Uta Kata (2004)

うた∽かた

Rezensionen – Uta Kata

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Uta Kata“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: Aodhan
V.I.P.
#1
Uta Kata ist ein Magical-Girl-Anime der anderen Art. So wie bei Shoujo Kakumei Utena oder Princess Tutu werden die typischen Tropen des Genres auf interessante Weise variiert. Das hat schon den beiden sehr gut getan und bei Uta Kata ist es nicht anders. Anstelle des episodischen und auch ziemlich langweiligen Monster-of-the-Day-Prinzips, zeigt die Serie eine Geschichte über das Erwachsenwerden.

Am Anfang mag es zwar noch so aussehen, als würde der Anime auch episodisch sein, aber es dauert nicht lange bis sich herausstellt, dass die Handlung der einzelnen Episoden nur die Aufgabe hat, den Hauptkonflikt voranzubringen. Das Monster of the Day bleibt dem Zuschauer aber auf jeden Fall erspart, denn die Heldin Ichika muss kein einziges Mal kämpfen. Man könnte also eher von einem Problem of the Day sprechen, aber wie gesagt erscheint der Aufbau auch nur am Anfang so. Je weiter die Geschichte voranschreitet, desto stärker rückt Ichika selber in den Mittelpunkt.

Uta Kata unterstreicht für mich wieder mal, dass Originalwerke gegenüber Adaptionen oft die Nase vorn haben. Es steckt einfach eine ich nenne es mal größere kreative Energie dahinter. Die Handlung schafft es bis zum Finale spannend zu bleiben, macht einen durchdachten Eindruck und ist auch frei von größeren Längen. Wobei letzteres bei 12 Episoden auch nicht sonderlich schwer ist. Die Kürze der Serie ist dann auch der einzige größere Kritikpunkt den ich habe, denn während der Hauptkonflikt gut zur Geltung kommt, sind die Nebenkonflikte der einzelnen Episoden etwas zu oberflächlich. Doch das lässt sich verschmerzen, denn die eigentliche Geschichte ist toll; nicht zuletzt wegen der überzeugenden Regie, die es schafft allgemeine Stimmung, Gefühle der Charaktere und Musik gut aufeinander abzustimmen. Und dann gibt es ja auch noch den Subtext "Erwachsenwerden", durch den die Geschichte sogar eine gewisse Tiefe bekommt.

Die Qualität einer Geschichte hängt natürlich maßgeblich von ihren Charakteren ab und so ist es keine große Überraschung, dass auch die Hauptfigur von Uta Kata auf ganzer Linie überzeugen kann. Und dabei ist Ichika sogar recht ungewöhnlich für dieses Genre. Normalerweise sind Magical-Girl-Heldinnen lebhaft und ziemlich naiv; in diesem Fall ist es genau das Gegenteil. Ichika hat eine ernste, zurückhaltende und pflichtbewusste Persönlichkeit. Etwas, was man sonst eher von Nebencharakteren kennt. Gerade diese unkonventionelle Persönlichkeit ist sicher auch einer der Gründe, weshalb die Geschichte so gut funktioniert und Ichikas innere Zerrissenheit so glaubwürdig rüberkommt. Außerdem greift der Anime geschickt zur Ich-Erzählperspektive, wodurch der Zuschauer noch viel intensiver mitkommt, was die Heldin empfindet. Die anderen Charaktere fallen fast zwangsläufig ziemlich stark ab und zeigen höchsten mal in einzelnen Episoden, dass mehr hinter ihnen steckt. Da kommt dann wieder die Kürze des Animes ins Spiel; für mehr reichen 12 Episoden eben nicht. Ich finde das aber nicht weiter schlimm, Hauptsache die Heldin wurde gut ausgearbeitet und was den anderen Figuren an Tiefe fehlt, können sie zumindest mit Sympathie wieder ausgleichen.
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Avatar: Pilop
V.I.P.
#2
Ein Magical-Girl-Anime, der eigentlich kein richtiger ist, denn anstatt gegen das Böse in der Welt zu kämpfen, wird vielmehr gegen die eigenen Schwächen angekämpft. Eine eher gemächliche Serie, die die fehlende Action durch ihren Mystery-Anteil und den Coming-of-Age-Part ausgleicht, insgesamt dann aber doch auch ein paar Unzulänglichkeiten aufweist.


