Heute möchte ich mich einem meiner absoluten Lieblinge widmen. "The Vision of Escaflowne" hat mein Herz auf Anhieb erobert. Nun ist Fantasy auch eines meiner Lieblingsgenres, aber selbst innerhalb dieser Kategorie sticht der Anime für mich besonders hervor.
StoryHitomi Kanzaki ist ein normales Mädchen im Teenageralter, das gerne Tarotkarten legt, sportlich ist und für einen älteren Mitschüler namens Amano schwärmt.
Als sie einen Trainingslauf absolviert, erscheinen auf einmal ein großer, furchteinflößender Drache- und ein junger Mann. Dieser heißt Van Fanel und kann den Drachen töten. Ein Lichtstrahl befördert Van und auch Hitomi auf den Planeten Gaia, Vans Heimatplaneten.
Es stellt sich heraus, dass Van der Thronfolger des Königreichs Fanelia ist. Außerdem kann er einen mächtigen Guymelef (ein großer Roboter) namens
Escaflowne steuern.
Doch es dauert nicht lange, da wird Fanelia von dem Zaibaicher Reich angegriffen. Die Charaktere geraten immer wieder in große Gefahr und Hitomi muss nicht nur mit ihren romantischen Gefühlen klarkommen, sondern auch mit der Frage, wie sie wieder nach Hause kommt....
Eigentlich könnte man meinen, dass diese Geschichte zu überladen sei. Man hat hier Fantasy (Drachen, Hauptfigur landet in einer anderen Welt), Romance (Hitomi verguckt sich während der Geschichte in mehrere junge Männer), Mecha (Escaflowne)...
Aber irgendwie passt es einfach. Es wirkt nie "too much", im Gegenteil: Ich habe es geliebt, wie abwechslungsreich die Serie war. Mal gab es eher niedliche, romantische Szenen, dann aber auch wieder sehr abenteuerliche- und der eine oder andere Kampf ist sogar ziemlich brutal.
Ich wurde in den 26 Folgen jedenfalls bestens unterhalten und war vollkommen "drin" in dieser fremden Welt. Nicht mal das Ende, das vielen Zuschauern gar nicht gefallen hat, störte mich wirklich (obwohl ich die Kritik nachvollziehen kann).
Es ist schon schade, dass Hitomi in ihre Welt zurückkehrt und zumindest in Sachen Love nichts gewonnen hat. Van, den sie liebt, bleibt auf Gaia und ihr erster Schwarm Amano geht jetzt mit ihrer besten Freundin. Allerdings war auch gerade die Melancholie, die das Ende ausstrahlte, für mich etwas Besonderes.
Charaktere
Was ich sehr angenehm fand: Die beiden Hauptfiguren Hitomi und Van verhalten sich wie normale Leute. Sie haben keine übermäßigen Gefühlsausbrüche oder handeln absolut nicht nachvollziehbar, was mich in anderen Animeserien oft stört.
Wer allerdings eher abgedrehte Charaktere mag, kommt auch auf seine Kosten. So ist Merle (halb Mensch, halb Katze), die Kindheitsfreundin von Van, sehr quirlig und eifersüchtig. In ihren Augen ist Van "ihr Van" und daher sieht sie Hitomi als Rivalin. Obwohl ich verstehen kann, wenn man Merle nervig findet, hat mir ihr Charakter gut gefallen.
Mit Dilandau hat "The Vision of Escaflowne" auch einen der verrücktesten Bösewichte der Animewelt zu bieten. Diese Figur ist so irre, dass sie glatt Bellatrix Lestrange aus "Harry Potter" Konkurrenz machen könnte.
Etwas schwächer wirkt im Vergleich für mich Allen Schezar, ein edler Ritter, den Hitomi auf Anhieb mag, da er sie optisch an ihren Schwarm Amano erinnert. Allen wirkt eher flach, allerdings finde ich, dass seine Rolle zu der märchenhaften Atmosphäre der Serie doch gut passt.
Übrigens fand ich auch die deutsche Synchro klasse. Julia Meynen, die Hitomi ihre Stimme leiht, ist eh sehr zuverlässig und enttäuscht auch hier nicht. Claudia Urbschat-Mingues bringt den Wahnsinn von Dilandau hervorragend rüber und Björn Schalla hat Van so gut gesprochen, dass ich es richtig schade finde, dass er eher selten Animefiguren synchronisiert.
SonstigesIch kann verstehen, wenn man den Zeichenstil auf den ersten Blick gewöhnungsbedürftig findet. Das Charakterdesign ist speziell, da die Figuren
sehr markante Nasen haben (vor allem im Profil). Aber nach einigen Folgen hat mich das beim Ansehen nicht mehr gestört und ich könnte mir die Charaktere mit kleinen Stupsnasen auch gar nicht vorstellen.
Was die Hintergründe angeht, kann man wirklich nicht meckern. Die sind oft sehr detailreich gezeichnet und auch die sanften Farben haben mir gut gefallen, da sie die träumerische Atmosphäre gut unterstrichen haben. Es schadet natürlich auch nicht, dass der Planet Gaia mit seinen verschiedenen Königreichen auch ein tolles, abwechslungsreiches Setting ist.
Die Musik fand ich auch klasse. Zuständig dafür waren Yoko Kanno (die auch die Musik für "Cowboy Bebop" komponierte) und Hajime Mizoguchi- und sie haben einen wunderbaren Job gemacht. Nicht nur, dass die epische Musik immer gut zu den einzelnen Szenen passte, sie blieb mir auch absolut im Ohr.
Was das Opening angeht: Das japanische Intro Theme "Yakusoku wa Iranai" (gesungen von Maaya Sakamoto, die im Original Hitomi spricht) gefällt mir mit seinen ruhigen, verträumten Klängen sehr gut und wirkt einfach lieb.
Als "The Vision of Escaflowne" in Deutschland das erste Mal ausgestrahlt wurde (auf dem Sender MTV), hat man allerdings den Electronic-Track "People" von der Gruppe Dax Riders als Opening verwendet.
Und ich muss sagen: Ich find's richtig cool! Auch wenn der Song musikalisch und textlich objektiv betrachtet nicht so gut zur Serie passt wie das Original, konnte mich der höchst eingängige Song auf Anhieb überzeugen. Ich kann jeden verstehen, der "People" dem japanischen Opening vorzieht.
Das Ending "Mystic Eyes" (Hiroki Wada) fällt etwas ab. Der Dance-Song wirkt etwas deplatziert und ist einfach nicht herausragend, aber auch sicherlich nicht schlecht.
FazitEin echtes Juwel! Ich finde es schade, dass "The Vision of Escaflowne" ein bisschen im Schatten von anderen Anime-Klassikern der 90er steht.
Klar, ein paar Dinge könnte ich schon kritisieren.
Dass zum Beispiel Dilandau sich am Ende als Allens manipulierte Schwester herausstellte, war doch etwas weit hergeholt.
Aber ehrlich gesagt: Das möchte ich gar nicht! Denn das Gesamtpaket hat für mich einfach gestimmt: Story, Atmosphäre, Charaktere, Synchro, Musik, Zeichenstil und Folgenanzahl.
Wer ganz allergisch auf alles reagiert, was ansatzweise mit Märchen oder Fantasy zu tun, sollte vielleicht lieber die Finger von der Serie lassen. Immerhin kommen hier Ritter, Prinzessinnen, Tarotkarten und Figuren mit Engelsflügeln vor.
Ansonsten:
Absolute Empfehlung!
PS: Ich finde es irgendwie niedlich, dass man auf Gaia die Erde als "den Mond der Illusionen" bezeichnet.