AsaneRedakteur
#1Chinesische Anime gehören jetzt nicht unbedingt zu meinem täglich Brot. Insofern ist diese Angelegenheit hier schon etwas gewöhnungsbedürftig, wenn die Leute reden, als hätten sie eine heiße Kartoffel im Mund. Insbesondere die Frauen. Die Namen der Charaktere sind auf den einschlägigen Animeseiten nicht wirklich einheitlich; ich benutze sie in dieser kleinen Besprechung so, wie ich sie im deutschen Sub vorgefunden habe.
Die Optik hält sich an das, was man auch von japanischen Animes kennt, hier aber nicht ganz so schmerzhaft realistisch, sondern etwas zurückgenommen, ohne daß es der Ausstrahlung schaden würde. Einfach, aber stimmig. Und bei aller Reduzierung der zeichnerischen Mittel sehr warmherzig. Sparsame Bilder, sparsame Bewegung, oft Standbilder. Für einen Comedy-Anime alles andere als außergewöhnlich. Aber wenn es drauf ankommt, glänzt der Anime so einige Male mit brillanten Kampfszenen samt dynamischen Wechseln der Perspektive.
Die Charaktere und ihr Acting bewegen sich auf recht ansehnlichem Niveau, mit leichtem Einschlag von Disney. Was erstaunlich gut funktioniert, vor allem in Hinsicht auf den Humor. Der speist sich vor allem aus dem Missverhältnis von Erwartung (böser, menschenfressender Drache) und der nackten Realität. Diese Sorte Situationskomik gelingt erstaunlich gut, hat aber leider den Nachteil, daß der Anime sich zu sehr darauf verlässt und solche Pointen zu oft wiederholt. Immerhin geht er nicht so weit, daß durch hanebüchene, spontane innere Wandlungen die Integrität der Charaktere und deren Eigenschaften verletzt würde. Obwohl die Serie durch häufigen Einsatz übermäßig komischer Darstellungen öfters hart an der Slapstickgrenze wandelt.
Natürlich ist das Setting generisch wie nur was, kann ja gar nicht anders sein bei dem Thema, das dem Zuschauer hier aufgetischt wird. Die offenbar aus westlichen Kulturkreisen entlehnte Geschichte, wo ein Jungfrauenopfer dargebracht werden muss, um Unheil vom Dorf abzuwenden, bildet die Grundlage nicht nur für die Story, sondern auch für die Komik und vor allem für eine gelungene Persiflage all der Topoi und Motive, die diese Konstellation so mit sich bringt.
Da begegnet der alte Drache, der friedlich vor seiner Höhle liegt und mit seinen 5000 Jahren auf dem Buckel einfach nur seine Ruhe haben will, wie man das von älteren Leuten halt so kennt, der munteren, aufopferungswilligen und vor allem gewitzten Lingzi, die, unter Aufbietung aller guten Umgangsformen, ihn hartnäckig zur Annahme ihrer selbst zu überreden versucht. Blöderweise hat er aber weder an kleinen Mädchen noch an fleischlicher Ernährung generell nennenswertes Interesse, womit sich die Opferungsaktion als ein Schlag ins Wasser erweist. – Jedenfalls: Selten ist mir bei einer Anime-Eröffnung ein dialogischer Schlagabtausch untergekommen, der so genial aufgebaut ist, so dermaßen sprüht vor Schlagfertigkeit und Originalität wie in dieser ersten Hälfte der ersten Episode.
Vom Temperament und ihrer drahtigen Gestalt her erinnert die tapfere kleine Heldin an Kizuna aus Kizuna Ichigeki, so daß man sich unwillkürlich fragt, was denn an ihr groß dran sein soll, daß sie sich ihm als Mahlzeit anbietet. Weil der alte Drache aber keinen Ärger haben will, versucht er das Mädchen wieder im Dorf abzugeben, schwindelt nach allen Seiten hin, damit die Leute Ruhe geben, hantiert mit Notlügen und fängt sich damit natürlich in seinen eigenen Fallstricken. Ein bilderbuchmäßiger Held, jugendlich erzürnt und als solcher an den dicken Outlines erkennbar, stürmt auf den Drachen ein und fordert Rechenschaft für dessen verlogenes Handeln. (Dabei ist es die mindestens ebenso verlogene Dorfgemeinschaft, die das ganze Schlamassel ausgelöst hat.) Sichtlich beeindruckt von diesem Ansinnen grübelt der Drache darüber nach, wie zum Teufel es bloß kommen kann, daß so derart krude Storys über ihn in der Außenwelt kursieren.
Das ist in etwa die Prämisse, und was nun folgt, kann man sich leicht denken. Zusammen geht es in die weite Welt hinaus (oder doch wenigstens in die nächste Stadt), wo man gemeinsam allerhand Gefahren überwinden und allerhand Abenteuer bestehen muss. Wie ebenfalls in solchen Animes üblich, deutet sich nach der Hälfte der Serie ein Drama an, das dann nach etwa zwei Dritteln um sich zu greifen beginnt und das in einen viel zu klischeehaften Endkampf mündet.
