Dear Brother (1991)

Oniisama e … / おにいさまへ…

Rezensionen – Oniisama e …

Hier findest Du sowohl kurze als auch umfangreichere Rezensionen zum Anime „Dear Brother“. Dies ist kein Diskussionsthema! Jeder Beitrag im Thema muss eine für sich alleinstehende, selbst verfasste Rezension sein und muss inhaltlich mindestens die Kerngebiete Handlung und Charaktere sowie ein persönliches Fazit enthalten. Du kannst zu einer vorhandenen Rezension allerdings gern einen Kommentar hinterlassen.
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Avatar: MadScientist#1
Der Yuri bzw. Shoujo Ai Fan hat es schon immer schwer gehabt. Auch die letzten Jahre haben dies nicht geändert. Immer öfter ist das „Genre“ Yuri nur als Traumvorstellung in manchen Serien zu finden. Sie enthalten selbst keine solche Szenen oder nur sehr wenige, wie z.B.  Yuru Yuri und nutzen den Yuri Aspekt meistens nur für Gags oder andere lustige Momente aus. Sucht man nach einer richtigen Romanze so stolpert man meistens über Serien wie Aoi Hana oder Sasameki Kota, aber diese sind Adaptionen von Mangas, die nur auszugsweise adaptiert wurden und sicherlich nicht das Gefühl zurücklassen eine in sich geschlossene Geschichte zu erhalten. Kauf den Manga, wenn du wissen willst, wie es zu Ende geht, hört man dann schon fast aus dem Fernseher schreien. Was wünscht sich also die Fangemeinde mehr als eine abgeschlossene Romance Yuri Serie? Doch scheinbar liegt vielen das Jahr 1991 zu weit in der Vergangenheit, um der Serie einen Blick zu schenken. Warum diese Serie trotzdem beachtet werden sollte, werde ich folgenden erklären.

Story und Charaktere

Ohne zu wissen was sie erwartet betritt Nanako, eine aufgeweckte Erstklässlerin, zum ersten Mal den Schulhof der Seiran Oberschule für Mädchen. Am ersten Tag wird sie gleich in der Aula von der Schülerpräsidentin Miya-sama begrüßt, die die Erstklässler auf das Auswahlverfahren für den Schülerrat aufmerksam macht. Dieser Schülerrat, genannt Sorority, verspricht den Mitgliedern ein wunderbares Schulleben mit glamourösen Partys und Treffen. Für viele Mädchen bleibt diese Mitgliedschaft jedoch nur ein Traum, denn das Auswahlverfahren ist sehr streng und gnadenlos. Auch Nanako ist fasziniert von dieser unerreichbar scheinenden Welt, doch auf einmal wird sie als Kandidatin für die Sorority  ausgewählt. Warum gerade sie? Ist Nanako etwa nur ein Bauer auf Miya-samas Schachbrett?

Wer zuerst noch glaubt, dass man hier Maria-sama ga Miteru 2.0 vorfindet, der wird schnell begreifen, dass man bei dieser Serie mit einem eher düsteren Ton rechnen muss. Neid und Missgunst beherrschen die Mädchen, besonders weil gerade Nanako, ein augenscheinlich vollkommen normales und durchschnittliches Mädchen als Kandidatin für die Sorority ernannt wird. Dabei versinkt diese Serie geradezu in depressiven Gedanken und beleuchtet meist die Schattenseiten der menschlichen Persönlichkeit. Dadurch macht ihrem Namen als Psychodrama alle Ehre. Trotz allem behält sie immer einen scheinbar mädchenhaften Charme und weiß sogar zu verzaubern. Ob es nun die Passion von Nanako für ihren Brieffreund ist, den sie selbst als großen Bruder tituliert oder die Schwärmereien von den Schülerinnen für erhabene und männlich wirkende Mädchen. Man merkt diesem Anime an allen Ecken und Enden an, dass er sich an Frauen richtet, aber lieber männlicher Leser, wende dich nicht ab, denn genau dies ist ein faszinierender Aspekt der Serie. So lässt sich die Erfahrung, die man als männlicher Zuschauer erlebt, wohl als Blick durchs Schlüsselloch beschreiben. Einen Anblick, den man eigentlich nicht zusehen bekommt, fern von Action und Abenteuer. Hierbei sei aber gesagt, dass man sich fragen muss, inwieweit diese Geschichte der Realität entspricht. So wirken manche Szenarien klischeehaft weiblich, doch wer dies verschmerzen oder gerade das interessant findet, der sollte dranbleiben. Auch wenn Onii-sama e… meist etwas abgehoben wirkt, eben wie von einer anderen Welt, so schafft es die Serie besonders in Konfliktsituationen durch menschlich handelnde Charaktere zu überzeugen. Besonderen Wert legt die Serie auf die Darstellung der Familie, die nicht nur Beiwerk ist oder nur aus Bruder und Schwester besteht, weil die Eltern auf ewig vereist sind. Auch das fast schon heute als alltäglich geltende Thema Scheidung wird in all seiner Gänze dargestellt und ermöglicht es dem Zuschauer dadurch sich selbst wach zu rütteln und es nicht als etwas Alltägliches und vollkommen Normales abzutun.

