) feuern ihre stärkste Attacke auf Hatchiyack ab, genau dann, wenn dieser selbst seine Attacke abfeuert. Während der 15 Sekunden, also während er völlig schutzlos ist, wird er nie angegriffen …
Man könnte jetzt noch über alle anderen Serien, Filme, Specials und Manga-Chapter sprechen, in denen die Tsufurujins und der Planet Plant vorkommen. Die meisten würden sagen: »Aber das würde den Rahmen sprengen.« Ich hab kein Problem damit, Rahmen zu sprengen. Dr. Raichi und Hatchiyack besitzen gewisse Ähnlichkeiten zu
Dr. Myuu und
Baby aus »
Dragon Ball GT«, jetzt nicht nur, was das Charakterdesign betrifft.
Dr. Gero würde gut in den Kreis der zotteligen, alten Wissenschaftler passen. Dr. Myuu und Dr. Gero
treffen in »
GT« sogar aufeinander. Im Special »
Dragon Ball: Episode of Bardock« reist
Bardock in die Vergangenheit und trifft dort auf die
Ureinwohner des Planeten Plant. Diese sehen schon eher wie von
Akira Toriyama designt aus. Starben diese Ureinwohner im Laufe der Zeit aus? Gab es eine Koexistenz zwischen diesen und den Tsufurujins? Vieles weiß man nicht, was unter anderem daran liegt, dass inzwischen schon so viel umgeschrieben und hinzugedichtet wurde, dass kaum eine Plot-Hole-lose Hintergrundgeschichte entstehen kann. In »
Dragon Ball Super« erfährt man etwas mehr über den Planeten
Sadala, von dem die Saiyajins ursprünglich stammen, auch wenn man nur den Planeten und dessen Einwohner aus »unserem« Zwillingsuniversum – also aus
Universum 6 – zu sehen bekommt.
Die gesamte Atmosphäre dieses Films ist sehr ernst – wie alle »
Z«-Filme, sobald die Kämpfe beginnen. Man scheut sich glücklicherweise nicht vor Comedy, denn diese rettet den Film so einigermaßen. Mein persönliches Comedy-Highlight:
Piccolo kämpft gegen eines der
Monster. Währenddessen wird eine ganz ulkige BGM gespielt. Zu einem richtigen Kampf kommt es nicht, denn das Monster jagt sich selbst in die Luft und zerstört dadurch auch den Generator mit dem Destron-Gas. Piccolos Reaktion auf diese beispiellose Doofheit, die sich vor seinen Augen abgespielt hat: »I never thought there would be anyone stupider than
Satan.«
Musik gibt es anscheinend
keine.
Gewinnen Son Goku und seine Freunde am Ende? Das will ich an dieser Stelle nicht verraten. Aber zumindest hüpfen
Son Gohan und
Trunks völlig über-euphorisch und etwas grenzdebil in die
Luft. Diese OVA ist vermutlich kein Grund für Luftsprünge, aber zumindest ist sie ein Unikat in diesem Franchise. Freunde von Kuriosem werden ihre Freude damit haben, wenn auch nur deshalb, weil es hier so einige Dinge zu belächeln gibt.
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