Dabei ist es nicht so, daß der Anime das Fantasy-Genre und seine Topoi nicht ernstnehmen würde, im Gegenteil: er spielt virtuos mit den vertrauten Darstellungsmitteln und generiert daraus eine Menge Epicness und Humor. Beides gleichzeitig. Wie etwa in der Wolfsszene, als etwas in Lingzi erwacht und sie die Meute nach allen Regeln der Kunst niedermetzelt. Nach vollbrachter Tat ist sie dann wieder das liebenswerte Mädchen, das sich tief in das Herz des alten Drachens gräbt. Das Furcherregendste aber sind, wie man gesehen hat, ihre magischen Kräfte, mit denen sie nur so um sich schmeißt und ihren Mentor damit ein ums andere Mal in die Bredouille bringt. Daß der alte Sack selber nix auf die Reihe kriegt und daher sie ständig diejenige ist, die die Kohlen aus dem Feuer holt, ist natürlicher Teil der Comedy, auch wenn man versucht, die Relevanz dieses Umstandes auf ihre Hintergrundgeschichte zu legen.
In der Stadt begegnen sie dann der lokalen Gottheit, einer Wasserheiligen bzw. -dämonin (je nach Blickwinkel), die erstaunliche Ähnlichkeiten zu einem anderen Wasserwesen im Comedy-Bereich zeigt: Ika Musume. Ihr ähnelt Lingzi nicht nur in ihrem Naturell (aufbrausend und rachsüchtig) sondern auch in Sachen Verpeiltheit. Als Wassersdämonin ist sie eben auch nur »ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft«. Um es mal mit Mephistopheles [WP] auszudrücken. Aber auch auf andere Weise scheint sie sich ganz dem Wasser verschrieben zu haben.
Pünktlich zum Showdown treffen auch wieder der Held Lai Aode sowie die Schwertkämpferin Ai Li'antia, die man beide nach der ersten Hälfte des Animes etwas aus den Augen verloren hat, am Ort der Entscheidungsschlacht ein, um dem Guten zum Sieg zu verhelfen.
Fazit:
Trotz offensichtlicher Schwächen ein schöner Anime, angenehm und warmherzig, der es bei aller übertriebener Heiterkeitsinszenierung schafft, seine Charaktere nicht zu beschädigen. Bei aller Bescheidenheit der Mittel gut genug, um nicht zu langweilen, und bescheuert genug, um gut zu unterhalten.
Die Optik hält sich an das, was man auch von japanischen Animes kennt, hier aber nicht ganz so schmerzhaft realistisch, sondern etwas zurückgenommen, ohne daß es der Ausstrahlung schaden würde. Einfach, aber stimmig. Und bei aller Reduzierung der zeichnerischen Mittel sehr warmherzig. Sparsame Bilder, sparsame Bewegung, oft Standbilder. Für einen Comedy-Anime alles andere als außergewöhnlich. Aber wenn es drauf ankommt, glänzt der Anime so einige Male mit brillanten Kampfszenen samt dynamischen Wechseln der Perspektive.
Die Charaktere und ihr Acting bewegen sich auf recht ansehnlichem Niveau, mit leichtem Einschlag von Disney. Was erstaunlich gut funktioniert, vor allem in Hinsicht auf den Humor. Der speist sich vor allem aus dem Missverhältnis von Erwartung (böser, menschenfressender Drache) und der nackten Realität. Diese Sorte Situationskomik gelingt erstaunlich gut, hat aber leider den Nachteil, daß der Anime sich zu sehr darauf verlässt und solche Pointen zu oft wiederholt. Immerhin geht er nicht so weit, daß durch hanebüchene, spontane innere Wandlungen die Integrität der Charaktere und deren Eigenschaften verletzt würde. Obwohl die Serie durch häufigen Einsatz übermäßig komischer Darstellungen öfters hart an der Slapstickgrenze wandelt.
Natürlich ist das Setting generisch wie nur was, kann ja gar nicht anders sein bei dem Thema, das dem Zuschauer hier aufgetischt wird. Die offenbar aus westlichen Kulturkreisen entlehnte Geschichte, wo ein Jungfrauenopfer dargebracht werden muss, um Unheil vom Dorf abzuwenden, bildet die Grundlage nicht nur für die Story, sondern auch für die Komik und vor allem für eine gelungene Persiflage all der Topoi und Motive, die diese Konstellation so mit sich bringt.
