Goshu, der Cellist (1982)

Cello Hiki no Gauche / セロ弾きのゴーシュ

Informationen

  • Anime: Goshu, der Cellist
    • Japanisch Cello Hiki no Gauche
      セロ弾きのゴーシュ
      Typ: Film, 1 (~)
      Status: Abgeschlossen
      Veröffentlicht: 23.01.1982
      Adaptiert von: Märchen
      Staff: Kenji MIYAZAWA (Original Work), Isao TAKAHATA (Direction), Toshitsugu SAIDA (Character Design), Michio MAMIYA (Music)
      Webseite: oh-pro.co.jp
    • Deutsch Goshu, der Cellist
      Status: Abgeschlossen
      Veröffentlicht: 07.01.1984
    • Spanisch Goshu, el violoncelista
      Status: Abgeschlossen
      Veröffentlicht: ?
    • Synonyme: Gauche the cellist, Goshu the Cellist, Sero Hiki no Goshu, セロ彈きのゴーシュ

Beschreibung

Goshu ist Cellist im örtlichen Orchester und lebt in einem kleinen Haus außerhalb der Stadt. Sein Spiel ist jedoch unvollkommen und so beginnt der Dirigent langsam seine Geduld mit ihm zu verlieren, da er das ganze Orchester mit seiner Unzulänglichkeit irritiert. In den nächsten Nächten tauchen in seinem Haus aber plötzlich einige Tiere auf, die ihm verschiedene musikalische Aufgaben stellen. Goshu realisiert zunächst nicht, dass diese seltsamen Lektionen dazu dienen sollen, ihn bis zum großen Konzert in wenigen Tagen von seinen Schwächen zu befreien …
Goshu is a young man who lives in a small house outside of town and plays the cello in the local orchestra. Unfortunately, Goshu’s playing is letting down the rest of the orchestra and the conductor is running out of patience with him. Over the next few nights, however, Goshu is visited in his home by a succession of animals with musical requests for him – a cat, a bird, a raccoon dog and a mouse – much to Goshu’s annoyance. What Goshu doesn’t realise is that these tasks and encounters are teaching him how to overcome the flaws in his playing in the last few days before the big concert.
Source: ANN
Sinopsis:
Esta es la historia de Goshu, un pequeño violoncelista profesional. Durante los ensayos para los recitales, su preparador se enfada con él porque no está tocando suficientemente bien. Goshu parece no sentir nada por la música... ¿Qué puede hacer? Por suerte, encontrará unos amigos muy especiales: un gato le va a ayudar a entender el sentimiento de la música, la importancia de practicar se la mostrará un cuco, el ritmo un tejón, y la ternura un ratoncito. Gracias a ellos Goshu aprenderá el verdadero sentido de la música, convirtiéndose por fin en un fantástico intérprete.
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Avatar: Smiagol#1
  • Handlung
  • Animation
  • Charaktere
  • Musik
Beim Studio Ghibli denkt man immer sofort an Hayao Miyazaki dem zweifachen Oscar Preisträger weswegen der Mann neben Ihm Isao Takahata nicht soviel Aufmerksamkeit erhält wie er es eigentlich verdient hätte. Dieses zeigt er auch wieder in diesem eindrucksvollen Werk namens Goshu, der Cellist.

In diesem Werk geht es um Goshu einem Cellist der schnell aus einem kleinen Orchester verbannt wird da er den Anforderungen nicht ganz entspricht. Dadurch lässt er sich aber nicht unterkriegen und fängt an Zuhause zu üben wo er noch zusätzlich Hilfe erhält durch kleine Tierchen.

Die Animationen sind ziemlich schlicht gehalten was man diesem hohen Alter ansieht.

Die Charaktere sind bis auf den Dirigenten und dem Cellisten samt tierischer Crew nicht wichtig wobei sie zum Gesamtwerk was beitragen.