Außerdem schafft es die Serie ein befriedigendes Ende zu finden, da sich die Geschichte an einem zu der Zeit längst abgeschlossenen Manga orientiert. Bei ihr wird man also nicht regelrecht dazu aufgefordert sich den Manga zu kaufen, um das Ende zu erfahren, sondern kann eine runde Erfahrung genießen.

Des Weiteren beweist die Serie auch in punkto Charaktere das dort ihre Stärken liegen, da die ganze Geschichte von diesen selbst gelenkt wird und nicht andersherum. So gibt es keinen einzigen flachen Charakter, den man mit wenigen Worten beschreiben kann. Alle haben dieses Gewisse etwas, ihre eigenen Sorgen, Probleme, Wünsche, eine Vergangenheit und genau dies lässt sie menschlich wirken. Wir finden hier also keine, doch heutzutage so häufig verwendeten Stereotypen vor. Außerdem entwickeln sich die Charaktere mit fortlaufender Geschichte immer weiter und bleiben dadurch auch bis zur letzten Folge immer noch interessant.

Besonders bemerkenswert sei auch erwähnt, dass dieser Anime für mich vielleicht sogar zum ersten Mal einen aufgeworfenen Konflikt konsequent zu Ende führt und den Zuschauer nicht mit einer „Friede Freude Eierkuchen Lösung“ abspeist.

Animation

Zur Animation lässt sich sagen, dass diese sich leider durch viele Standbilder auszeichnet. Diese Standbilder sind jedoch oft besonders gemäldeartig koloriert. So gibt es auch Momente, in denen Zeichnungen drei Mal ins Bild gleiten. Sicherlich qualifiziert sich die Serie damit nicht für den Preis der Besten Animation, aber trotzdem verzichtet sie auf computeranimierte Schüler und liefert dadurch ein zwar nicht herausragendes, aber trotzdem einheitliches Bild ab.

Das altertümliche Charakterdesign bietet nicht nur eine Abwechslung für die Augen, sondern vermittelt auch perfekt die Erhabenheit der zentralen Charaktere wie z.B. Miya-sama.

In punkto Farbgebung schafft diese es immer die Atmosphäre zu betonen und unterstreicht durch die ungewöhnliche Stimmung besonders in der ersten Episode, dass Onii-sama e… nicht zu den gewöhnlichen Shoujo Animes zählt.

Soundtrack

Das Opening und Ending, unterfüttern gekonnt den mädchenhaften Ton der Serie, jedoch bleiben diese über die ganzen 39 Folgen gleich. Lediglich das Opening verliert durch die vielen verwendeten Symbole und den Gegenständen, die erst im Laufe der Serie an Bedeutung gewinnen, nicht an Relevanz. Auch die Osts untermalen durch klassische mit Geige und Piano gespielte und jazzartige Stücke die Stimmung des Animes.

Leider muss man hier noch erwähnen, dass das Abmischen von Musik und Gesprochenem (bei der japanischen Fassung) oft etwas danebengegangen ist und man so vor Schreck zusammenzuckt, wenn ein Charakter anfängt zu kreischen, da dies einfach zu laut wiedergegeben wird. Ob dies an dem Alter der Serie liegt oder ob die Synchronsprecher etwas übertrieben haben, ist mir ein Rätsel. Man sollte nur darauf gefasst sein bei solchen Schreiattacken die Lautstärke etwas runter zudrehen.

Bevor ich zum Fazit komme, möchte ich noch darauf hinweisen, dass man sich bei dieser Serie auf keinen Fall die Vorschauen am Ende jeder Folge anschauen sollte, denn diese erzählen so ziemlich alles, was in der nächsten Folge passiert. Um sich also auf diese Überraschungsmomente nicht verzichten zu müssen, sollte man diese überspringen oder erst nach der nächsten Folge anschauen.