Da begegnet der alte Drache, der friedlich vor seiner Höhle liegt und mit seinen 5000 Jahren auf dem Buckel einfach nur seine Ruhe haben will, wie man das von älteren Leuten halt so kennt, der munteren, aufopferungswilligen und vor allem gewitzten Lingzi, die, unter Aufbietung aller guten Umgangsformen, ihn hartnäckig zur Annahme ihrer selbst zu überreden versucht. Blöderweise hat er aber weder an kleinen Mädchen noch an fleischlicher Ernährung generell nennenswertes Interesse, womit sich die Opferungsaktion als ein Schlag ins Wasser erweist. – Jedenfalls: Selten ist mir bei einer Anime-Eröffnung ein dialogischer Schlagabtausch untergekommen, der so genial aufgebaut ist, so dermaßen sprüht vor Schlagfertigkeit und Originalität wie in dieser ersten Hälfte der ersten Episode.
Vom Temperament und ihrer drahtigen Gestalt her erinnert die tapfere kleine Heldin an Kizuna aus Kizuna Ichigeki, so daß man sich unwillkürlich fragt, was denn an ihr groß dran sein soll, daß sie sich ihm als Mahlzeit anbietet. Weil der alte Drache aber keinen Ärger haben will, versucht er das Mädchen wieder im Dorf abzugeben, schwindelt nach allen Seiten hin, damit die Leute Ruhe geben, hantiert mit Notlügen und fängt sich damit natürlich in seinen eigenen Fallstricken. Ein bilderbuchmäßiger Held, jugendlich erzürnt und als solcher an den dicken Outlines erkennbar, stürmt auf den Drachen ein und fordert Rechenschaft für dessen verlogenes Handeln. (Dabei ist es die mindestens ebenso verlogene Dorfgemeinschaft, die das ganze Schlamassel ausgelöst hat.) Sichtlich beeindruckt von diesem Ansinnen grübelt der Drache darüber nach, wie zum Teufel es bloß kommen kann, daß so derart krude Storys über ihn in der Außenwelt kursieren.
Das ist in etwa die Prämisse, und was nun folgt, kann man sich leicht denken. Zusammen geht es in die weite Welt hinaus (oder doch wenigstens in die nächste Stadt), wo man gemeinsam allerhand Gefahren überwinden und allerhand Abenteuer bestehen muss. Wie ebenfalls in solchen Animes üblich, deutet sich nach der Hälfte der Serie ein Drama an, das dann nach etwa zwei Dritteln um sich zu greifen beginnt und das in einen viel zu klischeehaften Endkampf mündet.
Dabei ist es nicht so, daß der Anime das Fantasy-Genre und seine Topoi nicht ernstnehmen würde, im Gegenteil: er spielt virtuos mit den vertrauten Darstellungsmitteln und generiert daraus eine Menge Epicness und Humor. Beides gleichzeitig. Wie etwa in der Wolfsszene, als etwas in Lingzi erwacht und sie die Meute nach allen Regeln der Kunst niedermetzelt. Nach vollbrachter Tat ist sie dann wieder das liebenswerte Mädchen, das sich tief in das Herz des alten Drachens gräbt. Das Furcherregendste aber sind, wie man gesehen hat, ihre magischen Kräfte, mit denen sie nur so um sich schmeißt und ihren Mentor damit ein ums andere Mal in die Bredouille bringt. Daß der alte Sack selber nix auf die Reihe kriegt und daher sie ständig diejenige ist, die die Kohlen aus dem Feuer holt, ist natürlicher Teil der Comedy, auch wenn man versucht, die Relevanz dieses Umstandes auf ihre Hintergrundgeschichte zu legen.
In der Stadt begegnen sie dann der lokalen Gottheit, einer Wasserheiligen bzw. -dämonin (je nach Blickwinkel), die erstaunliche Ähnlichkeiten zu einem anderen Wasserwesen im Comedy-Bereich zeigt: Ika Musume. Ihr ähnelt Lingzi nicht nur in ihrem Naturell (aufbrausend und rachsüchtig) sondern auch in Sachen Verpeiltheit. Als Wassersdämonin ist sie eben auch nur »ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft«. Um es mal mit Mephistopheles [WP] auszudrücken. Aber auch auf andere Weise scheint sie sich ganz dem Wasser verschrieben zu haben.
Pünktlich zum Showdown treffen auch wieder der Held Lai Aode sowie die Schwertkämpferin Ai Li'antia, die man beide nach der ersten Hälfte des Animes etwas aus den Augen verloren hat, am Ort der Entscheidungsschlacht ein, um dem Guten zum Sieg zu verhelfen.
Fazit:
Trotz offensichtlicher Schwächen ein schöner Anime, angenehm und warmherzig, der es bei aller übertriebener Heiterkeitsinszenierung schafft, seine Charaktere nicht zu beschädigen. Bei aller Bescheidenheit der Mittel gut genug, um nicht zu langweilen, und bescheuert genug, um gut zu unterhalten.
Danksagung
Ein spezieller Dank geht hiermit an die Vorposter, ohne die ich diese Serie freiwillig nicht angeschaut hätte.
Beitrag wurde zuletzt am 12.04.2024 12:35 geändert.
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