Das wichtigste und das was dieses Werk so besonders macht ist diese wunderschöne musik die einem sofort im Gedächtnis bleibt.

Dieser Film ist etwas für die gesamte Familie und auch für Leute die keine Abneigung gegen fantasy haben und dem musikalischen nicht abgeneigt sind.
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Avatar: Slaughtertrip#2
Die ganz alten User unter uns werden sich vielleicht noch an die von Kenji Miyazawa im Jahr 1934 veröffentlichte Kurzgeschichte erinnern, die als Vorlage für diesen Film diente. Bereits 1963 gab es eine Adaption, dessen Cover etwas gruslig wirkt (Puppen-Horror ist der Horror für mich). 1998 gab es eine weitere Adoption, die schon viel putziger aussieht. Dieser im Jahr 1982 veröffentlichte Film ist aber wohl die bekannteste Adoption.

Gehen wir noch ein Stückchen weiter zurück in die Vergangenheit. 1843 veröffentlichte Charles Dickens seine Erzählung »A Christmas Carol«, die unter anderem als Vorlage für den Film »Die Geister, die ich rief …« mit Bill Murray diente. Der Protagonist wird von mehreren Geistern besucht bzw. heimgesucht, die ihn so richtig an den Löffeln packen, seine Rumpelstilzchen-Einstellung zu verändern versuchen und sein Leben etwas lebenswerter machen wollen. Klingt nach Humbug? Etwas Ähnliches wiederfährt Goshu, der Besuch von sprechenden Tieren bekommt. In nur ein paar Tagen hat der für das Venus-Orchester spielende Goshu einen wichtigen Auftritt, und bis dahin helfen ihm die Tiere dabei, sein Cello-Spiel zu verbessern. Goshu wird als nichtsahnender Einfaltspinsel portraitiert und merkt gar nicht, dass er Unterrichtsstunden bekommt.

Den Unterricht hat er auch bitter nötig … wirft man einen Blick auf den Dirigenten, der immer mit Goshu schimpft. Laut ihm fehle es dem Grünschnabel an Ausdrucksvermögen! Er schaffe es nicht, in einer Tonlage mit seinen Kollegen zu bleiben! Der Einsatz seines Instruments komme immer zu spät! Für ungeschulte Ohren klingt er jedoch toll. Für den Auftritt des Venus-Orchesters, bei dem Ludwig van Beethovens »Sinfonie Nr. 6 F-Dur op. 68« gespielt werden soll, braucht es nahezu ein Wunder, damit Goshu das vom Dirigenten verlangte Niveau erreicht. Dieses Wunder tritt in Form von musikalischen Tieren auf, die allesamt mehr Persönlichkeit und Sympathie besitzen als der Protagonist selbst.

♪ On the first day of rehearsal, an unknown entity sent to me … one Calico Cat. ♪

Am ersten Tag bekommt er Besuch von einer Kalikokatze. Diese schlägt ihm vor, zur Abwechslung Robert Schumanns »Träumerei« zu spielen. Und was macht dieser Tor, der von der lieben Katze sogar Tomaten (aus seinem eigenen Garten) geschenkt bekommen hat? Er foltert sie mit dem hysterischen Stück »Tiger Hunt in India«! Wenn die Katze in ihrer Panik und bei all den ohrenbetäubenden Schmerzen an die Wand knallt, könnte ich Goshu knallhart eine knallen.

♪ On the second day of rehearsal, an unknown entity sent to me … one Cuckoo. ♪

Der Kuckuck bringt Goshu die Tonleiter näher. Er verhält sich sehr respektvoll Goshu gegenüber. Man könnte fast meinen, er führe Goshu an der Nase herum, weil er eigentlich wissen sollte, dass er mehr auf dem Kasten hat als sein temporärer Schüler. Das Zusammenspiel der beiden ist etwas friedvoller als das mit der Katze … doch dann: Roundhousekick!

