Ixs Die Welt, in der Saga, Sugar und ihre Freunde wirklich leben, ist ein warmer und magischer Ort, den man nicht verlassen möchte.
Dieser Ort existiert. Und er gehört wohl zu den deutschesten der deutschen Städte. Es handelt sich dabei um
Rothenburg ob der Tauber. Und weil Rothenburg eine ähnlich überlaufene Japantouristensenke ist wie Rüdesheim, Heidelberg und Neuschwanstein, gibt's natürlich auch einen Anime, der dort spielt.
Nämlich eben dieser:
chiccana yuki tsukai Sugar.
Auf deutsch:
A Little Snow Fairy Sugar.
Das Stadtbild ist ziemlich original wiedergegeben, allerdings unter freundlicher Elimination sämtlicher Elemente, die außerhalb der historischen Stadtmauern liegen. Man will den Zuschauer ja auch nicht mit modernem Kram verstören. Als Ausgleich dafür wird die Altstadt vollgestopft mit Dingen, die dem Japaner als
typisch deutsch vorkommen. Daher auch die ununterbrochene Waffelfresserei auf dem Markt. Kaffee trinken kann man natürlich auch, nur nicht gerade da, wo's im Anime gezeigt wird. Abgesehen von dem Randdetail, dass da keiner in irgendeinem Turm wohnt. Da ging wohl die japanische Phantasie von deutscher urtümlicher Romantik etwas mit den Produzenten durch. Wie übrigens auch in anderen Randerscheinungen, die in Nippon für unverzichtbar oder anderweitig selbstverständlich genommen werden, wie zum Beispiel die Tendenz zu saisonalen Taifunen. (Dabei ist das einzige in der Gegend befindliche Meer das der jetzigen fränkischen Alb, und das ist seit etlichen Jahrmillionen trockengefallen.)
Des weiteren scheinen sich nicht weit jenseits dieses phantastischen "Rothenburg" weitläufige Wüstengebiete zu befinden. Wahrscheinlich ist Oberfranken damit gemeint. Man weiß es nicht.
In dieser Show gibt es eigentlich keine Bösen. Keine Charaktere, die man hassen müsste; alles scheint der Verwirklichung Schillerscher Utopie zu dienen, wie man sie aus Beethovens neunter Sinfonie kennt (spätestens seit
Evangelion):
Alle Menschen werden Brüder,Wo dein sanfter Flügel weilt.["dein" = "der Freude"]gefolgt von
Seid umschlungen Millionen!Diesen Kuß der ganzen Welt!Daher wirkt die Dauer-Antagonistin
Greta auch mehr wie ein
comic relief, allerdings eins, das sich recht schnell abnutzt. Oberflächlich. Genauer betrachtet aber ist sie eine arme Sau. Die ihr Selbstwertgefühl durch materielle Äußerlichkeiten stützen und Freunde sich erkaufen muss. Wo sie hart an sich arbeiten muss, und doch nicht erreicht, was Saga wie von selbst zufällt. Eigentlich also eine tragische Figur. Umso erfrischender ist es zu sehen, wie sich die Geschichte für die beiden im Verlauf der Serie entwickelt.
Das ist natürlich so idealistisch wie zuckersüß. Und wo wäre der passende Ort dafür, wenn nicht in dieser Kinderserie?
Für das, was einen hier erwartet, setzt das
Opening die passenden Akzente und greift dabei auf den Uralt-Song "
Sugar Baby Love" von den "Rubettes" zurück (mit völlig anderem Text allerdings), der an sich ja schon gefährlich eingängig ist. Hier jedoch in einer nachgerade verboten überdrehten und überzuckerten Version, die zu akuter Ohrwurmitis führen kann.
Und auch das
Ending schlägt in die gleiche Kerbe von heiterer, konfliktloser Traumwelt und wohliger, watteweicher Kuscheldecke - allerdings nicht so aufgekratzt wie im Opening, sondern milde zurückgenommen. Interessanterweise entspricht diesem Kontrast auch die bildliche Inszenierung: Sommerlandschaft im Opening, Winterlandschaft im Ending.
Und hier im Ending begegnen wir auch explizit dem historischen Ort des Geschehens, mit prominenter Einblendung einer Danksagung an das Kulturamt der Stadt Rothenburg.
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Tiny Little Snow Fairy Sugar Opening