AsaneRedakteur
#1Das Geplänkel zwischen dem gerissenen Gyaru und dem Nullchecker mit dem Herz in der Hose geht in die zweite Runde. Also ist es ziemlich überflüssig, noch was zur Prämisse zu schreiben, denn Wesentliches dazu findet man in der ersten Staffel. Daher im folgenden mehr über das, was anders ist.
Was könnte man erwarten? Noch mehr Geplänkel mit Standard-Gags natürlich, und damit auch das neu hinzu gekommene Publikum nicht völlig orientierungslos durch die Gegend stolpern muss, setzt man alles zurück auf 0 – als hätte eine erste Staffel nie existiert. Das etwa könnte man erwarten, so fühlt es sich auch an, aber schon gegen Ende der 1. Folge dieser zweiten Staffel merkt man, daß dem nicht so ist. Und das gehört mit zu den angenehmsten Punkten dieser Serie.
Was also gibt es Neues? Um mal etwas zu tiesern: Senpai hat mit dem Mangazeichnen aufgehört (hätte ich nach all den Anfeindungen und Kaspereien an seiner Stelle auch gemacht). Senpai bekommt einen Namen. Senpai bekommt Freunde. Senpai bekommt Sex.
Damit hat es folgende Bewandtnis: Ohne Namen ging vielleicht irgendwann nicht mehr. Aber darüber hinaus ist das auch insofern von Bedeutung, als er mit dem Namen auch sowas wie Persönlichkeit erhält. Das war in dem Auf und Ab der 1. Staffel stellenweise zwar auch schon zu bemerken, aber hier wird es greifbar. Freunde bekommt er aus taktisch-sozialen Gründen. Er darf sich nun aufgenommen fühlen in den einsamen Kreis der Klassentrottel. Als Versager vereint, erträgt es sich leichter. Sex gibt es am Ende. Oder wenigstens das, was Senpai dafür halten mag.
Außerdem – und das tut der Serie richtig gut! – gibt es Familie, auf beiden Seiten, in Form von Mutti sowie einer großen Schwester, die sich dermaßen aufführt, daß man sich bei Hayase über garnix mehr wundern muss. Schon gar nicht über solche grenzwertig zweideutigen Kondomübungen. Vor allem gibt es – *Tusch!* – Charakterentwicklung und als Zugabe noch Ganbatte. In den Disziplinen Judo und Skifahren. Beides dramaturgisch auf angenehm hohem Niveau, jedoch technisch unter aller Kanone. Was das Skifahren angeht, begnügt man sich damit, eine Person auf die Ski zu stellen und die Landschaft, garniert mit tausenden von Speedlines, daran vorbeizuziehen; Judo dagegen sieht so aus, daß man Griff 1 und Griff 2 zeichnet, und als Zuschauer hat man die Aufgabe, das interpolierend als "Wurf" zu begreifen, ebenfalls zusammengehalten von einem Schwung Speedlines. Alles ganz wie schon Jahrzehnte zuvor, wie bei »Yawara« zum Beispiel. Aber von dem Gekrittel mal abgesehen: Hayase Nagatoro macht als Judoka eine verflixt gute Figur! Ach, Blödsinn: eigentlich macht sie mit allem, was sie anhat oder nicht anhat, eine gute Figur.
Was der Serie aus meiner Sicht nicht ganz so gut tut, ist die Comedy, die sich kein Haar anders verhält wie von der Vorgängerstaffel gewohnt. Die immergleichen Gags werden immer noch systematisch totgeritten und erweisen sich als echtes Problem für den Humor. Besonders, was Senpai betrifft. Zwar darf man registrieren, daß er insofern dazugelernt hat, als er in der Lage ist, mögliche Reaktionen abzusehen bzw. Alternativen abzuwägen. Aber dennoch: jedes zweite Wort ist ein heilloses Gestottere und staksiges Geholpere, mit fistelnder Stimme, und Augenkontakt wird immer noch konsequent vermieden. Leider fehlt ihm die nötige Frechheit und Dreistigkeit, einfach mal auf gut Glück gegenzuhalten und einfach mal das Unerwartete zu tun und zu denken. Was hat er schon zu verlieren? Seinen Loser-Status vielleicht. Daß alles derart grässlich überinszeniert ist, macht es nicht gerade leichter. Nicht für Senpai und auch nicht für den Zuschauer.
Daß man Hayase ständig mit gebleckten Zähnen in der Gegend rumstehen sieht, hilft da auch nicht viel. Allerdings strahlt sie immer auch diese natürliche Autorität aus, und dafür bewundere ich sie. Und vor allem bekommt sie immer öfter gezeigt und gesagt, wo die Grenzen sind, was man besser unterlässt, wenn das Selbstvertrauen und die Aufrichtigkeit des anderen nicht in Scherben gehen soll. Nein, nicht nur sie alleine. Auf beiden Seiten finden sich nahestehende Personen, die ihnen sagen, was Sache ist. Und so kommt schlussendlich doch so etwas wie eine Romanze in Gang.
