AsaneRedakteur
#1Über eines sollte man sich klar sein, wenn man sich der Serie nähert: Dieser kleine Anime über eine kleine, frischgebackene Alchemistin ist kein Drama, nicht mal ein Adventure-Anime; das ist ein waschechter Wohlfühlanime. Einer von der Sorte dieser klinisch reinen Isekai Fantasy-Animes, die ausschauen, als hätte man die Grafik mit Clearasil behandelt. Nichts Ungewöhnliches also. Den weiblichen Zuschauer erwartet heimelige Atmosphäre und kindliche Unschuld, was sich rein schon im Optischen ausdrückt: Shoujo-Farben, wo man nur hinschaut. Auf der anderen Seite geizt man aber auch nicht mit Oberweite, weshalb man sich auch für "Zielgruppe: männlich" entschieden hat.
Das wirkt sich auch auf das Personal aus, denn alle Beteiligte sind hochsympathisch, herzlich besorgt und von einnehmendem Wesen. Die Bösen natürlich vorbildlich böse und von klischeehafter Böse-Statur. Die Monster sind so monsterhaft, wie Monster eben nur sein können; in ihren gar schröcklich gefährlichen Waffen schwanken sie zwischen den Extremen Eis und Feuer. Dazwischen gibt es nix. Deswegen ist die Darstellung all dieser Eigenschaften auch ganz schröcklich fantasielos. Obwohl es doch ein Fantasy-Anime sein soll …
Von einnehmendem Wesen ist ganz besonders die Protagonistin Sarasa, die nicht nur sehr freundlich und sehr zuvorkommend ist, sondern auch – gerissen. Und geschäftstüchtig. Mehr als einmal hatte ich das Gefühl, sie wäre in »Spice and Wolf« eigentlich besser aufgehoben. Mit ihren gerade mal 15 Jährchen verblüfft sie ihre Umgebung so einige Male durch unerwartete Verschlagenheit und überlegene Kampfkraft. Natürlich muss man in einer feudalen Gesellschaft, in einer Welt ohne Krankenkasse also, schauen, wo man bleibt, und der Anime schaffte es auch immer mal wieder, einen kleinen Ausflug in die Welt der Ökonomie mitsamt einiger charakteristischen Besonderheiten des Kapitalismus zu bieten. Trotzdem wird dieses Insistieren auf monetären Aspekten irgendwann einfach zuviel. Selbst wenn es der humoristischen Seite dient.
Über die Welt dieser Gesellschaft wird einiges angedeutet und nur weniges ausgesprochen; vieles bleibt im luftleeren Raum stehen und etwaige Probleme sind ratzfatz erledigt. Da hätte man mehr draus machen können, detaillierter die Dinge anpacken, aber dann hätt's wahrscheinlich auch doppelt so viele Folgen gebraucht. Außerdem hätt' es dann spannende, dramatische Momente gegeben, und das wollte man offensichtlich nicht. (Allerdings weiß ich auch nicht, wie da die zugrunde liegende Lichtnovelle gestrickt ist.) Um für die richtige Motivation zu sorgen, wird der armen Sarasa dann kurz noch eine tragische Kindheit verpasst, mit der man in 3 Minuten durch ist, so nach dem üblichen Programm: tragischer Verlust der Eltern, Waisenhaus, nicht mal "Geld für den Friseur" (Rabiator). Natürlich auch keine Freunde, dafür zielstrebig Klassenbeste, und trifft immer zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute. Die üblichen Probleme, auf die man in Fantasy-Animes so trifft, also Krankheit, Verletzung, Monster, werden stets auf die einzig mögliche Art angegangen: mit Magie. Beispielsweise mit Reinigungsmagie, die sie auf ihre neu erworbene Hütte anwendet. (Damit könnte sie gern auch mal zu mir kommen.)
