Marco (1976)

Haha o Tazunete Sanzenri / 母をたずねて三千里

Rezensionen – Marco

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Marco“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Rubina#1
Drama:7
Action:3
Humor:4
Spannung:6
Abenteuer:7
„Ciao Marco, Ciao … Ciao Marco!“
Ach, die Titelmusik hat sich genauso in mein Gehirn gebrannt, wie die von Heidi.

Die Serie ist einfach nur super niedlich. In knapp 50 Episoden kann man beobachten, wie der kleine Marco auf Reise geht und seine Mutter sucht, in der stetigen Hoffnung, dass es ihr gut geht und er sie gesund und munter findet.

Man möchte denken, dass sich die Story ziemlich in die Länge zieht, aber so wie ich es in Erinnerung habe, war jede Episode ein Genuss! Denn es ist nicht einfach so, dass Marco 50 Episoden lang seine Mutter sucht … auf seiner Reise besteht er viele gefährliche Aberteuer, lernt viele unterschiedliche Menschen, Orte und auch Tiere kennen und wird dabei stück für stück erwachsener und reifer.
Viele der Erlebnisse sind so geschickt und spannend umgesetzt, dass die Suche nach der Mutter oftmals in den Hintergrund tritt. Zudem ist Argentinien ein großes Land.
Jedes Mal, wenn Marco seine Mutter fast gefunden zu haben scheint, um dann doch zu merken, dass sie zwar dort, aber nun wieder fort ist, fiebert, hofft und trauert man selbst mit Marco mit.

Das Charakterdesign ist zu den heutigen Animes natürlich sehr dürftig, für die damalige Zeit aber nicht schlecht. Ich würde sagen, dass Marco optisch eine männliche Heidi ist.

Fazit: Ich kann nur sagen, dass man die Serie gesehen haben sollte, denn sie ist wirklich schön und spannend anzusehen und ein spaß für jung und alt!
…Selbst meine Mutter hatte sich die Serie damals mit mir, mit Begeisterung angesehen und konnte es jedes Mal kaum erwarten zu sehen, wie es weitergeht.
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Avatar: Asane
Redakteur
#2
Wie immer, gibt es bei Rezensionen zu den WMT-Serien keinen Nostalgie-Bonus, allein schon deswegen, weil die deutsche Fassung in aller Regel (gibt es Ausnahmen?) keine japanische Tonspur mit deutschen Untertiteln aufweist und die deutsche Synchronisation locker die Hälfte des dramatischen Potentials schreddert. Wer mal "Heidi" oder "Anne" auf Japanisch gehört hat, weiß, was ich meine.

Gleich bei drei WMT-Serien in dichter Folge war Isao Takahata für die Regie zuständig, und "Marco" ist die zweite, direkt nach (dem inoffiziellen WMT-Titel) "Heidi" im Jahr zuvor. Auch wenn "Marco" insgesamt nicht die Qualität und die dramaturgische Stringenz von "Heidi" und vor allem von "Anne" erreicht, merkt man sein segensreiches Wirken doch an allen Ecken und Enden.

Was gleich zu Beginn auffällt, ist das Charakterdesign, das vielleicht etwas grob geraten ist – um nicht zu sagen rustikal – aber immer individuell, so daß man kaum Gefahr läuft, die Charaktere zu verwechseln. Und außerdem ziemlich bodenständig; die Personen gewinnen wahrlich keinen Schönheitspreis, sind gewissermaßen aus dem Leben gegriffen und durch die Bank glaubwürdig. An manchen Stellen allerdings leidet die Mimik unter dem simplen Design, beispielsweise wenn ein Lächeln auf ihr Gesicht huscht und lediglich der Mund neu gezeichnet wird. Das verleiht der betreffenden Person leicht etwas Roboterhaftes, Gekünsteltes und wirkt stellenweise creepy.

Die Einstiegsfolge tut sich schwer. Sie ist dramaturgisch ziemlich grauslich, in puncto Bildsprache, Szenenschnitte, Dialoge "generisch" von vorn bis hinten und außerdem unangenehm didaktisch. Beispielsweise in der Fuchsszene, wenn innere Befindlichkeiten der Charaktere symbolhaft auf äußere Ereignisse projiziert werden. Und zwar so, daß es der letzte Depp merkt und unweigerlich der Eindruck entsteht, dies sei der einzige Existenzzweck dieser Szene. "Man merkt die Absicht und ist verstimmt." Wer an dieser Stelle abbricht, hat mein volles Verständnis.

Dann aber ändert sich einiges ab der zweiten Folge, als hätte jemand einen Schalter umgelegt. Oft sind es winzige Details, die einen Staunen machen und die sorgfältige Recherche verraten. Viele Kleinigkeiten sind bei aller Begrenztheit der Mittel sauber animiert und man erkennt sofort Takahatas Handschrift. Wie bei der Zubereitung der Spaghetti oder bei einer Gruppe wild durcheinander rennender Kinder. Da stimmt einfach das Timing, und auch beim Pacing nimmt man sich alle Zeit der Welt, um die Wirkung einer Szene zur Entfaltung kommen zu lassen, so daß sie beim Zuschauer im Inneren noch etwas nachklingt. Und was eigentlich gar nicht direkt auffällt: wie viele heitere, sonnige Szenen ohne die Unterstützung lustiger Musik auskommen.

Dramaturgische Mittel dieser Art werden recht häufig angewandt, so zum Beispiel wenn bei gewissen Szenen Wort und Ton (Hintergrundgeräusche) ausgeblendet werden, um den Fokus ganz auf den emotionalen Gehalt zu legen. Solche Merkmale souveräner Regie ziehen sich durch die komplette Serie, auch in künstlerischer Hinsicht, wenn argentinische Landschaften surrealistisch überbelichtet scheinen und Personen dramatische, bedrohliche Schlagschatten werfen, wie bei vielen Gemälden von de Chirico; oder auch in den vielen stillen, ausklingenden Szenen, die das eben Geschehene reflektieren.