Ähnlich nervig wie Senpais überinszenierte Trotteligkeit kommt auch der Großteil der Musik rüber, und ähnlich mitreißend und bezaubernd wie Nagatoros Naturell erweist sich der neue Stil der Hintergründe, die nun etwas anders gestaltet sind, weicher und aquarelliger, aber deshalb nicht schlechter.
Abschließend noch ein Wort zu ein paar Eigentümlichkeiten und niedlichen Szenen. Ganz wie in der ersten Staffel findet sich die entscheidende Szene in Folge 2 – für Senpai, was Nagatoros Verhalten betrifft. War es in der ersten Staffel die Restaurantszene, die ihm die Augen öffnet für Hayases eigenwilliges Verhalten ihm gegenüber, erlebt er angesichts der unverschämt herablassenden Reaktion eines Ignorantenpärchens, das über die im Zoo angefertigten Zeichnungen ablästert, eine ganz andere Seite von ihr, wenn sich ihr Gerechtigkeitssinn energisch und unaufhaltsam Bahn bricht.
Das ist der Grund, warum ich dieses kleine, liebe Energiebündel trotz allem so sehr schätze. Sehr niedlich, wenn sie sich unbeobachtet fühlt oder, unausgeschlafen und hilflos in scheinbar sicherer Umgebung, auf völlig falschem Fuß erwischt wird. Auch sie kennt die Strudel des Lebens, in denen ein Charakter wie Senpai unterzugehen droht, und vielleicht ist ja auch das ein Grund dafür, daß sie ihn so schonungslos pusht. Daher ist es für den Zuschauer auch wunderschön mit anzusehen, wie sie ganz allmählich die Kurve kriegt. Ob es wohl noch zu einer 3. Staffel kommt?
Was könnte man erwarten? Noch mehr Geplänkel mit Standard-Gags natürlich, und damit auch das neu hinzu gekommene Publikum nicht völlig orientierungslos durch die Gegend stolpern muss, setzt man alles zurück auf 0 – als hätte eine erste Staffel nie existiert. Das etwa könnte man erwarten, so fühlt es sich auch an, aber schon gegen Ende der 1. Folge dieser zweiten Staffel merkt man, daß dem nicht so ist. Und das gehört mit zu den angenehmsten Punkten dieser Serie.
Was also gibt es Neues? Um mal etwas zu tiesern: Senpai hat mit dem Mangazeichnen aufgehört (hätte ich nach all den Anfeindungen und Kaspereien an seiner Stelle auch gemacht). Senpai bekommt einen Namen. Senpai bekommt Freunde. Senpai bekommt Sex.
Damit hat es folgende Bewandtnis: Ohne Namen ging vielleicht irgendwann nicht mehr. Aber darüber hinaus ist das auch insofern von Bedeutung, als er mit dem Namen auch sowas wie Persönlichkeit erhält. Das war in dem Auf und Ab der 1. Staffel stellenweise zwar auch schon zu bemerken, aber hier wird es greifbar. Freunde bekommt er aus taktisch-sozialen Gründen. Er darf sich nun aufgenommen fühlen in den einsamen Kreis der Klassentrottel. Als Versager vereint, erträgt es sich leichter. Sex gibt es am Ende. Oder wenigstens das, was Senpai dafür halten mag.
Außerdem – und das tut der Serie richtig gut! – gibt es Familie, auf beiden Seiten, in Form von Mutti sowie einer großen Schwester, die sich dermaßen aufführt, daß man sich bei Hayase über garnix mehr wundern muss. Schon gar nicht über solche grenzwertig zweideutigen Kondomübungen. Vor allem gibt es – *Tusch!* – Charakterentwicklung und als Zugabe noch Ganbatte. In den Disziplinen Judo und Skifahren. Beides dramaturgisch auf angenehm hohem Niveau, jedoch technisch unter aller Kanone. Was das Skifahren angeht, begnügt man sich damit, eine Person auf die Ski zu stellen und die Landschaft, garniert mit tausenden von Speedlines, daran vorbeizuziehen; Judo dagegen sieht so aus, daß man Griff 1 und Griff 2 zeichnet, und als Zuschauer hat man die Aufgabe, das interpolierend als "Wurf" zu begreifen, ebenfalls zusammengehalten von einem Schwung Speedlines. Alles ganz wie schon Jahrzehnte zuvor, wie bei »Yawara« zum Beispiel. Aber von dem Gekrittel mal abgesehen: Hayase Nagatoro macht als Judoka eine verflixt gute Figur! Ach, Blödsinn: eigentlich macht sie mit allem, was sie anhat oder nicht anhat, eine gute Figur.