♪ On the third day of rehearsal, an unknown entity sent to me … one Raccoon Dog. ♪

Mein animalischer Lieblingsbesucher ist wohl der Tanuki. Nicht nur wegen seines knuffigen Äußeren, sondern auch wegen seiner knuffigen Persönlichkeit. Zu Beginn zieht der wenig sympathische Goshu das pelzige Tierchen auf, indem er von einer Delikatesse namens »Tanuki-Eintopf« erzählt. Der Kleine kann einem wirklich leidtun, stellte er sich Goshu doch ganz anders vor – nicht so arschig. Nach kleinen Anlaufproblemen spielten aber auch sie sehr friedvoll miteinander – und dabei blieb es auch; keine Roundhousekicks in Sichtweite. Während der Tanuki mit seinen Paukenschlägeln auf das Korpus des Cellos trommelt (Niedlichkeitslevel immeasurable), lernt Goshu Rhythmusgefühl und wie man im Takt mit seinen Mitmusikern bleibt.

♪ On the fourth day of rehearsal, an unknown entity sent to me … one Wild Mouse with Child. ♪

Zum Schluss gibt es mit einer Mäusemama und ihrem kranken Kind den dramatischsten aller Besuche. Hier wird nicht Goshus Cellospiel verbessert, sondern sein Charakter (was er auch bitter nötig hat).

Neben dem Haupthandlungsstrang gibt es noch eine ganz fein angedeutete Romanze, aus der sich vielleicht oder vielleicht nicht etwas entwickeln könnte – falls sie überhaupt existiert. Ab und an wird nämlich die imaginäre Kamera auf die Bratsche spielende Musikerin gelenkt. Sie ist die einzige Frau im Orchester und ihr Blick fällt ungewöhnlich oft auf Goshu.

Der Ton macht die Musik, und die Musik macht einen Musik-Anime. In diesem doch sehr kurzen Film gibt es auffallend viele und lange Szenen, in denen Goshu, die Tiere oder das Orchester spielen. Monologe und Dialoge werden hintangestellt, damit sich die Szenen, in denen musiziert wird, besser entfalten können. Meistens verlangt es auch nicht nach Worten, denn diese Szenen sprechen bzw. musizieren für sich selbst. Der Plot schreitet selbst dann voran, wenn eines der Tiere Goshus Cellospiel horcht und ihn mit einem argwöhnischen Blick beäugt, um auf seine Fehler hinzudeuten.

Wenn die auditive Seite von Kunst eine zentrale Rolle in diesem Anime spielt, wäre es doch schade, wenn die visuelle Seite alles vergeigen (oder in diesem Fall: vercelloen) würde. Der Farbton ist mehr dunkel als hell und die Umrandungen bestehen oft aus relativ dicken Linien. Der Detailgrad ist nicht besonders hoch, was in manchen Szenen leider zu stark auffällt, doch das Gesamtbild ist dennoch ansprechend, da die Atmosphäre stimmig ist. Wenn überhaupt, wirkt sich der geringe Detailgrad nur auf das negativ aus, was sich im Vordergrund abspielt, denn die Hintergründe sind bewusst minimalistisch gehalten und sehen teilweise wie mit Wasserfarben gemalt aus. Viele Szenen passen sich scheinbar oder anscheinend den jeweiligen im Mittelpunkt stehenden Charakteren an. So sind die Szenen mit der bunten und von Goshu geärgerten Kalikokatze oft sehr farbenfroh und abstrakt. Wenn der grünblaue Kuckuck seinen Auftritt hat, nimmt auch der Hintergrund diese Farbe an. Beim braunen Tanuki fällt der Hintergrund im selben Farbton natürlich nicht besonders auf, da sich das Geschehen in einer Holzhütte abspielt, doch die natürliche Farbe des Holzes besitzt eine beruhigende Wirkung auf den Zuschauer. Kaum zu übersehen ist, dass die Charaktere noch stärker in den Fokus gerückt werden, indem das Bild um sie herum etwas heller ist, während der Bildschirmrand verdunkelt ist.

