CipherDoodV.I.P.
#1Wenn die rosarote Brille wegfällt, bleibt nur die Realität
The Dreaming Boy Is a Realist oder im Deutschen auch bekannt als My Dreamy Realist ist eine Rom-Com, welche ein wenig frischen Wind in ein bekanntes Schema bringt. Viele Rom-Com bringen den unbekannten 0815 Mitschüler, welcher meist am unteren Ende der sozialen Leiter steht, ungeahnt mit der größten Schönheit der Schule zusammen. Hier kommt der Twist, denn unser Halsüberkopf verliebter Protagonist Wataru Sajou, bemerkt nach einem beinahe Treffer durch einen Fußball, wie unrealistisch seine unerwiderte Liebe zu seiner angebeteten Aika Natsukawa ist. Es ist beinahe so, als wäre die sprichwörtliche rosarote Brille, mit der er bisher alles wahrgenommen hat, von seiner Nase gefallen, und er bemerkt, wie unangebracht und absurd sein Verhalten gegenüber Aika war, welche seine Avancen stets vehement abwehrte. Mit ein wenig Abstand eröffnen sich Wataru neue Ansichten über sein Umfeld und er wird in einige romantische und zwischenmenschliche Beziehungsprobleme involviert, wobei sich zeigt, Wataru hat ein ungewöhnliches Händchen dafür, sich in andere hineinzuversetzen und Konflikte zu lösen. Aber auch Aika beginnt ihre eigenen Gefühle näher zu erforschen und zu hinterfragen. Damit beginnt diese Geschichte der unerwiderten? Liebe.
Der Anime adaptiert "die ersten 4 Bände" der Light Novel aus der Feder von Okemaru. Ich habe es in Anführungszeichen gesetzt, weil Band 2-4 stark gekürzt auf ihre grundlegenden Konflikte reduziert werden, wer also die volle Erfahrung haben möchte, sollte diese lieber gänzlich lesen. Dabei kommt es zugute, dass der noch junge Verlag Dokico, dieser eine wirklich erstklassige Veröffentlichung spendiert hat, wie man meiner Rezension entnehmen kann. Band 1 ist schon verfügbar und Band 2 folgt im Februar 2024.
Unser Protagonist Wataru Sajou beschreibt sich selbst gerne als der gewöhnlichste aller Durchschnittsmenschen, dem würde ich allerdings widersprechen. Wataru zeigt im Laufe der Zeit ein erstaunliches Talent dafür, sich in andere hineinzuversetzen und ihnen in ihren romantischen oder zwischenmenschlichen Problemen zu helfen. Mit der Zeit kommt man nicht umher, sich zu fragen, ob Wataru nicht als zukünftigen Beruf Psychiater werden sollte. Leider muss man gestehen, wird der Anime durch seine Kürzung, dem Charakter nicht voll gerecht, weil viele seiner Gedanken wegfallen, und einige Unterhaltungen einen etwas unnatürlichen Verlauf haben. Aber ich finde, seine Grundidee kommt sehr wohl rüber und kann überzeugen.
Aika Natsukawa, mit ihren rotbraunen Haaren, ist das Ziel von Watarus Liebe, welcher er seit zwei Jahren, seit der Mittelstufe nachjagt. Sie ist nicht nur im akademischen, sondern auch im Sport eine Spitzenschülerin. Sie ist allerdings auch eine Tsundere, wie sie im Buche steht. Ihrer eigenen Gefühle nicht gewahr, oft schroff und sagt aus Verlegenheit genau das Gegenteil, von dem, was sie eigentlich meint. Eine der großen Stärken der Light Novel war es, dass wir sie und ihre Ansichten immer nebenher miterleben, im Anime fällt sie bedauerlicherweise am stärksten den Kürzungen zum Opfer. Dies nimmt dann so starke Züge an, dass man zwischenzeitlich sogar das Gefühl hat, sie verschwindet bis kurz vor Schluss gänzlich, wo sie ihr Comeback hat. Das ist ein bisschen schade, da sie eigentlich ein recht interessanter Charakter ist, welcher schon in jungen Jahren viel Verantwortung tragen muss, da es ihr obliegt auf ihre kleine Schwester Airi zu achten, wenn die Eltern arbeiten.