Hier werden nicht einfach nur Landschaften von großartiger atmosphärischer Dichte ausgebreitet, in ihnen spiegelt sich häufig auch die Einsamkeit, innere Zerrissenheit, die Verzweiflung und Hoffnungslosigkeit eines auf sich gestellten Jungen, der an sich selbst die ganze Bandbreite menschlichen Sozialverhaltens erfährt – von spontaner Hilfbereitschaft und bedingungsloser Freundschaft bis zu kaltherziger Zurückweisung und desinteressierter Abwendung ist alles dabei.
Und natürlich kommt es nach all den Monaten in der Fremde zu dem ersehnten Treffen (soviel darf verraten werden, die Episodentitel tun's ja schließlich auch) mit der Mutter, das entsprechend der zahlreichen Rück- und Tiefschläge angemessen überdramatisch in Szene gesetzt ist – und da liegt eigentlich, abgesehen von der 1. Folge, die einzige Schwäche des Anime: irgendwann sind einfach alle Mittel der dramaturgischen Steigerung erschöpft und es gerät übermäßig melodramatisch, triefend vor Klischee wie bei diesem endlos-ewigen "o-kaasan!", "Marco!", "o-kaasan!!", "Marco!!", das doch ziemlich und hart an den Nerven des Zuschauers zerrt.

Der Rest der Geschichte gestaltet sich als eine Art schneller Rücklauf (fast rewind), bei dem Marco auf glückliche und wundervolle Weise seine wichtigsten Freunde noch einmal trifft, die nun Zeuge einer frohen und lang ersehnten Heimkehr werden dürfen. Nun ja.

Aber das macht nichts. Überhaupt sollte man bei einigen logischen Unzulänglichkeiten Gnade walten lassen und manche Begebenheiten nicht allzu sehr hinterfragen. Wenn man am Ende der Serie angelangt ist, wird man registrieren, daß bei manchen Charakteren eine deutliche Entwicklung stattgefunden hat.

In erster Linie bei Marco, bei dem dies am ehesten zu erwarten war, angesichts der Umstände. Gerade sein Verhalten anfangs der Serie wirkt nicht unbedingt altersgerecht. Phasenweise benimmt er sich wie ein pubertierender Fünfzehnjähriger, ist aufbrausend, dickköpfig, selbstgerecht, patzig und für Argumente unzugänglich. Ein etwas schwieriger Junge eben. Aber schon zu seiner Genueser Zeit – und erst recht auf seiner Reise – beeindruckt sein gutes Gespür für die richtigen Worte in der richtigen Situation, speziell wenn er sich hilfesuchend an Fremde wenden muss.

Dann aber auch bei Fiorina, die er durch sein Engagement aus ihrer Lethargie und Verunsicherung erweckt und die im Laufe der Serie merklich an Selbstsicherheit gewinnt.

Was in einzelnen Episoden sonst noch aufgefallen ist:
Generell die Präzision in vielen kleinen Dingen. Viele Bewegungsabläufe sind perfekt beobachtet und wiedergegeben: wie man sich auf einen Pferdewagen schwingt oder von einem Zaun herabspringt. Oder die sorgfältige Animation und das exakte Timing, wenn z.B. Marco sein Essen aus der Tasche packt und auf dem Boden ausbreitet.
  • Ep 24: die lange Einschlafszene ab Minute 14, keine Worte, keine BGM, einfach beeindruckend.
  • Ep 29: ein Gaucho spielt Gitarre. Im 5er-Takt!
  • Ep 39: Einer der wenigen Stockfehler. Sie schippern den Rio de la Plata hinauf, im Westen geht die Sonne unter – soweit korrekt. Da kann's dann natürlich nicht sein, dass der Vollmond ebenfalls im Westen steht.
  • Ep 46: Hier kann man eine 7-saitige Gitarre bewundern! Hat aber nur 6 Stimmwirbel.
  • Ep 47: dieser Wegweiser wäre plausibel, wenn sie schon 100 km weiter wären. Aber sie sind erst kurz hinter den Salzsseen. Kann man schön auf Google Maps sehen.
  • Ep 48: Ach herrje. Wieder eine Serie, in der ein tragisches Ereignis mit "shinanaide" im Episodentitel angekündigt wird. Was passiert dann? Völlig klar. Nur daß hier nicht, wie in anderen Serien, der Esel umfällt und tot liegen bleibt, das Sterben zieht sich über Stunden bis in die Nacht hinein. Begleitet von surrealistisch überhöhten Bildern mit schmerzhaften Hell-Dunkel-Kontrasten. Das Anime-Cover, in dem man Marco mit Poncho und Esel sieht, deckt also nicht einmal zwei Folgen ab.
  • Ep 49: Lange, endlose Ebenen, stumme Szenen, bei langer, endloser Einsamkeit, quälend ausführlich inszeniert. Das ist es, wofür ich Takahata liebe und bewundere.

Alles in allem wirklich sehenswert – wenngleich die Tonspur schon sehr gelitten hat über die vergangenen 40 Jahre. Erreicht zwar nicht das Niveau von "Heidi" (was sicherlich auch der literarischen Vorlage geschuldet ist, die gerade mal 20 Buchseiten umfasst), überrascht aber durch solide Inszenierung und viele liebevolle Details.
Beitrag wurde zuletzt am 05.12.2020 18:34 geändert.
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