Wenn man's recht bedenkt, ist nichts an diesem Anime originell oder gar neu. Er versucht mit seiner Optik zu beeindrucken und mit der Leichtigkeit und Herzenswärme der Mädchen (geschätzt 80% der Charaktere sind weiblich). Damit verlässt er sich voll und ganz auf den Charme des Bewährten und Bekannten, und das einzige, womit man überrascht werden kann, ist der Humor.
Die generelle Lustigkeit der Aktionen ist nicht gerade berauschend, aber da, wo verborgene Charaktereigenschaften ausgespielt werden, läuft er zur Hochform auf. Wie in der früher Bärenszene, als Sarasa nach erfolgreichem Kampf das Biest zerlegt, wertvolle und bluttriefende Organe unbeeindruckt und mit spielerischer Begeisterung entnimmt, wo die anderen erstmal einen Schritt zurück machen – das ist schon erstaunlich. Vor allem, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, daß sie kurz zuvor noch höllische Angst vor ein paar Würmern hatte. Und wenn so ein Viech erledigt ist, wird natürlich gekocht. So ähnlich wie in »Kuutei Dragons«.
Diese Linie wird von der Musik im Hintergrund unauffällig unterstützt, die wohlig und federleicht instrumentiert ist, hier eine Habanera bringt, da ein wenig Satie klaut, und ansonsten ein Schmuckstück für jede Operette wäre. Die Übersetzung lässt sich auch nicht lumpen und schwingt sich zu Sphären auf, die den Anime selber weit hinter sich lässt. Sowas wie "ni kai" (2. floor) wird tatsächlich mal als "1. Stock" übersetzt, und sogar "ken" (Schwert) wird völlig sachgerecht und kontextsensitiv mit "Degen" wiedergegeben.
Dieser hier verfolgte Verzicht auf Dramatik und eigentlich auch auf Story hat zur Folge, daß man etwaige Lücken im Geschehen mit pfundweise Selbstgesprächen füllen muss – zum Wohle des Zuschauers. Aber immerhin macht der Anime früh klar, daß es auf so altmodische Sachen wie Plausibliltät und Kausalität nicht ankommt. Alles wird sehr einfach erklärt und dargestellt, – einfach, anschaulich und monokausal. Als würde hier eine Bilderbuchgeschichte erzählt. Man verlässt sich auf die Sympathiepunkte, die man anhand der Charaktere einzuheimsen gedenkt, auf das keimfreie Artwork, das die Scheu vor echten Animationen überspielen soll (Standbilder en masse) und setzt auf niedlichen, Slapstick-nahen Humor. Der leider in nur wenig Szenen wirklich greift, wenn zum Beispiel die Monsterjagd-Truppe die Viecher per Tritt in den Hintern erledigt oder Sarasa ihre neu erfundenen Magie-Hüte kocht.
Fazit:
Auch in dieser Serie versucht man, den Zuschauer mit mittelalterlichem Fachwerkhaus-Barock aus dem Isekai Fantasy-Baukasten zu beeindrucken. Immerhin mit Art-Deco-Elementen und Jugendstil versetzt. Aber man trifft keinerlei Anstalten, irgendwie originell zu sein oder gar Neues zu wagen. Die Flut an Standbildern zeugt davon, daß es leichter ist, am Computer etwas zu malen, als das Gemalte dann auch noch zu animieren. Deshalb sehen Schwimmbewegungen im Wasser wie auch Lagerfeuer noch so aus wie 30 Jahre zuvor schon. Man kann eben nicht alles mit CGI kaschieren.
Übrig bleibt ein sehr idealistischer und bilderbuchmäßiger Wohlfühlanime, der jedes dramatische Geschehen meidet (und das, was in den letzten beiden Folgen geboten wird, mag ich nicht als "Drama" werten) und der aufgrund dieses Umstands keine Charakterentwicklung bietet, weswegen die Charaktere eher blass bleiben, so sympathisch sie auch sein mögen. Da, wo er interessant hätte sein können, wie in der Ausarbeitung dieser magiereichen Welt oder bei deren Ökonomie, kneift er und lässt den Zuschauer mit zu einfachen Antworten zurück.