Fazit:

+überzeugt durch eine abgeschlossene Geschichte

+fasziniert auch männliche Zuschauer durch das Gefühl wie beim Blick durchs Schlüsselloch

+überzeugt auch im Yuri Aspekt auf ganzer Linie

+denkt Konflikt konsequent zu Ende

 

~altmodischer Zeichenstil (für den einen ein Graus, für den anderen eine willkommene Abwechslung)

 

-häufige Übersteuerung der Stimmen

-nur ein Opening und Ending

-Vorschauen spoilern die ganze nächste Folge

Empfehlung:

Schlussendlich: Wer soll sich den Anime also anschauen? Zuerst einmal alle Yuri Fans, denn diese werden auf ihre Kosten kommen. Auch die Personen, die sich gerne Psychodramen oder allgemein etwas düstere Dramen anschauen, sollten einen Blick riskieren. Außerdem ist mir häufiger aufgefallen, dass dieser Anime, eine ähnliches ernstes, erwachsenes Gefühl innehält, wie z.B. Nana. Deswegen sollten Fans von solchen etwas erwachsener wirkenden Shoujos bei dieser Serie gut aufgehoben sein. Sollte man sich also nicht darauf einlassen können eine dunklere Geschichte zu erleben oder wünscht sich gar eine Komödie so ist man bei dieser Serie falsch. Alle anderen sollten sich nicht von dem Alter der Serie verunsichern lassen und einfach mal anfangen.
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Avatar: Aodhan
V.I.P.
#2
Onii-sama e ist einer von den Animes, die ich immer gemieden hab, obwohl sie thematisch eigentlich meinen Geschmack treffen. Ich war skeptisch, ob der Anime das hält, was er verspricht, denn wäre er ein gutes Yuri-Drama, müssten sich das bei den anderen Fans ja herumgesprochen haben, doch auch die scheinen ihn zu meiden. Aus gutem Grund?

Die Handlung hinterlässt schon mal einen zwiespältigen Eindruck. Sie hat auf jeden Fall ihre guten Momente, besonders dann, wenn sie fröhlich ist, und über mangelnde Spannung kann ich mich auch nicht beklagen. Man muss natürlich damit rechnen, all die Tropen zu sehen zu bekommen, die man von Geschichten, die auf einer Mädchenschule spielen, kennt (Mobbing, Intrigen usw.), aber das alleine würde mich nicht stören. Das Problem ist, dass die ernsten Momente so überdramatisiert wurden - inklusive kitschiger Bildsprache - dass sie schon unfreiwillig komisch wirken. Nun ist die Serie nicht schlimmer als so mancher Anime aus dem aktuellen Jahrzehnt, aber toll ist es natürlich nicht, wenn man während der traurigen Stellen lachen muss. Insgesamt gesehen finde ich die Handlung aber ganz passabel.

Richtig enttäuscht hat mich, dass keines der Mädchen wirklich lesbisch ist. Die Gefühle der vermeintlich homosexuellen Figuren sind platonisch, nichts weiter als eine Schwärmerei, hinter der sich die fragwürdige Auffassung versteckt, dass Homosexualität nur eine vorübergehende Phase ist und die Mädchen sich als Erwachsene natürlich ganz brav einen Mann suchen. Das zeigt sich auch darin, dass fast alle für die Handlung wichtigen Beziehungen heterosexueller Natur sind. Einem Yuri-Fan würde ich den Anime also nicht empfehlen.

Tomoko, eine Nebenfigur, ist für mich der heimliche Star des Animes. Sie ist lebenslustig, frech und vor allem normal, was bei Onii-sama e schon etwas Außergewöhnliches ist. Viele der Figuren haben nämlich einen psychischen Knacks weg. Die Hauptfigur gehört zum Glück nicht dazu. Nanako hat mir trotzdem nicht ganz so gut wie Tomoko gefallen. Sie ist das typische "nette Mädchen", das sich vor allem anfangs ziemlich oft herumschubsen lässt. Unsympathisch macht sie das aber auch wieder nicht, außerdem wird sie im Laufe der Zeit selbstbewusster. Soviel zu den normalen Figuren. Dann gibt es z. B. noch eine männerhassende Yandere, die wohl die einzige Yandere ist, die ich ganz in Ordnung finde. Vielleicht kommt das daher, dass ihr Verhalten vergleichsweise glaubwürdig ist, man sollte bei ihr wohl eher von einer bipolaren Störung sprechen. Und sie ist längst nicht die einzige, die darunter leidet. Vielleicht war das damals, als der Manga erschien (70er), angesagt, keine Ahnung, jedenfalls sind einige der wichtigen Figuren ständig abwechselnd extrem aggressiv oder suizidal. Das ist auf seine Art auch wieder lustig.
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