Ich glaube, die Zeit ist reif für eine weitere Adoption, wie es sie für »A Christmas Carol« gefühlt jedes Weihnachten gibt. Der Film hat so einige Kunstgriffe parat und wirkt nur durch die geringe Detaildichte der Zeichnungen schlecht gealtert. Diese Geschichte in modernem Gewand würde ich mir jedenfalls nicht entgehen lassen wollen.
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Avatar: Asane
Redakteur
#3
Leute, das wird eine längere Angelegenheit. Holt vor der Lektüre besser was zu essen und zu trinken, geht noch mal auf die Toilette und setzt euch dann stabil hin.



Liest man sich durch einige Texte zu diesem Film, trifft man immer wieder auf die Aussage, Gauche sei ein Idiot, ein Rauhbein, ein gefühlloser Hampelmann, dem nicht nur charakterliche Defizite attestiert werden, sondern dessen Cellospiel auch noch eklatante technische Mängel aufweise, die seine nächtlichen Tierbesucher auf ihre eigene Weise zu beheben wissen.
Derlei kann man auch auf Wikipedia lesen, die wiederum auf einen Artikel von Oliver Armbrust verweist, welcher munter Behauptungen aufstellt. Der Art beispielsweise, das Werk sei von der Optik her deutlich unterdurchschnittlich und der Film habe keinerlei Humor und was weiß ich noch was.

Kurz: das ist Quatsch. Klar, »Gauche« ist kein dezidiert komisches Werk, aber wenn er was hat, dann Humor. Vergleichsweise subtil zwar, aber massenhaft! »Gauche« ist außerdem ein Film, bei dem die klassische deutsche Fallunterscheidung in Kraft tritt. Denn es gibt von diesem Werk zwei Versionen: die original japanische sowie die deutsche Fernsehfassung. Letztere glänzt vor allem dadurch, daß man alles auf kindgerecht getrimmt hat. Dadurch verschiebt sich der Schwerpunkt etwas, relevante Szenen werden trivialisiert und marginalisiert, um sie auf Comic reduzieren zu können, denn schließlich ist das ein Zeichentrickfilm und ein Zeichentrickfilm gehört bekanntlich ins Kinderprogramm! Dieser Linie folgt auch die Übersetzung. Aber dazu weiter unten mehr. Übrigens hat es der deutsche Publisher geschafft, dieses Meisterwerk von Isao Takahata allgemeiner Zugänglichkeit weitgehend zu entziehen. Diese deutsche Fassung gibt es lediglich als „Bonus“ zu »Anja und die vier Jahreszeiten«. Wem immer das ins Hirn gekommen ist, diesen Film dort zu verstecken, sollte ganz klassisch gevierteilt werden.

Zur oft gescholtenen Qualität: die empfinde ich als durchaus zeitgemäß, so für Anfang der 80er Jahre. Allerdings wird hier aus atmosphärischen Gründen viel mit dieser typischen Textur gearbeitet, die bei Aquarellfarben auftritt. Dadurch wirkt das Bild verschwommen und detailarm. Letzteres ist aber definitiv nicht der Fall, wie man an vielen anderen Stellen sehen kann. Im Grunde verhält es sich wie bei den vorangegangenen Werken von Takahata: Anne, Marco und Chie. Auch da wirken die Bilder auf den ersten Blick eher armselig und simpel – und täuschen über andere künstlerische Qualitäten hinweg. Präzision zum Beispiel. Oder Realitätsnähe.
Zum Punkt Präzision ist zu sagen, daß die Bewegungsabläufe immer plausibel sind; auch das Timing und das Pacing ist – wie von Takahata nicht anders zu erwarten – immer perfekt und trägt sehr viel zur besonderen Stimmung dieses Filmes bei. Und was die Realitätsnähe anbelangt: so grob und krude die Zeichnungen auch manchmal sind, sie halten sich an reale Vorlagen. Die Noten, die der Dirigent auf seinem Pult liegen hat, geben beispielsweise genau die entsprechende Doppelseite der Eulenburg-Partitur wieder, die ich eben auf dem Tisch neben mir liegen habe.