Das wirkt sich auch auf das Personal aus, denn alle Beteiligte sind hochsympathisch, herzlich besorgt und von einnehmendem Wesen. Die Bösen natürlich vorbildlich böse und von klischeehafter Böse-Statur. Die Monster sind so monsterhaft, wie Monster eben nur sein können; in ihren gar schröcklich gefährlichen Waffen schwanken sie zwischen den Extremen Eis und Feuer. Dazwischen gibt es nix. Deswegen ist die Darstellung all dieser Eigenschaften auch ganz schröcklich fantasielos. Obwohl es doch ein Fantasy-Anime sein soll …
Von einnehmendem Wesen ist ganz besonders die Protagonistin Sarasa, die nicht nur sehr freundlich und sehr zuvorkommend ist, sondern auch – gerissen. Und geschäftstüchtig. Mehr als einmal hatte ich das Gefühl, sie wäre in »Spice and Wolf« eigentlich besser aufgehoben. Mit ihren gerade mal 15 Jährchen verblüfft sie ihre Umgebung so einige Male durch unerwartete Verschlagenheit und überlegene Kampfkraft. Natürlich muss man in einer feudalen Gesellschaft, in einer Welt ohne Krankenkasse also, schauen, wo man bleibt, und der Anime schaffte es auch immer mal wieder, einen kleinen Ausflug in die Welt der Ökonomie mitsamt einiger charakteristischen Besonderheiten des Kapitalismus zu bieten. Trotzdem wird dieses Insistieren auf monetären Aspekten irgendwann einfach zuviel. Selbst wenn es der humoristischen Seite dient.
Über die Welt dieser Gesellschaft wird einiges angedeutet und nur weniges ausgesprochen; vieles bleibt im luftleeren Raum stehen und etwaige Probleme sind ratzfatz erledigt. Da hätte man mehr draus machen können, detaillierter die Dinge anpacken, aber dann hätt's wahrscheinlich auch doppelt so viele Folgen gebraucht. Außerdem hätt' es dann spannende, dramatische Momente gegeben, und das wollte man offensichtlich nicht. (Allerdings weiß ich auch nicht, wie da die zugrunde liegende Lichtnovelle gestrickt ist.) Um für die richtige Motivation zu sorgen, wird der armen Sarasa dann kurz noch eine tragische Kindheit verpasst, mit der man in 3 Minuten durch ist, so nach dem üblichen Programm: tragischer Verlust der Eltern, Waisenhaus, nicht mal "Geld für den Friseur" (Rabiator). Natürlich auch keine Freunde, dafür zielstrebig Klassenbeste, und trifft immer zum richtigen Zeitpunkt die richtigen Leute. Die üblichen Probleme, auf die man in Fantasy-Animes so trifft, also Krankheit, Verletzung, Monster, werden stets auf die einzig mögliche Art angegangen: mit Magie. Beispielsweise mit Reinigungsmagie, die sie auf ihre neu erworbene Hütte anwendet. (Damit könnte sie gern auch mal zu mir kommen.)
Wenn man's recht bedenkt, ist nichts an diesem Anime originell oder gar neu. Er versucht mit seiner Optik zu beeindrucken und mit der Leichtigkeit und Herzenswärme der Mädchen (geschätzt 80% der Charaktere sind weiblich). Damit verlässt er sich voll und ganz auf den Charme des Bewährten und Bekannten, und das einzige, womit man überrascht werden kann, ist der Humor.
