Der Graf von Monte Christo: Gankutsuou (2004)

Gankutsuou / 巌窟王

Rezensionen – Der Graf von Monte Christo: Gankutsuou

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Der Graf von Monte Christo: Gankutsuou“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: DeBaer#1
Da es mir absolut nicht liegt 1000 Seiten starke Schinken zu wälzen habe ich den Roman "Der Graf von Monte Cristo" nie gelesen und somit im Vorfeld auch nicht die geringste Ahnung vom Inhalt dieser Serie gehabt. Doch jetzt nach dem ich mir diesen Anime angeschaut habe überlege ich tatsächlich ernsthaft ob ich das lesen des Romans nicht doch nachholen sollte. Es ist wirklich unheimlich lange her das mich ein Anime so dermaßen fasziniert hat wie Gankutsuou. Es ist kaum zu glauben dass ausgerechnet GONZO für dieses Werk verantwortlich ist, angesichts einer so tiefen und fesselnden Story und ebenso großartigen Protagonisten. Im Gegensatz zu Last Exile, was nur optisch wirklich begeistern konnte, trumpft Gankutsuou nicht allein durch qualitativ hochwertige Animationen auf sondern auch durch einen durch und durch genial durchdachten Handlungsverlauf der nie auch nur für einen Moment von seiner spannenden Tiefgründigkeit ablässt und den Zuschauer geschickt mit vielen verzweigten Strängen im Plot immer mehr in die Story eintauchen lässt. Das GONZO einen Roman als Vorlage zur Verfügung hatte zeigt sich in diesem Falle mehr als deutlich. Gleiches kann man über die Charaktere sagen die neben der Story ganz ohne Zweifel einer der großen Stützpfeiler dieses Animes darstellen und einige Personen hervorbringen die sich unvergesslich im Gedächtnis des Zuschauers fest setzen, allen voran der geheimnisvolle und mysteriöse Edmont Dantes der so gut wie alle mir bisher bekannten männlichen Hauptfiguren in punkto Ausstrahlung und Faszination meilenweit hinter sich lässt. Es fällt einem schon nach wenigen Episoden schwer mit dem Schauen aufzuhören und das Verlangen, unbedingt wissen zu wollen wie es weiter geht, steigert sich von Episode zu Episode irgendwann ins schier unermessliche. Unmengen an Fragen und mysteriöse Vorkommnisse tun ihr übriges dazu dass man nicht eher ruhen will bis man Antworten bekommt. Dennoch ist das Tempo der Story nie frustrierend und zum Stillstand kommt sie ebenfalls nicht, da sich in jeder einzelnen Episode dem Zuschauer neue kleine Puzzleteile erschließen die es zu einem großen Gesamtbild zusammen zu fügen gilt das am Ende sehr überraschende und unerwartete Formen an nimmt. Doch bis dahin ist es für den immer neugieriger werdenden Zuschauer ein langer Weg dessen Pfad neben einer dunklen morbiden Atmosphäre zusätzlich mit viel Drama und Romantik gepflastert ist. Eines steht fest: Sollte man zu der Sorte von Leuten gehören die auf immens anspruchsvolle Unterhaltungskost großen Wert legen so stellt Gankutsuo einen unumgänglichen Must-Watch dar. Wer damit nichts anfangen kann und lieber leicht bekleidete Mädchen oder stupide Action ohne Tiefgang bevorzugt der ist hier leider an der falschen Adresse. Gankutsuou überzeugt durch seine intelligente Handlung und Charaktere und sollte nur von Personen angeschaut werden die sich geistig bereits im adultem Stadium befinden und somit den immens großen Wert dieses Animes zu schätzen wissen. Ein Juwel den man sich unter keinen Umständen entgehen lassen sollte!

Animation

Innovativ und außergewöhnlich, waren die ersten Worte die mir durch den Kopf gingen als ich die Animationen von Gankutsuou in ihrer vollen Pracht bewundern durfte. GONZO hat sich mit der visuellen Präsentation dieser Serie einmal mehr selbst übertroffen und setzt in dieser Kategorie erneut Maßstäbe die die Messlatte, für alle zukünftigen Animes, in schier unerreichbare Höhen legen. Gankutsuo ist visuell ein einziges Kunstwerk und zieht der Serie ein Gewand an das wie auf den Leib der Geschichte um den Grafen von Monte Cristo geschneidert daher kommt. Apropos Gewand: Besonders auffällig ist die Art wie die Kleidung der Protagonisten gestaltet worden ist: Die Texturen auf den Kleidern, Jacketts und Hosen sind wunderschön anzuschauen und die Muster selbiger sind so manches Mal richtige kleine Kunstwerke die an die Gemälde großer Künstler erinnern. Die Backgrounds sind komplett mit CGI modelliert und so mancher Schauplatz bietet eine Unmenge an Details während andere allein durch die Farbwahl beeindrucken und für sehr viel Atmosphäre sorgen. Hier liegt allerdings auch mein einziger klitzekleiner Kritikpunkt: Manchmal sind die Hintergründe so bunt das die Figuren förmlich mit ihnen verschmelzen und das irritiert ein klein wenig. Das hält sich zum Glück aber arg in Grenzen und später ist dieser Umstand kaum mehr auszumachen. Ebenfalls sehr gefallen hat mir das Design der Charaktere und besonders die weiblichen Darstellerinnen sind so gut wie immer eine einzige Augenweide. Die Charaktere bewegen sich absolut flüssig und auch die Action-Szenen, die zum Großteil aus einigen wenigen Fecht-Duellen bestehen, fallen sehr dynamisch und realistisch aus. Besonders hervor zu heben sind hier ohne Zweifel die atemberaubenden Duelle in Episode 18 und 23: Da fallen die Kinnladen gleich reihenweise nach unten und sogar Luftschlachten a la "Last Exile" verblassen im Vergleich zu dem was dem Zuschauer da geboten wird. Man MUSS die Animationen einfach selbst erleben, es ist nämlich unmöglich mit Worten zu vermitteln wie prächtig dieser Anime aussieht! Gankutsuou gehört ganz klar zu den visuellen Highlights der letzten Jahre und ich kann es schon jetzt gar nicht abwarten mir diesen Anime in DVD-Qualität anzuschauen!!!

Sound

Gut, es ist nicht von der Hand zu weisen das das Opening wie die Faust aufs Auge passt und die emotionale Seite der Serie sehr schön hervor hebt aber es ist nun mal nicht die Art von Musik die ich favorisiere, um es mal vorsichtig auszudrücken. Das Ending ist schon mehr nach meinem Geschmack und zeigt sich, im Gegensatz zum sanften OP-Song, von der rockigen Seite und ebenso vortrefflich passend, dieses Mal allerdings zum düsteren Gesicht der Serie. Was die BGM angeht so bietet sie zum größten Teil sehr orchestral klingende Stücke mit allem drum und dran was von Geigengefidel bis hin zu Piano- und Orgelmusik reicht. Passt alles sehr gut zum vornehmen Ambiente der Serie aber dennoch gibt es im Großen und Ganzen keine einzige Melodie die mir am Ende großartig in Erinnerung geblieben ist, mit Ausnahme des kurzen mexikanischen Gitarrensolos das sich relativ häufig in einigen Szenen wiederholt. Insgesamt eine gute musikalische Untermalung aber nicht unbedingt weltbewegend. Hervorheben möchte ich zum Schluss noch den Seiyuu von Edmont Dantes, der diese Rolle nahezu perfekt spielt und den finsteren, durchtriebenen Charakter dieser Figur vortrefflich rüber bringt. Eine wirklich beeindruckende Leistung!

Story

Die Story ist exzellent durchdacht und treibt die Spannung von der ersten bis zur letzten Episode wie eine Wendeltreppe die sich höher und höher in den Himmel erhebt buchstäblich an die Spitze. Der gesamte Plot der Serie ist wie ein großes komplexes Puzzle dem nach jeder vergangenen Episode einige Teile hinzugefügt werden und der Fluss der Handlung ist einfach perfekt: Geschickt geben sich dem Zuschauer immer mehr kleine Bruchstücke preis die sich mehr und mehr zu einem interessanten Gesamtbild zusammensetzen das am Ende alle geknüpften Stränge in einander laufen lässt. Schon nach wenigen Episoden ist man von der Tiefgründigkeit des Plots fest eingenommen und möchte all den aufgeworfenen Fragen und Geheimnissen unbedingt auf den Grund gehen. Es existiert keine einzige Episode die den Verlauf der Geschichte hemmt und auch Filler sucht man glücklicherweise völlig vergebens. Außerdem fließen noch Unmengen von anderen Faktoren in die Story mit ein und man findet sich irgendwann in einem Wechselbad aus Vertrauen, Hass, Liebe, Verrat und Hoffnung wieder das sich ebenfalls in der Manier eines Puzzles mit jedem angefügten Stück noch stärker verdichtet. Komplexe und mitreißende Geschichten wie diese findet man leider viel zu selten in der heutigen Zeit wo ein Klischee nach dem anderen aufgewärmt wird. Originell, fesselnd, unheimlich tief, Gankutsuou vereint in dieser Kategorie alles was man sich wünscht einfach meisterlich!

Charaktere

Die größte Stärke von Gankutsuou in dieser Kategorie ist ohne jeglichen Zweifel der Graf von Monte Cristo. Er ist mit Abstand eine der faszinierendsten, mysteriösesten und interessantesten Figuren die mir bisher in all meinen Jahren als Anime-Liebhaber untergekommen ist. Dieser Charakter schlägt einen mit seiner kühlen, charismatischen Ausstrahlung sofort in seinen Bann und lässt den Zuschauer bis zum Ende nicht los. Ihm dabei zu zuschauen wie er seine finsteren Rachepläne mit System und bis ins letzte grausame Detail plant und durchführt motiviert ungemein dazu die Geschichte weiter zu verfolgen und fasziniert zugleich. Die restlichen Charaktere haben es da nicht gerade leicht sich zu behaupten aber auch wenn sie die gesamte Serie lang ziemlich deutlich vom Schatten des Grafen überragt werden so sind sie doch zu einem Großteil sehr wichtige Bestandteile der Handlung und sorgen für einige handfeste Überraschungen und Twists ohne die die Story wiederum niemals bestehen könnte. Hauptcharakter Albert startet als eher unspektakulärer Protagonist entwickelt sich aber zusehends weiter und man kann gut dabei zusehen wie er sich verändert und nachvollziehen was in ihm vorgeht. Auch viele Nebencharaktere bekommen einiges an Aufmerksamkeit ab und mehr und mehr Profil verliehen je weiter die Serie fortschreitet. Insgesamt ein sehr tiefer Cast der viele Geheimnisse mit sich herum trägt und sehr gut durchdacht ist. Doch man sollte sehr wachsam sein: In dieser Kategorie hat der Graf seine Fäden in der Hand und es ist oft nichts so wie es scheint...einfach genial!