Und was vor allem auffällt, trotz der antiquiert wirkenden Animation: die Musiker! Hier wäre vielleicht kurz die Bemerkung angebracht, daß der Rezensent selber in jungen Jahren mal einige Zeit Cello gespielt hat. Daher fällt ihm auf, daß nicht nur genau diejenigen Musiker gezeigt werden, die hörbar gerade ihren Einsatz haben; Spielweise und Griffe stimmen auch mit „echtem Spiel“ überein. Bogenstriche etwa, auch Fingersatz, Saiten- und Lagenwechsel werden absolut realistisch wiedergegeben. Das wird in den nachfolgenden nächtlichen Solo-Sitzungen von Gauche noch viel deutlicher. Wann hat man das schon? In letzter Zeit bei „Shigatsu wa Kimi no Uso“ und bei „Piano no Mori“ – an mehr kann ich mich spontan nicht erinnern. — Was macht es da schon, daß das Orchester maximal ein Viertel der Leute umfasst, die man in der Aufnahme hört (die Anzahl der Stühle stimmt übrigens auch nicht immer mit der Anzahl der Musiker überein).

Dann noch zu einem anderen gern geübten Vorwurf: Gauche könne nicht richtig Cello spielen und gefährde mit seiner technischen Unzulänglichkeit den Konzertauftritt dieser Combo. Auch das ist Unfug. Dieses Urteil wird vermutlich abgeleitet aus den Vorwürfen, die der Dirigent ihm während der Probe an den Kopf wirft. Allerdings drückt er sich immer etwas nebulös aus; und dieses „do-re-mi“, von dem er da ständig redet, meint sinngemäß „ich kann dir hier nicht auch noch das Einmaleins beibringen“. — Leider verhält es sich so, daß die hier eingespielte Aufnahme des NHK-Orchesters unter Hiroyuki Iwaki [WP] (in den Achtzigern einer meiner Lieblingsdirigenten) logischerweise keinerlei Fehler dieser Art aufweist. Da ist dann eben das Vorstellungsvermögen des Zuschauers gefragt. Aber auch das ist Anime.

Was der Dirigent mit seinen Anwürfen wirklich meint, wird zum Thema von Gauches nächtlichen Übungsstunden. Und hier wird dem Zuschauer unmittelbar und sehr plastisch begreiflich gemacht, worum es eigentlich geht. Kurz und gut: es liegt nicht an den technischen Fertigkeiten, sondern an Unstimmigkeiten im Ensemblespiel. Und das ist nun etwas, was man schwerlich für sich alleine im stillen Kämmerlein üben kann. Das schönste dabei ist, daß derjenige, der hier für Gauche den Cellopart eingespielt hat, diese Fehler für den Zuschauer deutlich hörbar reproduziert. Es kratzt und knirscht, die Intonation ist verbogen, der Bogenstrich unstet und die Saitenwechsel sind haarsträubend. „War das jetzt ein Cef?" hat bei solcher Gelegenheit mein alter Cellolehrer dann immer gefragt …

Diese Defizite im mannschaftsdienlichen Spiel gehen eng einher mit Defiziten im Persönlichen, vor allem im Charakter. In dem Maße jedoch wie Gauche an innerer Ausgeglichenheit gewinnt, verbessert sich auch sein Cellospiel, beziehungsweise sein Verständnis dafür. Das ist pars pro toto das Thema des Films, das der Zuschauer gern auf andere Lebenslagen übertragen darf.