Die generelle Lustigkeit der Aktionen ist nicht gerade berauschend, aber da, wo verborgene Charaktereigenschaften ausgespielt werden, läuft er zur Hochform auf. Wie in der früher Bärenszene, als Sarasa nach erfolgreichem Kampf das Biest zerlegt, wertvolle und bluttriefende Organe unbeeindruckt und mit spielerischer Begeisterung entnimmt, wo die anderen erstmal einen Schritt zurück machen – das ist schon erstaunlich. Vor allem, wenn man sich ins Gedächtnis ruft, daß sie kurz zuvor noch höllische Angst vor ein paar Würmern hatte. Und wenn so ein Viech erledigt ist, wird natürlich gekocht. So ähnlich wie in »Kuutei Dragons«.
Diese Linie wird von der Musik im Hintergrund unauffällig unterstützt, die wohlig und federleicht instrumentiert ist, hier eine Habanera bringt, da ein wenig Satie klaut, und ansonsten ein Schmuckstück für jede Operette wäre. Die Übersetzung lässt sich auch nicht lumpen und schwingt sich zu Sphären auf, die den Anime selber weit hinter sich lässt. Sowas wie "ni kai" (2. floor) wird tatsächlich mal als "1. Stock" übersetzt, und sogar "ken" (Schwert) wird völlig sachgerecht und kontextsensitiv mit "Degen" wiedergegeben.
Dieser hier verfolgte Verzicht auf Dramatik und eigentlich auch auf Story hat zur Folge, daß man etwaige Lücken im Geschehen mit pfundweise Selbstgesprächen füllen muss – zum Wohle des Zuschauers. Aber immerhin macht der Anime früh klar, daß es auf so altmodische Sachen wie Plausibliltät und Kausalität nicht ankommt. Alles wird sehr einfach erklärt und dargestellt, – einfach, anschaulich und monokausal. Als würde hier eine Bilderbuchgeschichte erzählt. Man verlässt sich auf die Sympathiepunkte, die man anhand der Charaktere einzuheimsen gedenkt, auf das keimfreie Artwork, das die Scheu vor echten Animationen überspielen soll (Standbilder en masse) und setzt auf niedlichen, Slapstick-nahen Humor. Der leider in nur wenig Szenen wirklich greift, wenn zum Beispiel die Monsterjagd-Truppe die Viecher per Tritt in den Hintern erledigt oder Sarasa ihre neu erfundenen Magie-Hüte kocht.
Fazit:
Auch in dieser Serie versucht man, den Zuschauer mit mittelalterlichem Fachwerkhaus-Barock aus dem Isekai Fantasy-Baukasten zu beeindrucken. Immerhin mit Art-Deco-Elementen und Jugendstil versetzt. Aber man trifft keinerlei Anstalten, irgendwie originell zu sein oder gar Neues zu wagen. Die Flut an Standbildern zeugt davon, daß es leichter ist, am Computer etwas zu malen, als das Gemalte dann auch noch zu animieren. Deshalb sehen Schwimmbewegungen im Wasser wie auch Lagerfeuer noch so aus wie 30 Jahre zuvor schon. Man kann eben nicht alles mit CGI kaschieren.
Übrig bleibt ein sehr idealistischer und bilderbuchmäßiger Wohlfühlanime, der jedes dramatische Geschehen meidet (und das, was in den letzten beiden Folgen geboten wird, mag ich nicht als "Drama" werten) und der aufgrund dieses Umstands keine Charakterentwicklung bietet, weswegen die Charaktere eher blass bleiben, so sympathisch sie auch sein mögen. Da, wo er interessant hätte sein können, wie in der Ausarbeitung dieser magiereichen Welt oder bei deren Ökonomie, kneift er und lässt den Zuschauer mit zu einfachen Antworten zurück.
Beitrag wurde zuletzt am 12.02.2023 23:06 geändert.
Kommentare
Am Ende kann es zwar als angenehme kurze Unterhaltung für Zwischendurch herhalten aber weil alle Handlungsabschnitte so flach bleiben und in Windeseile im harmlosen Nichts verschwinden bleibt irgendwie nichts was den Titel großartig abhebt oder empfehlenswert macht.