Wert

Gankutsuou gehört zu den Animes die ihr Pulver nach einmaligem Anschauen mehr oder weniger verschossen haben da die Serie von der geheimnisvollen Story und den Charakteren lebt. Kennt man bereits die Antworten auf die vielen Fragen die sich während der Serie aufwerfen ist sie leider nicht mal mehr halb so spannend und interessant. Was jedoch verstärkt zum Re-Watch einlädt sind die prächtigen Animationen und aus diesem Grund werde ich mir die DVDs auf jeden Fall kaufen sobald sie erhältlich sind, abgesehen davon ist Gankutsuo in meinen Augen ohnehin ein Sammlerstück! Es gibt nur 3 Wörter mit denen ich mein Review abschließen kann: Kaufen, schauen, staunen!
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Avatar: Minni#2
Der Graf von Monte Cristo war schon immer eine mysteriöse Gestalt aus einem berühmten Roman. Aber dieser Anime hat es wirklich geschafft die Spannung im Anime durch und durch zu halten und sie sogar zu steigern, sodass der Zuschauer es kaum erwarten kann weiterzuschauen. Anders als im Roman wird hier nicht nur der Graf in den Mittelpunkt gestellt, sondern vor allen Dingen Albert, der eine ungwöhnliche Beziehung mit dem Grafen aufbaut.

Plot/Story
Die Geschichte rund um den Grafen wird zunächst nur langsam verdeutlicht und treibt die Spannung der Story Stück für Stück immer höher. Auch in dieser Geschichte wird die Hauptfigur von Gefühlen kontrolliert und manipuliert, aber die Tatsache, dass man nicht weiß, um welche Gefühle es sich handelt, macht das ganze erst interessant. Man kann deutlich erkennen, dass die Produktion versucht hat, das Altertümliche der Geschichte zu erhalten, obwohl der Anime in der Zukunft spielt.
Albert, ebenfalls eine wichtige Figur im Anime, wird in der Geschichte vor großen Herausforderungen gestellt, bei denen es ihm selber auch schwer fällt dunklen Gefühlen wie Zorn und Eifersucht auszuweichen.
Stark thematisiert werden hier Intrigen, Hinterhalte und Affären, die sich in der adligen Welt abspielen, was sehr gut ausgearbeitet wurde.

Charaktere
Dieser Anime legt viel Wert auf Freundschaft und Vertrauen, der im Anime sehr gut hervorgehoben wird. Diese Eigenschaften verkörpert nämlich Albert, der fest an Freundschaft glaubt und sich auch in schweren Zeiten nicht beirren lässt.
Der Graf von Monte Cristo wird zunächst als eine sehr geheimnisvolle Persönlichkeit dargestellt und allerlei Information über ihn werden sowohl dem Zuschauer als auch den Figuren im Anime selbst verschwiegen, was natürlich dazu führt, dass sich mehr und mehr Fragen anhäufen und man endlich wissen will wieso,weshalb und warum.
Die Art und Weise wie man die Spannung aufrecht hält und doch in jeder Episode die Motive des Grafen enthüllt werden, ist wirklich gut gelungen, denn der Zuschauer kann sich aus den Hinweisen zusammenreimen, wie all dies miteinander verbunden ist, ohne doch alles zu wissen. So bleibt Spannung und ein bisschen Knobelei doch noch erhalten, was dazu führt, dass man sich immer überraschen lassen kann.

Sound
Das OP und ED sind von einer unerklärlichen Aura umgeben, die selbst außerhalb der Geschichte für Spannung sorgen. Man versteht die Bedeutung der Lieder aber nur dann, wenn man den Anime fertiggeguckt hat.

Animation
Dieser Anime enthält sehr ungewöhnliche Animationen, die wirklich innovativ sind und wirklich den Standart zukünftiger Animes markieren könnte. Vor allen Dingen wären die Kleidungen und Haare zu loben, die sehr interessant gezeigt wurden und mich jedes Mal ins Staunen gebracht haben.

Fazit
Sehr gut durchdachter Plot, der es immer wieder schafft den Zuschauer ins Staunen zu katapultieren, obwohl man denkt, dass es wirklich nichts mehr gibt, das einen überraschen könnte. Wer also gerne das Geheimnis des Grafen herausfordern möchte, dem empfehle ich diesen Anime.
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Avatar: maxinator#3
Gankutsuou hat mich gleich von Anfang an mit seiner einzigartigen kunstvollen Grafik, und seinen ausgeprägten Charakteren überzeugt weiter zuschauen. Andere hingegen werden genau dies als Manko Gankutsuou's nehmen, da es auf manche durch die vielen Texturen schlicht chaotisch wirken könnte. Mir hingegen sagt der Zeichenstil sehr zu, da er durch seine Farbenpracht irgendwie den Reichtum des Adels und Paris' darstellt, der jedoch gen Ende durch die Vorfälle in Paris, genau wie die Farbenpracht, stark verblasst. Wo man noch am Anfang mit einer Szene, auf einer Party, empfangen wird, in der es nur so von Regenbogenfarben flimmert, wird man am Ende bei einem Duell mit fast nur Grautönen empfangen. Zudem ist das ganze noch mit einigen CGI-Animationen geschmückt um den Futurismus ein wenig mehr zu betonen.

Auch wird dieser Zeichenstil manchmal für recht aufheiternde versteckte Zeichen missbraucht, sodass die Couch des Bankiers schonmal aus vielen Dollarzeichen besteht, oder auf einigen Mänteln Computerchips erkennbar sind. Auch der Mond,der stark an die Form eines Totenschädels erinnert, hat mich den ganzen Anime lang, angezogen, weil er immer wie das Zeichen für das kommende Unheil über der Ereignis-Kette in Paris schwebte. Aber auch andere Zeichen, nicht hintergründige, sondern solche, die man eig. immer unterbewusst wahrnimmt, schaffen es den Anime manchmal stärker als andere von den Bildern her sprechen zu lassen, sodass eben die Sonnenbrille eines coolen Schwarzen's transparent wird, sobald das Entsetzen ihn übermannt.

Der Original-Soundtrack wurde perfekt zu der eig. im 18.Jhr spielenden Story ausgewählt, sodass er sehr klassisch angehaucht ist. Mir persönlich sagt diese Klassik, getragen von Violine und Flügel, aber auch, was an der futuristischen Aufmachung liegen mag, Synthesizer, sehr zu. Auch wird das OST nur sehr langsam langweilig, was aber negativer Weise daran liegen mag, dass ich viele Tracks einfach nicht wirklich mit der Story, mit dem Anime assoziieren kann. Das Opening und das Ending wurden auch sehr gut gestaltet und selbst nach dem 48.Mal(hab den Anime innerhalb kürzester Zeit 2x schauen müssen xD) nicht langweilig.

Das eigentlich wichtigste an diesen Anime ist die starke Charakterisierung der Figuren, deren Probleme, der Beziehungen und so weiter, auch wenn einige, wie z.b. Albert, eine ein wenig unlogische Denkweise verpasst wurden. So ist es auch nicht verwunderlich, dass ich mir zum ersten Mal für einen Anime dieser Länge die Namen von mehr denn 5 Protagonisten merken konnte. Normalerweise komme ich immer mit viel Mühe bei solchen kurzen Animes auf 2 oder manchmal gar auf nichtmal einen. Hier hingegen konnte ich mich mit vielen Charakteren durch ihre individuelle, eigenständige Handlung und Design symphatisieren, sie ins Herz schließen, sodass mir deren Namen vlt. sogar noch in einem Jahr im Bewusstsein sein werden.
So sind mir der anscheinend schwule Franz, der beste Freund von Albert, Albert selbst, als naiver kleiner, aber schon bedauernswerter Schwächling, der Graf als rücksichtsloser, strategischer Unhold, Villefort als phlegmatischer, oberster Richter, Danglar als Dagobert 2 xD, Fernando als Feldherr, Eugené als süße Verlobte Albert's, Renaud als der, der immer da ist und eig. so gut wie als einziger von den Geschehnissen in Paris verschont bleibt und somit als wahre Lichtung für die, deren Schicksal und Leben zerstört ist, dient, Peppo als freche, eig. immer fröhliche Liebhaberin Alberts, von der ich einfach nicht wahrhaben kann, dass die männlich sein soll o.O, und und und.

Wie schon gesagt sind mir eben unheimlich viele im Gedächtnis geblieben, aber allen voran der Graf von Monte Christo, der es schafft durch seine Gelassenheit, die man heute Coolness nennen würde, durch seine strategische Sicherheit, durch seine autoritäre, machtvolle Ausstrahlung, schlichtweg durch sein Auftreten, seine Fähigkeit Leute nach seinem Belieben zu manipulieren, den Zuschauer dermaßen zu faszinieren, dass ich jedenfalls ihn mir, das gebe ich ungern zu, da er ja eig. nur fiktional ist, zum Vorbild erkoren habe, was sich durch meine noch stärker ins archaisch geshiftete Sprache xDXD und mein noch stärkerer Drang nach Fremdwörtern, als er ohnehin schon vorhanden war, wie meine noch mehr verstärkte Angewohnheit viel zuzugestehen und zu entschuldigen, wie es früher, oder auch im Anime, Sitte war, schlichtweg Honig ums Maul zu schmieren, äußert.
So kommt es dann auch, dass der Zuschauer, oder jedenfalls Ich, durch diese Symphatisierung der Protagonisten z.b. bei der Stelle sehr bewegt war, als Valentine und ihr Butler vergiftet werden und der Großvater, durch seine Lähmung, nur bewegungslos aus den Augenwinkeln zuschauen kann, was mit seiner Enkelin passiert, nichteinmal in der Lage um Hilfe zu rufen.
Auch die Stelle, als Andrea Calvaccanti alle Aristokraten ihrer Instinkte anklagt, lässt seinen Charakter perfekt ausspielen, und den Zuschauer mitreißen.