Daneben lernen wir viele weitere interessante und recht unterschiedliche Charaktere kennen, wie die etwas schroffe ältere Schwester von Wataru, Kaede, oder die beste Freundin von Aika, Kei Ashida, welche Aika ein wenig hilft zu ihren Gefühlen zu stehen. Nicht vergessen darf man die kühle Schönheit und Vorsitzende des Disziplinarkomitees Rin Shinomiya, welche stets versucht Wataru für das Komitee zu gewinnen.
Optisch und technisch würde ich sagen, ist man auf einem guten Niveau, allerdings kein hervorragendes, denn öfter findet man sehr unnatürliche Bewegungsabläufe. Es fällt auch auf, dass das Studio ab und an in einigen Blickwinkeln eine schwankende Qualität bei den Charakteren zeigt. Zwar nicht auf tragischem Niveau, aber auf einem Niveau, dass es auffällt immer wieder. Trotz allem muss man gestehen, hat man einen recht vielseitigen Cast, mit sehr unterschiedlichen Charakteren. Hier muss man wohl Sabamizore loben für seine Illustrationen und das ursprüngliche Charakterdesign.
Das Opening "Paraglider" hat es mir irgendwie angetan, und es lässt sich nicht ganz abstreiten, dass es ein paar Anspielungen zu Oregairu zeigt.
Das Ending "#Yume wa Mijikashi Koi Seyo Otome" hat irgendwie etwas, besonders wie es die Charaktere in realistische Hintergründe blendet gefällt irgendwie richtig großartig.
Fazit:
The Dreaming Boy Is a Realist oder My Dreamy Realist bringt ein wenig frischen Wind in ein etwas angestaubtes und altbekanntes Muster von Rom-Com. Wataru ist ein recht interessanter Charakter und seine Fähigkeiten sein Umfeld und Mitmenschen zu beobachten und einzuschätzen ist schon ungewöhnlich und sehr interessant. Ich würde daher im Großen und Ganzen dem Titel eine Empfehlung aussprechen, sofern ihr dazu bereit seit, ein wenig aus bekannten Mustern auszubrechen.
Empfehlungen:
Oregairu: Es lässt sich schwer abstreiten, dass einem ein paar Ähnlichkeiten in der Persönlichkeit zwischen Wataru und Hachiman auffallen. Beide sind eher logisch agierende Charaktere, welche recht gut darin sind ihr Umfeld zu analysieren und beide versuchen gerne außerhalb des Rampenlichts zu stehen.
Vielen Dank fürs Lesen und bis zum nächsten Anime.
Beitrag wurde zuletzt am 19.09.2023 16:35 geändert.
Kommentare
Quelle: Aniverse on X
Ja, ich bin kein Fan von Romance Anime, doch in den letzten Jahren stieß ich immer wieder auf Romcoms, die mir doch sehr gefielen und so wollte ich "The Dreaming Boy Is a Realist" eine Chance geben. Und ich habs gemacht, die erste Folge ist durch. Und vielleicht auch die letzte.
Es geht um "Wataru Sajou", welcher komplett in die 'Göttin' seiner Klasse verschossen ist. Über einen langen Zeitraum, scheinbar schon seit Jahren, versucht er ihr näher zu kommen. Dabei wird er aber wie ein Stalker - auch wenn er noch harmlos ist und das Mädchen weißt ihn auch seit Jahren ab. Eines Tages realisiert er dann schließlich, dass es nichts bringt ein Stalker zu sein und das sie sogar abschrecken könnte. Also wird plötzlich aus dem immer heiteren, unverwüstlichen "Wataru" ein eher emotionsloser Typ, was die komplette Schule schockt - auch seine Angebetete, die scheinbar auf seine Stalkerei stand!
Hier startet eine Serie, die wunderbares potenzial hat. Anders als RomComs wie "Kaguya-sama: Love Is War" oder "Romantic Killer", die mich mit ihren Witz überzeugen konnten, sorgte die erste Folge nicht für mehr als ein Schmunzeln. Doch genauso wie die beiden genannten Anime wirken die Charaktere und Story hochwertig, gut geschrieben, Animationen und Soundtrack sind kreativ und nicht von schlechten Eltern! Dementsprechend würde ich der Serie durchaus gerne noch eine Chance geben - wenn sie nicht unter Hidive laufen würde und man deshalb (in Deutschland) kaum an sie drankommt.
Dementsprechend von mir zögerliche drei Sterne, in der Hoffnung, in der Zukunft genug Motivation zu bekommen, um irgendwie noch an die anderen Folge zu gelangen.