Uta Kata ist sicher keine der Serien, die einem von Anfang an in ihren Bann ziehen, zumindest war bei mir genau das Gegenteil der Fall. Es bedurfte externer Motivation die Serie nach zwei vor langer Zeit gesehenen Episoden wieder aufzunehmen. Zu Beginn wirkt das Ganze eigentlich wie ein typischer Magical-Girl-Anime, mit weiblicher Hauptperson, Verwandlungen etc., nur, dass die Verwandlungen keine Kampffertigkeiten verleihen und sich in von Menschen verursachten (Gefahren)Situationen aktivieren, erscheint ungewöhnlich, ist aber gleichzeitig auch vergleichsweise langweilig. Das was die Serie ausmacht muss sich einfach erst entwickeln, nämlich die Charakterentwicklung der Hauptfigur Ichika sowie die sich langsam zeigenden Anzeichen, dass die Sache einen dunklen Hintergrund hat. Während Ichika an der Schwelle zum Erwachsenwerden steht und beginnt diese langsam zu überschreiten, durchleben sie und ihre Freunde diverse prägende Ereignisse, die sich in der Regel als nicht ungewöhnliche Schattenseiten des Heranwachsens beschreiben lassen, die allerdings mitunter überraschend realistisch/ernüchternd sind und sich damit von der verbreiteten Schönfärberei in Anime abheben. Leider wird aber gerade bei den Nebenfiguren viel Potential liegengelassen, wobei man den „Fehler“ begeht, dem Zuschauer noch weit düsterere Hintergründe anzudeuten, diese aber dann nicht auszuführen, was letztendlich negativer wirkt als wenn sie erst gar nicht gezeigt worden wären. Die Hintergrundgeschichte wiederum, die durch die einzelnen Andeutungen durchaus auch Spannung erzeugt, entpuppt sich am Ende leider als nicht so gelungen wie vielleicht erhofft, verstärkt damit aber nur den Eindruck, dass es wirklich vor allem darum ging in einer etwas anderen Art eine Geschichte über das Erwachsenwerden zu erzählen. Das gelingt insgesamt gesehen, wobei man mit der pflichtbewussten, unsicher wirkenden Ichika hierfür auch eine geeignete Figur hat, wenn ihr Charakter im Gegenzug auch einen besonderen Sympathiefaktor vermissen lässt.
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Avatar: Asane
Redakteur
#3
Vielleicht stimmt was nicht mir mir. Praktisch überall liest man die Bemerkung, »Uta Kata« wirke wie ein Magical-Girl-Anime, nur mit etwas anderer Ausrichtung. Jetzt hab ich mir die Serie 10 Jahre später ein zweites Mal angeschaut und muss feststellen, daß ich zu keiner Zeit das Gefühl hatte, das hier hätte auch nur im Entferntesten irgendwas mit "Mahou Shoujo" zu tun. Und wenn, dann vielleicht auf die Art, daß »Uta Kata« ein wenig Richtung »Madoka« blickt. Ein ganz klein wenig.

Rückblickend ist zu sagen, daß mich der mittlerweile etwas verschwommene Eindruck von früher nicht getäuscht hat. Wie viele Animes in der Zeit so zwischen 2000 und 2006 hat auch dieser einige Eigenschaften, die mich schon damals angesprochen haben und die ich immer noch schätze. Die Entwicklung der Dinge. Alles geschieht langsam und bedächtig. Vor allem, ohne irgendwie didaktisch zu wirken und ohne die Annahme, man habe es beim Publikum durchweg mit Idioten zu tun.
Diese Anime haben eine ganz eigene Aura, eine eigene Art, tief in das Innere des Zuschauers vorzudringen und sich festzuhaken. Melancholisch, heiter und dramatisch zugleich. Viel wird über Bilder vermittelt, geschickt inszeniert mit Kamerawinkel und Wechsel der Perspektiven, vielsagend, symbolisch überhöht. Bilder und Präsentation erzählen eigentlich mehr als der Text.

Langsam und bedächtig ist auch die Kameraführung. Trotzdem sollte man den Ereignissen aufmerksam folgen und den Mädchen genau zuhören. Eine etwas schwermütige Atmosphäre voller Andeutungen und schicksalhafter Ahnungen wird vor dem Zuschauer ausgebreitet. Ebenfalls wie in so manch anderen Animes aus derselben Zeit, »Air« beispielsweise. Dessen hoher, tiefblauer Sommerhimmel auch hier die Stimmung prägt.

Auch optisch ist hier einiges ziemlich auffällig. Natürlich, die ganze Gegend um Kamakura [Wikipedia], die man großzügig in den Anime einbaut und die sehr sorgfältig wiedergegeben ist, aber auch das Charakterdesign ist markant, um nicht zu sagen grenzwertig disproportional. Aber um Längen besser als bei Air.
Und weil gerade so viel von »Air« die Rede ist: Ähnlich verhält es sich mit der Musik. Die ist fast ebenso eingängig und ausdrucksstark wie dort, in allen Stilrichtungen, die sie umfasst und verbindet.