Auch auf die Gefahr hin wieder einmal zu viel in etwas reininterpretieren zu wollen, behaupte ich auch einmal, dass dieser Anime mit den üblichen, aber auch mit frischen, philosophisch angehauchten Fragen bespickt ist. So beginnt der Anime auch gleich wieder mit so einer Frage, die die Menschheit schon seit langen irritiert, da sie einfach einen Konflikt zwischen dem rationalen und moralischen Denken verursacht. So sollen auf Luna (lest ruhig weiter, ist eh nur Episode 1) 3 angebliche Banditen hingerichtet werden, die alle nacheinander, außer einer um ihr Leben betteln und sich für unschuldig ausgeben. Der Graf, der nur einen Freibrief erstanden hat, um einen der drei zu retten, erlaubt Albert nun eine repräsentative Karte zu wählen, sodass er sozusagen durch Glück entscheiden kann, wer überleben soll. Das tragische ist, dass der labile Albert nun darauf eingeht und so die Möglichkeit hat einen von ihnen zu retten, was aber auch der sich stolz präsentierende Verbrecher sein könnte, womit Albert Schuld wäre, dass so einer, der auch noch stolz auf seine Taten ist, allein mit seiner Existenz für die anderen Menschen eine Bedrohung darstellt. Andererseits würde er damit ja theoretisch die anderen beiden indirekt zum Tode verurteilen. Ersteres, also wenigstens einen Menschen zu retten, statt alle drei auf dem Gewissen zu haben, ist hierbei das rationale, das mathematische Denken, unser logischer Verstand. Zweiteres jedoch, also am besten garnichts zu tun, weil man sonst sozusagen Mitschuldiger ist, weil man einen bevorzugt, ist unser moralischer Verstand. Beide kämpfen nun gegeneinander und je nachdem gewinnt einer der beiden. Das Dilemma wurde in einer Zeitung, in der es um die Moral als Synapsenwald im Hirn ging, so beschrieben, ob man einen fetten Mann xD vor den Zug stoßen sollte, damit der Zug dadurch anhält und drei andere Menschen rettet, oder ob man einfach nur nichts machen sollte...
Auch wird ein Problem unserer heutigen Gesellschaft in einen der Prologe direkt bei einer Frage benannt: "ist es der Sinn des Erwachsen Werdens sein vertrauen in die Menschen zu verlieren?". Darauf beziehend ist mir wieder einmal aufgefallen, dass Naivität eig. ein Schimpfwort ist, jedoch eig. eine Gabe darstellt, die nur noch Kinder besitzen können, weil sie nicht das Wissen besitzen, was sich dem quer entgegen stellt... eigentlich ist es erschreckend.
Auch so Aussprüche wie "the walls are there for keeping bad things outside" könnte eine Debatte über die Abwägung zwischen Sicherheit und Freiheit hervorrufen, wie es sich gerade mit der Vorratsdatenspeicherung(.de) verhält und einen sicher drei-stündigen Vortrag füllen. Aber erstens soll das ein Review werden und zweitens würde das besser zu dem Anime Haibane Renmei passen, in dem dies das Hauptthema ist.
Das Hauptthema is aber eig. die strategische Zermürbung, Bezirzung, Täuschung der Aristokraten durch den Grafen, der es geschafft hat sich seinem tragischen Schicksal von Verrat zu entwenden, indem er die ganze Zeit abgewartet und gehofft hat und nie seinen Mut, aber auch nie seinen Hass in dieser Zelle, in der er unrechtmäßig ausharren muss, aufgibt.

Was mir auch schon von der Aufmachung her besser gefallen hat, war diese narratische Verschiebung in die Zukunft, sodass alles gewaltiger und irgendwie für einen Anime auch spannender wirkt, wirken kann, da früher anscheinend schon weniger ausreichte um die Leute aus ihrem langweiligen Alltag zu entlocken :/, als heute, wo man gleich ganze Städte zu Grunde gehen lassen muss, damit wir, gierig nach Zerstörung und Gewalt, unseren eh schon von Zerstörung geprägten Alltag verlassen können. Was dann schon ein ein wenig herrausstach, waren aber diese alten Elemte wie Guillotine und andere. Zudem wurde mir durch diesen Anime erstmals wirklich bewusst, dass Filme im Gegensatz zu Büchern sehr viel der Erzählung auf die visuelle Ebene gelegt werden kann.
Gesamt sei noch zu sagen, dass beim rewatchen der Anime leider erst ab der Hälfte seine Spannung aufbaut, da in der 1.Hälfte sozusagen erstmal alle Figuren charakterisiert und personifiziert werden, und erst in der 2.Hälfte die "Action" beginnt.

Zuletzt, bevor ich speziell auf die Unterschiede zum Buch eingehe, bzw. meine Erfahrung damit anhänge ist mir durch diesen Anime mal wieder klar geworden, wie eins die Welt doch so langsam wird bzw. wie stark die Anziehung des westlichen bei den Japanern ist, was ich hier einfach mal festhalten muss :D. Dazu diese Aussage von mir :) "Ich schaue eben einen japanischen Film mit englischen Untertiteln, mit französischen Prologen, den ich über Belgien aus den USA importiert habe."

Das gute und gleichzeitig evtl. auch schlechte an dem Anime ist der Fakt, dass dieser eine Buch-Adaption von Weltliteratur ist. Einerseits wird somit einer somit einer relativ leeren Story vorgebeugt, aber andererseits könnte es auch sein, dass dadurch, dass das Buch so bekannt ist und schon massig andere Verfilmungen existieren, es abgenutzt wirken könnte. Zum Glück wurde die Story aber relativ stark abgewandelt, indem z.b. überwiegend aus der Perspektive der Kinder der Aristokraten erzählt wird, über die im Buch vlt. nur 3-4 Sätze gefallen sind, sodass der Anime auch für Kenner und Liebhaber des Buches noch interessant sein sollte. Leider wurde dafür jedoch auf die für mich spannenden Gefängnisszenen verzichtet werden, um die sich die ersten 300 Seiten des Buches drehen.

//Da die Reihenfolge der Story im Anime stark anders gegenüber der des Buches ist, sollten die, die den Anime noch genießen wollen und das Buch nicht schon kennen folgende Buch-Zusammenfassung nicht lesen.

So beginnt das Buch nämlich im Gegensatz zum Anime mit der tollen, heile Welt Edmunds, welcher übermäßig beliebt ist, bald wahrscheinlich sogar Kapitän der Pharao, einem schnellen Schiff, wird und auch noch die Ehre hat die schöne Mercedes zu heiraten. Leider jedoch hatte er deswegen viele Neider, über die er sich nicht einmal bewusst war, sodass es kommt, dass Danglar eine Denunziation schreibt, die Edmund als Bonapartisten, als schweren politischen Verbrecher anklagt, und dann Ferdinand den Brief abgegeben lässt. Daraufhin wird Edmund mitten auf seiner Hochzeit erfasst und dank dem dritten Verschwörer im Bunde, dem Richter Villefort, für 5 Jahre auf das Schlosse If verbannt. Dort trifft er den Abben Faria, der sich einen Tunnel zu ihm in die Zelle gegraben hatte, mit dem er in der Einsamkeit eine Art Freundschaft aufbaute und von dem er die wohl beste Ausbildung, was Naturwissenshcften und andere intellektuelle Themen angeht, bekommen hat. Zuletzt, bevor er an Starrkrampf zugrunde ging, erzählte der Abbe Edmund von einem Schatz auf der Insel Monte Christo. Nachdem dann Edmund nach seinem Tode etnfliehen konnte, indem er sich in des Abbe's Leichensack versteckte, schwamm er zuerst einmal zur nächsten Insel und erholte sich, bevor er dann weiter als angeblicher Schiffbrüchiger auf einem Schleichhändlerschiff anheuerte, was ihn wegen seiner einmaligen Fähigkeiten als Seemann schnell lieb gewann. Als dann die Gelegenheit da ist und er durch Verhandlungen auf der Insel Monte Cristo gelandet ist, täuscht er einen Bruch vor, um alleine später nach dem Schatz zu suchen, von dem ihm der Abbe erzählt hatte. Als er sich dann erstmal ein Schiff und anderes von dem Schatze gekauft hatte, befragt er zuerst Caderousse, der dem Schreiben der Denunziation Danglars an Edmund beiwohnte, wie Edmund denn zu diesem Schicksal kam, um das, was er hörte mit dem zu vergleichen, was der Abbe Faria allein aus den Erinnerungen Edmunds schon längst geschlussfolgert hatte. So nun sicher seine Missetäter zu kennen, bedankte er sich zuerst bei seinen Freunden, indem er z.b. Morrel Senior ein Schiff kaufte, da sein altes, die Pharao, einen Schiffbruch erlitten und er selbst bankrott war. Um danach seiner Denunzianten zu rächen, Danglar, der den Brief aus Geldgier schrieb, Ferdinand, der aus Eifersucht und Liebe zu Mercedes, diesen abschickte und Villefort, der, weil sein Name in dem Brief, den Edmund ausliefern sollte, der die Namen der Attentäter des Prinzen enthielt, wiederfand, Edmund direkt nach If wandern ließ, um längstmöglich Ruhe vor ihm zu haben. Als der Graf dann von dem unehelichen Kind Villefort's über Bertuccio, der dieses gestohlen und aufgezogen hat, erfährt, beginnt seine großer Rachezug gegen die drei stärksten Leute Paris'. Von da an verläuft dann die Geschichte sogut wie im Anime von den Pferden der Baronin, über den Giftgarten bis zu der Liebe zwischen Morrel und Valentine. Erst am Ende gehen die beiden Storys dann wieder auseinander.


Da ich das Buch glücklicherweise bis dahin noch nicht kannte und es auch erst danach wirklich durchgelesen habe, kam es mir zum Glück vor, als hätte man mit dem Buch-Version nur eine Ergänzung zum Anime, eine Art Fanservice, bekommen. Anfangs, als ich den Anime noch nicht hatte, hatte ich noch starke Schwierigkeiten das Buch zu lesen, da überhaupt hineinzukommen, was an der alten Sprache oder auch an der Altdeutschen Schrift liegen könnte, da das oder besser die beiden Bücher noch von meiner Ur-Oma waren (es lag einfach daran, dass früher ersteinmal 20 Seiten lang das Setting und ähnliches beschrieben wird, was heute immer mal inmitten der Story erzählt wird). Als ich dann Gankutsuou durchgeschaut hatte und Assziationen zu den ausgeprägten Charakteren hatte, lies sich das Buch plötzlich viel besser lesen. Anfangs gab es dann zwar auch noch einige Schwierigkeiten mit dem Altdeutschen, sodass aus einem "Kaiser" schonmal ein "Rainer" werden konnte xD, aber nach den ersten 20 Seiten hat sich das auch gelegt und das einzige auffallende war nur noch die wirklich alte Rechtschreibung, wo da schonmal aus einem "tun" ein "thun" gemacht wurde, oder gar aus "Hilfsmittel" ein "Hülfsmitel", aber auch darüber hab ich dann hinweggelesen.

