Mizuiro Jidai (1996)

水色時代

Rezensionen – Mizuiro Jidai

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Mizuiro Jidai“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Asane
Redakteur
#1
あなたにも出会えてよかった。
"War schön, dass ich dich getroffen habe!"


Mit diesem Ausruf von Yuuko an den Zuschauer endet eine Serie, die begonnen hat wie eine ziemlich unterdurchschnittliche Slice-of-life-Schulkomödie und die sich im Laufe der Zeit entwickelt zu einer der genialsten Serien über das Zusammenleben und Erwachsenwerden von einer Gruppe Mittelschüler über die üblichen drei Jahre hinweg.

Es braucht keine zwei Folgen, um sich ein sicheres Urteil über die Qualitäten des Animes bilden zu können. Die Charaktere bewegen sich im Rahmen dessen, was man von solchen Serien kennt und was man schon dutzendfach gesehen hat: sie sind langweilig, grauslich gezeichnet, oft disproportional, Animation findet allzu oft dadurch statt, dass man langsam über Stills zoomt und pannt; die BGM ist im wesentlichen heiter, fluffig, und doch irgendwie nichtssagend und besteht zu einem übergroßen Teil aus Abwandlungen des Openings. Nicht dass es irgendwie schlecht wäre - aber die Recycling-Rate ist eben doch ziemlich hoch, genau wie bei den oft eingeschobenen kurzen Recaps. Künstlerisch wähnt man sich in den 80er Jahren, bei den Fußballszenen eher noch in den 70ern. Alles recht unspektakulär, wohlwollend ausgedrückt.

Die erwähnte Unterdurchschnittlichkeit in all den oben angeschnittenen Aspekten zieht sich zäh durch das erste Dutzend Folgen, als mit Ep. 12 ein erster Höhepunkt - zu dem Zeitpunkt für den Zuschauer absolut überraschend - gesetzt wird, wo das alte Senpai-Kouhai-Problem thematisiert wird. Und das auf ziemlich überzeugende, weil angenehm differenzierte Weise.
Ein nächster Höhepunkt folgt mit Ep. 25, als es um das Problem der Zukunftsplanung geht, die schulischerseits verlangt wird, und wo der Protagonistin erstmals wirklich bewusst wird, dass ihre bisherige recht sorgenfreie Lebensbahn (als das könnte man "mizuiro jidai" übersetzen) allmählich dem Ende zugeht. Alptraumhafte Sequenzen mischen sich mit beklemmenden Bildern des Zurückbleibens und Verlassenwerdens - alles sehr eindrücklich und seitens der Regie erfrischend anders umgesetzt.
Ab etwa Ep. 33 erlebt man eine ganze Reihe herausragender Folgen, insbesondere weil im Storytelling wie in der szenischen Präsentation ungewohnte, ja innovative Wege eingeschlagen werden, die den Zuschauer weitaus intensiver als bisher an den Geschichten und Gefühlswelten der Charaktere teilhaben lassen.

So macht sich denn auch Wehmut und leise Enttäuschung breit, als mit Ep. 39 (einer Art Recap mit haufenweise Inline-Songs) die Serie praktisch zu Ende ist. Was dann noch folgt, sind bestimmte Erlebnisse, meist romantischer Natur, von Nebencharakteren resp. aus deren Sicht, die bisher nicht so im Fokus standen. Auch das ist - besonders was Schnitt und Regie anbelangt - auf durchweg hohem Niveau und zählt mit zum besten, was ich in diesem Genre zu sehen bekommen habe.