Dieses Werk findet vor allem deshalb meine uneingeschränkte Bewunderung, weil es Realität und Phantasie auf eindrucksvolle Art verbindet, weil es untergründig eine Botschaft vermittelt, ohne didaktisch zu sein, und künstlerisch den Schwerpunkt nicht auf Schönheit setzt, sondern auf Ausdruck. Oder wie Beethoven selbst über seine »Pastorale« geäußert hat: „Mehr Ausdruck der Empfindung als Malerei".

Fazit: ein wunderbarer Film, speziell für Leute mit Interesse an klassischer Musik und einem Faible für subtiles Erzählen.



Was nun noch folgt, sind einige Anmerkungen, die wohl nur für Hardcore-Fans von Interesse sind.

An dieser Stelle möchte ich noch einige Stationen des Film kommentierend Revue passieren lassen, denn es gibt so einiges, was sich beim erstmaligen Sehen nicht auf Anhieb erschließt.

  • Nachdem zur title card der Tanuki, begleitet von den drei Akkorden einer einfachen Kadenz des Harmoniums, seine Verbeugung gemacht hat, geht es nun endlich los. (Mutmaßlich genau das Harmonium, das man während des abschließenden Konzerts auf der Bühne stehen sieht.) Zu einem Kinderlied von Miyazawa gleitet der Blick in den nächtlichen Sternenhimmel – welcher zugleich auch Thema dieses Liedes ist. Der gleiche Sternenhimmel, mit dem der Film auch endet. Die prominent in Szene gesetzte Milchstraße verweist natürlich auch auf andere bekannte Werke von Miyazawa wie etwa die »Galaktische Eisenbahn«. Dieses Lied, „Hoshi meguri no Uta", ist ziemlich bekannt geworden und auch in vielen anderen Animes präsent, wie z.B. in »Planetarian«, »Giovanni no Shima« und »Coo«. Es gibt aber auch, passend zu Gauche, eine Version für Cello solo [Youtube].
  • Heißer, lastender Sommerhimmel, unter dessen Schwüle sich ein Gewitter zusammenzieht. Hier setzt die Stretta des Scherzos aus Beethovens »Pastorale« ein. Das hereinbrechende Gewitter ist erstaunlich präzise zur Musik synchronisiert. Dann zeigt sich, daß es sich dabei nicht nur um die Filmmusik zum Gewitter handelt, sondern (zugleich!) um die Wiedergabe einer Probe des »Venus-Orchesters«. Schon seltsam, daß eine Combo dieses Namens sich als Profi-Orchester begreift, dessen Mitglieder laut Dirigent unfähige Trottel sein sollen. Den Vorwurf an Gauche, er spiele halt seinen Stiefel herunter, könnte man ggf. an vielen Stellen festmachen, aber sicherlich nicht an der Gewittermusik. Da gibt es Passagen in den vorausgehenden Sätzen, die weitaus kniffliger sind, zumal die Bässe bei der Gewittermusik so komponiert sind, daß sie eine Art gestaltlosen, grummeligen Lärm produzieren.
  • Immer wieder sieht man dieses Abdriften ins Imaginäre; die Musiker werden von den Naturbildern, die sie selber musikalisch erschaffen, hinweggefegt. Besser lässt sich das, was sich in der Musik selbst abspielt, kaum visualisieren.
  • Gauche ist daheim und übt alleine. Vielleicht spielt das Cello deswegen extra ruppig. Unversehens gleitet er in den 5. Satz, der ebenfalls eine gute Abstimmung mit dem gesamten Orchester erfordert. Sein Problem ist definitiv kein technisches, wie die anschließende Katzenszene zeigt. Ach ja, die Katze: die ist wahrhaftig auch kein Unschuldslamm, wenn man das so sagen darf, sondern hat so einen gewissen Zug von Verschlagenheit. Insofern ist sie für ihn vielleicht wie eine kleine Schwester. Diese Katze jedenfalls will ihm die selbstgeklauten Tomaten zum Geschenk machen. Die sind allerdings noch grün. Was soll das? Ist Grün eine schönere Farbe als Rot? Ich halte Gauche nicht direkt für einen Sadisten, aber er hat eine Neigung zu derben Streichen, speziell wenn er in der falschen Stimmung ist. Und der Hörerwunsch nach Schumanns »Träumerei« führt ihn vielleicht durch die Ähnlichkeit des Klanges von トロイマライ (toroimarai) zu トラガリ (toragari) und so zu インドのとらがり – die legendäre »Indische Tigerjagd« [Youtube], deren Cellostimme er hier zum Besten gibt (im Klangbeispiel ab 1:04). Das ist übrigens ebenfalls ein Werk des hier erwähnten Filmkomponisten Michio Mamiya, genauso wie der »fröhliche Kutscher«, den der Tanuki mit Gauche zusammen spielt. Apropos Jagd: die Streichholzszene bei 19:43 ist in der deutschen Fassung der Zensur erlegen.