Nachwort:
Allen in Allem ist dies wirklich ein sehr gelungener Anime, der besonders durch die Harmonik und den eigenwilligen Zeichenstil zu bestechen, aber auch Meinungen zu spalten weiß. Die Charaktere in diesem Anime sind ungewöhnlich stark ausgebaut und charakterisiert und werden sicher jedem, der sich nicht von dem Bunten negativ beeinflussen lässt, ans Herz wachsen. Auch BITTE, lasst euch nicht von dem Buch zu stark negativ beeinfluss und gebt diesem Anime als eigenstädigen Film eine Chance und nicht als einer Buchadaption. :)
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Avatar: Conny#4
Anspruch:9
Action:9
Humor:3
Spannung:9
Erotik:1
Auf Gankutsuou war ich wirklich gespannt.
Ich habe vor langer Zeit das (sehr dicke) Buch "Der Graf von Monte Cristo" gelesen, welches mich sehr begeistern konnte.
Einige Zeit später sah ich den Film mit Gerard Depardieu, welcher mir ebenfalls sehr gefiel.
Nun war ich auch auf die Anime-Adaption gespannt.
Ich gebe zu Anfangs war ich sehr sehr skeptisch, vor allem als ich las, das Sci-Fi und Mecha Elemente mit vorhanden sein werden.
Passt das überhaupt dazu?
JA!
Ganz klares JA! Gankutsuou hat mich mindestens genauso in den Bann gezogen wie das Buch oder der Film.

Optisch stellt Gankutsuou alles bisher dagewesene in den Schatten. Ich habe wirklich nie zu vor in einem Anime so einer hammergeile Optik zu sehen bekommen. Allein der Anblick des Opernsaals ist schlichtweg atemberaubend. Noch dazu die sehr gut animierten "Mecha-Kämpfe". Gankutsuou hat einen ganz eigenen Animations-Stil und hebt sich dadurch von der Massenware ab.

Jeder der den Grafen von Monte Cristo mal zu sehen bzw zu lesen bekam dürfte die Story bekannt sein.
Junger Adliger namens Albert freundet sich mit dem "Grafen" an. Dieser scheint ein dunkles Geheimnis zu bewahren. Aber auch der Adel selbst scheint Dreck am Stecken zu haben. Der "Dreck" scheint sich sogar bis zu Alberts Familie auszubreiten...
Gankutsuou bietet wirklich viel : Viel Dramaturgie, viel Spannung, viel Nervenkitzel und auch ein kleines bisschen Humor (Ich sag nur Beppo^^).
Das Ende ist etwas zu langgestreckt meiner Meinung nach. Ist aber nicht weiter schlimm, nur hätte man das Ende nicht auf einer Folge so weit ausstrecken müssen, das hätte man auch in Kurzfassung in der vorletzten Folge mit einbringen können.

Das Opening ist ein sehr ruhiges und auf englisch gesungenes Lied namens We Were Lovers. Dazu gibt es wunderschöne, mystisch gehaltene Bilder.
Das Outro dagegen ist ein sehr lautes und hartes Stück. Es trägt den Namen You Won't see me coming. Ebenfalls auf englisch gesungen.
Beide Stücke passen wie die Faust aufs Auge zur Serie (allein die Titel schon).

Der best gestaltete Charakter in der Serie war ganz klar der Graf, wie ich finde.
Seine mystische Aura, seine art und weise und sein auftreten waren einfach genial gemacht. Man ist richtig gespannt weswegen er "Rache" will und vor allem WIE er die "Rache" vollenden will!
Auch Albert ist ein sehr gut gemachter Hauptcharakter. Zwar heult er meiner Meinung nach zu viel rum, kann aber dennoch voll und ganz überzeugen.

Fazit : Alle die auf anspruchsvolle Kost stehen MÜSSEN sich Gankutsuou ansehen. Ein optisch einzigartiges Meisterwerk!

9/10
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Avatar: animus
Admin
#5
Mesdames et Monsieurs, bonsoir. Und Willkommen bei Gankutsuou, einem der derzeit wohl spektakulärsten Animeserien.


"Vom höchsten Glück in den tiefsten Abgrund."
Die Geschichte orientiert sich an der Romanvorlage von Alexandre Dumas, übernimmt jedoch weitestgehend nur den Hauptplot und die Charaktervorlagen. Die Serie begleitet auch nicht primär den Leidensweg des Grafen von Monte Christo. In Gankutsuou steht der junge Albert de Morcerf im Vordergrund, der gleich zu Beginn der Serie den Grafen kennen und zu schätzen lernt. Die Handlung folgt seiner Entwicklung vom naiven Jüngling zum erwachsenen Mann. Dabei ist die Geschichte so mitreißend und dramatisch, wie man es selten sieht. Ein Katz- und Maus-Spiel voller Hass, Liebe, Intrigen und Verrat. Der Anime wird einfach nicht langweilig. Im Gegenteil. Die Verflechtungen der einzelnen Personen spitzt sich bis zu einem grandiosen Finale immer mehr zu. Ein Anime, der hinsichtlich der spannungsgeladenen und anspruchsvollen Story sowie der Charaktertiefe kaum zu überbieten ist.

In Gankutsuou trifft eine Vielzahl an Figuren aufeinander, viele tragen die Handlung entscheidend voran, jedoch spielt nur ein geringer Teil eine wirklich tragende Rolle. Die wohl größte kommt dem jungen Albert de Morcerf zu. Meine Güte, ging mir dieser Kerl auf die Nerven. Er war mir durchaus ein würdiger Grund, den Anime links liegen zu lassen. So viel Blauäugigkeit in einer Person konnte ich kaum aushalten. Umso besser wirkte die Entwicklung dieses einen Charakters im späteren Verlauf der Geschichte.

Die Optik aus 2D und 3D kann leider nicht gerade punkten, zudem wirkt der Einsatz von CGI unausgereift und sorgt für teils hässliche und detailarme Hintergründe. Allerdings ist die BGM ein absolutes Highlight, auch das seichte Opening und das rockige Outro sind perfekt ausgewählt. Nun fällt auf den ersten Blick aber vor allem eines auf und das ist der doch recht ungewöhnliche aber künstlerisch hochwertige Aspekt in Gankutsuou – das gesamte Design gleicht einer visuellen Revolution.
Die vielen Farben, die detailverliebte Inneneinrichtung der Schlösser, die Kleider jeder einzelnen Figur, die mit abwechslungsreichen Mustern verziert sind, tolle Lichteffekte und flüssige Animationen.
Mir kam das alles keineswegs wie ein einziger Farbenrausch vor, denn es macht Gankutsuou unverwechselbar und lässt den Anime wie ein künstlerisches Meisterwerk wirken.
Rundum einfach ein absolut pompöser Augenschmaus.
Teilweise scheint der Anime aber bei der Inszenierung übers Ziel hinauszuschießen. Da fragt man sich dann doch, ob sich der Anime noch als Anime und nicht als Opernstück sieht, da die Dramatik oft sehr übertrieben und aufgesetzt dargestellt wird.

Und dennoch ist und bleibt Gankutsuou ein visuelles Meisterwerk mit einer aufwendigen Story, intelligenten Dialogen und toller Musik.
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Avatar: Atska#6
Anspruch:viel
Action:mittel
Humor:wenig
Spannung:sehr viel
Erotik:nichts
Eigentlich besitzt ein Anime normalerweise sowohl Höhen und Tiefen - mit Ausnahme von "Gankutsuou", der es auf beeindruckende Art und Weise schafft von Anfang bis zum Ende spannend zu bleiben, ohne
irgendwelche Schwächen zu zeigen. Der Anime spielt im Gegensatz zum Roman in einer Zukunftswelt und auch sonst hat Gonzo viele, eigene und kreative Ideen perfekt in die Story miteinfließen lassen, so dass es auch für die Leser des Buches nicht langweilig wird. Die Geschichte dreht sich um den jungen und naiven Albert, der mit seinen besten Freund Franz ein Karneval in Luna besucht, wo er auch die Bekanntschaft mit den geheimnisvollen Grafen von Monte Christo macht.


Die Charaktere sind einer der ganz großen Pluspunkte der Serie. Albert ist ein naiver Waschlappen à la Shinji aus NGE, der stets Warnungen und Ratschläge seiner Freunde ignoriert und die Wahrheit nicht verkraften kann. Das Gegenstück zu ihm ist sein bester Freund Franz, der durch seine vernünftige und fürsorgliche Art Albert immer helfen muss. Auch der Adel, die das schlechte des Menschen darstellten, waren unglaublich gut ausgearbeitet: Geldgierig, machthungrig und voller Intrigen. Dann natürlich der Graf von Monte Christo, der geheimnisvoll und seinen eigenen Charme hat, den er in der Serie auch benutzt, um den einen oder anderen zu manipulieren. Die Nebenrollen waren auch grandios, den jeder hatte sein eigenes dramatisches Schicksal, was einen einfach zum mitfiebern zwingt.

Die Animationen sind anfangs ein wenig ungewohnt und wirken ein wenig abstoßend, aber wer eisern weiterguckt wird mit einer tollen Story belohnt und daran gewöhnt man sich auch schnell. Wenn man Gonzo hört, dann gehören CG-effekte einfach dazu. An manchen Stellen war es aber einfach zu übertrieben. Die Musik ist passend ruhig und düster und was mich sehr freut ist, dass der Opening Song auch mitten in der Serie seinen Einsatz bekommt. Das Ending geht auch in Ordnung, obwohl ich nicht so auf Rock stehe.

Fazit:
"Gankutsuou" ist ein spannender und außergewöhnlicher Anime mit einer leicht, düsteren Story, die den Zuschauer in den 24 Episoden gut unterhält. Der Anfang ist vielleicht ein wenig lahmatmig und die Animationen sind gewöhnungsbedürftig, aber wer da hinweg sieht wird es nicht bereuen. Los! Schaut es euch an!