Zu einem großen Teil lebt der Anime von seinen Charakteren, die zwar allerlei Stereotypen abdecken, dabei aber keineswegs eindimensional auf ein bestimmtes Verhaltensmuster festgenagelt sind (ok, mit seltenen Ausnahmen). Hervorzuheben ist dabei die Protagonistin Yuuko, die mehr so das Verhalten einer Grundschülerin an den Tag legt und daher durchaus selbstverschuldet in allerhand Schlamassel und Fettnäpfchen gerät, die sie dann gerechterweise auch selbst auszubaden hat.
Ihr zur Seite steht in solchen Dingen meist ihre Beste Freundin Taka-chan, die sich recht resolut und kratzbürstig gibt, aber im Grund doch ein Herz aus Gold hat und vor allem recht pragmatisch denkt und agiert und zudem die Fähigkeit besitzt, die Dinge auch mal aus der Perspektive anderer zu betrachten.
Ansonsten erwähnenswert aus dem vielköpfigen Cast wäre vielleicht noch der Lehrer Igawa-sensei, ein Typ der Marke "hart, aber gerecht", der zwar einerseits seine Prinzipien vertritt, andererseits aber auch sich uneingeschränkt für seine Schüler einsetzt. Daher hat er die Abschluss-Nachfeier, die zu seinen Ehren veranstaltet wird, auch mehr als verdient.
Mir selbst in bleibender Erinnerung sind zudem noch Yuukos ältere Schwester Toshiko, die schon etwas mehr vom Leben gesehen hat, daher Yuuko immer ein wenig stichelt und aufzieht (man darf eine kleine Rache für früher erlittene Frechheiten vermuten), aber im Grunde herzensgut ist und charakterlich mehr nach der Mutter kommt, während Yuuko selber wohl mehr dem Vater nachschlägt, was ihre Trotzanfälle und andere Hohlkopf-Allüren anbelangt.
Außerdem Natsumi Kugayama, die Handtuchträgerin ("Managerin") des Fußballclubs und "Rivalin" von Yuuko. Sie ist eine liebenswerte Persönlichkeit, immer etwas verhuscht, und hat ein wenig den Charme und das Phlegma von Peppermint Patty.
Sowie unerklärlicherweise Tomoko Tobita, Klassenkameradin von Yuuko und frühere Beste Freundin aus der Grundschulzeit. Etwas unscheinbar, aber intelligent. Redet nicht viel, aber man hört ihr sofort zu, wenn sie was sagt.

Leider sind die männlichen Charaktere vergleichsweise wenig differenziert geraten, erhalten aber in den special-artigen Folgen 40 bis 47 ausreichend Gelegenheit, sich darzustellen und die Dinge aus ihrer Sicht zu erzählen. Als besonderes Highlight vielleicht noch die Schlussfolge, als unser Protagonistenpärchen Hiroshi & Yuuko mit den Früchten der Liebe konfrontiert wird, da sie die nette Gelegenheit bekommen, einige Stunden auf das Baby einer ehemaligen Senpai aufzupassen. Das ist zwar nicht alles wirklich realistisch (ein echtes Baby hätte ihnen die Hölle heiß gemacht), aber doch sehr schön anzusehen mit allerlei überraschenden Wendungen inkl. Windeln wechseln und Brust geben (unzensiert!).

Besondere Erwähnung verdient der Umstand, dass zum einen es nur sehr selten zu übertriebenen Szenen und übersteigerten Reaktionen kommt, und zum anderen der Humor im großen Ganzen dieser Linie folgt: selten wird Komik forciert eingesetzt, sehr oft kommt sie beiläufig aus entsprechend sorgfältig inszenierten Situationen.

Und an dieser Stelle noch kurz ein Wort zum Inventar:
Man hat es die komplette Serie über zwar mit den altvertrauten Standardsituationen zu tun, die das übliche Programm abdecken: Valentinstag, Schulfest, Ferien, X-mas; aber darüber hinaus wird - der Produktionsetat ist spürbar begrenzt! - Wert gelegt auf äußere Details. Beispielsweise dass die Charaktere nicht alle Tage das Gleiche anhaben, und auch Yuuko besitzt mindestens drei verschiedene Sets an Bettwäsche, die teils täglich gewechselt werden. Mag übertrieben erscheinen, könnte aber nötig geworden sein, da Yuuko mit ihrer ersten Regelblutung auf dem komplett falschen Fuß erwischt worden ist. Auch das ein schönes Detail aus dem echten Leben, wo man merkt, wie sehr den Produzenten daran lag, realistische Lebenssituationen abzubilden.

Daher, liebe Yuuko, auch meinerseits: "War schön, dass ich dich getroffen habe!"

Eine Empfehlung für verregnete Wochenenden.


[Edit: Typo]
[Edit2: schon wieder Typos, unglaublich!]
Beitrag wurde zuletzt am 15.09.2020 19:54 geändert.
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