Was der Serie aus meiner Sicht nicht ganz so gut tut, ist die Comedy, die sich kein Haar anders verhält wie von der Vorgängerstaffel gewohnt. Die immergleichen Gags werden immer noch systematisch totgeritten und erweisen sich als echtes Problem für den Humor. Besonders, was Senpai betrifft. Zwar darf man registrieren, daß er insofern dazugelernt hat, als er in der Lage ist, mögliche Reaktionen abzusehen bzw. Alternativen abzuwägen. Aber dennoch: jedes zweite Wort ist ein heilloses Gestottere und staksiges Geholpere, mit fistelnder Stimme, und Augenkontakt wird immer noch konsequent vermieden. Leider fehlt ihm die nötige Frechheit und Dreistigkeit, einfach mal auf gut Glück gegenzuhalten und einfach mal das Unerwartete zu tun und zu denken. Was hat er schon zu verlieren? Seinen Loser-Status vielleicht. Daß alles derart grässlich überinszeniert ist, macht es nicht gerade leichter. Nicht für Senpai und auch nicht für den Zuschauer.
Daß man Hayase ständig mit gebleckten Zähnen in der Gegend rumstehen sieht, hilft da auch nicht viel. Allerdings strahlt sie immer auch diese natürliche Autorität aus, und dafür bewundere ich sie. Und vor allem bekommt sie immer öfter gezeigt und gesagt, wo die Grenzen sind, was man besser unterlässt, wenn das Selbstvertrauen und die Aufrichtigkeit des anderen nicht in Scherben gehen soll. Nein, nicht nur sie alleine. Auf beiden Seiten finden sich nahestehende Personen, die ihnen sagen, was Sache ist. Und so kommt schlussendlich doch so etwas wie eine Romanze in Gang.
Ähnlich nervig wie Senpais überinszenierte Trotteligkeit kommt auch der Großteil der Musik rüber, und ähnlich mitreißend und bezaubernd wie Nagatoros Naturell erweist sich der neue Stil der Hintergründe, die nun etwas anders gestaltet sind, weicher und aquarelliger, aber deshalb nicht schlechter.
Abschließend noch ein Wort zu ein paar Eigentümlichkeiten und niedlichen Szenen. Ganz wie in der ersten Staffel findet sich die entscheidende Szene in Folge 2 – für Senpai, was Nagatoros Verhalten betrifft. War es in der ersten Staffel die Restaurantszene, die ihm die Augen öffnet für Hayases eigenwilliges Verhalten ihm gegenüber, erlebt er angesichts der unverschämt herablassenden Reaktion eines Ignorantenpärchens, das über die im Zoo angefertigten Zeichnungen ablästert, eine ganz andere Seite von ihr, wenn sich ihr Gerechtigkeitssinn energisch und unaufhaltsam Bahn bricht.
Das ist der Grund, warum ich dieses kleine, liebe Energiebündel trotz allem so sehr schätze. Sehr niedlich, wenn sie sich unbeobachtet fühlt oder, unausgeschlafen und hilflos in scheinbar sicherer Umgebung, auf völlig falschem Fuß erwischt wird. Auch sie kennt die Strudel des Lebens, in denen ein Charakter wie Senpai unterzugehen droht, und vielleicht ist ja auch das ein Grund dafür, daß sie ihn so schonungslos pusht. Daher ist es für den Zuschauer auch wunderschön mit anzusehen, wie sie ganz allmählich die Kurve kriegt. Ob es wohl noch zu einer 3. Staffel kommt?
Beitrag wurde zuletzt am 22.04.2024 17:24 geändert.
Kommentare
Bei „Don’t Toy with Me, Miss Nagatoro“ (beide Staffeln) sieht die Sache jedoch ein wenig anders aus; der gute Senpai hat durchaus Stärken, beharrlich und besonnen erträgt er die Unmengen an Neckereien seiner hübschen Mitschülerin und bleibt dennoch seiner Linie treu.
Zudem ist unsere Heldin Hayase Nagatoro selbst auch schon mal unsicher (was sie allerdings glänzend und schlagfertig überspielen kann).
Was mir besonders gut gefallen hat ist die graphische Darstellung von Körpersprache und Mimik, selbstverständlich oft übertrieben, aber klasse gemacht und so intensiv ist mir das bisher bei keinem anderen Anime aufgefallen.
Ein Augenschmaus!
Mit „Don’t Toy with Me, Miss Nagatoro“ hatte ich ein äußerst unterhaltsame Animes mit lustigen, abwechslungsreichen Folgen und durchweg sympathischen Charakteren.
Sowohl die Lachmuskeln als auch das Herz wurden berührt.
Mehr will und erwarte ich nicht von einer romantischen Komödie!