PS: Wer abbricht, soll verdammt sein!
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Avatar: Roswell47#7
Der Graf von Monte Cristo. Das Meisterwerk von Alexandre Dumas. Viele werden diese Aussage schon gehört haben und ich wage sogar zu behaupten, dass diese Geschichte zu einer der berühmtesten gehört, die man heute vorfinden kann. Als absoluter Fan der Story war ich sehr auf die Animeadaption des Werkes gespannt, auch wenn dieser Begeisterung zahlreiche Steine in den Weg gelegt wurden. Zu abstrakt klang die Verlegung des Settings in ein Sci-Fi-Szenario mit Mecha Elementen, zu schockierend, dass ausgerechnet GONZO sich diesem Projekt annahm. Auch erste Bilder und den darauf zu sehenden Zeichenstil verhieß nichts gutes. Nach dem Watch ist jedoch nur eins zu sagen: Gankutsuou hat mich alles andere als enttäuscht. Nein, ich war sogar schlichtweg begeistert.

Wer kennt sie nicht, die Geschichte des Edmont Dantès? Diese wird bei Gankutsuou jedoch komplett anders aufgerollt, was zu einer unerwarteten Spannung führt und der Story qualitativ zu einem sehr hohen Sprung verhilft. Im Mittelpunkt des Animes stehen die Söhne und Töchter dreier Familien, welche ohne Kenntnis mit dem Schicksal des Grafen von Monte Cristo in Verbindung stehen.

Der Anime beginnt mit langsamen Erzähltempo, charakterisiert nacheinander den Cast und führt diesen in einen äußerst komplexen Handlungsstrang ein. Der ein oder andere Zuschauer wird sich vielleicht durch die sehr dialogstarken und anfänglich komplexen ersten Episoden kämpfen müssen, aber spätestens ab der zweiten Hälfte wird man für seine Geduld belohnt. Das schleppende Tempo verschwindet und der Anime entfaltet sein wahres Potential. Die Spannung steigt von Episode zu Episode und macht einen Abbruch fast unmöglich. Gekonnt wird der Zuschauer mit solch enormer Intensivität an den Bildschirm gefesselt, die diese Serie zu etwas Unvergleichlichem macht.

Das Charakterdesign steht unter dem Stichwort „Realismus“. Jede Figur hat ihre markanten Markenzeichen und bekommt dadurch wichtige Individualität verliehen. In meinen Augen der einzig passende Zeichenstil für diesen Anime.

Das größte Augenmerk liegt bei Gankutsuou auf den Charakteren, welche der unumstrittene Kernpunkt der Story darstellen. Ein großartiger Cast, an den man sich noch Jahre nach dem ersten Watch erinnern wird. Jede Figur ist individuell, hat ihre Stärken und Schwächen und handelt stets absolut nachvollziehbar, was die einzelnen Personen immens glaubhaft erscheinen lässt. Besonders hervorzuheben ist hier Edmond Dantès, der geheimnisvolle Graf von Monte Cristo, welcher trotz seiner Absichten der Sympathieträger der Serie darstellt. Noch nie hab ich in einem Anime einen so charismatischen Protagonisten / Antagonisten (je nach Auslegung ist hier beides möglich) erlebt, der so eine Ausstrahlung besitzt, dass sich Charaktere aus anderen Animes eine Scheibe abschneiden können. Seine Handlungen, die man stets mit Verständnis, dennoch gleichzeitig mit Abschreckung verfolgt, lassen diesen Charakter zu etwas großartigen werden, was meiner Meinung nach nur noch Yagami Light aus „Death Note“ zustande bringt. Bemerkenswert ist Edmonts Synchronsprecher, der die Rolle mit unglaublich passender Coolness meistert. Die zweite Hauptperson Albert de Morcerf ist eine großartige Figur. Obwohl man das ein oder andere Mal vor seiner Naivität, die ihn jedoch stets glaubhaft erscheinen lässt, am liebsten die Augen verschließen will, ist er es jedoch, der am Ende die größte Wandlung durchmacht und sich somit auch ins Gedächtnis einbrennt. Auch Franz d'Epinay ist meiner Meinung nach einfach ein toller und sympathischer Charakter, den man einfach ins Herz schließen muss.

Was bei Gankutsuou sofort in der ersten Sekunde auffällt sind die Animationen, die aus einer Mischung aus 2D und 3D bestehen und anfangs sehr gewöhnungsbedürftig erscheinen. Doch gerade dieser Stil macht diesen Anime zu etwas Einzigartigem und am Ende kann man nur sagen, dass doch irgendwie alles wie die Faust aufs Auge gepasst hat. Das Science-Fiction-Szenario jedoch ist allen Befürchtungen zum Trotz so unglaublich passend, dass in meinen Augen eine Adaption nahe am Original, im 19. Jahrhundert, einfach zu bekannt und reizlos gewirkt hätte. Die Mechaelemente, die nur an wenigen Momenten zu Vorschein kommen sind im Hinblick auf Animation an Qualität kaum zu überbieten. Wie gewohnt leistet GONZO hier sehr gute Arbeit.

Wie viele andere Animes bedient sich auch Gankutsuou zahlreicher Motive wie Vertrauen, Verrat, Liebe, Freundschaft, Rache und Vergeltung. Diese scheinen im gesamten Anime jedoch an keiner Stelle zu übertrieben und entfalten in Verbindung mit dem großartigen Cast eine solch unglaubliche Tiefe, dass einem als Zuschauer manche Folgen auch nach dem Ende es Animes noch zu schaffen machen. Persönlich fand ich Folge 18 als die qualitativ wohl beste Episode der gesamten Serie, die mit der gezeigten Dramatik und Brutalität zahlreiche Dramen mit Leichtigkeit in die Tasche steckt und gefährlich nah an meine Tränengrenze herantrat.

Das Opening bedient sich ruhiger Klänge und wirkt fast schon balladenartig. In meinen Augen ein sehr schönes Stück. Das Outro ist das komplette Gegenteil und bietet mit seinen rockigen Klängen ebenfalls Qualität. Zusammen spiegeln die Stücke perfekt den Charakter von Edmont Dantès wieder und sind somit absolut passend für Gankutsuou.

Doch auch Gankutsuou ist nicht perfekt und bietet ein paar, wenn auch sehr wenige, negative Punkte. So ist meiner Meinung nach der Einstieg etwas zu langatmig geraten. Gerade die ersten Episoden, welche die Charaktere und Familien vorstellen, sind etwas zu umfangreich. Ein paar Minuten weniger hätten hier Wunder gewirkt. Der oben erwähnte Zeichenstil, der letztendlich doch irgendwie unglaublich passend war, ist einfach zu gewöhnungsbedürftig, dass alleine hierdurch schon eine hohe Abbruchgefahr besteht. In manchen Szenen schien alles einfach zu verwischt, als dass man noch klare Konturen erkennen konnte. Auch das Ende an sich war etwas zu langatmig, so kann man sich die letzte Episode, die keinerlei Wert für die Story hat, ohne Bedenken sparen.

Abschließend bleibt zu sagen, dass GONZO hier ein absoluter Glücksgriff gelungen ist. Trotz der bekannten Story gelingt es Gankutsuou nie langweilig zu werden (stellenweise höchstens langatmig) und hat mich einfach unglaublich gepackt und gefesselt. Jedoch würde ich Fans von „oberflächlicher“ Comedy und einfach gestickten Animes abraten. Für mich persönlich einer der besten Animes, die ich gesehen habe und somit verdient das Prädikat: Meisterwerk!
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Avatar: Pilop
V.I.P.
#8
Noch nie wurde Rache prunkvoller in Szene gesetzt!

Vorhang auf für die Animeversion eines Werkes der Weltliteratur. Kann man mit einer Vorlage wie „Der Graf von Monte Christo“ viel falsch machen? Sicher kann man, aber man tut es hier nicht, sondern präsentiert eine gelungene Umsetzung, selbst wenn man sich schlussendlich in vielerlei Dingen doch um einiges vom Original entfernt.


Angesiedelt in ferner Zukunft tritt der mysteriöse Graf von Monte Christo neu in der Pariser Noblesse auf und wird ob seines immensen Reichtums und seiner Weltgewandtheit schnell von dieser hofiert. Seine Eintrittskarte in diese Gesellschaft war die Bekanntschaft mit dem jungen Albert de Morcerf, der schon bald ein glühender Verehrer des Grafen wird und dessen Schicksal dadurch eng mit diesem verbunden ist. Doch schon bald zeigt sich, dass Monte Christo mit seiner Ankunft auch ein bestimmtes Ziel verfolgt und nach ihm die Pariser Aristokratie nicht mehr die gleiche sein wird. Ein Netz aus Intrigen, Verrat und dunklen Geheimnissen zieht sich durch die Geschichte und mit der Zeit wird so das heile Welt Spiel der Noblesse als Lüge entlarvt. Im Mittelpunkt der Geschehnisse steht der Graf von Monte Christo, der als unangreifbare Übergestalt über das Schicksal der anderen entscheidet. Wie schon bei Charakteren wie Yagami Light aus Death Note oder Lelouch aus Code Geass ist man gleichzeitig fasziniert und auch schockiert wie die Pläne des Grafen ineinander greifen und niemand in der Lage scheint ihn aufzuhalten. Die Verzweiflung, die die Hauptpersonen packt ereilt an mancher Stelle auch den Zuschauer, wenn auch liebgewonnene Charaktere dem Grafen zum Opfer zu fallen drohen.

Die Vorlage ist nicht ohne Grund ein absoluter Klassiker und so profitiert auch diese Adaption von deren gelungenen Aufbau, der die Spannungskurve in immer weitere Höhen steigen lässt und den Zuschauer so an den Bildschirm fesselt. Eine genaue Umsetzung darf man sich hier allerdings nicht erwarten, denn obwohl die Geschichte im Großen und Ganzen gleich bleibt, hat man etwa Albert zur zweiten Hauptfigur des Animes umgeschrieben, was entsprechende Auswirkungen auf diesen Handlungsstrang hat, der wie das damit verbundene große Finale auch der vergleichsweise schwächste Teil der Serie ist. Hier wird für meinen Geschmack zu sehr übertrieben und selbst als Nichtkenner des Buches kann einem der Unterschied im Stil der Handlung auffallen.

Präsentiert wird einem die Geschichte in einem der außergewöhnlichsten Animationsstile der letzten Zeit, der den Prunk und die Eleganz der Handlung allerdings voll zur Geltung bringt. Man braucht nur einen Blick auf die Vorschaubilder zu werfen um sich einen Eindruck über die opulenten Szenen zu machen, die einem hier geboten werden und deren Farbsymphonie sowie stellenweise surrealen Elemente einem wohl lange in Erinnerung bleiben. Der Soundtrack gibt sich genauso hochwertig wie die Animation und bietet atmosphärisch passend eine eher auf Klassik ausgerichtete Palette von Klavierstücken bis hin zu Opernmusik.

