Momotaro: Sacred Sailors (1945)

Als erster japanischer Zeichentrickfilm mit über einer Stunde Laufzeit hat Umi no Shinpei einen hohen historischen Wert und ist heute noch sehenswert.

Ein knappes halbes Jahr vor Ende des Zweiten Weltkrieges kam der vom Militär finanzierte Propaganda-Film in die japanischen Kinos. Dass die Militärs nicht knickrig waren, merkt man schnell, denn für sein Alter sind die Animationen recht stattlich. Phasenweise etwas ungewohnt, aber man erkennt doch, dass da einiges an Arbeit reingeflossen sein muss. Wer noch keine Anime-Filme aus diesem Zeitraum gesehen hat wird sich über das Aussehen wundern, das man heutzutage eher einem Cartoon zuordnen würde, damals war das aber auch für Anime Standard.
Auch musikalisch wird einiges aufgefahren, im ersten Teil erinnert der Film fast an ein Musical, so viel wird gesungen. Zusammen mit dem Look kommt das etwas kindisch rüber. Gefallen hat es mir trotzdem, muss ein Faible für so alte Animation sein.
Gegen Ende wird aber dann noch eine militärische Auseinandersetzung gezeigt, die man in dieser Direktheit nicht in einem Kinderfilm erwarten würde. Dieser Teil hat mir weniger zugesagt, sah nicht mehr so schön aus und wirkte nach dem fröhlichen Auftakt deplatziert, fast grotesk.

Den Vorgänger hierzu muss man nicht gesehen haben. Mit der eigentlichen Geschichte von Momotarou aus der japanischen Folklore hat der Film nur sehr lose zu tun.

Fazit: Wer an der Geschichte japanischer Animation oder Propagandafilmen interessiert ist, sollte sich die gute Stunde Zeit auf jeden Fall nehmen, denn das hier ist der bis dato hochwertigste Anime. Wer einfach nur nach kurzweiliger Unterhaltung sucht, wird mit moderneren Filmen besser bedient seit.