  • Es ist generell verwunderlich, mit welcher Selbstverständlichkeit Gauche auf die verschiedenen sprechenden Tierbesucher reagiert. Stutzt er beim Anblick der aufrecht hereintretenden Katze noch ein wenig, wundert er sich beim Kuckuck über gar nichts mehr. Wobei er angesichts des letzten Gewitters eigentlich mal dringend darauf schauen sollte, dieses Loch im Dach zuzubekommen. Ein sehr höflicher Kuckuck. „Keredomo" hört man nicht allzu oft in Animes. (Aber eigentlich sind alle diese Tiere so, sie sprechen in sehr hohem Ton.) Hier geht es nun um das Emsemblespiel: auf andere hören und reagieren. Zugegebenermaßen nichts, was man alleine in seiner Mühle üben kann. Der von Slaughtertrip erwähnte »Roundhousekick« war übrigens eine Rettungstat von Gauche, da der verstörte Vogel mit Karacho auf das verschlossene, weil verklemmte Fenster zugeflogen kommt. Denkbar ist natürlich auch, daß sich das Fenster aufgrund der Tigerjagd verzogen hat – sind etwa auch die Mäuse davon krank geworden?
  • Ach ja, der Tanuki, der da plötzlich bei Gauche in der Tür steht (und der im Deutschen zum Dachs wird), will laut Eigenaussage 小太鼓 (kodaiko) spielen, hat aber Paukenschlägel dabei. Ob das was wird? Jedenfalls, wenn der auf meinem Cello angefangen hätte so rumzuhauen, wär er garantiert hochkant rausgeflogen! Etwa da, wo der Kuckuck reingekommen ist. Heute geht es um Timing und Rhythmus. Das Problem liegt darin begründet, daß die verschiedenen Saiten des Cellos aufgrund ihrer unterschiedlichen Beschaffenheit (Materialdicke, Umwicklung) unterschiedlich ansprechen. So etwas kann auch von Instrument zu Instrument variieren. Diese Probleme muss Gauche seinen Gästen erklären (und ggf. beheben); der Effekt ist also ganz ähnlich dem von Nachhilfeunterricht: erst wenn man's anderen erklären kann, hat man's selber richtig verstanden. Das hübsche Liedchen vom Kutscher gibt's auf Youtube zum Beispiel hier zu hören.
  • Leider ist der Part mit den Mäuschen der schwächste, da er nur von seiner Didaktik lebt und keine realen spieltechnischen Probleme widerspiegelt. Was eigentlich tut die Tierwelt in dieser Gegend bei Krankheitsfällen, wenn mal kein Gauche greifbar ist? Elendiglich verrecken? »Mäuse« ist nebenbei die Standardübersetzung bei dieser Szene; aber wie man unschwer erkennen kann, handelt es sich dabei um Ratten. Klingt halt nicht so schön und niedlich. – Koordination, Rhythmus, Ausdruck. Diese drei Punkte, die der Dirigent zu bemängeln hatte, werden hier in den nächtlichen Besuchsszenen in dieser Reihenfolge abgehandelt.
  • Ratten gibt es auch hier, während der Kinovorführung. Und da wird behauptet, dieser Film hätte keinen Humor? Schaut genau hin, und schaut auch auf solche Details wie das kleine Mädchen, das sich an der Jagd beteiligt!
  • Daß der Film Mitte bis Ende der zwanziger Jahre spielt, ist auch hier schön zu erkennen. Originale Leserichtung, also von rechts nach links: »Hinode no bunka gekijou« (Kulturtheater »Sonnenaufgang«).
  • Das Konzert ist ein voller Erfolg, Gauche muss als Zugabe seine »Indische Tigerjagd« spielen und schaut während des nachfolgenden Gelages zusammen mit der stillen Bratschistin, die immer schon heimliche Blicke auf ihn geworfen hat, verträumt in den Sonnenuntergang. Auf dem Nachhauseweg trifft er wie zufällig seine tierischen Freunde wieder, die ihn bis an diesen Punkt gebracht haben.
  • Was auch noch zu erwähnen wäre, ist die Selbstverständlichkeit, mit der Frauen im Orchester mitspielen, und das zu einer Zeit, als renommierte westliche Orchester noch meilenweit davon entfernt waren, Frauen aufzunehmen. Den gesamten Film über sieht man auch immer wieder die Auswirkungen des kulturellen Umbruchs in der Meiji- und vor allem der Taishou-Ära [WP]. Das schlägt sich vor allem in der Kleiderordnung nieder, wo von traditionell japanisch bis zu verschiedenen Varianten westlicher Moderne so ziemlich alles vorhanden ist. Ein Punkt, der auch sehr schön in »Haikara-san« oder »Taishou Yakyuu Musume« thematisiert wird.