Fazit:
Faszinierendes Intrigenspiel, das den Zuschauer schon ab der ersten Episode in seinen Bann zieht und dessen einzige kleine Schwäche es ist, dass man sich schlussendlich etwas zu weit von der Romanvorlage entfernt. Der Figur des Grafen von Monte Christo kann man sich als Zuschauer nicht entziehen und auch die anderen Charaktere, insbesondere Albert, steigen im Verlauf des Animes zu neuen Höhen auf.
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Avatar: b-s-v#9
Anspruch:7
Charaktere:6
Spannung:7
Optik:7
Sound:7
Ich habe wirklich keine Lust es zu schreiben, aber ein negatives Review zu Gankutsuou muss es einfach geben. Warum ich diese Serie nicht so toll finde, wie offenbar alle außer mir, werde ich im Folgenden darlegen, also leiht mir euer Ohr.


Ich habe schon immer meine Probleme mit neofeudalen Settings gehabt und ein ebensolches zeichnet die Welt aus, in der diese lose Adaption des Grafen von Monte Cristo spielt. Wir schreiben das Jahr 5053 und auf der Erde, wie auch allen anderen bewohnten Planeten, herrschen Aristokraten über das gemeine Volk. Stadtstaaten sind daher die Folge und Paris, in dem der Großteil unserer Geschichte spielt, ist einer davon. Beginnen tut die Story allerdings auf dem Mond in der Stadt Luna, dem Vergnügungsparadies des Sonnensystems. Hier trifft unser fünfzehnjähriger Protagonist Albert mit seinem Kindheitsfreund Franz auf einen geheimnisvollen Adeligen, der sich Graf von Monte Cristo nennt. Angezogen von dessen Ausstrahlung und nonkonformem Lebensstil, beginnt Albert ihm zu folgen und es entwickelt sich eine zweifelhafte Freundschaft, die bald ungeahnte Früchte tragen soll.

Wie aufgrund des Ausgangsmaterials anzunehmen, handelt es sich hierbei um einen Racheplot, der durch die Vorstellung einer idealen Männerfreundschaft und den Glauben an das Gute im Menschen ergänzt wird. Anfangs ist der Vortrag dahingehend auch sehr gut und spannend ausgefallen, die Pläne des Grafen werden erst nach und nach enthüllt und es kristallisieren sich Schritt für Schritt die Motive dafür heraus. Auch ist die Erzählweise relativ geradlinig, und es laufen nur selten mehrere Handlungsstränge parallel, was das ganze zwar nicht unheimlich anspruchsvoll, aber dennoch unterhaltsam gestaltet. Leider aber fängt der verblendete Hauptcharakter ab spätestens Folge 14 an tierisch zu nerven und auch andere Figuren in dieser immer mäßiger werdenden Mysterieserie fressen einfach alles, was ihnen aufgetischt wird, ohne auch nur einmal nachzufassen oder Fragen zu stellen. Der Gedanke 'Wann macht dieser rückgratlose Stricher endlich seine Augen auf' dominiert fortan die Gedanken des Zuschauers und passend dazu ist zu diesem Zeitpunkt auch schon der spannende Teil vorbei. Nach Klärung der Absichten des Grafen hat man es nur noch mit arg vorhersehbaren Entwicklungen, unglaubwürdigen Persönlichkeitsbildern und der nicht sonderlich aufregenden Vollstreckung seiner Rache zu tun. Abschließend kommen dann nochmal einige Rückblenden aus der Vergangenheit hinzu, die man sich einfach hätte schenken können. Ich denke was ich sagen will ist klar: Der Anime baut ab der Hälfte enorm ab und so wird aus meiner anfänglichen Wertung von 8,7 im Endeffekt nur eine müde 7,4 und das mit viel Wohlwollen.

Außer des nicht umwerfenden und etwas zu lang gestreckten Inhalts ist dafür unter anderem auch die Präsentation verantwortlich. So lange wie ich dachte habe ich zwar nicht gebraucht, um mit der rechenintensiven Optik klar zu kommen, doch vor allem die oft als innovativ angepriesenen CG-Klamotten sind meiner Meinung nach nicht mehr als eine öde Sparmaßnahme unter dem Deckmantel frischer Designideen. Ferner kommen ungefähr 60% der Peripherie aus dem Computer, was mir persönlich ebenfalls nicht gefällt. Das Schlimmste im Bereich des Visuellen sind dabei die beiden unglaublich schwach choreographierten Mechakämpfe. Das Charakterdesign ist mit Ausnahme der computergenerierten Haare allerdings ganz nett ausgefallen, ebenso wie der Rest der richtigen Zeichnungen und die Animation.

Bei der Musik fange ich heute ausnahmsweise mal mit dem Opening an, welches ich absolut schrecklich finde. Jean-Jacques Burnel singt emotionslos und schief, der Clip ist schlecht und überhaupt passt dieser Titel beim besten Willen nicht zur Serie, was auch für das ED selbigen Künstlers für die letzte Episode gilt. Das normale Ending hingegen ist wirklich ausgezeichnet und klingt wie einer der besseren Filter bzw. NIN Tracks, vermischt mit ein wenig BigBeat. Die Hintergrundmusik besteht aufgrund des Settings vorwiegend aus orchestralen Stücken und moderner Klassik. Einige schöne Titel sind dabei, nur leider werden diese vor allem in späteren Folgen oft einfach abgehackt, anstatt gefadet. Die SFX hingegen sind makellos und gefallen mir außerordentlich gut.


Fazit:
Ich weiß nicht, ob dieser Anime an seinen flachen Charakteren oder an seinem schlecht konzipierten Storyboard scheitert. Fest steht aber, dass es möglich gewesen wäre, hier eine wirklich gute Geschichte zu erzählen, was man jedoch vergeigt hat. Trotz etlicher Logikfehler (wir haben zwar Raumschiffe, aber keine Telefone) ein durchaus sehenswerter Anime, aber nicht das erhoffte Meisterwerk.
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Avatar: Rincewind#10
"Mesdames, messieurs, bonsoir!

Mein Freund hat eine Geschichte gesehen, die ihn sehr beeindruckt hat. Eine Geschichte über Liebe, Freundschaft, Hass und Verrat. Folgendes hat er dazu zu sagen ... "


Mit einem solchen oder ähnlichen Rück-/Vorausblick beginnt jede Folge von Gankutsuou und das kommt in gesprochenem Französisch wirklich edel rüber. Außerdem passt es ausgezeichnet zur Geschichte vom Grafen von Monte Christo.

Diese Story, die schon in unzähligen Verfilmungen verarbeitet worden ist, erfährt hier nicht einfach eine weitere fantasielose Adaption, diesmal im Animeformat, sondern macht mehr aus dem Stoff.
Das Geschehen wird in eine Sciencefiction Umgebung verlegt in der noch/wieder die alten Strukturen des Adelsstandes bestehen, was frische Luft in die, nach den vielen Jahren bereits verstaubten, Zimmer der Erzählung bringt.

Auch in der Animeadaption geht es um Rache, nur sieht man diesmal die Ereignisse nicht aus den Augen des Rächers. Es wird vielmehr aus dem Blickwinkel eines unschuldigen Opfers des verheerenden Rachefeldzuges des Grafen berichtet, welcher nicht nur die eigentlichen Schurken ins Unglück stürzt sondern seine Kreise zieht. Eindrucksvoll erzählt der Anime von einem Jungen, der nichts ahnend in den Strudel aus Hass, Gier und Neid hineingezogen wird und zeigt wie wichtig Freundschaft und Liebe sind um diesem wieder zu entkommen.
Dabei bäumt sich die Story immer wieder zu kleinen dramatischen Höhepunkten auf um dann zu einem finalen sprenggewaltigen Gipfelsturm anzusetzen.

Was von Anfang an auffällt ist die ausgefallene Animation. Viele Strukturen, vor allem die Gewänder der Protagonisten, sind mit Mustern ausgefüllt, die sich aber nicht mit den Charakteren mitbewegen. Was am Anfang verwirrend sein mag, verbreitet aber später einen gewissen Charme, der diesen Anime noch ein wenig sehenswerter macht.
Außerdem habe ich den Weltraum noch nie so farbenfroh inszeniert gesehen.

Der Soundtrack unterstützt die zahlreichen bewegenden Szenen ausgezeichnet und kann alles in allem als ziemlich beeindruckend bezeichnet werden.

Wer also auf große Gefühle steht, und zumindest das bietet der Graf von Monte Christo in so ziemlich jeder Bearbeitung, sollte diese wirklich frische Animeadaption nicht verpassen! Alleine die ungewöhnliche Animation ist es schon wert.
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Avatar: dajosch#11
Anspruch:mittel
Action:wenig
Humor:wenig
Spannung:mittel
Atmosphäre:mittel
Schein und Sein


Das Ränkespiel der Politik ist durchaus immer ein interessantes Feld wenn es um das Erzählen von guten Geschichten geht. Es hat Drama, weltbewegenden Einfluss und lässt gleichzeitig eine ganze Menge Möglichkeiten das in Szene zu setzen. Freilich läuft das dann meist auf ein unglaublich zynisches Unterfangen hinaus, in dem der arrogante Wille zur Macht einer kleinen reichen Elite den Ton angibt und in dem Menschenleben meist nichts weiter sind als Spielkarten im Großen, wie George R.R. Martin das in seiner Erfolgsserie Das Lied von Eis und Feuer nennt, "Game Of Thrones" - dem Spiel um den Thron.

Nach dem Roman von Dumas schickt sich Gankutsuo nun an, die Boshaftigkeit und Arroganz eines solchen Spiels in ihrer ganzen Bandbreite aufzuzeigen. Erzählt wird die Geschichte des Grafen von Monte-Christo, der von einem Tag zum nächsten im Pariser Zirkel der Mächtigen auftaucht und sich gleich durch seine geschmeidige und doch absonderliche Art stadtbekannt macht. Das sein Spiel dabei ein Doppeltes ist, versteht sich von selbst. Seine Intrige jedoch ist der Schlüssel, um das Ränkespiel ans Licht zu zerren und einer dekadenten aristokratischen Führungsschicht brutal den Spiegel ihrer eigenen Verlogenheit vorzuhalten. Denn, verborgen unter hohen Idealen und trotzigem Prunk lauern nunmal meist die größten Boshaftigkeiten von allen....

Ein wirklich ambitionierter Stoff also, der gleich meine Aufmerksamkeit auf sich zog. Besonders die vielen positiven Bewertungen ließen mich dann schließlich auf einen wirklich starken Konkurrenten zu Legend Of The Galactic Heroes hoffen und ich hatte dementsprechend sehr hohe Erwartungen in diesen Anime gesetzt. Leider zu unrecht, wie ich zugeben muss.