Es ist Ichika, die den Zuschauer an der Hand nimmt und ihn in ihre Welt einführt, so wie sie sie gerade erfährt, an diesem Tag vor den Sommerferien. Charakterlich alles andere als die typische Heldin eines Animes, gibt sie sich verhalten, fast schon schüchtern, etwas unsicher gegenüber anderen, vorbildlich höflich und sicher nicht der Typ, der aus der Menge heraussticht. Die Clique an Freundinnen, in der sie gut integriert ist, deckt alle verschiedenen Standard-Charaktertypen ab. Dennoch sind diese Mädchen mehr als nur Staffage, mehr als nur Sidekicks – aber das bemerkt man erst im Laufe der Serie. Es gibt keine, die nicht ihre dunklen Flecken auf der Seele hätte und unbelastet, leichtfüßig und unbeschwerten Herzens ihr Leben genießen könnte. Am wenigsten die, die sich auffällig munter und heiter gibt.

Dann steht Ichika vor dem großen alten Spiegel. Und ihre ganz Welt wird auf den Kopf gestellt. Manatsu heißt das grüne Mädchen, das aus dem Spiegel ihr entgegenfällt und die sie schon aus ihren Träumen kennt. Vom Wesen her fast das komplette Gegenteil von Ichika, darf sie im gleichen Haushalt unterkommen, und bald auch zeigt sich, wie im Beisein ihres neuen, anderen Ichs Ichika selber wächst und nach und nach an Sicherheit gewinnt. Damit aber erschöpfen sich schon die Parallelen zu »Figure 17«.

Dann gibt es da noch ein Item, das sie von Sei, einem ihrer Privatlehrer, bekommen hat, und das eine Art Schlüsselanhänger im Yin-Yang-Stil mit verschieden bunten Steinchen zu sein scheint. Sowie eine junge Frau von verdächtiger Schönheit, die das ganze Geschehen aus allerlei verborgenen Winkeln beobachtet und gerne mal schweigsam und antagonistisch auf allerlei Pfählen, Masten und Baumwipfeln herumsteht, wie das übernatürliche und coole Antagonisten gerne mal machen.

Dieses Ding befähigt Ichika dazu, jeweils einen Gin Dschinn zu beschwören und seine Hilfe in Anspruch zu nehmen. Doch schon bald zeigt sich der Preis, den sie dafür bezahlen muss, zeigen sich die Schattenseiten, die damit einhergehen. Sie verwendet diese Fähigkeit für immer fragwürdigere und lächerlichere Sachen, und bald gebietet nicht mehr sie über die Kraft der Steinchen, sondern die Steinchen über sie, und die Eingriffe Ichikas in das Schicksal anderer werden immer zweifelhafter. Gleichzeitig werden die Verwandlungssequenzen immer einfacher und kürzer und weniger aufwendig, verlieren rasch die Strahlkraft des Anfangs – was natürlich nicht am Produktionsbudget liegt, sondern an der Intention der Regie, die stetige wie unheilvolle Entwicklung zu verdeutlichen, in die Ichika allmählich gerät.

Der – unspektakuläre, weil diskret inszenierte – Kulminationspunkt erfolgt dann zur Mitte der Serie, am Ende der 6. Episode.
Dann nämlich gewinnen die Dinge eine Eigendynamik, die kaum noch in den Griff zu bekommen ist. Ausgelöst durch eine wachsende Kette von kleinen Lügen und Täuschungsmanövern, die alle völlig ihrer wahren Natur entgegenstehen, gerät Ichika mehr und mehr in einen Strudel aus Selbsthass und Verzweiflung, sieht sie ihr eigenes Ich mehr und mehr als eine fremdbestimmte Hülle, die all das verkörpert, was sie eigentlich verabscheut.
Wer ist sie wirklich, was bedeutet ihr Leben, und wie soll sie sich den inquisitorischen Fragen von Saya stellen? Ja natürlich, das alles sind Fragen von der gleichen philosophisch angehauchten Art wie in so vielen anderen Animes auch. Aber für eine 14-Jährige alles andere als selbstverständlich und auch nicht trivial zu beantworten.

Auch hier empfiehlt es sich, genau hinzuhören und ggf. die Schlussfolge ein zweites mal zu sehen. Wem die hohe symbolische Bildsprache ein wenig zu viel des Guten ist, sollte sich auf jeden Fall die OVA anschauen, die dieses Ende ein wenig fasslicher formuliert und all das, was bisher nur angedeutet worden ist, etwas ausführlicher darstellt.

»Uta Kata« ist einer jener Animes, bei dem all die klischeehaften Momente und 08/15-Formulierungen auf ein Minimum zurückgefahren sind und der Schwerpunkt auf die Charaktere und ihre Entwicklung gelegt wird. Darüber hinaus überzeugt die atmosphärische Dichte, die Glaubwürdigkeit der Charaktere und die Vielzahl an Details, die oft unbedeutend scheinen, aber sehr viel mehr über die innere Verfassung preisgeben, als Worte dies tun könnten.
Beitrag wurde zuletzt am 27.06.2022 01:38 geändert.
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