Kurz noch zu den Unterschieden in der deutschen Fassung.

  • Die deutsche Fernsehfassung ist ungefähr 3 Minuten kürzer.
  • Für erstes Stirnrunzeln sorgt der frei erfundene Zweittitel »Viel Ärger um die Pastorale«. Darum geht es nun wirklich nicht. Aber schön, daß man frühzeitig vor der hier stattfindenden Infantilisierung eines ernsthaften Erwachsenenfilms gewarnt wird.
  • Die Übersetzung ist äußerst frei bis rundweg frei erfunden. Trifft aber die Atmosphäre dennoch im wesentlichen ganz gut. Abgesehen von dem Umstand, daß man ständig eine pädagogisch wertvolle Botschaft reinzudrücken versucht. Auch die Synchronsprecher sind vergleichsweise gut. Ach was „vergleichsweise“: besser als alles, was ich in den letzten Jahren zu Gehör bekommen habe! Schließlich stammt die Synchronisierung aus einer Zeit, als es noch eine richtige Sprechausbildung gab!
  • Demzufolge fällt auch das Kinderlied zu Beginn weg. Soviel Exotik verträgt das deutsche Kinderprogramm nicht.
  • Während die Katze Amok läuft (anlässlich der Tigerjagd) werden ihr massig Worte und Laute in den Mund gelegt, die sie nicht äußert. Just for fun, um die Kleinen bei Laune zu halten.
  • Der Tanuki wird zum Dachs. Das allerdings ist noch nachvollziehbar.
  • Auch für die spielenden Kinder hier muss Text dazuerfunden werden; es reicht nicht, wenn sie 2 Sekunden wortlos vor sich hin spielen, das könnte die zarten deutschen Kinderseelen verstören.
  • Bei aller Kritik muss man dieser Version zugute halten, daß sie in sich stimmig ist und ihre Geschichte gut transportiert, auch wenn sie sich von der ursprünglichen Erzählung und deren Intention entfernt.
Beitrag wurde zuletzt am 24.02.2024 01:45 geändert.
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