Zuerst aber zum Positiven.

Das Mysterium um den Grafen selbst, woher er kam und warum er seine Intrigen spinnt ist der erzählerische Kern an dem sich die Ereignisse schließlich orientieren - Je näher seine Intrige zum tragen kommt, desto mehr erfahren wir über ihn und über die dunklen Geheimnisse der Aristokraten um ihn herum und desto spannender wird das Ganze. Der Nachteil dabei ist aber, dass sich die Serie gerade anfangs etwas zuviel Zeit nimmt und man sich im ersten Drittel der 26 Folgen nur in dunklen Anspielungen des Grafen verliert - wirklich Konsequenzen hat das zuerst also nicht und man gähnt schon einige Male. Ab ungefähr Episode 8 zieht das Ganze dann aber an und die Story nimmt Fahrt auf. Sie wird öfters mal spannend, ist gut für einige Überraschungen und führt zu teils cinematografisch sehr schön Szenen, die man im Gedächtnis behält.

Schön ist Gankutsuou auch durch seine Art-direction - statt wirklicher Füllung und vielen Details, beschränkt man sich desöfteren auf vielfarbige Muster, die beispielsweise Kleidung oder Haare komplett ausfüllen und bei Bewegungen merkwürdig "fließen". Das sieht hochinteressant aus und transportiert wunderbar das Gefühl von Abgehobenheit und Prunk, das man im Rahmen der Thematik erwartet. Das muss einem nicht gefallen, gibt dem Anime aber einen sehr eigenen und sehr passenden look - selbst die seltenen aber unglaublich hässlichen CGI Einlagen ändern daran nichts.

Das erste große Problem zeichnet sich aber schon in der ersten Folgen ab: statt sich auf den Grafen zu konzentriert verbringen wir leider den Großteil der Zeit mit einigen der langweiligsten und nervigsten Charakteren die ich seit langem gesehen habe. Von spontaner Liebe auf den ersten Blick, übertriebener Freundschaft bis zum Tod, dem gierigen Bankier, der sogar seine Mutter verkaufen würde über den stoisch bösartigen Richter bleibt wirklich kein ermüdendes Klischee aus. Noch schlimmer: in den meisten Fällen ist das schlicht nicht nachvollziehbar und wirkt eigentlich immer künstlich dramatisiert bis hin zur Stereotypie. Albert beispielsweise, der uns als naiver Teenyprotagonist dazu dient den Einschlag der Story zu verdeutlichen, ist wohl einer der penetrantest-irrationalen Charaktere die ich seit langem gesehen habe - besonders da die Story ihn am Ende auch noch feiert.

Es geht aber noch weiter: die künstliche Dramatisierung die man auch in den Charakteren findet zieht sich durch die gesamte Story und das gesamte Writing dieses Animes. Jede Storyentwicklung wird uns durch mehrmalige Großaufnahmen von überemotionalen Charakteren deutlich gemacht. Mehrmals. Auf jeden einzelnen Plotpunkt wird unglaublich offensichtlich angespielt. Mehrmals. Dialoge wirken künstlich. Mehrmals. Charakterinteraktionen sind fast schon gestellt. Mehrmals; Anders gesagt, man kommt beinahe nicht davon weg seine Hand von seinem Gesicht zu entfernen, wenn nach folgenweise allzu offensichtlichen und überaus dunklen Anspielungen eines blauen Vampirs die Charaktere immernoch überrascht sind das seine Absichten niemals so rein waren wie es den Anschein hatte. Dem Anime fehlt es also fast gänzlich an Subtilität - ein scharfer Kontrast mit der eigentlich sehr erwachsenen Thematik.

Dieser Kontrast ist es auch der das Erlebnis dann so stark schmälert - die Tiefe der Story kommt nicht zum Tragen, die Problematik kommt nicht herüber, die Präsentation ist zu naiv als das es Interesse wecken kann. Es wirkt deshalb auf mich viel zu sehr wie Edutainment zugeschnitten auf ein jugendliches Publikum, das versucht eine gewisse Problematik zielgruppengerecht zu präsentieren. Dazu passt es dann auch nur, dass Dinge wie Zwangsheirat unter Aristokraten als einer der überraschenden Wendungen präsentiert wird - wer einmal von den Habsburgern gehört hat wird davon sicherlich nicht mehr überrascht sein.

Was einem dann am Ende bleibt, ist ironischerweise genau dasselbe Gefühl dass der Anime so stark anprangert: er ist mehr Schein als Sein, möchte eigentlich erwachsen wirken, aber stolpert allzu oft über seine eigene Naivität. Zugegeben, wer mit solch einem Ansatz keine Probleme hat findet mit Gankutsuou einen durchaus interessanten Anime. Alle Anderen, die sich einen etwas erwachseneren Zugang erwarten, werden aber enttäuscht sein.

Fazit: Gankutsuou hat hohe Ziele, kann diese jedoch nicht erfüllen. Was als anspruchsvolle, erwachsene Story plus brutalem Sozialkommentar antritt, entpuppt sich im Laufe leider nur als halbgares Edutainment der Subtilität und interessante Charaktere zu oft schmerzlich vermissen lässt. Die starke Story um den mysteriösen Graf und der sehr eigene Stil sind einen Blick wert, man sollte jedoch eine Toleranz für teenagerorientiertes Melodrama mitbringen. Alle Anderen sind beim wesentlich reiferen Legend Of The Galactic Heroes besser aufgehoben.
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Avatar: Lucius#12
Wenn es eine Weltliteratur in einen Anime schafft, sollte man eigentlich erwarten, dass man etwas Tolles zu sehen bekommt. Gankutsuou orientiert sich dabei an den Roman "Der Graf von Monte Christo", ist jedoch in das Jahr 5053 verlegt worden. Ob diese spannende Vorlange und das Neo-Paris als Handlungsraum überzeugen konnten, werde ich euch in meinem Review erläutern.


Wer die Geschichte von "Der Graf von Monte Christo" kennt, dem brauch ich nicht all zuviel zu erzählen. Jedoch weicht der Anime oft vom Roman ab und so werden auch die Leser mit der einen oder anderen Wendung überrascht werden. Ich persönlich wurde nicht wirklich damit warm, dass der Anime so weit in der Zukunft angesiedelt ist, dabei ist es gar nicht eine richtige Zukunft. Hier wurde das 19. Jahrhundert nur mit etwas technischen Schnickschnack modernisiert und man kann fast von einer neu-feudalen Zeit sprechen. Es gibt Raumschiffe, aber es fehlen auch typische Dinge, die es im 19. Jahrhundert nicht gab.

Die Charaktere sind meines Erachtens eine große Schwäche von Gankutsuou. Allein der Graf spielt sein Rolle gut, kann aber auch nicht über die anderen schwachen Charakteren hinweg täuschen. Episode für Episode wird man als Zuschauer Zeuge, wie der Protagonist unglaubwürdiger wird, bis man sich selbst fragt, ob das Studio das mit Absicht gemacht hat.

Technisch gesehen bin ich zwiespaltigen. Einerseits versucht der Anime mit seinem originellen Zeichenstil und seinem CG-Animationen zu glänzen, doch das ist eher ein Schritt nach hinten, als nach vorne. Die CG-Animation sind schlecht und passen überhaupt nicht zum allgegenwärtigen Stil des Animes. Hin und wieder stechen die Kleider der Adeligen hervor, aber mehr auch nicht. Auf musikalischer Ebene hat Gankutsuou auch versagt. Das Opening passt überhaupt nicht dazu, und das Ending ist für meinen Geschmack zu rockig. Hier man die optimale Mischung komplett verpeilt. Die BGMs sind auch nicht das Gelbe vom Ei, nur sehr wenige sind wirklich ausgezeichnet. Aber die hört man höchstens einmal, bis dann wieder auf Standard-Repertoire zurückgegriffen wird.

Fazit:
Gankutsuou hat seine Vorlage, die soviel hergibt, nicht genutzt. Miese Charaktere, die sehr langsam entwickelnde Story und die Technik sind eine Katastrophe. Einsteiger sollten unbedingt einen großen Bugen um den Anime machen. Alteingesessene können sich an ihm versuchen, immerhin wird der Anime von sehr vielen hochgelobt.
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Avatar: Asane
Redakteur
#13
Was hier folgt, ist keine Rezension im klassischen Sinne, sondern mehr eine Sammlung von Gedankensplittern zu einigen charakteristischen Punkten, die bislang noch nicht angesprochen wurden.


Drei Anläufe hat's gebraucht, und nun, nach vielen Jahren, ist der finale Versuch gelungen und die Serie zu Ende. Auch dank der Überredungskunst von User Fragmaster.

Denn zwei Dinge stellen sich sehr hartnäckig in den Weg, wenn man mit dem Anime warm werden will. Das ist zum einen das allerorten angesprochene gewagte Design, und zum anderen (und damit verbunden) die Art, wie sich das alles bewegt.
Bevor man aber sich daran gewöhnt hat, hält einen das Setting samt seinem exquisiten Inventar auf Trab. Das liegt irgendwo zwischen außergewöhnlich, exzentrisch und bizarr. Denn in welcher Zeit soll die Handlung angesiedelt sein – in einer alternativen Vergangenheit? Projiziert in eine alternative Zukunft auf einem alternativen Mond? Es dauert jedenfalls ein paar Folgen, bis etwas ähnliches wie Klarheit in diese Angelegenheit kommt.

Die für mich größte Hürde war das, was einem zuerst mit Allmachtsgewalt ins Auge springt: die allgemeine Optik. Speziell die der Personen. Ohne Scheiß, bei der Kostümierung der adligen Herrschaften bin ich das 1. Mal bei einem Anime seekrank geworden. Denn die Muster und Ornamente sind nicht Teil des Stoffes und bewegen sich nicht mit ihm, sondern wirken, als sei eine großflächige Folie unterlegt worden, über die die ausgeschnittenen Flächen der reliefartigen Kostüme geschoben werden. Analog wird mit den Haaren verfahren. Als Resultat hat man eine Art bewegte Collage-Technik, die zeitweise wirkt wie CGI für Arme. So etwa würde animierter Kubismus in 2D aussehen.

Der Vorteil dieser Technik liegt u.a. darin, daß man sozusagen gestaffelt auf symbolischer Ebene arbeiten kann. Nicht nur sind diese Gewänder und Interieurs, mit denen so verfahren wird, überreich an Ornamentik und Texturen; dieses Verfahren lädt auch förmlich dazu ein, sowohl die Charaktere sinnfällig auszuarbeiten (oft an der Grenze zu Satire – was ich für beabsichtigt halte) wie zum Beispiel diesen in schillerndsten Goldfarben betressten Bankier (hier auf seinem mit gespiegelten Dollarzeichen verzierten Fauteuil), als auch über diese Illustrierungen Aussagen über Zeit und Gesellschaft zu treffen – etwa so wie im Regietheater [WP], wenn eine Handlung aus ihrem ursprünglichen Kontext gerissen und in einen fremden (oder befremdlichen) Zusammenhang gestellt wird, um etwa ein Allgemeingültiges neu zu beleuchten oder eine Aussage zu hinterfragen.
Denn auch davon macht der Anime reichlich Gebrauch. Allein schon das Setting in einer fernen Zukunft (plus kurz mal 3000 Jahre), konfrontiert mit dem kompletten Fundus des frühen 19. Jahrhunderts, legt die Interpretation nahe, daß der technische Fortschritt zwar einiges an Veränderungen mit sich bringt, die Gesellschaft aber im Grunde noch genauso verkommen, korrupt und egozentrisch agiert wie zur Zeit eines Alexandre Dumas.

Der Nachteil dieser oben angesprochenen Technik liegt in Übermaß, im Triumph der Flächigkeit. Oftmals muss da das Auge sehr aktiv sich orientieren und untersuchen, womit man es im Bild gerade zu tun hat, ist also mehr mit "Lesen" als mit "Sehen" beschäftigt. Vor allem erschwert es das visuelle Erfassen, wenn gleichzeitig 2D- und 3D-Elemente (Hintergründe) sich verschneiden. Wie hier zu sehen.
Ein weiterer (nicht immanenter) Nachteil liegt schlicht darin, daß diese exzentrisch wirkende Optik über allerhand Mängel hinwegzutäuschen versucht. Dramaturgische Mängel. Denn trotz aller künstlerischen Ambitionen handelt es sich hierbei immer noch um einen Anime, mit allen Stärken und Schwächen. Und auf dem Hintergrund des extrem eigenwilligen Artworks wiegen (zumindest in meinen Augen) die Schwächen um einiges schwerer als bei einem normalen Anime. Weil dieses Artwork ein Versprechen formuliert, das nicht eingelöst werden kann. Ein paar kleine Beispiele:

Didaktisches Erzählen, gleich in der ersten Episode. Eine als Karnevalsunterhaltung zelebrierte Hinrichtung mit Los-Begnadigung im schönsten Tyrannenstil? Da wird ja mal wieder ganz heftig mit dem pädagogischen Zeigefinger gewackelt. Seht doch, wie unglaublich verkommen und unmenschlich diese Welt nur ist! Generell bleibt unklar, welchen Sinn und Zweck diese Szene verfolgt, außer moralisierend auf solche Zustände, verbunden mit entsprechend zelebrierten Dilemmata*, nachdrücklichst hinzuweisen. Kann man gerne in Kinderanimes bringen, aber bitte nicht hier!

*Weiß man, was auf den anderen Zetteln geschrieben war? Weiß man nicht. Also eine Art gehobenes Hütchenspiel.

So gut die Charaktere an sich geschrieben sind, vergeigt man es im Detail. Protagonist Albert hat die wundervolle Gabe, einem tierisch auf den Geist zu gehen, und zwar von der ersten Sekunde an. Was er nicht weiß, wird in seiner reinen Kinderseele durch gefühlte Wahrheiten ersetzt und allen anderen mit kindischem Gequengele an den Kopf geworfen. Daß er nicht viel öfter eine geschallert bekommt, ist ein reines Wunder. Entsprechend nervtötend sind dann leider auch die Dialoge gestaltet. Man meint des öfteren, eine pädagogisch wertvolle WMT-Serie vor sich zu haben. Darüber hilft dann eben auch das flächige Rumgeschiebe von Mustern nicht hinweg. Und wenn ich grade dabei bin: Die Fokussierung weg vom Grafen hin zu Albert bringt es dann auch mit sich, daß das, was der Höhepunkt des Anime sein soll, nämlich die Zerstörung jener Familien, die ihn zerstört haben, in archetypischer wie unorigineller Weise überinszeniert ist und so Effekt über Handlungslogik gestellt wird. Man hat es schon dutzendfach gesehen, und es schmerzt körperlich, dies auch hier zu erleben, gerade weil der Stil ein wirklich origineller und die literarische Vorlage ein Roman von Weltformat ist.

Und damit mal kurz ein Ausflug zum Erzählerischen, zur Story.

Die größte Überraschung meinerseits war, daß die Geschichte weit mehr von Dumas' Roman aufgreift, als man erwarten durfte. Die Konstellation ist im Grunde die gleiche, nur daß als Einstieg in den Anime ein anderer Zeitpunkt gewählt wird (den des Rachefeldzuges), das ganze aus der Perspektive von Albert erzählt (dramaturgisch plausibel) und das Setting auf charakteristische Weise variiert wird.

Die Namen der Hauptpersonen sind auch die des Originals. Was übrigens sich zu einer echten Herausforderung für die Seiyuus auswächst; man tut also gut daran, sich die schriftliche Form der Namen genau einzuprägen, denn verstehen wird man sie nicht! Die Schauplätze jedoch sind in der Regel aber andere und meist dem SciFi-Setting geschuldet. Die Karnevalsszene zu Beginn spielt ursprünglich (also bei Dumas) natürlich nicht auf "Luna", sondern in Rom, und jene schicksalhafte Schlacht um Janina meint keine extraterristische Welt, sondern die Stadt Ioannina [WP] im Nordwesten Griechenlands, die zur Zeit der Romanhandlung türkisch besetzt war. Der geschichtliche Hintergrund jener Zeit nach Napoleon (der Roman [WP] spielt in der Zeit von 1815 bis 1840) wird im Anime völlig ausgespart und durch den Überbau einer SciFi-Zukunft ersetzt, in der Reisen quer durch die Galaxis zum Alltag gehören. Und leider kann man sich bezüglich der Namen auch nie so recht entscheiden zwischen englischer und französischer Aussprache. (Daß Akzentzeichen großmütig ignoriert werden, versteht sich wohl von selbst.)

»Sie grünblütiger, spitzohriger ...«

Diese spöttische Stichelei von McCoy [WP] in Richtung Spock war das erste, was mir in den Sinn kam beim Auftritt des Grafen. Davon abgesehen, daß er von eher ungesunder Hautfarbe ist (an der keiner der Beteiligten Anstoß nimmt oder sich auch nur darüber wundert – Anime halt …) wirkt er in dieser Gesellschaft fast wie ein Alien, und das nicht nur wegen seines unsteten Lebenswandels. (In dem Zusammenhang ist die Ansprache an Albert natürlich goldig: "Sie sind so blass, Albert. Ist Ihnen nicht wohl?")

Ein Mastermind, wie er im Buche steht, brillant kalkulierend und brillante Pläne schmiedend, die wunderbarerweise alle bestens funktionieren. Auch hier: ein bissel zuviel des Guten. Aber grundsätzlich: ein gut geschriebener Charakter, wie man ihn recht selten hat bei Animes. Und einer, der dem Werk eine besondere Aura verleiht, nicht nur aufgrund seiner manierlichen Umgangsformen in Kontrast zu seinen inneren Dämonen. In dieser Hinsicht wie auch in dieser intentionellen Unentschiedenheit von historischem Setting und SciFi hat der Anime ein wenig das Flair von Jules Vernes Käptn Nemo.

Ähnlich stilistisch irrlichternd verhält es sich mit der Musik. Die Oper von Paris beglückt uns mit zeittypischen Werken (Robert der Teufel von Meyerbeer und Lucia di Lammermoor von Donizetti), wagt den Spagat zwischen dem berühmten C-Dur-Klavierkonzert von Mozart und dem 2. Klavierkonzert von Rachmaninow und bedient sich hinsichtlich der BGM ausführlich bei Tschaikowskys Manfred-Sinfonie, wobei der Ausdruck von Zerrissenheit und Wahnsinn des Byron'schen Helden durchaus auch auf den Grafen von Monte Christo passt.

Selbst das Opening ist klassisch inspiriert. Denn es paraphrasiert geschickt Chopins Etude op. 10,3, die schon reichlich Anlass und Gelegenheit zu verschiedensten Verhunzungen gegeben hat. Da ist diese "adaptierte" Version beileibe nicht die schlechteste.

Anstelle eines Fazits:
Was also dominiert? Schwer zu entscheiden. Den unzweifelhaft genialen künstlerischen Entscheidungen stehen eklatante Schwächen gegenüber. Schwächen im Storyaufbau und -verlauf beispielsweise, in den Details dramaturgischer Arbeit (Stichwort uninspiriertes Anime-Einerlei), bis hin zu zweifelhaften Entscheidung der Tonregie, wenn man öfters mal eine hochdramatische, aber doch differenziert ausformulierte symphonische Passage über ein ebenso hochdramatisches, geräuschintensives Tohuwabohu legt, so daß die BGM völlig untergeht und der beabsichtigte Effekt verpufft. Teilweise wirken auch die 3D-Parts nicht immer so rund und die Show kratzt an der Grenze zur Parodie. Einige Details sind atemberaubend (die symbolhaft überlagerten Traumwelten), einige andere dagegen leugnen hartnäckig die Gesetze der Perspektive, wie hier bei dieser Kirche zu sehen.
Solche technischen Mängel sind schlicht ärgerlich und nähren den Verdacht, bei den gewählten darstellerischen Mitteln im 2D-Bereich habe man auch zeichnerischen Aufwand einsparen wollen. Erschwert wird der visuelle Genuss durch den Umstand, daß der Anime gefühlt die Hälfte der Zeit im dark mode verharrt, was das Identifizieren des Gesehenen erschwert, weil es nachts im allgemeinen sehr finster ist und man auch in dunklen Räumen nicht viel sieht; wie auch den, daß man es sich auch hier nicht verkneifen konnte, den Zuschauer mit einer Epidemie an Idioten-Flashbacks zu behelligen.

Gankutsuou in einem Satz? Da sage noch jemand, »Dead Leaves« sei kranke Scheiße! Nein, ernsthaft: Wer mit »Utena« oder »Gilgamesh« den Wert von über das rein Erzählerische hinausgehenden Animes auf die harte Tour gelernt hat, der sollte mit »Gankutsuou« eigentlich ganz gut klarkommen.
Beitrag wurde zuletzt am 24.03.2024 21:22 geändert.
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